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Studer A721 Tapedeck Lumineszenzfolientausch und allg. Gesundheitsprüfung
#1
Moin,
ich habe hier ein Studer A721 Tapedeck eines Forianers auf dem Tisch zum allgemeinen Durchchecken und zum Beheben der Displayschwäche. Bei allen Studer-Geräten mit Lumineszenz-Hinterleuchtung von LCD-Displays (CD-Player A727, Tapedeck A721, Revox-Geräte der -S Serie) läßt die Leuchtstärke bei Alterung nach bis zur fast vollständigen Unleserlichkeit des Displays. Da der Tausch nicht ganz trivial ist, und ich das schon mehrfach erfolgreich gemacht habe (sowohl A721 als auch A727) habe ich das übernommen.

Wirklich passende Ersatz-Leuchtfolien gibt es meines Wissens nach nur von down under:

https://www.ebay.de/itm/Special-illumina...rk:11:pf:0


Zuerst mal zwei Ansichten des offenen A721, immer wieder eine Freude, da reinzuschauen:


[Bild: offe-nvorne.jpg]


[Bild: ofe-nhinten.jpg]

Keine Riemen, keine Zahnräder, dafür vier Motoren, zwei für die Bandwickel und zwei für die Capstans. Die Köpfe sind auf einer Wippe montiert; diese wird mittels Hubmagnet bewegt und so werden die Köpfe an das Band geführt. 

Mit ausgelutschter Leuchtfolie sieht das so aus:

[Bild: anzeige-vor.jpg]

Nicht viel zu erkennen...

Das rote Licht im Kassettenfach ist von der fotoelektrischen Bandendabschaltung - auch ein schönes Feature des A721. Beim Rückspulen stoppt das Band bei Erreichen des Vorspannbandes und dann wird automatisch im Play-Modus an den Bandanfang vorgefahren. Herrlich...

Ans Werk...

Rackwinkel und Knöpfe abbauen

[Bild: Kn-pfe-und-Rackwinkel-ab.jpg]

Record-Platine ausbauen und Kabel freilegen


[Bild: Karte-raus-kabel-los.jpg]

Front vorsichtig nach vorne abziehen, dabei die Kabel führen


[Bild: front-ab.jpg]


Dann noch die Erdungskabel abziehen, vier Schrauben lösen, um die obere Abdeckung über den silbernen Bedienelementen und dem Display vom Rest zu trennen


[Bild: blende-ab.jpg]

Dann kommt der üble Teil: Die Display-Platine aus der Fassung herausoperieren. Höchste Konzentration und Vorsicht ist angesagt. Die graue Folie mit der Beschriftung ist sehr empfindlich, bei Belastung löst sich die durchsichtige Folie von der hinten aufgebrachen Lackschicht und es gibt helle Flecken. Ganz schwer bis gar nicht wieder zu richten. Sieht man oft bei angebotenen Geräten.

Dummerweise braucht es wegen der stramm eingeklemmten Platine auch recht viel Kraft an den richtigen Stellen:

unten sind drei Kunststoffklemmen, die heruntergebogen werden müssen:

[Bild: klemmen.jpg]


zum Beispiel mit einem Holzstäbchen


[Bild: dr-cken-von-vorne.jpg]
hier nur Demo, das Stäbchen muss steiler angesetzt werden, ich habe aber leider nur zwei Hände...

und gleichzeitig muss von hinten durch die dafür vorgesehenen Öffnungen die Platine nach vorne gedrückt werden:


[Bild: dr-cken-von-hinten.jpg]

Wenn die unteren Klemmen überwunden sind (oben gibt es leider auch Rasten, die aber fest sind, das Display muss also zuerst unten raus), dann kann man es seitlich anheben


[Bild: rausheblen.jpg]

Geschafft!

[Bild: drau-en.jpg]

Dann wird der weiße Halter unter dem Display entfernt:


[Bild: unterlage-raus.jpg]

Dann die beiden Anschlüsse der Leuchtfolie entlöten und die kurze Verklebung zwischen Folie und Display lösen.
Dann kann die Folie nach links herausgezogen werden


[Bild: folie-raus.jpg]

Auf dem umgekehrten Weg kommt dann die neue Folie (unten im Bild) unter das Display. Die hier zu sehende weiße Seite ist die Oberseite. Dabei die Anschlüsse über den hochstehenden Bauelementen am rechten Platinenrand entlang führen (kann man in etwa auf dem übernächsten Bild erkennen).

Den weißen Halter wieder einschieben, die Anschlüsse einlöten und die Folie richtig positionieren:

Links


[Bild: pos-rechts.jpg]

und rechts sieht es dann so aus

[Bild: pos-links.jpg]

Vor dem Einbau habe ich die Position der Folie an meinem A721 geprüft:


[Bild: test-1.jpg]

In Ordnung, das Display ist komplett ausgeleuchtet  Thumbsup

Dann kann das Display wieder eingebaut werden:


[Bild: wieder-drin.jpg]

und nochmal Test, ob die Positionierung noch stimmt. Tut sie.

Dann das Gerät wieder zusammenbauen, dabei noch eine kleine Reparatur:


[Bild: halterung.jpg]

Eine der vier Halterungen für die Frontblende hing nur noch an der Schraube - seltsam - habe ich mit 2-Komponentenkleber angeklebt.

Dann die Maschine wieder komplett zusammenbauen, dabei erstmal die Kabel einfädeln:


[Bild: kabe-einf-deln.jpg]

und die Erdungskabel nicht vergessen, wieder anzuschließen. Beim Aufsetzen der Front muss man besonders beim linken Erdungskabel darauf achten, dass es sich nicht nach oben auf den grauen Bereich mogelt, weil der direkt in Berührung mit dem Chassis kommt. Wenn da das Kabel dazwischenliegt, bekommt man die Bedieneinheit  nicht richtig drauf.

Leider zeigte sich dann beim Test mit eingelegter Cassette, dass das Display 2 Segmente nicht anzeigt. Nach nochmaligem Ausbau, nachlöten der Displayanschlüsse keine Änderung.  Sehr ärgerlich, auch wenn es nur bei der ersten Stelle der Sekunden ist.

[Bild: test-2.jpg]
Aber immerhin kann man jetzt überhaupt etwas ablesen  Wink3  Vermutlich keine Folge der Umbauarbeiten,  sondern eine Vorschädigung - jedenfalls hatte ich das bisher noch nie nach einem Folienwechsel.

Dann mal Deckel drauf und eine in meinem Gerät aufgenommene Cassette abspielen - astrein! Kein Höhenverlust bei Schalten auf Mono. Hab' ich nicht anders erwartet    LOL


[Bild: test-3.jpg]

Die Displayfarbe ist hier verfälscht, fast richtig sieht es aus wie im Bild vorher, das ich bei Tageslicht gemacht habe - fast, weil das Display heller ist als im Bild dargestellt.

Ich werde dann noch die Aufnahme für verschiedene Bandsorten testen unter Verwendung der Einmessautomatik - schätze aber, dass hier kein Handlungsbedarf besteht.

Viele Grüße,
Hans-Volker
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker

Es gibt viel zu tun, fangt schon mal an!
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#2
Sehr schöne Beschreibung!

Ich hab da in einem Nachbarforum schon mal an einem ähnlichen Beitrag mitgewirkt; hier mal der Link: B 215S

Wenn man nicht selbst basteln will, original Ersatz-Leuchtfolien in grün gibt es meines Wissens auch noch direkt bei Revox. Dann aber natürlich auch zu Revox-Preisen!

Mir persönlich gefällt aber die blaue Variante deutlich besser.

Hier das Resultat:

[Bild: P1030018-1.jpg]
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#3
Sehr interessanter Link! Einen LCD-Tausch habe ich auch mal beim B226 durchexerziert und weiß sowas zu würdigen Hi 
Blaue Leuchtfolien gibt es auch "down under". Über das Selberbasteln habe ich auch gelesen, aber abgesehen von der Schwierigkeit, die ausreichende Länge zu bekommen, ist es ja auch nicht ganz unkritisch wegen der hohen Betriebsspannung. Kostenmäßig ist aber der Kauf bei monypm im Rahmen einer Sammelbestellung von mehreren Folien durchaus in Ordnung, z.B. kann man aktuell bei Bestellung von 2 Stück so auf 40€ pro Folie inkl. Versand kommen. Revox liegt da ja schon etwas darüber, laut Deinem Link  Floet  
Blau oder grün - ich finde beide Farben schön - von meinen beiden A721 leuchtet einer grün und einer blau  Thumbsup   

Viele Grüße,
Hans-Volker
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker

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#4
Gibt es solche Folien nicht auch als Bastelware für Modellbau / -Eisenbahn? Ich bilde mir ein, dort so etwas schon gesehen zu haben - hier in Deutschland und wesentlich billiger.
Alternativ satiniertes, dünnes Acryl mit Einzel-LED's = ähnlich der Hintergrundbeleuchtung Flachdisplays Monitore. So was habe ich hier (irgendwo) und braucht ca. 5mm Platz.
Gruß Frank - Potsdam
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#5
Ja, genau, gegenüber 0.3mm Foliendicke ist das ein bisschen viel.

[Bild: IMG-7263.jpg]

Sonst wär die Studer/Revox-Gemeinde sicher auch schon auf die Idee gekommen.
Der Aussie ist die Adresse der Wahl - und warum auch nicht ? Er macht sich die Mühe und das kann man doch durchaus durch einen Kauf honorieren.
If you don’t believe it or don’t get it, I don’t have the time to try to convince you, sorry.
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#6
Habe heute mal ein paar Parameter geprüft - vorher aber erstmal die Köpfe und Capstanwellen geputzt. Dafür hält das A721 ein schicke Funktion bereit. Habe ich auch erst vor kurzem entdeckt (ja, ja - RTFM LOL  ):




Dann mal Speed checken mit einem dafür gerade noch geeigneten Testband:



[Bild: speed.jpg]

Soll ist 3150 Hz, Toleranz ist +/- 0,3%, geht hier also gerade noch durch Thumbsup


Wow und Flutter - wie üblich 3150 Hz aufgezeichnet und dann abgespielt, das Ergebnis darf daher gerne durch 2 geteilt werden:


[Bild: woflu.jpg]

ebenfalls Thumbsup 

und einen groben Wiedergabelevel-check im Vergleich zu meinem A721, hier Signal mit 0dB ensprechend 200 nWb/m Bandfluß aufgenommen auf meinem A721. Auf dem anderen und auf dem hier getesteten Gerät hat es 1 dB weniger. Ein absolut richtiges Referenzband besitze ich nicht...kann also nur mehrere  Geräte gegeneinander vergleichen.

[Bild: level.jpg]

Das kann man auch so lassen Thumbsup 

Kompatibilität mit meinem A721 ist auch bei anderen Parametern gegeben - Cassetten sind in beiden Richtungen austauschbar, kein hörbarer Azimutfehler bei Monoschaltung, auch Dolby C - Kompatibilität ist gegeben. Thumbsup

Capstanwellen laufen leicht - kein Handlungsbedarf Thumbsup 

Cassettenerkennungs-Miikroschalter funktionieren einwandfrei Thumbsup  auch hier nichts zu tun Wink3 

Viele Grüße,
Hans-Volker
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Hans-Volker

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#7
Toller Reparaturbericht.
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#8
toller Bericht - danke! Und gut zu wissen dass sich da jemand mit dem 721er gut auskennt ;-)
Hi

Uli

„Wenn Freiheit irgend etwas bedeutet, dann das Recht, Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ G. Orwell
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#9
Die Loop- Funktion zur Reinigung der Köpfe nicht zu kennen, spricht gegen gutes auskennen Man muss sicher nicht jedes IC kennen, aber die Grundlagen für den störungsfreien Betrieb sind Wartungsvorschriften. Und gewartet gehört das Teil nunmal, sonst frisst es schnell Cassetten.
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#10
(30.10.2018, 20:17)havox schrieb: Dann mal Speed checken mit einem dafür gerade noch geeigneten Testband:



[Bild: speed.jpg]

Soll ist 3150 Hz, Toleranz ist +/- 0,3%, geht hier also gerade noch durch Thumbsup

Mein B215 läuft auch zu schnell - scheint Revox-typisch zu sein.
Das erste 215-er lag bei 3161Hz, mein jetziges bei 3160Hz
Dummerweise ist keine Justagemöglichkeit vorgesehen - eigentlich ein Unding bei so einem Boliden
Viele Grüße
Jörg
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#11
Man kann auch den bias nicht justieren- ohne extra eine Schaltung anzufertigen. Eigentlich auch ein Unding für solch ein Gerät. Scheinbar wollte man drei Euro- fünfzig einsparen.
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#12
(30.10.2018, 23:08)Baruse schrieb:
(30.10.2018, 20:17)havox schrieb: Dann mal Speed checken mit einem dafür gerade noch geeigneten Testband:





Soll ist 3150 Hz, Toleranz ist +/- 0,3%, geht hier also gerade noch durch Thumbsup

Mein B215 läuft auch zu schnell - scheint Revox-typisch zu sein.
Das erste 215-er lag bei 3161Hz, mein jetziges bei 3160Hz
Dummerweise ist keine Justagemöglichkeit vorgesehen - eigentlich ein Unding bei so einem Boliden

Vielleicht hatte deswegen der Vor- oder Vorvorbesitzer meines unvollständigen Blitzschnappteils  klick!   eine pitch control
nachgerüstet...
Grüße,
Hans-Volker
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker

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#13
Hallo zusammen,
nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht Oldie 

weder war ich, bin ich, noch sehe ich mich als amtlichen Revox-Wartungstechniker. Ich mache das nur zum Spaß und um Anderen im Rahmen meiner Möglichkeiten weiterzuhelfen, und nicht für Geld. Und natürlich bin ich auch hier, um von anderen zu lernen und Hilfe zu bekommen.

Im Übrigen kann man die Köpfe etc. des A721 auch reinigen, ohne die Kopfanhebefunktion (das ist nicht die Loop-Funktion, sondern eine Doppelbelegung der Loop-Taste) zu nutzen. Die frühen B215 hatten das, soviel ich weiss, auch nicht.

Viele Grüße,
Hans-Volker
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker

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#14
(31.10.2018, 01:00)Horst Hansen schrieb: Man kann auch den bias nicht justieren- ohne extra eine Schaltung anzufertigen. Eigentlich auch ein Unding für solch ein Gerät. Scheinbar wollte man drei Euro- fünfzig einsparen.

Nun ja, das ist wegen des Einmesscomputers halt nicht so trivial (siehe Oberpfälzers Thread) und imho auch nur sehr begrenzt sinnvoll, da rumzudrehen. Das Einmessen wurde "damals" von Studer Revox Technikern gemacht, die natürlich diese Schaltung (mit deren Hilfe der Einmesscomputer temporär ausser Betrieb gesetzt wird) am Arbeitsplatz liegen hatten. Kann man sich bei Bedarf ja nachbauen Floet  . Habe ich bisher nicht gemacht, da ich bei keiner meiner Studer/Revox-Tapedecks (1x B215, 2xA721) einen Bedarf für Justierungen sehe.
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker

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