zu PE muss ich jetzt aber doch noch ein paar Bemerkungen loswer
den. Erstmal natürlich volle Zustimmung, dass das ganze besser/schlechter Gestreite natürlich voller Unsinn ist. Bei PE ist es halt nur unverständlich, wieso der Hersteller von
den Historikern so wenig Würdigung erfährt, obwohl bis etwa Mitte der sechziger Jahre PE der Firma Dual immer eine Generation voraus war.
Der PE33 war zu seiner Zeit einfach eine Ansage, an der sich weltweit alle Heim-Plattenspieler messen mussten. Obwohl der zeitgleich
gebaute 1009 von Dual dagegen eine ziemliche Krücke war, wird er heute als der erste brauchbare HiFi-Plattenspieler gehandelt. Ich
denke, der PE33 und PE34 - Hype ist auch eine späte Würdigung
für die Geräte.
HiFi und PE hat aber schon viel viel früher angefangen. In
den dreissiger Jahren kurz vor dem zweiten Weltkrieg haben Siemens und Telefunken
einen "Leicht"-Tonarm mit Dauernadel auf
den Markt gebracht, der die Schallplatte zum ersten Mal auch
für ernsthaftes Musikhören brauchbar machte. Aus heutiger Sicht sind die Daten dieser Abtaster/Arm - Kombination natürlich indiskutabel, wenn man sie aber im direkten Vergleich zu
den damals üblichen elektrischen Tondosen mit Stahlnadeln hört, kann man ermessen, was
für ein Fortschritt das war. Die Laufwerke, an
denen der Arm montiert war, kamen fast ausschließlich von PE ( nicht von Dual ), weil PE die laufruhigsten Antriebe baute.
Anfang der Fünfziger brachte PE eine komplett in Eigenregie entwickelte Laufwerksserie auf
den Markt, die eigentlich der Urvater aller Mittelklasse-HiFi-Plattenspieler ist. Über
den Kombinationsantrieb aus Riemen und Reibrad wurde hier im Forum schon ausführlich berichtet - die PE-Laufwerke hatten ihn 1951, Thorens verkaufte Ende der Fünfziger dieses Konzept als non plus ultra, und Braun verkaufte mit dem PS500 noch bis in die frühen achtziger Edel-Laufwerke mit diesem Kombiantrieb.
1952, also etwa zehn Jahre vor dem "offiziellen" Beginn der HiFi-Ära gab es von PE die ersten Plattenspieler mit MM-Abtaster. Die Systeme waren nicht wie allgemein behauptet von Elac zugekauft, sondern Eigenentwicklungen von PE. PE bekam 1951 das Patent auf
den Mono-MM-Abtaster, und wenn Elac seit Jahrzehnten behauptet, der Erfinder des Magnetsystems zu sein, so stimmt das nur zur Hälfte. Elac bekam 1957, also sechs Jahre später als PE, das Patent auf
den STEREO-MM-Abtaster, das Prinzip hat aber PE patentiert bekommen.
Die Plattenspieler von 1951 waren durchaus in der Lage, mit
den damaligen Schallplatten HiFi-Wiedergabe zu ermöglichen. Von der Vorführung der ersten Labormuster wurde berichtet, dass die Vorführer mit dem Finger
den Plattenteller absichtlich zum Leiern brachten, weil die Zuhörer nicht geglaubt haben, dass die Musik von einer Schallplatte kommt.
Die Laufwerke mit Magnetsystem baute PE die ganzen Fünfziger Jahre hindurch, sie fallen nur niemandem auf, weil man nur von unten die aufwendige Technik sehen kann - es ist ein zweistufiger Entzerrer Vorverstärker in Röhrentechnik mit Doppeltriode in das Laufwerk ein
gebaut, bei dem man mit zwei Stufenschaltern die Entzerrkennlinie einstellen konnte. Dual hat meines Wissen erst um 1960 herum überhaupt Magnetsysteme im Angebot gehabt - da gab es von PE schon Plattenspieler mit abnehmbaren Kopf und 1/2"-Befestigung
für den Tonabnehmer.
Hier mal drei Bilder von einem unrestaurierten "Ur-Rex" von 1952 in der Sonderklasse-Variante:
Der auf dem dritten Bild entspricht optisch dem Originalzustand.
Das wahrscheinlich erste MM-System der Welt kann hier bewundert wer
den:
http://www.hupse.eu/radio/reproducers/PE3000.htm
Unabhängig davon, wer jetzt der bessere oder schlechtere ist, finde ich, dass diesen PE-Laufwerken etwas mehr Würdigung zustehen würde - immerhin ist es da einem Hersteller zwei jahre nach der Währungsreform gelungen,
für einen Preis weit unterhalb der Studiotechnik
einen Plattenspieler zu entwickeln, der die späten Schellacks in UKW-Qualität abspielen kann.
Ich habe mittlerweile ein paar Artikel aus Fachzeitschriften zu diesem Plattenspieler zusammentragen können. Wenn mir die Verlage die Erlaubnis erteilen, diese öffentlich zu posten, stelle ich sie gerne hier ein. Wenn es jeman
den vorab interessiert, kann er sich gerne mit mir in Verbindung setzen.
Einen Artikel habe ich bereits in Word-Format konvertiert.
Gruß Frank