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Es bedurfte gar nicht des Anlasses, daß der Dirigent Lorin Maazel verstorben war, sondern es hatte einen der ersten CD-Tests zum Anstoß, daß ich mir die CD "Wiener Bonbons" mit dem "Kür-Programm" des Neujahrskonzerts 1983 antiquarisch besorgte, um einmal auszuprobieren, wie denn damals diese Digitalaufnahmen gelungen waren und geklungen hatten. Als Abspielgerät kam freilich der Denon DVD 3910-Youngtimer von 2004 zum Einsatz.
Das Neujahrskonzert wurde (und wird) immer live aufgenommen und unterschied sich so schon damals darin wohltuend von den weit eher üblichen Studioproduktionen. Live digital mitzuschneiden ist bis heute nicht so einfach, da man Übersteuerungen tunlichst vermeiden sollte.
Unter den "Wiener Bonbons" wählte ich das grauslichste, die "Geschichten aus dem Wienerwald" von Johann Strauss Sohn, da darin ein sehr leises Zither-Solo zweimal vorkommt.
Nun, diese Ur-CD kann sich immer noch hören lassen, wiewohl sie sicher nicht audiophile Maßstäbe setzte. Doch alleine der saubere Ton der Zither bei nicht mehr als etwa 1 % der Dynamik über einem praktisch rauschfreien Hintergrund beeindruckt bis heute. Eine neue Zeit war angebrochen, ohne lästige Störgeräusche, ohne Jonglieren mit den unpraktischen, weil empfindlichen und Platz fressenden Langspielplatten, ohne sich abnudelnde Kassetten. Daß man diese Daten von der CD einmal im Handumdrehen in einen Computer originalgetreu auslesen und kopieren könnte, wagte sich aber wohl kein Musikindustrieller in den schlimmsten Alpträumen vorzustellen - daß die Digitale Revolution ihre Eltern frißt...
Heute stelle ich mich mit einem handtellergroßen Digitalrecorder hin und bekomme so die CD-Qualität zum Selbstbrennen...
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• 0300_infanterie
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Wenn's in Sachen Vintage Digital mal was Anderes als Klassik sein soll, kann man mal Flim & the BB's versuchen - ihr zweites Album Tricycle von 83 ist das erste nicht-klassik Album, das komplett digital produziert wurde.
Eigentlich ist auch schon ihr erstes Album von 78 (self-titled) mehr durch Zufall digital aufgenommen worden, da neben dem direct-to-disc System auch der Prototyp eines Digitalrecorders von 3M mitlief. Wie es dann kommen musste, war der direct-to-disc Master nichts und die LP entstand aus der Digitalaufnahme.
Gruss,
Joachim
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Was heißt denn " komplett digital produziert" ?
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29.07.2014, 22:18
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.07.2014, 23:03 von jring.)
Stimmt, viel Produktion war nicht. Das Ding wurde auf einer digitalen Zweispurmaschine (Mitsubishi X-80 - entwickelt von Telefunken) aufgenommen und dann gemastert. Fertig.
Hier was zur Maschine - Reel 2 Reel mal anders :-)
http://www.tonbandmuseum.info/mitsubishi-japan.html
http://www.pioneer-vintage.de/vintage-hi...index.html
http://tonbandgeschichte.studerundrevox....d/MX80.pdf
http://www.prosoundnetwork.com/article/r...corder/688
Hier die Kiste in Action - geil, auch wenn die Musik jetzt nicht mein Geschmack ist...
Wobei, die hatten wir schonmal... so schliesst sich der Kreis...
http://old-fidelity-forum.de/thread-2660.html
Hier ist nen Interview mit dem Toningenieur Tom Jung (english)
http://www.stereophile.com/interviews/604jung/
Auf der englischen Wikipediaseite zu DMP Records gibts noch nen paar Links
http://en.wikipedia.org/wiki/DMP_Digital_Music_Products
Joachim
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Tja, und wie gemastert ? Digital war damals ja noch auf Startpunkte und Indizes setzen beschränkt. Das Mastering selbst erfolgte wie gehabt analog. Also durch einen Wandler wieder in analog gewandelt, bearbeitet und erneut durch Wandler nach digital geschickt...
Was ich damit sagen will: Wer nicht dabei war und weiß, was genau wie passierte, kann viel spekulieren, genau wie die damals wilden "Erklärungen" zu den A/D-Codes auf den CDs (war DDD nun "besser" als AAD ?).
1980 kam übrigens in GB das großartige Debüt The Beat - I just can't stop it auf 2-Tone raus, komplett auf digitaler Mehrspur aufgenommen, angeblich die erste Digitalproduktion auf der Insel.
Von Klassik kann da auch keine Rede sein, ebensowenig wie bei ABBA, die ihre digitale 3M 32-Spur, die erste je ausgelieferte, schon seit 1977 betrieben.
Ja, tatsächlich, Voulez-Vous, Super Trouper und The Visitors sind digital aufgenommen.
Im Gegensatz zu Jungs Ansatz " So I was one of the first guys to take the output of every individual microphone and convert it to digital, then do all the mixing and mastering in the digital domain." kam bei ABBA aber ein richtiges Pult zum Einsatz, und zwar eins, das ich zufällig recht gut kenne.
Jungs Aussagen sind übrigens, gelinde gesagt, Nonsens, und absolut konträr zum allgemeinen Wissensstand im professionellen Bereich.
Man kann in der digitalen Ebene auch heute noch nicht mischen - die Rechenleistung, um die dafür nötige Auflösung zu erreichen, liegt leider noch in weiter Ferne.
Das heißt nicht, daß es nicht gemacht wird, aber das Ergebnis ist zumeist das, was sich einstellt, wenn man heute einen Kaugummiradiosender anschaltet: Listening Fatigue.
Wer immer heute Wert darauf legt, noch (oder wieder) ernstzunehmende Klangqualität zu erreichen, scheut eine volldigitale Produktion wie der Teufel das Weihwasser und bindet tunlichst hochqualitative Analogpulte und Bandmaschinen in den Produktions- und/oder Masteringprozess ein.
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• Rainer F, jring, Stereo-Tüp,
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30.07.2014, 09:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.07.2014, 09:25 von jring.)
Hi,
danke fuer die Erklaerungen - man lernt nie aus und Du scheinst zu wissen, wovon Du sprichst. Die von Dir genannten Alben sind halt alle auf Vinyl rausgekommen, im Gegensatz zu Flim, die auf CD rauskamen - da habe ich mich falsch ausgedrueckt.
So wie ich das verstanden habe, hat DMP immer schon direct to disc aufgenommen, also man nehme richtig sichere Musiker, die eine Seite ohne Fehler und Overdubs runterspielen koennen, mache den Mix im Vorfeld (natuerlich analog) und dann wird eine Seite komplett runtergespielt und mit der Schneidemaschine aufgenommen. Irgendwann haben sie bei diesem Vorgehen halt die Schneidemaschine durch das 2 Track Digitaltape ersetzt.
Das Zitat von Jung "So I was one of the first guys to take the output of every individual microphone and convert it to digital, then do all the mixing and mastering in the digital domain." ist mir nicht aufgefallen - das ist - zumindest auf die Flim CDs bezogen - nonsens, denn er hatte nur 2 Spuren. Sowohl bei der X80 als auch bei der 3M Kiste wie er selber ein paar Saetze vorher sagt.
Die spannende Frage ist in der Tat, wie sie die 50.4 kHz Samplerate von dem Mitsubishi/Telefunken auf Redbook bekommen haben - ist ja doch nen bissel Rechnerei - falls das einfach einmal D/A und A/D war... nunja. Aber egal wie, das Album klingt gut - habe es mir gestern gleich nochmal gegoennt.
Joachim
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30.07.2014, 10:14
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.07.2014, 12:23 von Ivo.)
Zum Thema Analogpulte kann ich die sehenswerte Musik-Dokumentation "Sound City" von Dave Grohl nur empfehlen.
Sehr gut produzierter Film mit massig interessanten musikhistorischen Reminiszenzen, aufschlussreichen Interviews und geilen Live-Szenen aus den Aufnahme-Sessions...
Pult ist Kult - und Tool ist cool...
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• 0300_infanterie, jring
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(30.07.2014, 10:14)Ivo schrieb: Zum Thema Analogpulte kann ich die sehenwerte Musik-Dokumentation "Sound City" von Dave Grohl nur empfehlen.
Sehr gut produzierter Film mit massig interessanten musikhistorischen Reminiszenzen, aufschlussreichen Interviews und geilen Live-Szenen aus den Aufnahme-Sessions...
Danke Ivo, mach ich. Mal schauen, wo ich die herkriege...
Joachim
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Gibt's überall nachgeworfen - ich hab' meine DVD beim Ringplaneten gekauft, ebenso den Soundtrack, der großteils die Songs enthält, die im Film aufgenommen werden und der passenderwesie auch als Doppel-Vinyl-Album veröffentlicht wurde.
Ich weiß nicht, ob man angesichts der aktuellen Situation mit der GEMA die Clips auf Youtube auch in Deutschland sehen kann.
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öhm, der kam schon im Fernsehen...
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30.07.2014, 18:14
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.07.2014, 18:19 von jring.)
Stimmt, nur kam hilft ja nix... aber er kommt wieder. Am 3.9. 2014 um 21:50 und am 4.9. um 01:40 fuer die Nachteulen.
Ich muss das Ding danach unbedingt mit mediathekview runterladen...
Die CD hab ich mir mal bestellt...
Joachim
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So, und nun ist die zweite "Vintage-Klassik-CD" angekommen, und die dritte auch gleich.
http://www.kreiselsound.com/timeline.php
Die zweite ist jene von "RealTime Records" aus dem Jahr 1982, die mit einem an ein Mischpult angeschlossenen Sony PCM-1610-"Wandler" aufgenommen wurde und nicht nur für ihr Alter tadellos klingt.
Nun ist "Les Preludes" von Liszt nicht unbedingt mein Favorit, aber schön laut und vor allem im Dynamikumfang eine besondere Herausforderung - beginnt diese symphonische Dichtung doch pizzicato und pianissimo, mit - 48 dB links und - 44 dB rechts, über einem Hintergrundgeräuschteppich von - 60 dB. Das schaffte so sauber keine Schallplatte!
Die andere CD ist die erste Digitalaufnahme in Europa, das Neujahrskonzert in Wien 1979, das von Decca mit 48 kHz/16 Bit mit einer digitalen Bandmaschine aufgenommen wurde und zunächst als Doppel-LP erschien, 1983 dann in Auszügen auf CD. Es klingt vielleicht etwas dünn, indem die Mitten und die Bässe mitunter zu schwach herauskommen, und im Radetzkymarsch schon eher blechern. Aber es gibt für alles ein erstes Mal.
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Nichts gegen deine klanglichen Eindrücke, aber die erste Digitalaufnahme in Europa war das ganz sicher nicht.
Nur so als kleine, aber notwendige Korrektur meinerseits...
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12.08.2014, 05:13
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.08.2014, 05:26 von Klirrfaktor.)
www.aes.org/aeshc/pdf/fine_dawn-of-digital.pdf
Das Neujahrskonzert 1979 war die erste Digitalaufnahme eines europäischen Plattenproduzenten und - übrigens noch eine Korrektur - erfolgte auf einer von Decca entwickelten Schrägspur-Bandmaschine mit Kopftrommel.
Lt. dem AES-Aufsatz hatte Denon schon davor in Europa digitale Aufnahmen produziert.
Die RealTime-CD von 1982 kann sich wirklich noch immer hören lassen (nur ist die Musik halt eher effekt- statt gehaltvoll).
http://www.audiokarma.org/forums/showthr...477&page=3
(mit Links auf einige zeitgenössische Berichte zur digitalen Frühgeschichte)
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