Der KA-907 gilt für viele Liebhaber klassischer Geräte als "Mutter aller vintage Vollverstärker". Ab 1979 wurde das Gerät gebaut und war Bestandteil der "High Speed" Serie, zu der
u.A. auch die 700M Monoblöcke gehörten. Sehr "schnell"....und auch schnell kaputt ;)
Dieser 907 fiel dem Besitzer durch unregelmäßiges Rascheln auf dem rechten Kanal auf, aber letztendlich waren die Mängel doch ganz erheblich, da er hier nach dem ersten Einschalten
lediglich ein "Krächzen" aus dem rechten Lautsprecher lieferte. Im Sekundentakt oszillierte der Verstärker, wobei die HF-Leistung aber gering blieb. Den Hochtöner der Werkstattbox gibt es also noch. ;)
Die Front und besonders der Deckel sind gut erhalten.
Nach einer ersten Überprüfung stellte sich heraus, dass praktisch alle Elkos (ausnahmslos Elnas) so trocken waren, dass der B-side im quick & dirty Test bei fast allen Elkos "no component detected" ausgab. Manchmal auch ein paar picos.....Es sind noch die ersten Elkos, die auf der Frontend-Platine der Endstufen extrem aufgewärmt werden. Sie befinden sich teilweise in 2mm Abstand zu >80 Grad warmen Transistoren....Das hat nach 40 Jahren Spuren hinterlassen.
Die Gummidichtung ist betonähnlich ausgehärtet.
Entsprechend sind auch die Werte. Dieser Elko erreichte nach dem einstecken in die Fixture 270 pF, die nach einer Minute auf knapp 2µF anstiegen....trocken. Normalerweise messe ich keine Minute, aber diesen Elko hatte ich kurzzeitig im Messgerät vergessen ;)
Es ist erstaunlich, dass besonders der linke Kanal in diesem Zustand noch irgendwie ohne sofort hörbare (!) Fehler funktionierte. Nach Wechsel der trockenen Elkos wurde das Gerät dann
auf den Meßplatz gestellt, wo es bereits nach 5 Minuten wiederholt Fehler auf dem rechten Kanal zeigte. Die Verzerrungen stiegen in unregelmäßigen Abständen auf gut 3 % mit zeitweise hörbarem "Rascheln". Nach Abkühlung ging es dann wieder für ein paar Minuten gut.
Ursache war (von Anfang an) ein defekter 2SA1125, der (wie sein Komplementär und weitere Transistoren in diesem Bereich) etwa 90 Grad vertragen muss.
Mit Kältespray war er schnell gefunden. Das sind 200 MHz Transistoren, die zu dieser Zeit in Hifi Verstärkern nicht unbedingt üblich waren. Heute ist er wie auch der C2633 nicht mehr gut erhältlich, kann aber durch modernen Ersatz (2SC5171 & SA1930, 200MHz ) ersetzt werden, ohne irgendwelche Verschlechterungen in Kauf zu nehmen. Cob liegt zwar um etwa 4x höher, hat aber noch keinen erkennbaren Einfluss auf die Eigenschaften des Verstärkers.
Danach war das Problem Beseitigt. Es stellt sich natürlich die Frage, ob und wann es mit irgendwelchen anderen Transistoren Alterungsprobleme gibt, aber eine Komplettrevision, die den Namen auch verdient, möchte und werde ich -zumindest für andere Leute- nicht durchführen. ;) Wo fängt man an? Wo hört man auf, wer will das bezahlen?
Nach 30 Minuten Warmlaufzeit, Kontrollen mit dem IR-Thermometer ;) und Einstellarbeiten, ging es dann wieder zum Meßplatz....
Die Lautsprecherterminals wurden irgendwann gegen WBT´s ausgetauscht und intern mit 4mm² verkabelt, was unnötige Enge im Inneren erzeugt, und auch sinnlos ist. 1,5mm² wären hier angemessen und handwerklich besser gewesen, da bis zu den Relais nur wenige cm verlegt werden müssen.
Ein paar Meßwerte:
FFT, 1W, 1KHz, 8R links:
Nochmal rechts:
THD & N beträgt dabei auf beiden Kanälen etwa 0,005% (22 KHz bw) . Harmonische sind im Rauschflur nicht zu erkennen. der Wert ergibt sich alleine aus Netzstörungen und Rauschen.
Amplitudenfrequenzgang L&R , 1W, 8R. Den weiteren Verlauf ab 200Khz kann ich mit diesem Meßgerät nicht mehr darstellen. Es ist voraussichtlich mit einem leichten Anstieg auf vielleicht +0,7 dB zu rechnen, evtl auch mit weiterer leichter Welligkeit.
-3 dB wird bei etwa 400 KHz erreicht.
Rechteckverhalten , 1W in 8R . Leichter Overshoot erkennbar. Sehr breitbandig, was ja zu erwarten war.
Anstiegszeit , 1W, 8R : Etwas über 800 ns. Ob das sinnvoll ist, und ob es der Garant für gute Impulswiedergabe ist, die man dann auch hörbar nachvollziehen kann, ist eine Glaubensfrage.
Ich glaube es nicht ;)
Von unten nach oben : Filter (Hi & lo), Linearsteliung, sowie variable Loudness in drei Stufen.
Phono MM. Die aufgedruckten Eingangswiderstände stimmen auf 5% genau. Die Eingangskapazität ist mit gerade mal 135 pF fest vorgegeben.
MC 100 ohm.
Blau & Rot : L&R via tape out. Unter 0,1 dB Differenz. Grün mit MM TA 460 mH, ca. 500 ohm. Cyan mit zusätzlichen 120 pF.
Was sagte mir der Besitzer? Bitte keinen Leistungstest durchführen. Tatsächlich kann bei den alten Opas immer etwas kaputtgehen, aber zumindest die 8 ohm Messung habe ich dann doch gemacht. ;)
Gut sieht sie aus. :thumbsup: ...Beide Kanäle ziemlich deckungsgleich, knapp über 200W x 2 . Leistungsaufnahme max. 880W. (8R)
Für technisch Interessierte, die in diesem Fall verwendeten Meßgeräte:
Arbiträrgenerator Lecroy 9109 (ab 1993), ein 19" Gerät mit Kabelfernbedienung. Liefert Rechtecksignale in sehr guter Qualität, folgt der Mathematik besser als viele andere: -90 dB für geradzahlige
Harmonische. Tastverhältnis auf 2 Nachkommastellen exakt, Anstiegszeit unter 5 ns. (mit den richtigen Kabeln) ;)
Tektronix DSA602. "top of the line" in den späten 80ern" Damals unbezahlbar. Heute mit einigen Abstrichen noch immer gut einsetzbar.
AP System two 2322
Panasonic VP7731A:
Ando AG-4311 LCR Meßgerät:
u.A. auch die 700M Monoblöcke gehörten. Sehr "schnell"....und auch schnell kaputt ;)
Dieser 907 fiel dem Besitzer durch unregelmäßiges Rascheln auf dem rechten Kanal auf, aber letztendlich waren die Mängel doch ganz erheblich, da er hier nach dem ersten Einschalten
lediglich ein "Krächzen" aus dem rechten Lautsprecher lieferte. Im Sekundentakt oszillierte der Verstärker, wobei die HF-Leistung aber gering blieb. Den Hochtöner der Werkstattbox gibt es also noch. ;)
Die Front und besonders der Deckel sind gut erhalten.
Nach einer ersten Überprüfung stellte sich heraus, dass praktisch alle Elkos (ausnahmslos Elnas) so trocken waren, dass der B-side im quick & dirty Test bei fast allen Elkos "no component detected" ausgab. Manchmal auch ein paar picos.....Es sind noch die ersten Elkos, die auf der Frontend-Platine der Endstufen extrem aufgewärmt werden. Sie befinden sich teilweise in 2mm Abstand zu >80 Grad warmen Transistoren....Das hat nach 40 Jahren Spuren hinterlassen.
Die Gummidichtung ist betonähnlich ausgehärtet.
Entsprechend sind auch die Werte. Dieser Elko erreichte nach dem einstecken in die Fixture 270 pF, die nach einer Minute auf knapp 2µF anstiegen....trocken. Normalerweise messe ich keine Minute, aber diesen Elko hatte ich kurzzeitig im Messgerät vergessen ;)
Es ist erstaunlich, dass besonders der linke Kanal in diesem Zustand noch irgendwie ohne sofort hörbare (!) Fehler funktionierte. Nach Wechsel der trockenen Elkos wurde das Gerät dann
auf den Meßplatz gestellt, wo es bereits nach 5 Minuten wiederholt Fehler auf dem rechten Kanal zeigte. Die Verzerrungen stiegen in unregelmäßigen Abständen auf gut 3 % mit zeitweise hörbarem "Rascheln". Nach Abkühlung ging es dann wieder für ein paar Minuten gut.
Ursache war (von Anfang an) ein defekter 2SA1125, der (wie sein Komplementär und weitere Transistoren in diesem Bereich) etwa 90 Grad vertragen muss.
Mit Kältespray war er schnell gefunden. Das sind 200 MHz Transistoren, die zu dieser Zeit in Hifi Verstärkern nicht unbedingt üblich waren. Heute ist er wie auch der C2633 nicht mehr gut erhältlich, kann aber durch modernen Ersatz (2SC5171 & SA1930, 200MHz ) ersetzt werden, ohne irgendwelche Verschlechterungen in Kauf zu nehmen. Cob liegt zwar um etwa 4x höher, hat aber noch keinen erkennbaren Einfluss auf die Eigenschaften des Verstärkers.
Danach war das Problem Beseitigt. Es stellt sich natürlich die Frage, ob und wann es mit irgendwelchen anderen Transistoren Alterungsprobleme gibt, aber eine Komplettrevision, die den Namen auch verdient, möchte und werde ich -zumindest für andere Leute- nicht durchführen. ;) Wo fängt man an? Wo hört man auf, wer will das bezahlen?
Nach 30 Minuten Warmlaufzeit, Kontrollen mit dem IR-Thermometer ;) und Einstellarbeiten, ging es dann wieder zum Meßplatz....
Die Lautsprecherterminals wurden irgendwann gegen WBT´s ausgetauscht und intern mit 4mm² verkabelt, was unnötige Enge im Inneren erzeugt, und auch sinnlos ist. 1,5mm² wären hier angemessen und handwerklich besser gewesen, da bis zu den Relais nur wenige cm verlegt werden müssen.
Ein paar Meßwerte:
FFT, 1W, 1KHz, 8R links:
Nochmal rechts:
THD & N beträgt dabei auf beiden Kanälen etwa 0,005% (22 KHz bw) . Harmonische sind im Rauschflur nicht zu erkennen. der Wert ergibt sich alleine aus Netzstörungen und Rauschen.
Amplitudenfrequenzgang L&R , 1W, 8R. Den weiteren Verlauf ab 200Khz kann ich mit diesem Meßgerät nicht mehr darstellen. Es ist voraussichtlich mit einem leichten Anstieg auf vielleicht +0,7 dB zu rechnen, evtl auch mit weiterer leichter Welligkeit.
-3 dB wird bei etwa 400 KHz erreicht.
Rechteckverhalten , 1W in 8R . Leichter Overshoot erkennbar. Sehr breitbandig, was ja zu erwarten war.
Anstiegszeit , 1W, 8R : Etwas über 800 ns. Ob das sinnvoll ist, und ob es der Garant für gute Impulswiedergabe ist, die man dann auch hörbar nachvollziehen kann, ist eine Glaubensfrage.
Ich glaube es nicht ;)
Von unten nach oben : Filter (Hi & lo), Linearsteliung, sowie variable Loudness in drei Stufen.
Phono MM. Die aufgedruckten Eingangswiderstände stimmen auf 5% genau. Die Eingangskapazität ist mit gerade mal 135 pF fest vorgegeben.
MC 100 ohm.
Blau & Rot : L&R via tape out. Unter 0,1 dB Differenz. Grün mit MM TA 460 mH, ca. 500 ohm. Cyan mit zusätzlichen 120 pF.
Was sagte mir der Besitzer? Bitte keinen Leistungstest durchführen. Tatsächlich kann bei den alten Opas immer etwas kaputtgehen, aber zumindest die 8 ohm Messung habe ich dann doch gemacht. ;)
Gut sieht sie aus. :thumbsup: ...Beide Kanäle ziemlich deckungsgleich, knapp über 200W x 2 . Leistungsaufnahme max. 880W. (8R)
Für technisch Interessierte, die in diesem Fall verwendeten Meßgeräte:
Arbiträrgenerator Lecroy 9109 (ab 1993), ein 19" Gerät mit Kabelfernbedienung. Liefert Rechtecksignale in sehr guter Qualität, folgt der Mathematik besser als viele andere: -90 dB für geradzahlige
Harmonische. Tastverhältnis auf 2 Nachkommastellen exakt, Anstiegszeit unter 5 ns. (mit den richtigen Kabeln) ;)
Tektronix DSA602. "top of the line" in den späten 80ern" Damals unbezahlbar. Heute mit einigen Abstrichen noch immer gut einsetzbar.
AP System two 2322
Panasonic VP7731A:
Ando AG-4311 LCR Meßgerät: