Wenn der Bref-Schaum nach einer Minute goldgelb wird...
...weiß man schon, daß man ein respektables Erfolgserlebnis haben wird !
Vorher/nachher
Natürlich durfte ich vorher die alle einzeln in die Platte geschraubten Buchsen ausbauen und innen das Netzkabel ablöten, bevor ich die Anschlußplatte einzeln brefbar vorliegen hatte.
Überhaupt Schrauben...ich glaube, ein Gerät mit so vielen Schrauben hatte ich noch nie auf dem Tisch. Und alle haben mindestens eine Unterlegscheibe bzw. Federring oder Zahnring. Die Schrauben, mit denen die Buchsen eingebaut sind, haben auf der Rückseite übrigens Muttern (mit Schraubensicherungslack), man muß also mit einer wönzögen Nuß gegenhalten - und natürlich eine weitere Unterlegscheibe.
ALTER SCHWEDE, ist das eine Materialschlacht. 14 Kilo Gewicht. Eine Frontplatte wie Sansui Definition Series.
Hier ein paar Impressionen vom Inneren.
Die Lampen sind übrigens durch. 8V/0.25A. Keine Ahnung wie diese Fassung heißt, der Porsche hat sowas in den Rücklichtern. An der Seite sind zwei Stifte, die in einer Führung einrasten, wenn man sie dreht.
Brauch ich neu.
Kommen wir jetzt zum Wesentlichen.
Hier die Köppe, drei an der Zahl, daher wohl auch der Name "Tri-Tracer".
"Discrete Head" war später, war vielleicht deskriptiver.
Wir hatten die Diskussion schon mal irgendwo irgendwann, ich weiß nicht in welchem Zusammenhang, aber hier ist ein weiteres Deck, das den Löschkopf vor der linken Andruckrolle hat. Tandberg und Mitsubishi haben das später auch so gemacht. Hier ist das Urmodell des Dreikopfdecks überhaupt. Der
Nakamichi 1000 war "Der Erste" und mit gleicher Technik ist dieses Designerstück hinterher geschoben worden.
Witzig daß sie genau das Gleiche in den 80ern nochmal gemacht haben. Erst das Monsterschlachtschiff 1000ZXL und dann die Designversion 700ZXL und ZXE mit der Silberfront.
Auch hier paßt die Überschrift der schwergängigen Andruckrollen wieder, diesmal aber waren es die Rollen selbst, die nicht rollen wollten, die Hebelarme waren wunderbar freigängig. Ein elendes Gefrickel, liegt natürlich auch daran, daß man bei einem Gerät, das man nicht kennt, erstmal besonders vorsichtig ist, damit einem keine Sprengringe und Minifedern durch die Gegend hüpfen.
Etwas Reinigung und Neuschmierung später tun sie wieder ihren Dienst. Ich wundere mich, daß das Gummi zwar dreckig, aber weder rissig noch hart ist. Die fühlen sich eigentlich an wie neu.
Egal, umso besser.
Hier nochmal der Blick auf den demontierten Kopfträger. Montiert auf einer Druckgussplatte, wie sich das gehört. Ebenso sind die beiden Köpfe einzeln auf ebensolchen verankert. Beide Konstrukte haben dann mit einer Art Wipp-/Federlagerung die Möglichkeit, ganz Nak-typisch in jeder Weise justiert zu werden. Logisch, daß ich das nicht angetastet habe. Da das Deck augenscheinlich noch nie aus einem Flugzeug gefallen ist, kann man getrost davon ausgehen, daß das alles so stimmt wie es soll.
Wir wenden uns der Rückseite zu. Die Riemen...sind alle...weich und stramm...genauso wie schon die Andruckrollen.
Entweder schon mal gewechselt...oder die haben damals echt gutes Zeuch verbaut ?
Ja, sieht aus wie ein Laufwerk, schon klar.
Was nicht so klar ist, wie riesig das Ganze ist. Deswegen hab ich mal mal kurz eins der "klassischen" Laufwerke davor gestellt, damit euch mal genauso der Kiefer runterklappt wie mir, als ich das Ding gesehen habe.
Aus demselben Grund hab ich die Mühle für das andere Bild im anderen Thread vor die Revox A 77 gestellt, die dann so gut wie vollständig verdeckt wird.
Sie ist übrigens auch nur ein Kilo schwerer.
Was das für ein Cassettendeck bedeutet, muß ich wohl nicht weiter ausführen.
This babe's massive, guys !
Das Ding ist so groß wie eine ver-damm-te Bandmaschine !
Links oben neben der oberen Schwungmasse kann man den Zylinder der hydraulischen Dämpfung erkennen, die die Bewegung des Kopfträgers schön sanft vonstatten gehen läßt. Ähnlich ist das Jahre später u.a. auch im Hitachi D-5500 realisiert worden.
Jetzt auseinander damit, so daß ich an die Riemen komme.
Diese waren allesamt extrem trocken und stumpf, so daß ich spontan die Idee bekam, sie kurz in Ballistol einzulegen. Und genau das hab ich auch getan. Weiterhin auffällig war, daß keiner eine Verformung, wie sie durch durch langes Stehen eigentlich immer auftreten, aufwies.
Nochmal, das ganze Zerlegen ist eine elendige Mordfrickelei.
Die Zwischenräder, auch Idler genannt, sind auch hier gummibereift, aber es sind insgesamt zwei, je eins für jede Laufrichtung. Dazu gibt es in den Wickeldornen eine wilde Kupplungsmechanik, die ich mir noch nicht angetan habe. Aber auch die Idlergummis sind 1A.
An den Hebelarmen für die Idlerräder, die hier wie übrigens alle Laufwerksteile, sämtlich aus Metall sind, in diesem Falle einer mir nicht sofort erkenntlichen Legierung (sieht aus wie Alu, ist aber schwerer), sind auf der Gegenseite kleine Ausleger mit Messinggewichten angebracht. Sowas hab ich auch noch nie gesehen.
Die Riemen aus dem Bad genommen, schön trockengerieben, aber nicht wieder "richtig" entfettet, etwa mit Spiritus. Sehen top aus, wie neu !
(Note to self: Mal nachsehen, ob auf der Ballistol-Dose auch was von Gummipflege steht.)
Nun noch die Lagerbuchsen und Capstanwellen gereinigt uns neu geölt - und ab geht's wieder an den vorgesehenen Arbeitsplatz.
Einmal angetippt und sie laufen nach wie ein Dual 1219.
Gewicht: 287 und 288 Gramm - zusammen wiegen sie nicht ganz die Hälfte des oben gezeigten "klassischen" Laufwerks...
Alles wieder zusammengesetzt und anach war dann Schicht für mich, Elektrik hatte ich gestern noch nicht beim Wickel.
Das kam dann heute. allerdings ohne Fotos, macht auch nix, denn es ist weniger interessant.
Also erstmal ein Meßband rein für die Geschwindigkeit...aha, zu schnell, fast einen ganzen Ton.
Dann mal Dolby-Pegel und Azimut. Dolby-Pegel wird mir bei -10 angezeigt anstelle von Null, aber auf beiden Kanälen gleich...Naja, denn mal Musik.
Ups - es lebt ! Und es ist gar nicht dumpf. Denn das hatte ich eigentlich erwartet.
Aber nix, klingt wie Musik. Denn mal Aufnahme...Maxell XLII geschnappt und...nix. kein Ton, nur Rauschen. Was macht das Ding ? Es löscht...aber nimmt nicht auf. Na gut, aml an allen Schaltern und Reglern spielen, Peng, Krackel, Knister...
Und plötzlich Musik. Wenn man auf Normalband umschaltet. Aha...na gut.
Ausgeschaltet und wieder auf den OP-Tisch. Alles aufgeschraubt und erstmal gesucht, was wie wo ist. Zuerst Potis und Schalter mit T6 geflutet und dann mit ElectroWash gereinigt.
Dann die ganzen Kontaktleisten entsteckt und gereinigt. Die haben zwar alle vergoldete Kontakte, sind aber trotzdem siffig, wie das Tuch deutlich zeigt.
Alles wieder zusammengebaut und angeschlossen.
Klang jetzt zwar kurz und unprätentiös, hat aber mehrere Stunden gedauert, weil auch hier wieder eine Mordaction gefragt ist, um überall ranzukommen - ich mußte sogar 4 Kabel von der Platine ablöten, um sie weit genaug abklappen zu können, daß ich an die diskret aufgebauten Dolby-Tochterplatinen kam.
Das wird aber dankenswerterweise alles im SM einigermaßen beschrieben.
Ablöten - eiskalt schreiben die das. Unglaublich.
Und besonders irre bei diesem Tape-Fossil: Kein Kabelverhau. Im ganzen Gerät nicht. Die vier genannten Kabel sind die einzigen, die blöd sind. Alle anderen sind zu Kabelbäumen gebündelt und verlaufen unsichtbar unter einer der vielen Streben.
Test.
Kein Potikratzen mehr, keine knackenden Schalter und Aufnahme in Chromstellung geht jetzt auch, gut, das hat sich also gelohnt.
Normalcassette, Aufnahme 400 Hz: EIn halbes dB Abweichung...
Na dann gleich ernsthaft an die Einmessung.
Das Ergebnis findet ihr dann im Cassettenfred. Was soll ich groß schreiben...das glaubt mir doch eh wieder keiner.
Und ich brauch diese Lampen. Wie heißen die ?