Rotel RB-2000
Schöne Endstufe aus der 2000er Serie in eigentlich gutem Zustand, ...
wenn da nur die abgesägten Laschen nicht wären.
Noch mit Grat. Ganz toll.
Dachte immer, die Meter wären mit dem RA-1312/1412 identisch, sind aber tatsächlich nochmals größer.
Bei äußeren Beschädigungen werde ich immer skeptisch: Keinesfalls einschalten, ohne nicht vorher alles inspiziert zu haben. Zumal das Gerät ja auch mit einem Hinweis auf einen Defekt verkauft wurde, dann erst recht schauen. Das Netzkabel ist ohne Beschädigungen und hinter dem Kläppchen ... ?
... habe ich nichts anderes erwartet.
Eine der Ausgangsklemmen ist abgebrochen, aber kein Problem, schwarze habe ich noch, nur keine roten mehr. Zumindest sind die Eingangsbuchsen noch in Ordnung.
Außen ist alles soweit in Ordnung, wenn man mal von den fehlenden Laschen absieht, also Deckel ab
Ein bisschen staubig, aber zumindest kein Rauchergerät.
Die beiden Meter werden außen von oben (1312/1412 innen von unten) beleuchtet.
Der Vorbesitzer hatte die Pilotlampen mal blau mit Filzer angemalt, doch die Farbe ist von den relativ hellen und heißen Lampen weggebrannt.
Das Lautsprecher-Relais sieht irgendwie vergewaltigt aus.
Wird das Relais nicht ausgebaut, bekommt man den Deckel nicht ab, ohne die Rastung abzubrechen. Immerhin hat man sich die Kontakte angeschaut, nur hält der Deckel jetzt nicht mehr von allein. Die Konsequenz: Der Deckel wird dann - wie hier auch - angeklebt. Leider aber mit mäßigem Erfolg. Zum Glück habe ich noch eins da.
Mehr beunruhigt mich etwas anderes:
Die beiden schwarzen Kabel sind Schrumpfschläuche. Das sollte aber eigentlich genauso aussehen, wie rechts:
16A ... was ist denn das für ein Mist ?
A-ha, es ist nicht nur der Temperaturfühler getauscht worden, sondern auch die Endstufentransistoren. Habe ich es also wieder mit einem gescheiterten Reparaturversuch zu tun. Habe ich ein Glück. Auch hier wieder ein Blick nach rechts:
Das ist die Originalbestückung. Links verbaut sind aber:
Ein Satz der (NEC-)Originale kostet heute genauso viel, wie dieser (Toshiba-)Ersatz. Warum also einen anderen Typ einsetzen ? Also erstmal die Datenblätter für die Transistoren auftun und vergleichen.
Eine Tasse Kaffee später:
Der 2SB681 wird im Jäger-Katalog von 1999 als Ersatz für den 2SA10007 genannt. Der ist also soweit brauchbar, nur eben mit 13MHz ziemlich träge, im Vergleich zu den 50MHz Bandbreite des 2SA1007.
Wenn bei der Recherche für den 2SB681 der 2SD551 als Komplementär genannt wird (beim 2SA1007 ist es der 2SC2337), kann man davon ausgehen, dass der Komplementär in etwa die gleichen Werte hat, was die Vergleicherei etwas abkürzt.
Da ich zum Prüfen sowieso die Transistoren ausgebaut hatte, konnte ich auch gleich noch die etwas ungeschickte Montage glattziehen:
Haben die Schrauben Kontakt zum Kühlkörper, sind wieder neue Transistoren fällig. Anstatt aber die Führungen der Transistorfassungen korrekt auszurichten, hat man ...
... solange auf die Fassung eingeschraubt, bis keine Führung mehr vorhanden war.
Weiter zu nächsten Baustelle:
Die Durchlass-Spannung beträgt mickrige 1,1 Volt, hier braucht es aber ...
knapp 2,7 Volt.
Der Komponententester interpretiert Durchlassspannungen oberhalb von 2 Volt als LED, was natürlich Quatsch ist.
Ganz schön doof, diese Vierfach-Diode kann ich mir auch nicht aus dem Kreuz leiern, sondern auch nur in den USA bestellen. Solange behelfe ich mir erstmal mit zwei in Reihe geschalteten Kleinleistern aka 1N4148, die je eine Durchlassspannung von 0,7 Volt haben:
Auf die 2,65 Volt komme ich damit zwar nicht, aber die Abweichung beträgt nur 5% und liegt damit unter der Toleranz, die Sanken als Hersteller für die SV-04 nennt.
Zur Funktion kurz einen Blick ins Schaltbild:
Ist nur ein Auszug; in rot der Signalfluss.
Der Sollwert wird an VR102 eingestellt, der Istwert stammt von besagter Diode und das Stellglied ist Q111.
Steigt die Temperatur des Kühlkörpers/der Endstufe durch unzureichende Kühlung oder hohe Ausgangsleistung an, sinkt die Durchlassspannung von D103 ab. Die Basis des Stellgliedes Q111 leitet proporzional dazu und schließt die beiden Eingänge (die Basen) der Teibertransistoren Q112 und Q113 kurz, bzw. verlöschen sich deren Signale dadurch gegenseitig.
Durch die zu niedrige Spannung von ,16A' ist Q111 aber permanent am leiten/kurzschließen, da Q111 die fehlende Diodenspannung als Überhitzung werten muss. Folglich lässt sich hier nichts einstellen, geschweige denn im Lautsprecher hören, da der Regelbereich bereits ausgeschöpft ist. Kurzum, diese ,Reparatur' ist schlichter Mumpitz. Selbst wenn der Treiber Q112 ablebt, ist D103 nicht gefährdet, kann nicht kaputt gehen; war nie defekt. Aber egal.
Ich hatte bereits zwei zusätzliche Dioden in Reihe geschaltet, weil das Problem rechtzeitig erkannt. Dennoch funktioniert die Endstufe nach dem ersten Einschalten nicht. Aber hilft ja nichts, weitersuchen.
Der Reparateur hatte neben den Endstufentransistoren auch die Emitterwiderstände ersetzt, aber nur die vom positiven Zweig, bzw. für die beiden NPN-Transistoren.
Original links, neu rechts.
Sind die Emitterwiderstände - zumeist sichtbar - defekt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass die Endstufentransistoren überlebt haben. Das gilt auch umgekehrt: Sind die Transistoren kaputt, hat es sicher auch die Widerstände erwischt. Wenn also die Emitterwiderstände des negativen Zweiges nicht getauscht wurden, waren auch die PNP-Transistoren nicht defekt. Das erklärt aber nicht, warum die Endstufe immer noch nicht funktioniert. Dazu müssen wir auf der Platine nur hinter die Emitterwiderstände schauen:
Da sticht doch einer hervor, sieht zu neu aus und anders als die anderen. Und dass der so komisch ballig aussieht, hat auch einen Grund:
Na klar, das ist R122, der Emitterwiderstand des Treibertransistors Q112.
Und nun die 500€-Frage: Warum ist R122 schon wieder kaputt ?
Tipp von der Spielleitung: Über R125 muss zwar der selbe zu hohe Strom geflossen sein, doch der ist im Gegensatz zu R122 kein 1/2-Watt, sondern ein 1-Watt. Er verträgt/erträgt also mehr. R125 ist auf dem Foto oben der graue in der Bildmitte.
Yuut, heute nicht mehr. Brauche noch etwas Zeit, um mich weiterhin über die abgesägten Laschen zu ärgern.