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13.06.2020, 11:25
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.06.2020, 18:36 von AnalogBob.)
Vor ein paar Tagen hatte ich dieses Cassettendeck in der Neuzugangsecke vorgestellt.
Es wurde hier im An und Verkauf angeboten.
Ich habe ein paar Tage überlegt, ob ich es nehmen soll ....
Es gefiel mir eigentlich ganz gut, aber noch eigentlicher mag ich keine Decks mit Stockschaltern.
Aber ok, es schien günstig zu sein und ich hatte seit mindestens 30 Jahren kein Deck mehr mit Zapplern und kaufte es. Ein paar Tage später erhielt ich ein Paket mit folgendem Inhalt:
Kenwood KX-1003. Das ist baugleich mit dem KX-1030, nur das es nicht silber ist, sondern eher gräulich (gunmetal).
Es war 1977 das TOTL Gerät von Kenwood und soll 1.500 Mark gekostet haben.
Merkmale zu diesem Gerät:
Laufwerk wird mechanisch über Stocktasten gesteuert
Es gibt nur einen Motor und einen Zugmagneten.
Dreikopf Bestückung mit SuperFerritköpfen und Hinterbandkontrolle.
Bias Einstellmöglichkeit mit Oszillator an der Gerätefront.
Manuelle Einstellung für Bandsorte.
Regelbarer Pegel für Line-Out und gleichzeitig für den Kopfhörerausgang.
Außer für Dolby, so gut wie keine integrierten Schaltungen, OP-Verstärker, usw.
Gerät ließ sich einschalten und alles was leuchten konnte, tat es auch.
Dann Signal in das Gerät gegeben. Ok, wird verarbeitet und auch sichtbar angezeigt:
Nach kurzer äußerer Reinigung, erst mal das Cassettenfach abgezogen:
So kann man den Bandpfad optimal reinigen. Einfach klasse !
Und ohne Cassettenfach sieht es (fast) noch besser aus:
Nun den Deckel runter und reinschauen:
Wie bei Geräten aus dieser Zeit üblich, ziemlicher Drahtverhau. Obwohl .... habe ich auch wesentlich schlimmer gesehen.
Der Capstanriemen ist zwischenzeitlich zur Riemenpest mutiert:
Der Riemen für den rechten Bandwickel (bei Wiedergabe) sah auf den ersten Blick noch gut aus, funktionierte auch, flog aber trotzdem raus, da etwas schlapp.
Die beiden Riemen für den Counter sind noch gut und dürfen weiter ihre Runden drehen.
Dann das Gerät weiter zerlegt. Front runter und Cassettenauflage weg.
So sieht dann das Laufwerk von vorn aus:
Der Lichtverteiler für die Cassettenhinterleuchtung ist auch schon demontiert, um an die Zwischenräder zu kommen.
Das sah alles gar nicht so schlecht aus.
Dann Köpfe gereinigt und entmagnetisiert, Capstanwelle und Andruckrolle gereinigt. Idler und Wickelteller gereinigt.
So sah dann der Bandpfad aus:
Die Andruckrolle, Capstanwelle und der Aufnahme/Wiedergabekopf können sich sehen lassen:
Da ich an dieser Stelle nicht einfach abbrechen konnte, um auf die Lieferung eines Riemensets zu warten, schaute ich, was sich denn so in meinem Fundus anbot ....
Einen halbwegs passenden neuen Capstanriemen fand ich im Set für das Pioneer CT-939 MKII.
Einen perfekt passenden Vierkantriemen für den rechten Bandwickel fand ich meinem universellen 100 Vierkantriemen Set, welches ich irgendwann bei eBay kaufte.
Vorher natürlich Schwungmasse und Motorpulley gereinigt. Das Gleitlager der Capstanwelle habe ich ausnahmsweise nicht nachgeölt, da nach Anschubsen der Schwungmasse, die Welle gar nicht mehr aufhören wollte, sich zu drehen ....
So sah es nach dem Einbau der Riemen aus:
Das Laufwerk habe ich übrigens nicht ausgebaut. Ich bin da - wie fast immer - sehr pragmatisch.
Ich habe nur die Motorplatte bzw. das Capstanwiderlager gelöst und etwas abgezogen und konnte so den Riemen montieren.
Dann das Gerät eingeschaltet und alle Laufwerkfunktionen (Wiedergabe, REW, FF, Pause +Stopp) durchgeschaltet.
Funktioniert. Auch Autostopp. Läuft leise und ohne Störgeräusche.
Dann wurde eine Opfercassette angeboten:
Wiedergabe funzt, Zappler zappeln und am Line-Out liegt Signal an. Auch Spulen funktioniert und gar nicht mal so langsam. Und das Band wird auch nicht geknittert oder gefressen.
Also eine Maxell XLII 90 angesteckt und Umspulzeiten gestoppt.
REW:
REW = 1:50 min.:
FF = 1:57 min.:
Ich bin begeistert ! Der alte 7,5 kg Eiseneimer spult wie ein junger Großer.
Zudem ist der momentan verbaute Capstanriemen sicherlich zu straff und so könnten sich die Zeiten ggf. noch verbessern.
Dann habe ich eine zeitgemäße Cassette wiedergegeben und gelauscht, ob und was denn so an Mucke rauskommt:
Da kam richtige Musik raus. Und gar nicht mal schlecht, so (noch) ganz ohne Tape-Speed-Kontrolle, Azimuth-Einstellung, ggf. Einmessung usw. Jault auch nicht. Spielt einfach sauber ab.
Ok, die Wiedergabe ist hörbar zu langsam, aber das ist vermutlich dem zu straffen Capstanriemen geschuldet und wird erst eingestellt, sobald der passende Riemen eingebaut wurde.
Zwischenbilanz:
Das Gerät befindet sich optisch/technisch (soweit bisher festgestellt) in wirklich gutem Zustand.
Auch konnte ich bisher keinen Hinweis darauf finden, dass vor mir schon jemand daran rumgebastelt hat.
Und vermutlich wurden mit diesem Deck nicht sehr viele Cassetten abgespielt.
Für ein ca. 43-jähriges Gerät tatsächlich ungewöhnlich.
Es hat mir schon lange nicht mehr so viel Freude bereitet, ein Tapedeck wieder ans Laufen zu bringen.
Fortsetzung folgt ....
Gruß, Bob.
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Gratuliere zu dem Teil und danke für den umfangreichen Bericht.Ich hatte auch überlegt aber es hätte farblich leider zu nichts vorhandenem gepasst.
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Der Kauf hat sich schon alleine für die beiden sehr guten Ferritköpfe (Aufnahme/Wiedergabe) gelohnt.
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(13.06.2020, 11:25)AnalogBob schrieb: Ok, die Wiedergabe ist hörbar zu langsam, aber das ist vermutlich dem zu straffen Capstanriemen geschuldet und wird erst eingestellt, sobald der passende Riemen eingebaut wurde.
Moin,
bei der Gelegeneheit sollte das vordere Motorlager zwei Troepfchen Sinterlageroel bekommen.
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Peter
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• AnalogBob
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15.06.2020, 18:13
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.06.2020, 17:08 von AnalogBob.)
Da nun auf den Flachriemen gewartet wird, habe ich mir den Kasten noch etwas genauer angesehen.
Bodenplatte entfernt:
Das Laufwerk von unten:
Blick auf das Podest mit Netzteilplatine und Trafo:
Ein Neffe bestand lautstark darauf, auf dem Trafodach sein (Ü-Ei ?) Gimmick presentieren zu dürfen.
Die Kipphebel und Drehknöpfe sind recht aufwendig hergestellt und haben eine schöne Optik:
Die Frontplatte ist aus 4 mm starkem Aluminium, Cassettenfachfenster und VU-Display aus Echtglas:
Überhaupt macht fast alles an dem Gerät den Eindruck, es sei für die Ewigkeit gebaut worden.
Das sah dann bei Geräten der 90er schon ganz anders aus.
In der heutigen Zeit undenkbar ....
Blick auf den einzigen Motor, den dieses Laufwerk zu bieten hat:
Hersteller ist hier Mitsubishi Matsushita. Man beachte den außen am Motorgehäuse angeschraubten Drehzahlregler Transistor.
Hier die frisch gereinigten Köpfe, Wellen, Rollen und Konsorten:
Die Ferritköpfe für Aufnahme/Wiedergabe:
Auch das Filzstück* im linken Dorn (dort, wo bei Doppelcapstan die linke Capstanwelle ist) sieht nicht so aus, als wären hier hunderte Kilometer Band durchgezogen worden:
* Der unter Federzug schwenkbar gelagerte Löschkopf, drückt das Band gegen den Filzdorn und definiert so die Bremse / Backtension.
Gruß, Bob.
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15.06.2020, 18:39
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.06.2020, 18:40 von hf500.)
(15.06.2020, 18:13)AnalogBob schrieb: Blick auf den einzigen Motor, den dieses Laufwerk zu bieten hat:
Hersteller ist hier Mitsubishi. Man beachte das außen am Motorgehäuse angeschraubte Drehzahlregler IC.
Moin,
Das IC ist von Matsushita (Panasonic, Technics) und in Wirklichkeit "nur" ein Transistor. Wahrscheinlich ist der komplette Motor von Matsushita. Und wenn man etwas Glueck hat, hat er eine Tachoregelung. Sowas war zeinerzeit recht weit verbreitet, entweder mit Spannungsauswertung des Tachos (die Einfachen) oder es wurde die Frequenz des Tachos ausgewertet (FG-Servo). Das bedeutete natuerlich erhoehten Aufwand, bei den Motoren ist der Regler entweder extern oder es guckt aus dem Gehaeuse das "Kuehlblechende" eines DIL-ICs heraus (z.B. Matsushita MMX-5A2LSS). Bei einem Motor mit Tacho sollte man seine Polrucke spueren koennen, wenn man ihn langsam von Hand durchdreht.
Die Luxusausfuehrung der Tachogeregelten wurde an einen Quarz angebunden, diese Antriebe waren aber eher selten.
Immerhin, in diesem Laufwerk duerfte allein das Schwungrad so schwer sein, wie Ende der 90er ein ganzes Cassettendeck ;-) Die hatten ja nur noch Schwungmassen, fuer die sich in den 70ern schon ein billiges Henkelgeraet geschaemt haette. Wenn,man ueberhaupt noch von "Masse" reden konnte.
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Peter
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15.06.2020, 19:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.06.2020, 17:12 von AnalogBob.)
(15.06.2020, 18:39)hf500 schrieb: (15.06.2020, 18:13)AnalogBob schrieb: Blick auf den einzigen Motor, den dieses Laufwerk zu bieten hat:
Hersteller ist hier Mitsubishi. Man beachte das außen am Motorgehäuse angeschraubte Drehzahlregler IC.
Moin,
Das IC ist von Matsushita (Panasonic, Technics) und in Wirklichkeit "nur" ein Transistor. Wahrscheinlich ist der komplette Motor von Matsushita. ... (z.B. Matsushita MMX-5A2LSS). Bei einem Motor mit Tacho sollte man seine Polrucke spueren koennen, wenn man ihn langsam von Hand durchdreht.
Immerhin, in diesem Laufwerk duerfte allein das Schwungrad so schwer sein, wie Ende der 90er ein ganzes Cassettendeck ;-) ....
73
Peter
Danke für Infos, Peter !
Ich habe es berichtigt.
Ja, der Motor ist von Matsushita.
Ist ein MHI-5R2CHA:
Herstellungsdatum 11. Mai 1978. Nun ist auch halbwegs klar, wann dieses Deck gebaut wurde.
Und auch ja, ist kein Regel IC, hat nur drei Beine:
Neben dem Label kann man übrigens die Bohrung für die Drehzahleinstellung sehen.
Polruckeln ist beim Andrehen des Motorpulleys nicht fühlbar.
Ist übrigens nicht das erste Mal, dass ich die Logos von Mitsubishi und Matsushita verwechselt habe.
Die Schwungmasse ist wirklich nicht klein. Sebst die Singlecapstanschwungmasse vom Pioneer CT-737 ist dagegen winzig.
Gruß, Bob.
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15.06.2020, 20:06
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.06.2020, 17:04 von AnalogBob.)
(15.06.2020, 19:00)UriahHeep schrieb: Zum Vergleich, ich habe das KX-830 im WC.
Das ist fast identisch, fast. Leider kann ich auf dem Foto auf meinem Motor so nichts lesen.
Der Motor ist auch von Matsushita, dass sehe ich doch von hier aus.
Auf dem Label dürftest Du auch lesen können, wann das Deck ungefähr hergestellt wurde.
Das Laufwerk sieht übrigens so aus, wie das im Sansui SC-3110 verbaute.
Havox hatte da einen Rep. Fred:
https://old-fidelity-forum.de/thread-31725.html
Dort hatte ich auch gefragt, ob jemand weiß, wer diese Laufwerke bzw. Geräte tatsächlich hergestellt hat.
Gruß, Bob.
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Moin,
wenn man genau hinsieht:
Der Sansui hat den Matsushita FG-Servo Motor.
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Peter
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16.06.2020, 17:24
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.06.2020, 17:26 von AnalogBob.)
Ja, jetzt habe ich es auch gesehen.
Legt für mich die Vermutung nahe, dass die Geräte oder zumindest die Laufwerke von Technics/Matsushita stammen.
Obwohl, diese Größe des Motors gibt es auch von Mabuchi.
Typ EG-510ED-2B.
Habe bei eBay ein entsprechendes Angebot gefunden:
Dort gibt es auch eine Liste, wo diese Bauform (hauptsächlich wohl bei den einmotorigen Laufwerken) verbaut wurde:
Sankyo hat diesen Motor wohl auch hergestellt.
Die Audio-Platine vom KX-1003 ist von Toshiba.
Sehr verwirrend das alles...
Gruß, Bob.
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16.06.2020, 22:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.06.2020, 16:21 von hf500.)
Moin,
das ist der Mabuchi-Recordermotor, der quasi eine Standardausfuehrung ist. Der wird, wie die Tabelle zeigt, fast ueberall eingebaut. Natuerlich gibt es Varianten, Betriebsspannung, Wellenlaenge, Drehrichtung. Mit der Zeit ist der Motor kleiner geworden (kuerzer), aber die Befestigung ist geblieben. Teuer geworden, die Dinger, stehen wohl schon auf der Roten Liste fuer Magnetbandantriebe ;-) Die Industrie in Fernost hat sich auf diese Bauform als Standard geeinigt, daher kann man diese Motore zumindest in Fernostgeraeten ueberall einsetzen. Europaeische Hersteller mit eigenen Laufwerken (Grundig, Philips, Telefunken) hatten ihre eigene Vorstellung, wie so ein Motor auszusehen hatte. Aus Gruenden der Rationalisierung wechselten sie irgendwann zu den Fernostmotoren. Man muss nicht alles selbst herstellen, wenn man es einkaufen kann und den Anforderungen entspricht. Besonders Philips und Grundig haben lange Zeit eigene Motore eingesetzt. Philips hat sie selbst hergestellt, beim Bauelementeableger Valvo. Grundig hat Bauauftraege nach eigenen Vorgaben vergeben. Eind der schoensten dieser Stuecke ist der Direktantriebsmotor des TK3200HiFi (portables Spulen-TB-Geraet Ende der 60er).
https://forum2.magnetofon.de/board2-tonb...urbericht/
Das grosse runde Ding unter dem Chassis...
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Peter
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• AnalogBob
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18.06.2020, 20:58
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.06.2020, 08:32 von AnalogBob.)
Heute wurde der Capsanriemen zugestellt.
Gekauft hatte ich ihn bei Revox_de bzw. BlackReel:
Nachdem ich den Riemen ausgepackt hatte, war mein erster Gedanke: Der könnte zu klein sein ...
Dann den Testriemen (aus Set für Pioneer CT-939) ausgebaut und verglichen bzw. vermessen.
Der *Pioneer* Riemen hat ein Faltmaß von ca. 10,1 cm. Breite ca. 4,7 mm.
Der *KX-1030* Riemen hat ein Faltmaß von ca. 9,6 cm. Breite ca. 4,2 mm.
Das wird nicht funktionieren dachte ich und baute den KX-1030 Riemen trotzdem ein, da etwas schmaler ist.
Dabei dann auch gleich das Capstanwiderlager gefettet:
Nach der Montage stellte ich fest, dass auch dieser Riemen viel zu straff sitzt.
Eine Cassette abgespielt und festgestellt das es nun noch langsamer spielt.
Maxell XL II C90 braucht nun für REW 2:45 min.
Vor ein paar Tagen wurde mit dem *Pioneer* Riemen nur 1:50 min benötigt.
Tape-Speed einstellen habe ich mir daher erspart.
Ich habe die Erfahrung gemacht, je besser ein neuer Riemen dem Original entspricht, desto weniger (bis gar nicht) muss der Tape-Speed eingestellt werden.
Das sind - mMn - alles sichere Anzeichen dafür, dass der gelieferte *KX-1030* Riemen nicht passt, da er zu klein ist.
Werde ich morgen beim Verkäufer reklamieren.
Bisher hatten alle gekauften Riemen gepasst, egal ob bei BlackReel, PhonoHiFiShop oder Thakker.
Aber nun hat es mich auch mal erwischt.
War nun etwas genervt und daher just for Fun:
Habe dann einfach mal einen *passenden* Vierkantriemen eingebaut:
Wenn man es schafft, bei Wiedergabe den Riemen auf den Buckel des Motorpulleys zu zentrieren, stimmt sogar (vermutlich) der Tape-Speed.
REW braucht nun 1:40 min.
Gruß, Bob.
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Und welche Länge hat der dünne Vierkantriemen?
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Der war aus einer Tüte mit 100 mm Aufdruck. Dürfte das Faltmaß sein.
Habe noch ein paar anderen Flachriemen gefunden und vermessen und ausprobiert.
Neuer Riemen aus KX-1100HX Set. Faltmaß ca. 11 cm. Kein Antrieb möglich, da zu lang.
Somit müsste sich das passende Faltmaß, irgendwo um 10,5 cm befinden.
Gruß, Bob.
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01.07.2020, 16:11
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.07.2020, 17:48 von AnalogBob.)
Zwischenzeitlich kam die Ersatzlieferung von BlackReel.
Wie sich leider herausstellte, wurde der gleiche (unpassende) Riemen nochmal geliefert.
Daher habe ich einfach bei eBay ein Flachriemen-Set (50 Stück, Breite 3 mm, Durchmesser bis 80 mm) für 8,49 EUR inkl. Versand geordert. Wollte ich immer schon mal machen. Heute hatte ich die Lieferung im Briefkasten.
Ausgepackt und ein paar vermessen und diese 5 in die engere Auswahl genommen:
Das sind Riemen mit dem Faltmaß von 9 bis 10,5 cm.
Die Riemen mussten erstmal mit einem nassen Lappen gereinigt werden, da sie recht schmutzig waren.
Danach mit Isoprop abgezogen.
Nun den 10,5 cm Riemen montiert. Funktioniert nicht, da er axial auf dem Motorpulley hin und her wandert.
Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass zu wenig Riemenspannung vorhanden ist.
Danach den 10 cm Riemen montiert:
Läuft und scheint auch nicht zu straff zu sitzen.
REW = 1:49 min. FF = 1:52 min.
Tape-Speed schien ok zu sein.
Nach Kontrolle stellte sich heraus, ist doch etwas zu langsam (+ 3 %).
Also am Capstanmotor den Tape-Speed eingestellt:
SchlitzBit wurde abgeklebt, damit während der Einstellung, kein Kurzschluss über das Motorgehäuse provoziert werden kann.
Poti etwas nach rechts gedreht (erhöht die Drehfrequenz des Motors).
Tape-Speed läuft jetzt im Soll.
Gestern bekam ich von Armin u.A. eine Spiegelcassette, die muss hier selbstverständlich gleich zum Einsatz kommen:
Besten Dank, Armin !
Ok, Bandpfad sieht auch nicht schlecht aus.
Nun läuft das Deck erstmal testweise und dieses Tape verbreitet hier nun gute Laune:
Fortsetzung folgt ....
Gruß, Bob.
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10.07.2020, 19:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.07.2020, 21:47 von AnalogBob.)
Heute ging es weiter.
Das Gerät wurde zwischenzeitlich immer mal wieder kurz getestet und lief problemlos.
Was von Anfang an gut zu hören war, ist die deutlich höhenreduzierte Wiedergabe.
Daher gab es nun eine Azimuth Testcassette:
Beim Abspielen ist aufgefallen, dass der 10 kHz Ton kaum zu hören und die VU-Meter nix anzeigten.
Drehen an der Azimuthschraube - egal in welche Richtung - brachte keine Veränderung.
Also Testcassette raus und eine Musikcassette rein und an der Azimuthschraube gedreht ... und gedreht ... und gedreht ... und gedreht.
Nun waren auch klar und deutlich die Höhen vorhanden.
Nun wieder die Testcassette rein:
Noch etwas nachgeregelt und jetzt war der Testton klar hörbar und die VU-Meter zeigten etwas unter -10 dB an.
Allerdings wurde ich nun doch etwas nachdenklich.
Denn, zum einstellen musste ich die Azimuthschraube ca. 1,5 Umdrehungen reindrehen !
Da hatte auch vorher noch keiner dran gedreht, da der grüne Sicherungslack unbeschädigt war:
Oder es wurde doch schon dran gedreht und danach wieder mit grünem Lack versiegelt ?
Ich habe in den letzten 3 Jahrzehnten an sicherlich weit über 100 Justierschrauben gedreht, um den Azimuth einzustellen.
Da war aber bisher immer nur eine viertel oder eventuell mal eine halbe Umdrehung einzustellen.
Kann das bei der Produktion wirklich so schlecht eingestellt worden sein ? Ich denke eher nicht.
Oder wurde die Einstellung einfach vergessen ?
Verstehe ich nicht.
Dann gab es die nächste Testcassette:
Hier gab es nix zu meckern und nun konnte ich endlich testen, wie denn so ein 70er Jahre Deck klingt ....
Kurz gesagt: Besser als erwartet !
Zwar bietet es nicht ganz, die feine Hochtonauflösung eines KX-1100HX oder CT939MKII, was ich aber auch nicht erwartet hatte.
Im Tieftonbereich und im Gleichlauf waren - für mich - keine signifikanten Unterschiede hörbar.
Später.
Ich höre gerade - nebenbei - die zweite Cassette durch ....
Zwischenzeitlich hatte ich mal kurz das Gefühl, der Tapespeed würde sich leicht verändern.
Ich fasste den Capstanmotor an, der war wärmer als er vermutlich sein sollte - ich ahnte böses.
Auch hatte ich ab und an den Eindruck, die Laufgeräusche vom Capstanmotor sind nicht immer gleich.
Nach Bandende drehte ich die Cassette um und nach Drücken der Playtaste tat sich nix.
Auch Vorspulen ging nicht. Ich drehte an der Schwungmasse - bewegte sich sehr schwergängig.
Wiedergabe funzte nur wenn man die Schwungmasse mit anschubste und der Capstanmotor machte Laufgeräusche.
Ich nam die Riemen vom Motorpulley und dreht daran - schwergängig !
Nun war meine gute Laune dahin, weil ich wusste, der Capstanmotor ist fertig !
Nützt ja nix, also Capstanmotor ausgebaut, für die Operation vor Ort:
Geöffnet:
Wie bei den frühen Capstanmotoren üblich, ist der Motor in ein weiteres Gehäuse eingebaut und mehrfach gummigelagert. Das reduziert Vibrationen und Geräusche.
Nun den eigentlichen Motor zerlegt:
Als Besonderheit sind hier die Metallbürsten nicht - wie üblich - axial verbaut, sondern radial.
Am radialen Kollektor sind deutliche Laufspuren sichtbar:
An der Motorwelle ist sichtbar, dass es im vorderen Gleitlager ein Problem gibt:
Nun die Anlaufscheibe entfernt und die Welle mit NeverDull und Isoprop gereingt:
Danach den Kollektor mit feinem Schleifpapier abgedreht:
Die Metallbürsten wurde auch leicht mit Schleifpapier abgezogen.
Da zumindest das vordere Gleitlager trockengelaufen ist, wurden beide Gleitlager etwas großzügiger mit Gleitlageröl versorgt.
Nun kann der Motor wieder komplettiert werden. Die Einzelteile vor dem Zusammenbau:
Wie in den Bildern zu erkennen, habe ich die Drehzahlregel-Platine nicht vom Lagerschild getrennt, weil es nicht erforderlich war. Überhaupt lässt sich dieser Motor sehr leicht zerlegen. Die Gefahr beim Zerlegen etwas zu beschädigen ist wirklich gering.
Hier ist der eigentliche Motor wieder komplett und kann nun in das Zweitgehäuse eingebaut werden:
Fertig für den Rückbau ins Laufwerk:
Vor dem Rückbau habe ich den Motor kurz testweise laufenlassen.
Läuft nun problemlos an und fast geräuschlos.
Das ist nun wieder so ein Tapedeck, welches vermutlich lange ungenutzt rumstand und kurz nach der Reparatur, sich der Capstanmotor verabschiedet.
Wäre ich meiner eigenen Empfehlung gefolgt und hätte den Motor beim Riementausch revidiert, hätte ich mir unnütze Arbeit erspart. Aber ok, bei diesem Deck den Motor ausbauen, ist schnell erledigt.
TapeSpeed musste erneut eingestellt werden, da es nun zu schnell lief.
Gerät läuft nun wieder testweise, leiser als zuvor und der Motor wird auch nicht mehr so warm.
Fortsetzung folgt ....
Gruß, Bob.
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30.07.2020, 18:21
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.07.2020, 18:55 von AnalogBob.)
Das Gerät hat zwischenzeitlich einige Cassetten problemlos durchgespielt und ich bin sehr zufrieden.
Was meine unqualifzierten Bemühungen - das Laufwerk zu revidieren - wert war, sollte nun ein Test der Gleichlaufschankungen (Wow & Flutter --> W&F) zeigen.
Da ich ja mittlerweile auch über entsprechende Testcassetten verfüge, habe ich nun auch entsprechende softwarebasierende Anwendungen beschafft.
Zuerst ein Frequenzzähler-Program. So kann in Verbindung mit der 3150 Hz Testcassette, der TapeSpeed genau - und vor allem schnell - eingestellt werden.
Testcassette 3150 Hz:
Freqenzzähler:
Hier musste meine vorher - mühsam per Zeitmessung eines 4:42 Min. Tracks - gemachte Einstellung, nur geringfügig korrigiert werden.
Danach das W&F Program gestartet:
Laut Kenwood Datenblatt sollte dieses Gerät (neu und sicherlich bestmöglich) ein W&F von 0,06 % (WRMS) haben.
Nun liegt dieses Gerät nach 42 Jahren - mit der Originalen Andruckrolle - aktuell bei 0,07 %.
Das ist doch wirklich nicht schlecht - oder ?
Im nächsten Schritt wird die Aufnahme und Kalibierung mit dem geräteinternen Oszillator getestet.
Gruß, Bob.
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