Noch ein Ratschlag für den Kauf von gebrauchten Klassikplatten. Man findet gar nicht wenige Digitalaufnahmen aus den frühen 80er Jahren, die damals neben der neuen CD auch noch auf Platte gepresst wurden, wobei sich die Platten teilweise besser anhören als jene unterirdischen CDs, weil beim Transfer auf Lackfolie die Härten der ersten digitalen Aufnahmen abgeschwächt wurden. Es mag Ausnahmen geben, aber meine Meinung ist die: Finger weg, das Zeug taugt nichts, insbesondere auf ebenfalls frühem zu harten DMM-Mastering. Das ist digitaler Sondermüll, den die Händler gefälligst selbst beseitigen sollen, anstatt ihn ihren Kunden anzudrehen. Bin erst langsam zu der Meinung gekommen, nachdem ich wirklich nicht wenige Scheiben bewusst angehört habe, an denen ich sonst immer jahrelang gezielt vorbeigegriffen hatte. Jetzt werden sie aussortiert. Wie gesagt, gilt nur für Klassik, bei Rock und Jazz kann ich da auf den Klang bezogen nicht mitreden. Wer unbedingt das eine oder andere aus der Zeit hören will, ist mit einer grob geschätzt nach dem Jahr 2000 kosmetisch geremasterten CD besser bedient. Das ganze ist natürlich jammerschade, weil die Musikindustrie nach der Markteinführung der CD nochmals in einen - im Vergleich zu den 60er Jahren - zwar kleinen, aber doch beachtlichen Produktionsrausch mit vielen künstlerisch phantastischen Einspielungen geriet.
Leider merkten die Labelbosse recht schnell, dass sie gar nicht so viel neu und teuer fürs digitale Zeitalter produzieren mussten wie nach der Erfindung des Stereo in den 60ern für die Platte, sondern viel billiger ihre inzwischen gigantischen Analogarchive einfach nur recyceln durften. Ein bisschen Werbung, und der Kunde zahlte. Die Krone des Unsinns waren dann Schallplatten mit digitalen Remastern analoger Aufnahmen, die früher schon als Schallplatte erschienen waren.
Wie erwähnt, meine schlechte Meinung darüber gilt nur für die digitale "Steinzeit". Später differenziert sich der Markt so sehr, dass man m.E. nur noch wenig grundsätzliches darüber sagen kann. Und heute gibt es bereits vielversprechende Versuche, digital in hoher Qualität aufzunehmen, die einzelnen Spuren (kein Summensignal!) dann aber analog umzuwandeln fürs weitere Mastering einer Schallplatte, was man grob als "DAA" abkürzen könnte. Geht also nicht um "Digital-Bashing" oder die alte Leier "analog vs. digital".
Typischer Werbetext aus den frühen 80er Jahren
Viele Grüße - Frank