08.03.2015, 10:16
Hallo,
mal wieder ein Thread zum Thema Platten digitalisieren. Warum? Mich würde interessieren, ob jemand bessere Erfahrungen gemacht hat als ich. Wenn ja, mit welcher Methode, welchem Aufbau.
Ich habe vor ein paar Jahren vielleicht 20 Platten (Klassik) oder so digitalisiert. Entweder mit einer "Phase88" von Terratec oder der (alten) "DMX6fire24/96" von Terratec, normaler Windows-PC. Ich habe mit den Karten stets mit 24bit 96khz das analoge Eingangssignal aus dem Vorverstärker gewandelt und mit 32bit Floating 96khz gespeichert - Wavelab, das ich zur Nachbearbeitung nutzte, arbeitet intern auch mit 32bit floating. So passte das gleich von Anfang an. Ich hatte sogar das Glück, einiges an halb-professioneller Software zur Nachbearbeitung via Wavelab nutzen zu können, sodass ich die Aufnahmen entknacksen und entrumpeln konnte. Im Vergleich zur normalen Schallplattenwiedergabe machte ich nämlich die Erfahrung, dass Knackser und Rillengeräusche nach der Digitalisierung irgendwie überpropertional stark rüberkommen (mehr dazu einige Zeilen weiter).
Beim digitalen Aufnahmepegel hatte ich stets drauf geachtet, dass ich immer knapp unter 0db blieb, was beispielsweise von Terratec so in etwa empfohlen wird; also eher zu wenig Pegel, als zu viel. Für Amateuransprüche, so meine, habe ich nichts falsch gemacht. Trotzdem hat mich die Qualität nicht überzeugt. Die Platte selbst hörte sich immer noch so wesentlich besser an, dass ich die Sache schnell wieder aufgab.
Ich habe es auch nochmal mit einer neueren Karte, der X-Fi Titanium, versucht, die als A/D-Wandler nach meiner Erfahrung (und subjektivem Höreindruck) aber eher noch schlechter klingt, als die alten Terratec. Auch Phonopre oder Vorstärker hatte ich gewechselt, ohne wesentliche Unterschiede zu hören. Ein Vergleich mit einer komplett anderen Schiene, nämlich direkt vom Vorverstärker auf einen DAT-Recorder, war nicht wirklich besser.
Meine Theorie dazu: Die A/D-Wandler aus dem Consumerbereich sind schlichtweg nicht gut genug, um Platten für verwöhnte "analoge" Ohren befriedigend digitalisieren zu können, sofern das Ganze überhaupt einen Sinn ergibt, also sowieso nur bei Platten, die es nicht als CD gibt.
Man macht gerne den technischen Denkfehler, den ich auch schon hier gelesen habe, nämlich den, dass Schallplatten aufgrund des begrenzten Dynamikumfangs keine allzu hohe Auflösung bei der Digitalisierung benötigen. Das ist Quatsch, wenigstens nach meiner Meinung. Von der Platte kommt normalerweise ein ziemlich "dreckiges", ungeheuer heterogenes Signal zum A/D-Wandler, dass auch ungleichmäßige Rumpel- und Rillengeräusche sowie Störungen (Knackser) aller Art beinhaltet. Um dies digital aufzuzeichnen, benötigt man mehr Auflösung und Leistung gegen digitales Clipping und nicht weniger, sonst klingt's hinterher einfach nur schlecht.
Ich denke, der "Noisefloor" der Schallplatte überfordert schlichtweg den normalen A/D-Wandler der Consumerklasse. Genauer betrachtet hat bereits ein kleiner Knackser auf der Platte, der analog einfach dazugehört, eine so irre Dynamik, dass mir auf Anhieb kein vergleichbares Instrument dazu einfällt.
Nimmt man dann den digital aufgezeichneten Geräuschteppich der Platte etwas näher unter die Lupe, indem man ihn rausfiltert und alleine betrachtet und recht laut anhört, entdeckt man schnell, warum die Nebengeräusche so viel störender sind, als bei der analogen Plattenwiedergabe: digitale Artefakte ohne Ende, kaum noch erkennbar als die eher natürlichen Rillen- und Knacksgeräusche, die eine normale Plattenwiedergabe eben mit sich bringt.
Das heißt aber wiederum auf die digitale Aufnahme bezogen: der A/D-Wandler verbraucht irre viel seiner Leistungsfähigkeit, weil er ständig durch äußerst komplexe Rillengeräusche und Knackser überfordert wird, und darunter leidet logischerweise das, was wir eigentlich hören wollten.
Nur nebenbei zum Verständnis: Digitales Clipping ist im Gegensatz zu analogem Clipping nicht unbedingt vom db-Pegel abhängig. Auch niedrige Pegel können einen A/D-Wandler überfordern und digitales Clipping, also Artefakte, erzeugen.
Abhilfe schafft hier eigentlich nur das, was die Profis verwenden, nämlich Declicker, Derackler und Noisefilter per Hardware zwischen Pre und A/D-Wandler zu schalten, beispielsweise sowas:
http://www.soundonsound.com/sos/jul00/ar.../cedar.htm
Mit solchen Teilen können A/D-Wandler dann endlich vorwiegend Musik aufzeichnen. Die Profis, die z.B. alte Bandaufnahmen digitalisieren und remastern, nehmen sich dann später, also nach der digitalen Aufzeichnung, per Software jedes störende Artefakt - sofern es noch welche gibt - einzeln vor, z.b. in der Spektralanalyse.
Wieviel Arbeit das ist, kann man sich vorstellen.
Fazit: ich habe es aufgegeben, Platten zu digitalisieren, das bringt auf
Amateurniveau zu Hause einfach nix.
Was meint ihr, und liege ich bei den technischen Sachverhalten richtig?
Danke und Grüße - Frank
mal wieder ein Thread zum Thema Platten digitalisieren. Warum? Mich würde interessieren, ob jemand bessere Erfahrungen gemacht hat als ich. Wenn ja, mit welcher Methode, welchem Aufbau.
Ich habe vor ein paar Jahren vielleicht 20 Platten (Klassik) oder so digitalisiert. Entweder mit einer "Phase88" von Terratec oder der (alten) "DMX6fire24/96" von Terratec, normaler Windows-PC. Ich habe mit den Karten stets mit 24bit 96khz das analoge Eingangssignal aus dem Vorverstärker gewandelt und mit 32bit Floating 96khz gespeichert - Wavelab, das ich zur Nachbearbeitung nutzte, arbeitet intern auch mit 32bit floating. So passte das gleich von Anfang an. Ich hatte sogar das Glück, einiges an halb-professioneller Software zur Nachbearbeitung via Wavelab nutzen zu können, sodass ich die Aufnahmen entknacksen und entrumpeln konnte. Im Vergleich zur normalen Schallplattenwiedergabe machte ich nämlich die Erfahrung, dass Knackser und Rillengeräusche nach der Digitalisierung irgendwie überpropertional stark rüberkommen (mehr dazu einige Zeilen weiter).
Beim digitalen Aufnahmepegel hatte ich stets drauf geachtet, dass ich immer knapp unter 0db blieb, was beispielsweise von Terratec so in etwa empfohlen wird; also eher zu wenig Pegel, als zu viel. Für Amateuransprüche, so meine, habe ich nichts falsch gemacht. Trotzdem hat mich die Qualität nicht überzeugt. Die Platte selbst hörte sich immer noch so wesentlich besser an, dass ich die Sache schnell wieder aufgab.
Ich habe es auch nochmal mit einer neueren Karte, der X-Fi Titanium, versucht, die als A/D-Wandler nach meiner Erfahrung (und subjektivem Höreindruck) aber eher noch schlechter klingt, als die alten Terratec. Auch Phonopre oder Vorstärker hatte ich gewechselt, ohne wesentliche Unterschiede zu hören. Ein Vergleich mit einer komplett anderen Schiene, nämlich direkt vom Vorverstärker auf einen DAT-Recorder, war nicht wirklich besser.
Meine Theorie dazu: Die A/D-Wandler aus dem Consumerbereich sind schlichtweg nicht gut genug, um Platten für verwöhnte "analoge" Ohren befriedigend digitalisieren zu können, sofern das Ganze überhaupt einen Sinn ergibt, also sowieso nur bei Platten, die es nicht als CD gibt.
Man macht gerne den technischen Denkfehler, den ich auch schon hier gelesen habe, nämlich den, dass Schallplatten aufgrund des begrenzten Dynamikumfangs keine allzu hohe Auflösung bei der Digitalisierung benötigen. Das ist Quatsch, wenigstens nach meiner Meinung. Von der Platte kommt normalerweise ein ziemlich "dreckiges", ungeheuer heterogenes Signal zum A/D-Wandler, dass auch ungleichmäßige Rumpel- und Rillengeräusche sowie Störungen (Knackser) aller Art beinhaltet. Um dies digital aufzuzeichnen, benötigt man mehr Auflösung und Leistung gegen digitales Clipping und nicht weniger, sonst klingt's hinterher einfach nur schlecht.
Ich denke, der "Noisefloor" der Schallplatte überfordert schlichtweg den normalen A/D-Wandler der Consumerklasse. Genauer betrachtet hat bereits ein kleiner Knackser auf der Platte, der analog einfach dazugehört, eine so irre Dynamik, dass mir auf Anhieb kein vergleichbares Instrument dazu einfällt.
Nimmt man dann den digital aufgezeichneten Geräuschteppich der Platte etwas näher unter die Lupe, indem man ihn rausfiltert und alleine betrachtet und recht laut anhört, entdeckt man schnell, warum die Nebengeräusche so viel störender sind, als bei der analogen Plattenwiedergabe: digitale Artefakte ohne Ende, kaum noch erkennbar als die eher natürlichen Rillen- und Knacksgeräusche, die eine normale Plattenwiedergabe eben mit sich bringt.
Das heißt aber wiederum auf die digitale Aufnahme bezogen: der A/D-Wandler verbraucht irre viel seiner Leistungsfähigkeit, weil er ständig durch äußerst komplexe Rillengeräusche und Knackser überfordert wird, und darunter leidet logischerweise das, was wir eigentlich hören wollten.
Nur nebenbei zum Verständnis: Digitales Clipping ist im Gegensatz zu analogem Clipping nicht unbedingt vom db-Pegel abhängig. Auch niedrige Pegel können einen A/D-Wandler überfordern und digitales Clipping, also Artefakte, erzeugen.
Abhilfe schafft hier eigentlich nur das, was die Profis verwenden, nämlich Declicker, Derackler und Noisefilter per Hardware zwischen Pre und A/D-Wandler zu schalten, beispielsweise sowas:
http://www.soundonsound.com/sos/jul00/ar.../cedar.htm
Mit solchen Teilen können A/D-Wandler dann endlich vorwiegend Musik aufzeichnen. Die Profis, die z.B. alte Bandaufnahmen digitalisieren und remastern, nehmen sich dann später, also nach der digitalen Aufzeichnung, per Software jedes störende Artefakt - sofern es noch welche gibt - einzeln vor, z.b. in der Spektralanalyse.
Wieviel Arbeit das ist, kann man sich vorstellen.
Fazit: ich habe es aufgegeben, Platten zu digitalisieren, das bringt auf
Amateurniveau zu Hause einfach nix.
Was meint ihr, und liege ich bei den technischen Sachverhalten richtig?
Danke und Grüße - Frank