13.01.2012, 05:57
Heute flog mir ein Nak 480 aus der Amateurbucht zu, bei dem sich der Auswurfknopp ins Gerät verflüchtigt hatte.
Da das der erste Nak war, an dem ich jemals rumgeschraubt habe, hat es eine Weile gedauert, bis ich die Kiste im Einzelnen verarztet hatte. Man will sie ja auch wieder zusammenkriegen.
Erster Eindruck: Da ist noch richtig Technik drin.
Besonders das Laufwerk ist beeindruckend, erst recht, wenn man bedenkt, daß das in dem seinerzeitigen Programm das günstigste Einsteigermodell war.
Aber: 3 Motoren und Doppelcapstan - für ein 2-Kopf-Deck absolut ungewöhnlich.
Auf dem Bild sieht das nur halb so wertig aus wie in echt. Das Laufwerk macht wenigstens die Hälfte des Gerätegewichts aus, trotzdem es zur Hälfte aus Plastik besteht. Das bedeutet, daß alles, was nicht aus Plastik ist, ziemlich solide ist, besonders der Headblock.
Servicefreundlichkeit wird hier leider nur in Maßen großgeschrieben.
Alles, was mit der Einmessung zu tun hat, sprich Potis und Kopfgeometrie ist geradezu vorbildlich zugänglich wie nirgendwo sonst:
Azimuth, Height und Tilt direkt von vorn, wenn man den Deckel des Cassettenfachs abnimmt, Einmeßpotis von unterwärts, denn die Hauptplatine hängt kopfüber im Gerät, so daß man nicht den oberen Deckel abschrauben muß, sondern die untere Abdeckplatte.
Ansonsten ist der konstruktive Aufbau des Geräts an sich jedoch ziemlich verfrickelt, dafür aber wiederum richtig stabil. Selbst mit beiden abgenommenen Deckeln verwindet sich da beim Anheben mal gar nichts.
Die Riemen möchte ich allerdings nicht wechseln...mußte ich gottlob auch nicht, weil die nämlich 1A in Ordnung sind, dazu später mehr (im Neuzugangsthread).
Für alle abseits der Hauptplatine liegenden Baugruppen wie Motoren, Bandsortenschalterbatterie, Kopfhörerbuchse, VU-Meter-Brücke gibt es keine Steckverbinder, so daß man die Teile ständig irgendwo imWeg hängen hat, wenn man sie nicht ablötet. Ich hab sie dann mit Gummibändern an Stellen befestigt, an die ich gerade nicht ran mußte.
Mirgeliefert war eine Cassette - notgedrungen, weil sich das Cassettenfach ja nunmal nicht öffnen ließ. Damit konnte ich immerhin schon mal feststellen, daß alle Laufwerksbefehle ordnungsgemäß ausgefuhrt wurden.
Würd ich noch rauchen, würd ich jetz erstmal eine rauchen.
Hab mir stattdessen einen Kaffee gemacht, weil ich bis dahin auch auf den zweiten Blick immer noch nicht rausgefunden hatte, wie die blöde Auswurfmechanik nun funktioniert.
Muß ich also wirklich den ganzen Laufwerkssalat auseinandernehmen, um überhaupt die mechanischen Wege verfolgen zu können ?
Leider ging erstmal kein Weg dran vorbei.
Irgendwann hatte ich es dann:
Der Auswurfknopf betätigt eine Wippe, an deren Ende ein Bowdenzug befestigt ist. Die Wippe schlabbert locker herum, muß aber eigentlich auf Zug stehen, damit der Knopf aus der Frontplatte herausgedrückt wird. Als das Adlerauge am anderen Ende ankommt, seh ich auch dort eine Wippe. Ok, einmal dran ziehen - das Cassettenfach öffnet sich. Schön gedämpft und lautlos wie es sich gehört.
Puh, erstmal keine rauchen.
Dann mal alles gereinigt und augenfällige Schmierstellen von harzigem Altfett befreit und mit frischem Molykote Graphit-Lagerfett versehen.
Hab ich seit 20 Jahren gute Erfahrungen mit.
Lustig ist das kleine Lämpchen rechts im Bild. Das ist die Abschaltautomatik. Dahinter dreht sich eine gelochte Scheibe, die vom rechten Bandwickelteller angetrieben und von einem dahinterliegenden Sensor überwacht wird. Bleibt die Scheibe stehen, stoppt das Band. Und zwar so schnell wie bei keinem anderen Deck, das ich kenne.
Dabei wird praktischerweise die Play-Taste nicht entriegelt, d.h. wenn man also das Band umdreht und die das Cassettenfach wieder schließt, wird sofort die Wiedergabe fortgesetzt.
Toll.
Weniger toll, wenn die Funktion nicht Play war, aus der automatisch gestoppt wurde, sondern FF, denn auch das wird dann sofort fortgeführt...
Noch weniger toll ist, daß Nakamichi-Decks an einer anderen Stelle dafür traditionell kein Lämpchen besitzen, nämlich im Cassettenfach zur Be- oder Durchleuchtung des Bandwickels. Das hab ich noch nie verstanden und nervt auch tatsächlich gewaltig.
Kommen wir nun zum Defekt.
Ich sagte ja schon, daß die Betätigung über einen Bowdenzug passiert.
und wie wir alle vom fahrrad wissen, funktioniert ein solcher nur, wenn die Führungshülle fest und auf Druck an beiden Seiten an ihre Widerlager anstößt. Ansonsten schlabbert der Bremsgriff locker umher und nix passiert. AHA. "Schlabbert" - siehe obige Beschreibung.
Am Ende des Zuges befinden sich wie üblich Hülsen, die dann in einem Widerlager sitzen. Alles in Ordnung auf der Knopfseite, da wird die Hülse in eine Klammer eingeclipst und ist dadurch gegen Verschieben gesichert.
Das bedeutet, daß auf der anderen Seite müßte sich eine Vorrichtung zur Justage befinden - und da liegt der Hase im Pfeffer.
Es ist eine Klemmvorrichtung mit einer Feststellschraube.
Leider aus Plastik und daher gebrochen. Hat dem 30 Jahre anhaltenden Druck nicht standgehalten. Naja.
Also überlegen, wie man das Problem lösen kann, dabei vielleicht auch mal wieder keine rauchen.
Nochmal aus anderer Perspektive betrachten.
Kleber fällt aus, hält nicht auf dem Scheißpolycarbonat, wäre auch nicht wirklich cool, weil nicht justierbar, selbst wenn er halten würde.
Als Erstes mal das halb abgebrochene Teil ganz rausholen und schauen, was von der Befestigung noch übrig ist.
Turns out, daß da noch ne Menge Fleisch da ist...was, wenn ich die Schraube einfach von der Seite reindröhne ?
Nehme mir also einen 0.25mm-Bohrer und bohre vorsichtig von links nach schräg so durch das Plastikteil, daß ich etwas vor der Hülse rauskomme - schließlich darf sie ja nicht zu der nun leider offenen Seite rausrutschen. Dann mit 1mm, danach mit 2mm nachbohren und die originale Schraube vorsichtig reindrehen.
Die Hülse auf Spannung Richtung Gegenseite drücken - wie beim Fahrradbremse montieren - und festschrauben.
Funktionstest: 1A !
Noch einen Tropfen Loctite auf die Schraube und zur Sicherheit einen auf die Hülse.
Keine rauchen, dabei nochmal von der anderen Seite bewundern.
Einen Cabernet öffnen und atmen lassen und ab Richtung Bad, Frontplatte und Deckel brefen.
Dann alles wieder zusammenschrauben - ätzende Scheißarbeit, aber dabei schon mal anner Pulle schnuppern und nebenan die Blitzanlage auf 1/4 Leistung vorwärmen.
Weiter im Neuzugangsthread.
Und Prost !
Da das der erste Nak war, an dem ich jemals rumgeschraubt habe, hat es eine Weile gedauert, bis ich die Kiste im Einzelnen verarztet hatte. Man will sie ja auch wieder zusammenkriegen.
Erster Eindruck: Da ist noch richtig Technik drin.
Besonders das Laufwerk ist beeindruckend, erst recht, wenn man bedenkt, daß das in dem seinerzeitigen Programm das günstigste Einsteigermodell war.
Aber: 3 Motoren und Doppelcapstan - für ein 2-Kopf-Deck absolut ungewöhnlich.
Auf dem Bild sieht das nur halb so wertig aus wie in echt. Das Laufwerk macht wenigstens die Hälfte des Gerätegewichts aus, trotzdem es zur Hälfte aus Plastik besteht. Das bedeutet, daß alles, was nicht aus Plastik ist, ziemlich solide ist, besonders der Headblock.
Servicefreundlichkeit wird hier leider nur in Maßen großgeschrieben.
Alles, was mit der Einmessung zu tun hat, sprich Potis und Kopfgeometrie ist geradezu vorbildlich zugänglich wie nirgendwo sonst:
Azimuth, Height und Tilt direkt von vorn, wenn man den Deckel des Cassettenfachs abnimmt, Einmeßpotis von unterwärts, denn die Hauptplatine hängt kopfüber im Gerät, so daß man nicht den oberen Deckel abschrauben muß, sondern die untere Abdeckplatte.
Ansonsten ist der konstruktive Aufbau des Geräts an sich jedoch ziemlich verfrickelt, dafür aber wiederum richtig stabil. Selbst mit beiden abgenommenen Deckeln verwindet sich da beim Anheben mal gar nichts.
Die Riemen möchte ich allerdings nicht wechseln...mußte ich gottlob auch nicht, weil die nämlich 1A in Ordnung sind, dazu später mehr (im Neuzugangsthread).
Für alle abseits der Hauptplatine liegenden Baugruppen wie Motoren, Bandsortenschalterbatterie, Kopfhörerbuchse, VU-Meter-Brücke gibt es keine Steckverbinder, so daß man die Teile ständig irgendwo imWeg hängen hat, wenn man sie nicht ablötet. Ich hab sie dann mit Gummibändern an Stellen befestigt, an die ich gerade nicht ran mußte.
Mirgeliefert war eine Cassette - notgedrungen, weil sich das Cassettenfach ja nunmal nicht öffnen ließ. Damit konnte ich immerhin schon mal feststellen, daß alle Laufwerksbefehle ordnungsgemäß ausgefuhrt wurden.
Würd ich noch rauchen, würd ich jetz erstmal eine rauchen.
Hab mir stattdessen einen Kaffee gemacht, weil ich bis dahin auch auf den zweiten Blick immer noch nicht rausgefunden hatte, wie die blöde Auswurfmechanik nun funktioniert.
Muß ich also wirklich den ganzen Laufwerkssalat auseinandernehmen, um überhaupt die mechanischen Wege verfolgen zu können ?
Leider ging erstmal kein Weg dran vorbei.
Irgendwann hatte ich es dann:
Der Auswurfknopf betätigt eine Wippe, an deren Ende ein Bowdenzug befestigt ist. Die Wippe schlabbert locker herum, muß aber eigentlich auf Zug stehen, damit der Knopf aus der Frontplatte herausgedrückt wird. Als das Adlerauge am anderen Ende ankommt, seh ich auch dort eine Wippe. Ok, einmal dran ziehen - das Cassettenfach öffnet sich. Schön gedämpft und lautlos wie es sich gehört.
Puh, erstmal keine rauchen.
Dann mal alles gereinigt und augenfällige Schmierstellen von harzigem Altfett befreit und mit frischem Molykote Graphit-Lagerfett versehen.
Hab ich seit 20 Jahren gute Erfahrungen mit.
Lustig ist das kleine Lämpchen rechts im Bild. Das ist die Abschaltautomatik. Dahinter dreht sich eine gelochte Scheibe, die vom rechten Bandwickelteller angetrieben und von einem dahinterliegenden Sensor überwacht wird. Bleibt die Scheibe stehen, stoppt das Band. Und zwar so schnell wie bei keinem anderen Deck, das ich kenne.
Dabei wird praktischerweise die Play-Taste nicht entriegelt, d.h. wenn man also das Band umdreht und die das Cassettenfach wieder schließt, wird sofort die Wiedergabe fortgesetzt.
Toll.
Weniger toll, wenn die Funktion nicht Play war, aus der automatisch gestoppt wurde, sondern FF, denn auch das wird dann sofort fortgeführt...
Noch weniger toll ist, daß Nakamichi-Decks an einer anderen Stelle dafür traditionell kein Lämpchen besitzen, nämlich im Cassettenfach zur Be- oder Durchleuchtung des Bandwickels. Das hab ich noch nie verstanden und nervt auch tatsächlich gewaltig.
Kommen wir nun zum Defekt.
Ich sagte ja schon, daß die Betätigung über einen Bowdenzug passiert.
und wie wir alle vom fahrrad wissen, funktioniert ein solcher nur, wenn die Führungshülle fest und auf Druck an beiden Seiten an ihre Widerlager anstößt. Ansonsten schlabbert der Bremsgriff locker umher und nix passiert. AHA. "Schlabbert" - siehe obige Beschreibung.
Am Ende des Zuges befinden sich wie üblich Hülsen, die dann in einem Widerlager sitzen. Alles in Ordnung auf der Knopfseite, da wird die Hülse in eine Klammer eingeclipst und ist dadurch gegen Verschieben gesichert.
Das bedeutet, daß auf der anderen Seite müßte sich eine Vorrichtung zur Justage befinden - und da liegt der Hase im Pfeffer.
Es ist eine Klemmvorrichtung mit einer Feststellschraube.
Leider aus Plastik und daher gebrochen. Hat dem 30 Jahre anhaltenden Druck nicht standgehalten. Naja.
Also überlegen, wie man das Problem lösen kann, dabei vielleicht auch mal wieder keine rauchen.
Nochmal aus anderer Perspektive betrachten.
Kleber fällt aus, hält nicht auf dem Scheißpolycarbonat, wäre auch nicht wirklich cool, weil nicht justierbar, selbst wenn er halten würde.
Als Erstes mal das halb abgebrochene Teil ganz rausholen und schauen, was von der Befestigung noch übrig ist.
Turns out, daß da noch ne Menge Fleisch da ist...was, wenn ich die Schraube einfach von der Seite reindröhne ?
Nehme mir also einen 0.25mm-Bohrer und bohre vorsichtig von links nach schräg so durch das Plastikteil, daß ich etwas vor der Hülse rauskomme - schließlich darf sie ja nicht zu der nun leider offenen Seite rausrutschen. Dann mit 1mm, danach mit 2mm nachbohren und die originale Schraube vorsichtig reindrehen.
Die Hülse auf Spannung Richtung Gegenseite drücken - wie beim Fahrradbremse montieren - und festschrauben.
Funktionstest: 1A !
Noch einen Tropfen Loctite auf die Schraube und zur Sicherheit einen auf die Hülse.
Keine rauchen, dabei nochmal von der anderen Seite bewundern.
Einen Cabernet öffnen und atmen lassen und ab Richtung Bad, Frontplatte und Deckel brefen.
Dann alles wieder zusammenschrauben - ätzende Scheißarbeit, aber dabei schon mal anner Pulle schnuppern und nebenan die Blitzanlage auf 1/4 Leistung vorwärmen.
Weiter im Neuzugangsthread.
Und Prost !