Hallo
Warum zur Hölle ein Kabel selbst bauen? Für wenige Euro gibt es doch bereits Kabel in guter Qualität!
Eins stelle ich hier gleich klar. Ich baue Kabel nicht selbst wegen des vermeintlich besseren Klangs. Sollte es Kabel Klang geben wäre das – nur meine persönliche Meinung – ein Arschtritt für jeden Toningenieur der versucht das maximale aus einer Aufnahme beim Abmischen rauszuholen. Kabel klingen nicht. Genauso wenig wie Verstärker und schon gar nicht CD-Player. Vergesst das Geschwurbel in den Hi-Fi Gazetten: „Die Bühne öffnet sich und die Musik wird greifbar“. Alles Schwachsinn was nur einem Zweck dient: Verkaufen... Bei mir gibt es auch diese Momente: Die Bühne öffnet sich und Musik wird greifbar… Und zwar in dem Moment, wenn bei mir „voll aufdrehe“, mit ner Kippe auf dem Balkon stehe und mein Nachbar mir vom gegenüber liegendem Balkon nee „Pilsbrause“ rüber reicht mit den Worten: „Wie geil, Pink Floyd“!
Zurück zum DIY Kabel Cinch auf 3,5 mm Klinke.
Stein des Anstoßes dieses Kabel selbst zu bauen war ein beschädigtes Monster Kabel. Dieses hatte ich in geistiger Umnachtung zu meinem iPod Classic 160 GB für 40,00 Euro + 60,00 EUR für das Original Apple Universal Dock dazu gekauft.
Elektrisch ist das Kabel in Ordnung. Aber der Rest bedarf keines Kommentars. Meine Idee: Das was Monster kann kannst Du schon lange und besser! Also Kabel + Stecker bestellt und los geht’s…
Die Bestellung ging Freitagvormittag raus und war am Samstag schon bei mir:
Das grüne Kabel ist für Standard Cinch/Cinch Leitungen und das schwarze für diese Aktion.
Eine Ansicht der Stecker (oben 3,5 mm Klinke, unten Cinch):
Zur eigentlichen Herausforderung: Cinch Stecker löten ist keine Herausforderung. Schwierig wird es wenn zwei Cinch-Stecker am anderen Ende auf eine 3,5 mm Klinke treffen…
Erschwerend kommt hinzu, dass ich unter kritischer Beobachtung stand:
Also nur nichts falsch machen.
Als erstes habe ich mich um die 3,5 mm Klinke gekümmert. Dazu die folgenden Bilder.
Aufbau des Kabels:
Nun heißt es Leiter verzinnen bzw. zusammenfassen und verzinnen. In diesem Fall verdrillen und verzinnen der beiden Schirmungen, zwei Leiter (habe den weißen gewählt) als gemeinsame Maße bestimmen, verdrillen und verzinnen und die beiden blauen Leiter werden dann zu rechts und links auch einzeln verzinnt.
Das ganze ist richtige Frimelei und geht auch nur mit Musikuntermalung. Jedes Mal, wenn man das Gefühl hat: „So nee SCH…E“ schaut man hoch und weiß es lohnt sich:
Das Verbinden der einzelnen Leiter mit dem 3,5 mm Klinkenstecker ist nicht ohne. Hier ist genaustes Arbeiten erforderlich. Es besteht die Gefahr, dass bei zu großer Hitzeeinwirkung die Isolierung zwischen den einzelnen Kontakten des Steckers Schaden nimmt. Man kann auf dem folgenden Foto gut erkennen, dass der Kunststoff am äußeren Ende des Steckers bereits leicht geschmolzen ist:
Nachdem alle Leiter mit der 3,5 mm Klinke verbunden sind, geht es an die leichtere Aufgabe: Die Cinch Stecker verlöten. Aber welcher Leiter gehört wohin? Jetzt folgt etwas Theorie…
Ist der rote Cinch Stecker rechts oder links? Und was ist mit dem schwarzen Stecker? Ich habe mir das ganz einfach gemerkt: Es ist genau anders rum wie in der Seefahrt! Ich bin gebürtiger Berliner. Weit jenseits von einem Meer und der Seefahrt. Ich kann mich bis heute an den ersten gemeinsamen Nordseeurlaub mit meinen Eltern erinnern. Wir standen in Cuxhaven an der
Kugelbake und ich fragte meinen Vater wo denn Backboard und Steuerbord wären. Ich bekam eine „zarte“ Ohrfeige auf die linke Wange mit dem Kommentar: „Da wo die Backe rot wird ist Backboard“. Ich erinnere mich heute daran. Es war die linke Backe die rot wurde. So merke ich mir das. Back(e rot)bord links ist der Schifffahrt (pervers, mit drei f) links. Aber bei Hi-Fi ist das genau anders rum…
ROT ist rechts!!! Und alles was nicht rot ist, ist links…
Genaue Aufklärung was wohin gehört bringen die folgende Links:
Link 1
Link 2
Link 3
Wer aufmerksam mitliest, wird erkannt haben, dass der von mir verwende 3,5 mm Klinkenstecker (zweites Foto im Thread) 4-polig ist und somit eine Zusatzfunktion enthält. Das stimmt! Auf die Zusatzfunktion habe ich den Schirm der der jeweiligen Stereoleiter gelegt. Der Schirm ist am bzw. die Zusatzfunktion ist auf der Klinkenseite verlötet aber auf der Cinch Seite ohne Kontakt.
Manoman… Ich erkenne gerade wie schwer es ist manche Dinge technisch zu beschreiben…
Ich zähle trotzdem auf Euch! Egal ob Techniker und vor allem Technik Fan. Weiterlesen lohnt!
Zurück zur Cinch Seite. Freilegung:
Wieder verzinnen und mit zusätzlich Schrumpfschlauch versehen:
Warum Schrumpfschlauch? Nicht fragen… schrumpfen:
Damit es ordentlich aussieht… nochmal schrumpfen:
Nun noch die Cinch Stecker drauf:
Nun ist es fertig. Das DIY Kabel Cinch auf 3,5 mm Klinke:
…
Ein kurzer Moment der Ruhe…
…
Was liegt hier vor mir? Der Techniker sagt nüchtern: „Ein Kabel Cinch auf 3,5 mm Klinke“. Und genauso ist es. Nicht mehr oder weniger. Unabhängig welcher Herstellername darauf steht. Es ist ein „simples“ Kabel! Nicht mehr oder weniger…
ABER, was es von allen Kabeln dieser Welt – sei es für 1,00 EUR oder unzählige von Euros eines Herstellers auch immer – unterscheidet ist der Gedanke: ICH habe das gemacht, gebaut oder wie auch immer!!!
Und nun zum Hörtest…
Der erste Versuchsaufbau: Das DIY Kabel am Apple Universal Dock:
Das ganze verbunden mit einem Sansui SIX an B&W Lautsprecher Kombi (zu faul Details zu schreiben, Profil anschauen) und einen „netten“ Titel auf dem iPod auswählen:
DAS gefällt! Was da meinen Ohren schmeichelt ist unglaublich! Sound pur! Alle Schalter auf neutral. Der iPod spiel mit 320 kbit/s...
Fazit: Das DIY Kabel erfüllt seinen Zweck!!!
Zum Abschluss noch ein paar Zahlen. Das am Anfang erwähnte Monster Kabel hat 39,90 EUR gekostet. Was waren meine Kosten?
- 2m Sommer Kabel Quantum Highflex Multipair 2
- 2 x Hicon CM06 Cinch Stecker
- 1 x Hicon J35T02 3,5 mm Klinken Stecker
Alles in allem 14,20 EUR an Material!!! Nicht billig, aber dafür gut…
Und setze ich mich in meinen Sessel und genieße nur noch…
Grüße aus Berlin
Olli