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Kenwood KX-990SR Autoreverse TapeDeck fast abgefackelt ...
#1
Wie in der Neuzugangsecke die Tage vorgestellt, wurde dieses Cassettendeck in die Reparaturversuchsecke auf den Küchentisch gestellt.

Ist ein Kenwood KX-990SR:
[Bild: 20201208-155323.jpg]

Ist optisch und technisch gesehen, ein Verwandter von KX-880G und KX-1100G.

Hat zwar keinen Direktantrieb, aber dafür Autoreverse. Dank eines optischen Sensors, wird im Autoreverse Wiedergabebetrieb nicht bis zum Bandende gespielt, sondern sobald das Vorspannband am optischen Sensor auftaucht. Nennt sich Quickreverse. Das funktioniert übrigens im Aufnahmebetrieb genauso.

Wurde als defektes Gerät gekauft. Daher wurde eingeplant, dass es zur Not als Ersatzteilspender dient, da ich noch so ein Gerät besitze, bei dem der KH-Ausgang defekt ist.

Nach dem Auspacken und einer Grundreinigung, wurde der Deckel entfernt um zu schauen, was Sache ist:
[Bild: 20201208-161241.jpg]

Innen war es erstaunlich sauber und ich habe bisher keinen Hinweis darauf finden können, dass hier schon mal jemand bei war. 

Das Laufwerk, wie bei Kenwood zu dieser Zeit üblich, von Sankyo:
[Bild: 20201208-161013.jpg]

Ich habe dann hier und da ein paar Schrauben entfernt und dort und dahinter das Multimeter rangehalten, um möglichst alle Probleme zu lokalisieren.

Selbstverständlich war auch hier der Riemen fratze und hat sich zur bösen Pest entwickelt:
[Bild: 20201208-185650.jpg]

Außerdem wurden beide Schwungmassen durch die Pest beschädigt:
[Bild: 20201208-193039.jpg]

Dem Motorpulley (aus Messing) erging es auch nicht besser:
[Bild: 20201208-194335.jpg]

Nach einem kurzen Blick auf die Hauptplatine wurde das Gerät eingeschaltet.

Zwar funktionerten beide Dispalys, aber im Statusdisplay wurde keine Spielzeit angezeigt (bedeutet meistens Laufwerkfehler): 
[Bild: 20201210-111617.jpg]

Hier scheint es aber - zumindest nicht hauptsächlich am Laufwerk zu liegen.

Denn, nach erneutem Einschalten des Gerätes, sah es nun so aus:
[Bild: 20201210-112757.jpg]

Plötzlich bemerkte ich einen merkwürdigen Geruch. Ich schaute auf die Hauptplatine und da es in diesem Bereich nicht besonders hell war, sah ich das:
[Bild: 20201210-111921.jpg]

Mein spontan erster Gedanke war: Wer hat da eine Glühlampe eingebaut ? LOL

Dann sofort den Netzstecker gezogen und mal richtiges Licht angemacht:
[Bild: 20201210-114919.jpg]

Natürlch ist es keine Lampe, sondern ein *ungewöhnlicher* 2W Widerstand (12 Ohm).

Ich bin schon jetzt sehr gespannt darauf, zu erfahren, was dazu geführt hat, dass der Widerstand so dermaßen viel Strom in Wärme wandelt, dass er anfängt zu leuchten.
Sollte am Ende wieder mal ein (oder mehrere) Elko der böse Onkel sein ?
Ich möchte es ungern ausprobieren, aber ich denke hier besteht akute Abfackelgefahr !
Nicht zuletzt deshalb, weil es im Gerät genau keine Sicherung gibt.

Ich habe dann noch zwei, drei Mal das Gerät so kurz wie möglich eingeschaltet, um z.B. die Versorgungsspannungen zu messen.

Das blieb nicht ohne Folgen:
[Bild: 20201211-124625.jpg]

So wie es aussieht, werden die armen Elkos ausgekocht:
[Bild: 20201211-124741.jpg]

Bisher festgestellt Mängel:
Riemen fertig.
Laufwerk komplett ohne Funktion. 
Schwungmassen und Motorpulley angegriffen.
Capstanmotor läuft, aber nur langsam und völlig kraftlos.
R169 fängt nach ca. 45 sek. an zu leuchten.
Positive und negative 10 V Spannungsversorgung fehlen oder sind nur teilweise vorhanden.

Dann mal den Schaltplan bemüht und den Netzteilbereich beäugt:
[Bild: Sm-Netzteil-KX-990-SR.jpg]

Bodenplatte zur Serviceöffnung entfernt um an die Lötseite der Platine zu kommen:
[Bild: 20201214-171419.jpg]

Wie vermutet, sind die Lötaugen des Widerstandes beschädigt:
[Bild: 20201214-171905.jpg]
Ein Lötauge ist abgerissen und hat keine Verbindung mehr zur Leiterbahn.

Ich hatte C108 in Verdacht, der war allerdings nicht kurzgeschlossen. Dann prüfte ich andere Elkos in diesem Bereich und wurde fündig. C87 (470µF 16V) war sauber kurzgeschlossen (0 Ohm). Ok, den und C93 hätte ich sowieso gewechselt, da sie ja ausgekocht wurden.
Also die beiden Elkos und den Widerstand ausgelötet.

Von oben sieht die Platine fast noch ok aus:
[Bild: 20201215-111925.jpg]

[Bild: 20201215-111601.jpg]

Kurz geschaut, was denn mein Fundus an Teilen zum Testen zu bieten hat.
Zwei Elkos 680µF 25V entfernte ich aus einem Schlachtgerät (Notebook Netzteil) und ein unbenutzter 15 Ohm 5W Widerstand war auch verfügbar.

Rechts die ausgelöteten Teile, links der Ersatz:
[Bild: 20201215-112250.jpg]
Der als Glühleuchte missbrauchte 12 Ohm Widerstand, hat übrigens aktuell 420 Ohm.

Also gleich mal zur Anprobe gebeten:
[Bild: 20201215-113106.jpg]
Ok, mechanisch passt es problemlos.

Gleich schnell mal eingelötet. 
Das Ergebnis:
[Bild: 20201216-180426.jpg]
Ok, alle Anzeigen scheinen wieder normal zu funktionieren.
Dann noch schnell gemessen und tatsächlich, die Hauptversorgungen -18V, +12V und + / -10V sind alle wieder am Start.

12 Ohm Widerstand und die Transistoren für die positive/negative 10V Spannungsversorgung (2SB772/2SD882) hatte ich vorsorglich bestellt und müssten morgen ankommen. Aber, so wie es aussieht, wird davon nix gebraucht.

Im nächsten Schritt wird das bereits ausgebaute Laufwerk revidiert. 

Fortsetzung folgt ....

Gruß, Bob.
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#2
Nun ging es im zweiten Schritt, dem Laufwerk an den Kragen.

Erst mal die Frontplatte abbauen. Ist bei diesem Gerät etwas umständlich, da Tasterplatine und Schalterplatine für Zeituhrsteuerung abgeschraubt werden müssen.
Nach dem Entfernen von sechs Schrauben und acht Steckverbindungen, kann das Laufwerk vorsichtig aus dem Gerät genommen werden.

Sieht dann so aus:
[Bild: 20201214-182510.jpg]

Jetzt ist das Laufwerk für jede Schandtat bereit:
[Bild: 20201215-190956.jpg]

Zum Ausbau der rechten Schwungmasse muss vorher der Assistmotor ausgebaut werden.
Drei Schrauben später sieht es dann so aus:
[Bild: 20201215-191216.jpg]

Den Assistmotor zur Seite legen und man hat freien Zugang auf die rechte Schwungmasse:
[Bild: 20201215-191732.jpg]

Und raus damit:
[Bild: 20201215-191812.jpg]

Auch die rechte Schwungmasse wurde von der Riemenpest angegriffen:
[Bild: 20201215-192024.jpg]

Wurde in die Bohrmaschine gespannt und mit 600er Nassschleifpapier gereinigt/geglättet.
Sieht nun optisch immer noch nicht optimal aus, aber die Lauffläche ist fühlbar glatt und nur das ist wichtig:
[Bild: 20201215-193020.jpg]

Beide Capstanlager bekamen Gleitlageröl spendiert und die Schwungmassen durften wieder zurück:
[Bild: 20201215-201755.jpg]

Der Assistmotor wurde separat mit 1,2V bestromt und lief problemlos und leise. Da er auch beim Durchmessen nicht auffällig war, gibt es für mich - erstmal - keinen Grund, den Motor zu zerlegen.

Nun wurde der Capstanmotor separat mit 13,6V bestromt. Lief immer noch unregelmäßig und kraftlos.
Ich ahne schlimmes ....

Motor zerlegt:
[Bild: 20201216-101852.jpg]

[Bild: 20201216-102706.jpg]

Leider stellte sich beim Durchmessen der drei Ankerwicklungen, ein nicht reparierbarer defekt heraus.
Zwei Wicklungen haben korrekte 16 Ohm, die dritte Wicklung nur 8 Ohm.

Bedeutet, hier muss ein Ersatzmotor beschafft werden.

Neuer Capstanriemen ist bereits gestern vom Thakkermann geliefert worden:
[Bild: 20201215-113657.jpg]


Fortsetzung folgt ....

Gruß, Bob.
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#3
Monate später ...

Da kein gebrauchter Ersatzmotor aufzutreiben war und ich in China zwischenzeitlich Wickelmotore geordert hatte, habe ich auch gleich ein paar Capstanmotoren bestellt.

Das sind diese 3 der 530er Mabuchi Klasse: 
[Bild: 20210204-115718.jpg]

Links ist ein eine vierpolige Ausführung (für Anwendungen mit externer Potisteuerung für die Drehzahlregelung).
Das ist tatsächlich ein echter NOS Mabuchi Motor. Sogar die Abschirmung ist vorhanden.

Rechts zu sehen sind 2 Nachbauten bzw. Fakes. Zu erkennen daran, dass auf dem Label die Mabuchi Artikel-Nr. fehlt.
Natürlich fehlen auch die Mabuchi Gravuren bzw. Kennzeichnungen. Auch fehlt - wie üblich - die Abschirmung.

Alle Motore wurden genau beäugt und mechanisch und elektrisch getestet.
Nach dem Andrehen mit den Fingern laufen alle lange nach und machen keine ungewöhlichen Geräusche.

Stromaufnahme im Leerlauf (an meinem 13,6 V Netzteil)  ist um 25 mA. Das ist auch i.O.
Alle Motore wurden ca. 40 Minuten betrieben und dabei hat sich weder die Stromaufnahme geändert, noch sind die Motore ungewöhnlich warm geworden.
Positiv überrascht war ich, dass die Nachbauten sehr leise liefen.

[Bild: 20210204-125152.jpg]

Somit konnte der Einbau erfolgen.

[Bild: 20210214-112257.jpg]

[Bild: 20210214-114500.jpg]

Motor an die Halterung geschraubt und den Pulley auf die Motorwelle gesteckt. Widerlager gefettet und mit neuem Riemen nun das Laufwerk komplettiert.

[Bild: 20210214-120632.jpg]

[Bild: 20210214-123232.jpg]

Laufwerk wieder in das Gerät gebaut und angeschlossen:
[Bild: 20210214-131345.jpg]

[Bild: 20210214-130852.jpg]

Alle Laufwerkfunktionen funzen nun wieder problemlos.

Nur leider wird bei Play an den Aussteuerungsanzeigen leider kein Pegel angezeigt.
Vermutlich wird hier noch die ein oder andere Stromversorgung von Dolby-Platine, PB-Amp usw. fehlen ...

Ich bin aber schon mal froh, dass zumindest das Laufwerk wieder funzt.
Der Capstanmotor läuft kraftvoll und leise - mehr war hier heute nicht erreichbar. Thumbsup

Fortsetzung folgt ...

Gruß, Bob.
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#4
Heute Vormittag habe ich mir den Luxus geleistet und mal wieder an dieser Baustelle weitergemacht.

Hier sollte nun geprüft werden, warum der Eimer zwar läuft, tontechnisch aber Mause ist. 

Meine Vermutung war, dass (wie bei Kenwood TapeDecks gerne üblich) hier eine positive oder negative Versorgungsspannung fehlt.
Also die Dolby Platine gezogen und an Pin 3 und 13 gemesen, ob die +/- 7,5 V vorhanden sind. Die negativen 7,5 V fehlten - Bingo !

Kurz in den Schaltplan geschaut und mein Verdacht fiel auf C4 (470 µF 10 V). Hier konnte ich 0,0 Ohm messen, also sauber kurzgeschlossen.

Hier ist er bereits ausgelötet:
[Bild: 20210321-125447.jpg]

Nach Einbau eines neuen Elkos war zwar kein Kurzschluss mehr vorhanden, aber die negativen 7,5 V fehlten immer noch.
Also hatte der kurzgeschlossene Elko vermutlich den Transistor Q8 gekillt. Und so war es dann auch. 
Das ist ein 2SA733 und den hatte ich sogar da.

Wurde aus einem Schlachtopfer entnommen und nach Einbau war die negative 7,5 V Spannung wieder am Start.

[Bild: 20210321-130257.jpg]

Dolby Platine wieder reingesteckt, Gerät eingeschaltet und Cassette geladen.

Nun zappelten auch wieder die Peakmeter: 
[Bild: 20210321-135731.jpg]

Die beiden Übeltäter: 
[Bild: 20210322-094608.jpg]

Nach Anschluss ans Mischpult, war auch Musik zu hören.
Der TapeSpeed wurde eingestellt und Azimuth justiert.
Nun sollte der Eimer erst mal eine Weile laufen, um zu schauen, ob es sonst noch irgendwo hakt.
Eine zeitlang lief es problemlos. Dann hatte ich hier und da den Eindruck, der TapeSpeed würde sich veraendern.
Und so war es auch tatsächlich. Ich fasste den Capstanmotor an und musste festestellen, dass er sehr warm ist.
So wie es aussieht, ist der neue China Nachbau/Fake Mabuchi Motor defekt.
Bedeutet, der Motor muss wieder ausgebaut und zerlegt werden. Um zu schauen, was das Problem ist.

Eventuell sind die Gleitlager nicht ausreichend geoelt ? 
Ich hatte nun aber die Faxen fett und somit ist hier erst mal Schicht im Schacht. 

Gruß, Bob.
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