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Revox PR99 MK III
#1
Schönes Neues Jahr an Alle!
Und ich möchte endlich den versprochenen Reparaturbericht zu meiner PR99 MKIII schreiben! Für mich ist die MK III die schönste der drei PR99, auch weil sie so gut zu der grau-silbernen Serie der Revox und Studer Geräte passt. Ganz besonders zum Studer A721 Cassettendeck.
Ich hatte vor längerer Zeit aus der Bucht eine Revox PR99 MKIII mit Sturzschaden ergattert. Nachdem die Front unversehrt war und die Platinen als unversehrt beschrieben wurden, habe ich zugeschlagen (zu einem m.E. nach sehr günstigen Preis).
Auf den Bildern des Angebots war schon zu sehen, dass defekte Rahmenteile identisch mit solchen einer B77 sind, und daher habe ich gleich noch ein B77-Gerippe als Teilespender geschnappt.

Nachdem die PR99 da war, erstmal eine Bestandsaufnahme gemacht:

[Bild: Vorderansicht_gut.jpg]

Frontansicht schon mal sehr gut, lediglich die Beschriftung etwas vergilbt.
Und was ist nun kaputt:

[Bild: Seitentr_ger_kaputt_links.jpg]

Seitenträger links gebrochen -

[Bild: Seitentr_ger_kaputt_rechts.jpg]

und rechts auch...
Diese beiden sind das geringste Problem, da sie identisch mit den B77-Gerippeteilen sind. Bei der PR99 ist lediglich noch eine Alu-U-Schiene draufmontiert, um die Frontplatte auf die Bedienebene zu bringen.

Größeres Problem war aber dieses:

[Bild: Anschlussfeld_kaputt.jpg]

Gut, dann mal  einen Kurztest starten nach einer optischen Kontrolle der Rifas - sehen o.k. aus. Strom dran, Schalter an - Lichter gehen an, Vorlauf geht, Rücklauf geht, Play und Rec schaltet richtig....aber was ist das? Rauchwölkchen, Gestank Flenne 

Alles aus und mit der Nase auf Fehlersuche gehen...hinten rechts...Rifa? nein...tiefer...Netzschalter? Nein. Aber an der Output-Platine müffelte es und nach dem Ausbau ging das Müffeln mit der Platine mit! Ich verdächtigte mal die beiden großen Elkos, daneben sind nur die Übertrager, die ich als eher unverdächtig eingeschätzt habe.

Also gleich mal die beiden dicken Elkos getauscht, sind noch im Vorrat gewesen.

[Bild: Innenansicht_mit_neuen_Output-_Kondis.jpg]

Die Output-Platine ist die ganz rechts mit dem blauen Kondensator (es sind zwei, die direkt hintereinander liegen) und dem Relais (Sorry für das mäßige Bild).
So, und nun ließ sich die Maschine ohne unerwünschte Nebenwirkungen betreiben.  Dance3 

Damit konnte es an die Restauration gehen!
Erstmal die Rifas gegen neue MPK X2 ersetzen, und die Kondensatoren im Netzteil auch, meiner Erfahrung nach können die gerne mal von einem zum anderen Tag aufgeben (ging mir bei einer B77 so). Dann wundert man sich, dass auf einmal keine Laufwerkfunktion mehr geht. Beim Nachforschen zeigt sich dann, dass eine Feinsicherung gleich nach dem Einschalten fliegt.
Und neue Motorkondensatoren durften es auch sein, die Motoren taten sich etwas hart.
Damit war der Elektronik-Teil erstmal abgeschlossen, und es ging an das Chassis.

Maschine auf der Seite auf dem Boden, rechts und liinks ein Sitzkisssen drangepackt, weil das Ganze SEHR instabiil wird, wenn die Maschine soweit demontiert ist, dass die Seitenteile abgeschraubt werden können (habe hier leider keine Fotos, da keine Hand und kein Fuss mehr frei war).

Ergebnis:

[Bild: Seitentr_ger_ersetzt_links.jpg]

und die andere Seite:

[Bild: Seitentr_ger_ersetzt_rechts.jpg]

Die Aluschienen sind noch eine Spur verzogen, aber das habe ich so gelassen.
Dann musste ich erstmal nachdenken - was mache ich mit dem Anschlussfeld?
Ich habe mich dann entschieden, die Nieten aufzubohren, mit denen das Verstärkungsblech montiert ist, um an die nun vorhandenen Löcher einen Hebel zu montieren:

[Bild: Hebel_montiert.jpg]

und dann...BIEGEN mit sehr viel Kraft, bis das Holz reisst und die Schrauben aufgeben...

[Bild: Erste_Runde_biegen.jpg]

So, schon etwas besser, aber weiter geht es nicht, da links der Riss geschlossen ist und kein Platz mehr zum Biegen.
Also mit der Säge eine Lücke schaffen und noch ein Stück weiter biegen:

[Bild: Anschlussfeld_nac_h_Biegen_2.jpg]

So, 90 Grad-Winkel ist gegeben, dass muss reichen,  bis sich ein Ersatzteil findet!

Die Maschine war im Übrigen ordentlich in Betrieb, wie man an der Bandabhebeinheit sieht (aber die Köpfe waren gut):

[Bild: Abhebe-einheit_vor_Bearbeitung.jpg]

Da diese anders aufgebaut ist als die von der B77 konnte ich nicht die vom B77-Gerippe nehmen. Ausserdem lassen sich die Bolzen auch nicht drehen (sind genietet, nicht verschraubt wie beim rechten Bandberuhigungshebel), daher habe ich sie glattgeschliffen:


[Bild: Abhebe-einheit_bearbeitet.jpg]

Das graue Gehäuse hatte eine eingedellte Ecke und ein paar fehlende Nieten, die ich durch Schrauben ersetzt habe. Da war auch nach dem Ausbeulen aber dann noch an der Kosmetik zu arbeiten!
Weiter dann im 2. Teil!
Grüße,
Hans-Volker
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker

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#2
Hallo,
hier kommt die Fortsetzung der PR99-Story.

Nachdem das graue Metallgehäuse der Maschine optisch nicht mehr so toll war wegen der beschädigen Ecke, habe ich mir gedacht, Holzseitenteile müßten doch irgendwie schick sein! Also im Baumarkt ein Holz-Reststück besorgt - ich wollte die Seitenteile eher "schlank" haben, und Furnier dazu bestellt. Habe hier nur Blder vom Endergebnis...


Aussenseite:

[Bild: Seitenteile.jpg]
Innenseite:

[Bild: Seitenteile_innen.jpg]

und die Frontansicht

[Bild: Seitenteile_front.jpg]

Die "Ausschnitte" sind keine solchen, sondern der höhere Teil ist aus mehreren Furnierschichten aufgebaut, vor dem Furnieren der großen Fläche.
Zum Furnieren habe ich jeweils beide Flächen mit Holzleim eingestrichen und diesen trocknen lassen. Danach ließ sich das Furnier dann wunderbar aufbügeln.

Elektrisch habe ich die Maschine auch noch "etwas" verändert, Halbspur-Puristen überspringen das vielleicht besser... Floet 

Bei mir sind nämlich alle Aufnahmen, zum Teil noch aus den späten 70er Jahren, in Viertelspur, entweder bei 9,5 cm/s ohne oder bei 19 cm/s mit HighCom II aufgenommen. Probleme mit einem Durchhören der Gegenspur habe ich dabei noch nie gehabt! Ausserdem alles mit NAB-Entzerrung.

Also habe ich die PR99 MKIII erstmal auf NAB statt IEC Entzerrung umgebaut, mit einer Wiedergabe-Verstärkerplatine, diie ich mir schonmal als Ersatz besorgt hatte (für meine andere PR99 III - 9,5/19 NAB) und einer mit viel Glück erhaschten Record-Platine. Die ist nämlich für 19/38 in NAB recht selten und hat ein eigenes Layout. Umstricken aus einer anderen is nich (zumindest nicht für mich).

Dann habe ich auf Viertelspur umgebaut - doch, doch, das geht! Ist nur nirgends beschrieben, weil nicht vorgesehen, und mit dem Tauschen der Köpfe ist es auch nicht getan.
Hat mich einige Zeit des Nachdenkens und Probierens gekostet. Nach dem Tauschen der Köpfe geht nämlich eigentlich alles. Nur komisch, wenn die Gegenspur aufgenommen ist, hat der rechte Kanal auf der Hinspur 1,5 dB oder so verloren (Sieht man halt beim HighCom-Pegelton überdeutlich...). Ich habe den Fehler zunächst in der Höheneinstellung des Löschkopfes gesucht, das kann auch so einen Effekt verursachen. Das war's aber nicht.

Ich war schon fast so weit, die Bänder mit dem bulk-eraser zu löschen und den Löschkopf ausser Betrieb zu setzen...
Dann...etliche Zeit später, habe ich mir die Oszillatorplatine und deren Beschreibung mal genauer angesehen.
Es gibt dort einen Jumper, mit dem der Löschstrom erhöht werden kann - der stand aber schon auf"niedrig".
Und es gibt zwei Lötbrücken, die abhängig von der Impendanz des Löschkopfes offen oder geschlossen sein müssen. Bei meinem Löschkopf müßten sie standardmäßig geschlossen sein:


[Bild: Oszillator_L_tbr_cken.jpg]

Aber, so meine Überlegung, der Löschstrom ist ja wohl zu hoch, und dämpft die rechte Spur der Gegenrichtung, da diese ja zwischen der linken und rechten Spur der aktuellen Aufnahmerichtung liegt. Die linke Spur liegt am Rand, und kommt daher nur auf einer Seite mit dem Löschstrom in Berührung.
Nun ja. Wenn da ein Jumper ist, um den Löschstrom zu erniedrigen, könnte das Entfernen der Lötbrücken ja die gegenteilige Wirkung haben.

Hat sie auch Dance3 


Ob das so korrekt ist, oder nicht? Egal, es funktioniert astrein, keine Dämpfung der Gegenspur mehr, Aufnahmen sind perfekt. Zumindest für meinen Heimbetrieb.

Dass nach diesen Aktionen alles eingemessen werden musste, ist natürlich klar...ich messe hier immer auf Revox 601 ein, da ich davon viele Bänder habe und auch mit gebrauchten Bändern bzw. NOS-Bändern nur gute Erfahrungen gemacht habe.

Und kürzlich habe ich dann noch dieses geschnappt:

[Bild: Neue_Blende.jpg]

Eine NOS Bedienblende mit schneeweisser Schrift für relativ kleines Geld - wollte keiner mitbieten. Sowas. Bin nur ich so pingelig?

Seit letzter Woche habe ich auch ein neues Anschlussfeld drin, allerdings aus einer MK II, das bedeutete: Schließen der nichtgebrauchten Bohrungen für den MIC-Eingang und Umpacken aller Anschlüsse, da die Verkabelung MKII/MKIII nicht identisch ist. Und das Typenschild ist auch noch umgezogen.

Und so sieht nun die fertige "kleine" Anlage aus - (fast) alle Lichter an:


[Bild: kleine_anlage_neu.jpg]

Ach ja, die Studer Aussteuerungsanzeige unten war ein Schnitzblapp - seehr günstig, und im Sofortkauf günstiger gewesen als die andern, die auf Auktion liefen (es waren ein paar von den Teilen im Angebot). Brauchte nur noch ein Steckernetzteil dazu und die entsprechende Buchse eingebaut.

Viele Grüße,
Hans-Volker
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#3
Hallo Hans-Volker,

da hast Du ein schönes Endergebnis gezaubert.

Was steht denn da im Regal unter der Studer Aussteuerungsanzeige?

Viele Grüße Bastian Git
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#4
Sieht nach Nakamichi aus.
************

Thomas
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#5
Das sind zwei Stück der erwähnten High Com II.
If you don’t believe it or don’t get it, I don’t have the time to try to convince you, sorry.
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#6
ja, genau, das sind die berühmten Nakamichi High-Com II. Gegenüber den Consumer-Geräten des Erfinders Telefunken sind die einen Schritt weiter, weil das Frequenzspektrum in zwei Bänder aufgeteilt wird, um die Störungen des Höhenanteils durch die Tiefen zu verhindern. Wenn man einmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr davon  lassen...
Die Profiversion davon waren die Telcom C4 mit vier Bändern.
Grüße,
Hans-Volker
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Hans-Volker

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#7
Jahre später  Floet 

Über die Jahre hat die Maschine einen B77HS-Oszillator bekommen, damit waren alle Probleme mit dem Anlöschen der rechten Spur behoben. Natürlich habe ich auch noch etliche Elkos erneuert.

Ein Fehler trat immer mal wieder auf - das linke VU-Meter zeigte nicht an, nach einem Druck auf schräg gegenüberliegende  Ecken des Gehäuses ging es dann. Ebenso nach Unterlegen eines Stücks Pappe unter das äußere Ende der Output-Platine.

Nun bin ich der Sache mal abschliessend auf den Grund gegangen - ich vermutete gebrochene Lötstellen des Steckplatzes des Output-Amplifiers auf der Schalterplatine. 

Dem war auch so - die ganze untere Reihe war betroffen:


[Bild: IMG-0502.jpg]

Nachgelötet - und das Problem war behoben.


[Bild: IMG-0503.jpg]

Und nachdem ich hier schon mal zugange war, habe ich dann noch die verbliebenen blauen Philips-Elkos von Repro- und Outputplatine ersetzt:

[Bild: IMG-0522.jpg]

[Bild: IMG-0523.jpg]


An Hand dieser Platinen sieht man dann auch, dass es eben doch recht große Unterschiede in der Elektronik von B77 und PR99 gibt, besonders bei MKII und MKIII.
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker

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