03.04.2017, 18:24
Für viele hier im Forum ist das radikale Auswechseln sämtlicher Elkos in einem Hifi-Gerät mittlerweile gängige Praxis, ein Dorn im Auge, oder zumindest ein Begriff.
Ob sinnvoll oder nicht, wird immer wieder diskutiert. Ich muss gestehen, dass ich eine "Elko-Kur", wie sie schön gere…, pardon, genannt wird, auch schon durchgeführt habe. Konkret handelte es sich bei mir um den Mittelklasse-Vollverstärker Technics SU-7700 von 1977, in dem ich alles bis auf die Netzteil-Elkos durch neue Typen ersetzt hatte. Der Verstärker wurde gem. Vorbesitzer "viel gebraucht" und wies bei der Ankunft bei mir einen etwas zu hohen Ruhestrom auf. Dagegen gab's dank meines dilettantischen Halbwissens wie gesagt eine Elko-Kur und ein Ersatz der Drahtbrücken (zur Verminderung des Ruhestroms) durch Trimmpotentiometer.
Die alten Elkos hatte ich damals aufbewahrt und heute mal aus Neugierde einem Test unterzogen.
Ich muss natürlich vorausschicken, dass ich weder Wissen noch Equipment in theoretisch benötigter Form besitze und damit keine Berichte im Qualitätsstil von z.B. scope oder hf500 bringen kann. Aber was hier herausgekommen ist, ist vielleicht doch für den einen oder anderen interessant.
Nun denn, gemessen habe ich die Kapazität an einem Metex MS-9150, welches wohl seit über zwanzig Jahren nicht mehr abgeglichen worden ist. ESR kann ich leider nicht beisteuern.
Alle originalen Elkos sind von Matsushita.
Hier das Resultat (sorry, unsortiert):
Als "Faulty" sind die Typen bezeichnet, die weniger als 80% der Soll-Kapazität aufweisen (oder theoretisch mehr als 180%).
Wie aus der Tabelle ersichtlich hat es genau zwei getroffen; diese hatten auch langsam ansteigende Kapazitäten (ein Hinweis auf hohen ESR). Ein Blick in das Servicehandbuch zeigt, dass diese die Phono-Vorverstärkerchips mit der Masse verbinden (Eingang drei des Chips ist für den negativen Feedbackloop): klick! Nicht wirklich eine besonders anspruchsvolle Aufgabe; der Verdacht liegt nahe, dass diese Serie Elkos einfach grundsätzlich nicht ganz i.O. war. Dafür spricht auch, dass ein Teil der anderen aus der gleichen Serie auch nicht mehr i.O. ist (z.B. die beiden 50V 3.3µF mit je ca. 85% Restkapazität).
Die Phono-Sektion funktionierte jedenfalls immer einwandfrei und wies nach dem Elkotausch keine hörbaren Differenzen auf. Wie gesagt: unwissenschaftlicher Vergleich; hatte das Gerät nie durchgemessen.
Ansonsten fällt jedoch auf, dass die grosse Mehrheit der Elkos nach wie vor hervorragend in der Toleranz liegen, teilweise sogar massiv mehr Kapazität aufweisen, als aufgedruckt. Hier mal zum Vergleich ein paar brandneue Typen am gleichen Messgerät:
Hier noch ein Bild der ausgetauschen Elkos:
Die zwei unter dem Toleranzlimit sind mit Pfeil markiert. Bei keinem (auch diesen zweien nicht) sieht man ausgelaufenes Elektrolyt oder einen sich wölbenden Deckel.
Nach meinem subjektiven Empfinden wage ich nun mal zu behaupten, dass ein radikaler Ersatz aller Elkos in diesem Fall hier wohl so gut wie nichts verändert hatte.
Zu guter Letzt nochmals ein Reminder: ich möchte weder Meinungen aufdrängen zum Thema Sinnhaftigkeit ja/nein, noch sonstwie Öl ins Feuer giessen. Fakt ist, dass ich obige Daten gemessen habe. Was daraus gemacht wird, ist natürlich jedem selbst überlassen – bei Nicht-Interesse beinhaltet dies natürlich auch den Trash.
Ob sinnvoll oder nicht, wird immer wieder diskutiert. Ich muss gestehen, dass ich eine "Elko-Kur", wie sie schön gere…, pardon, genannt wird, auch schon durchgeführt habe. Konkret handelte es sich bei mir um den Mittelklasse-Vollverstärker Technics SU-7700 von 1977, in dem ich alles bis auf die Netzteil-Elkos durch neue Typen ersetzt hatte. Der Verstärker wurde gem. Vorbesitzer "viel gebraucht" und wies bei der Ankunft bei mir einen etwas zu hohen Ruhestrom auf. Dagegen gab's dank meines dilettantischen Halbwissens wie gesagt eine Elko-Kur und ein Ersatz der Drahtbrücken (zur Verminderung des Ruhestroms) durch Trimmpotentiometer.
Die alten Elkos hatte ich damals aufbewahrt und heute mal aus Neugierde einem Test unterzogen.
Ich muss natürlich vorausschicken, dass ich weder Wissen noch Equipment in theoretisch benötigter Form besitze und damit keine Berichte im Qualitätsstil von z.B. scope oder hf500 bringen kann. Aber was hier herausgekommen ist, ist vielleicht doch für den einen oder anderen interessant.
Nun denn, gemessen habe ich die Kapazität an einem Metex MS-9150, welches wohl seit über zwanzig Jahren nicht mehr abgeglichen worden ist. ESR kann ich leider nicht beisteuern.
Alle originalen Elkos sind von Matsushita.
Hier das Resultat (sorry, unsortiert):
Code:
Voltage Cap. indicated [µF] Cap. measured [µF] Difference (%) Faulty
=====================================================================================================
50.00 220.00 225.00 2.27
16.00 330.00 277.00 -16.06
25.00 100.00 125.40 25.40
50.00 220.00 226.40 2.91
25.00 100.00 121.70 21.70
16.00 220.00 300.50 36.59
25.00 100.00 120.00 20.00
06.30 220.00 287.60 30.73
25.00 47.00 57.30 21.91
50.00 10.00 10.12 1.20
50.00 10.00 10.09 0.90
06.30 47.00 50.20 6.81
50.00 1.00 1.44 44.00
10.00 47.00 58.80 25.11
06.30 33.00 46.70 41.52
50.00 3.30 2.77 -16.06
06.30 47.00 47.50 1.06
06.30 33.00 45.40 37.58
06.30 33.00 46.30 40.30
10.00 22.00 9.70 -55.91 YES
10.00 22.00 12.00 -45.45 YES
25.00 4.70 5.12 8.94
50.00 3.30 2.79 -15.45
10.00 33.00 42.10 27.58
50.00 10.00 10.20 2.00
50.00 10.00 10.21 2.10
10.00 47.00 48.20 2.55
50.00 1.00 1.04 4.00
50.00 1.00 1.01 1.00
50.00 1.00 1.04 4.00
50.00 1.00 1.02 2.00
50.00 3.30 2.75 -16.67
50.00 3.30 2.92 -11.52
Als "Faulty" sind die Typen bezeichnet, die weniger als 80% der Soll-Kapazität aufweisen (oder theoretisch mehr als 180%).
Wie aus der Tabelle ersichtlich hat es genau zwei getroffen; diese hatten auch langsam ansteigende Kapazitäten (ein Hinweis auf hohen ESR). Ein Blick in das Servicehandbuch zeigt, dass diese die Phono-Vorverstärkerchips mit der Masse verbinden (Eingang drei des Chips ist für den negativen Feedbackloop): klick! Nicht wirklich eine besonders anspruchsvolle Aufgabe; der Verdacht liegt nahe, dass diese Serie Elkos einfach grundsätzlich nicht ganz i.O. war. Dafür spricht auch, dass ein Teil der anderen aus der gleichen Serie auch nicht mehr i.O. ist (z.B. die beiden 50V 3.3µF mit je ca. 85% Restkapazität).
Die Phono-Sektion funktionierte jedenfalls immer einwandfrei und wies nach dem Elkotausch keine hörbaren Differenzen auf. Wie gesagt: unwissenschaftlicher Vergleich; hatte das Gerät nie durchgemessen.
Ansonsten fällt jedoch auf, dass die grosse Mehrheit der Elkos nach wie vor hervorragend in der Toleranz liegen, teilweise sogar massiv mehr Kapazität aufweisen, als aufgedruckt. Hier mal zum Vergleich ein paar brandneue Typen am gleichen Messgerät:
Code:
Voltage Cap. indicated [µF] Cap. measured [µF] Difference (%) Manufacturer
===========================================================================================================
63.00 3.30 3.05 -7.58 <can't read>
63.00 3.30 3.08 -6.67 <can't read>
10.00 100.00 108.00 8.00 Matsushita
100.00 4.70 4.52 -3.83 Nichicon
50.00 10.00 9.89 -1.10 Matsushita
6.30 330.00 416.00 26.06 Yageo
16.00 220.00 226.00 2.73 Yageo
63.00 1.00 1.06 6.00 Jackcon
50.00 47.00 44.40 -5.53 Matsushita
50.00 47.00 44.20 -5.96 Matsushita
Hier noch ein Bild der ausgetauschen Elkos:
Die zwei unter dem Toleranzlimit sind mit Pfeil markiert. Bei keinem (auch diesen zweien nicht) sieht man ausgelaufenes Elektrolyt oder einen sich wölbenden Deckel.
Nach meinem subjektiven Empfinden wage ich nun mal zu behaupten, dass ein radikaler Ersatz aller Elkos in diesem Fall hier wohl so gut wie nichts verändert hatte.
Zu guter Letzt nochmals ein Reminder: ich möchte weder Meinungen aufdrängen zum Thema Sinnhaftigkeit ja/nein, noch sonstwie Öl ins Feuer giessen. Fakt ist, dass ich obige Daten gemessen habe. Was daraus gemacht wird, ist natürlich jedem selbst überlassen – bei Nicht-Interesse beinhaltet dies natürlich auch den Trash.