09.01.2019, 17:21
Vor einigen Monaten schrieb mich ein Forumsteilnehmer an, dass er in einem Schrank noch einen seit 20 jahren eingemotteten und defekten Quad 405 gefunden hat.
Eher ein Zufallsfund und aus der Kategorie 'au weia' so hat dieser Verstärker eher symbolischen als echten Wert, es wurde auch bereits ein oder mehrere Reparaturversuche gestartet.
Zur Endstufe gibt es insgesamt drei Verstärkermodule, ein handvoll lose Schrauben und die Aussage: "beim Anschließen hats zumindest nicht geknallt."
Ich bin ja für fast Alles zu haben; außer keine Eile gabs auch nicht viel zu verhandeln, das gute Stück war eh nur Schrankbeschwerer. Der Wert einer solchen Endstufe ist nicht sehr hoch (obschon es Liebhaber gibt) und -naja- Reparaturkits von den einschlägigen Händlern sind einfach nur teuer und rechtfertigen den eher sentimentalen Wert des Gerätes nicht.
Viel ist ja auch nicht drin in den Kisten, ALLE Bauteile incl. der großen Siebkondensatoren belaufen sich beim deutschen Versender auf gerade mal 90,- €, dazu natürlich viel Muße die BOM zusammenzusammeln, die Dokumentationen lesen und abwägen, welche Modifikationen sinnvoll und gut umsetzbar sind.
Da es bereits Reparaturversuche gab waren fast alle Schrauben schon zernudelt, ein paar Bauteile wurden getauscht und sind wieder geplatzt, einige fehlten. Selbst das 3. Board war übel defekt und wer auch immer daran herumgelötet hat sollte lieber anderen Hobbys nachgehen. abgehobene Lötaugen, Kurzschlüsse durch schlechte Lötstellen, Bauteile krumm und schief, das kann manche Hobbybastler mit ner Baumarktlötpistole besser. Und warum so viele Schrauben mit offensichtlich falschem Werkzeug beschädigt wurden? Man weiß es nicht....
Die Engländer haben sich schon ein paar krude Sachen einfallen lassen, Schaltungstechnisch doch ziemlich Aufwändig (zu Anfang) durchlief die Kiste einige Iterationsstufen bis zur letzten Version 405-2, die deutlich reduziert daherkam.
Echt in den Griff bekommen haben sie die Technik vielleicht nie, obschon doch recht viele Geräte gebaut wurden.
Hier handelt es sich um ein Gerät aus den späten 70'er Jahren, Platinenversion -9. Die Module haben also schon einige Verbesserungen mitgemacht.
Die Verarbeitung ist - im besten Sinne- englisch, nicht korrekt angelötete Drähte, alles ein bißchen liederlich, aber grundsätzlich robust.
Die erste Bestandsaufnahme ist also ernüchternd. Dass nichts beim Anschließen geknallt hat war weniger Glück als schlichtweg nicht angeschlossene Endstufenmodule und gänzlich fehlende Sicherungen.
Die großen Siebkondensatoren sind sehr tot, einer bereits ausgelaufen.
Ersatz ist eigentlich gut zu beschaffen, die Maße sind nicht sonderlich ungewöhnlich, mit gleicher Kapazität aber ehr exotisch. Also durften moderne 22mF 63V mit Schraubanschlüssen her. Somit auch der größte Einzelposten auf der Rechnung.
Die Platinen sind, wie oben schon geschrieben, in einem recht schlechten Zustand, nicht nur geplatzte und fehlende Bauteile, sie sind teilweise auch bereits beschädigt.
Ich habe mich entschieden, die 3. Platine nicht zu verwenden und nur die beiden 'identischen' die vermutlich auch die Originalbestückung des Verstärkers waren, wieder aufzubauen.
Auf Grund der Vielzahl an defekten und fragwürdigen Bauteilen habe ich mich entschieden, ALLE zu ersetzen um einer möglicherweise aufwändigen Fehlersuche oder späteren Zerstörungen vorzubeugen.
Beim Zerlegen der Platinen kamen dann auch mögliche Ursachen für die erfolglosen Reparaturversuche zum Vorschein. fehlende Isolierscheiben und -Hülsen, Kurzschlüsse, Unterbrechungen und Kurzschlußspuren (möglicherweise durch nicht entladene Siebelkos und dem Rumfummeln mit Werkzeug) deuten auf --- einen Diletanten hin.
Nach Entnahme einiger Bauteile und anschließender Ultraschallreinigung sieht ein Board zumindest sauber aus.
Alle Bauteile ausgelötet und einige Zeit später zeigt sich das Board noch nicht ganz fertig, zumindest aber kurz vor der Fertigstellung.
Einige Modifikationen sind in der Phase noch nicht umgesetzt. Primär deshalb, um vorerst eine grundsätzliche Funktionsfähigkeit herzustellen.
Eine Endstufe ist nun fast komplett fertig und kann fliegend getestet werden. Und sie funktioniert. In diesem Fall mit Strombegrenzung auf 1,5A bei +-30 Volt. Das belegt zumindest die grundsätzliche Funktion.
Der Besitzer wünschte sich übrigens auch, dass die Endstufe nach der Reparatur über 'normale' Anschlussklemmen und Cinch-Anschlüsse verfügen soll, ein Netzschalter wäre toll, eine (andere) als die ursprüngliche Lautsprecherschutzschaltung, die die Lautsprecher verzögert zuschaltet und komplett trennt im Fehlerfall, statt der bisherigen Triac-Schaltung, die die Ausgänge nur im Fehlerfall (und sporadisch auch gerne mal einfach so) kurzschließt.
Also geht es nun daran, die Wünsche umzusetzen.
Der Spannungswahlschalter ist reichlich obsolet und darf komplett weichen, die Position der Lautsprecherklemmen bleibt original, die DIN-Eingangsbuchse ist vorerst entfernt, die Cinch-Eingänge wurden an die inneren Schraublöcher montiert. Die Äußeren erhalten wieder ihre Gummipfropfen.
Da die alte Verkabelung nun nicht mehr passt und ein 'Umstricken' nicht sinnvoll erscheint, habe ich Alles neu verkabelt und den Netztrafo auch gleich fest mit 240V belegt.
Der Bereich zwischen Trafo und Rückwand ist nicht gerade großzügig bemessen, ein paar Knicke in den Leitungen später und nach Verwendung von reichlich Schrumpfschlauch dürfte es nach meinem Ermessen zu keinen Problemen mit versehentlichen Berührungen kommen.
Da nun die mechanischen Arbeiten soweit abgeschlossen sind, das Gehäuse komplett gereinigt, mit frischer (und angemessener Menge Wärmeleitpaste) sowie neuen Schrauben und Scheiben wieder zusammengesetzt ist, kann die Innenverdrahtung weitergehen.
Der alte Gleichrichter ist mit den alten Siebelkos rausgeflogen, das freigewordene Gewindeloch dient nun der Aufnahme des Masseanschlusses am Kühlkörper / Gehäuse.
Dieser Punkt spielt bei der Endstufe eine durchaus relevante Rolle, da durch das an das Gehäuse geschraubte Endstufenmodul die Masseversorgung stattfindet.
Konkret: die Endstufenmodule haben nur zwei Stromversorgungsanschlüsse, nämlich -50V und +50V. Die 0V kommen über den Kühlkörper und das Gehäuse zur Endstufe.
Im Foto läuft der Endstufenkanal sich gerade warm an einem Lastwiderstand. Verschiedene Messungen haben keine Auffälligkeiten gezeigt, in allen Leistungs- und Frequenzbereichen bleibt die Endstufe unauffällig.
Die Verkabelung ist nicht endgültig sondern dient hier nur dem Funktionstest aller Komponenten im Zusammenspiel, auch sind immer noch nicht alle Modifikationen umgesetzt.
In dieser Version -9 ist die Ausgangswiderstand/Kondensator Kombination noch mit der Eingangsmasse verbunden, die gehört aber an die Lautsprechermasse, C8 ist am falschen Ende angeschlossen, T3 kann mit R18 ganz entfallen, es fehlen noch Siebkondensatoren am Stromversorgungseingang.
Die Z-Diodenregelung der Versorgungsspannung wird von 12V auf 15V angehoben, ich habe die Z-Dioden dann gleich durch Festspannungsregler 78L15 und 79L15 ersetzt.
Und weils so schön ist und sich anbietet, ein Blick auf die Lötseite des eingebauten Moduls:
To be continued mit dem 2. Endstufenmodul und ggf. weiteren Fotos der Modifikationen.
Eher ein Zufallsfund und aus der Kategorie 'au weia' so hat dieser Verstärker eher symbolischen als echten Wert, es wurde auch bereits ein oder mehrere Reparaturversuche gestartet.
Zur Endstufe gibt es insgesamt drei Verstärkermodule, ein handvoll lose Schrauben und die Aussage: "beim Anschließen hats zumindest nicht geknallt."
Ich bin ja für fast Alles zu haben; außer keine Eile gabs auch nicht viel zu verhandeln, das gute Stück war eh nur Schrankbeschwerer. Der Wert einer solchen Endstufe ist nicht sehr hoch (obschon es Liebhaber gibt) und -naja- Reparaturkits von den einschlägigen Händlern sind einfach nur teuer und rechtfertigen den eher sentimentalen Wert des Gerätes nicht.
Viel ist ja auch nicht drin in den Kisten, ALLE Bauteile incl. der großen Siebkondensatoren belaufen sich beim deutschen Versender auf gerade mal 90,- €, dazu natürlich viel Muße die BOM zusammenzusammeln, die Dokumentationen lesen und abwägen, welche Modifikationen sinnvoll und gut umsetzbar sind.
Da es bereits Reparaturversuche gab waren fast alle Schrauben schon zernudelt, ein paar Bauteile wurden getauscht und sind wieder geplatzt, einige fehlten. Selbst das 3. Board war übel defekt und wer auch immer daran herumgelötet hat sollte lieber anderen Hobbys nachgehen. abgehobene Lötaugen, Kurzschlüsse durch schlechte Lötstellen, Bauteile krumm und schief, das kann manche Hobbybastler mit ner Baumarktlötpistole besser. Und warum so viele Schrauben mit offensichtlich falschem Werkzeug beschädigt wurden? Man weiß es nicht....
Die Engländer haben sich schon ein paar krude Sachen einfallen lassen, Schaltungstechnisch doch ziemlich Aufwändig (zu Anfang) durchlief die Kiste einige Iterationsstufen bis zur letzten Version 405-2, die deutlich reduziert daherkam.
Echt in den Griff bekommen haben sie die Technik vielleicht nie, obschon doch recht viele Geräte gebaut wurden.
Hier handelt es sich um ein Gerät aus den späten 70'er Jahren, Platinenversion -9. Die Module haben also schon einige Verbesserungen mitgemacht.
Die Verarbeitung ist - im besten Sinne- englisch, nicht korrekt angelötete Drähte, alles ein bißchen liederlich, aber grundsätzlich robust.
Die erste Bestandsaufnahme ist also ernüchternd. Dass nichts beim Anschließen geknallt hat war weniger Glück als schlichtweg nicht angeschlossene Endstufenmodule und gänzlich fehlende Sicherungen.
Die großen Siebkondensatoren sind sehr tot, einer bereits ausgelaufen.
Ersatz ist eigentlich gut zu beschaffen, die Maße sind nicht sonderlich ungewöhnlich, mit gleicher Kapazität aber ehr exotisch. Also durften moderne 22mF 63V mit Schraubanschlüssen her. Somit auch der größte Einzelposten auf der Rechnung.
Die Platinen sind, wie oben schon geschrieben, in einem recht schlechten Zustand, nicht nur geplatzte und fehlende Bauteile, sie sind teilweise auch bereits beschädigt.
Ich habe mich entschieden, die 3. Platine nicht zu verwenden und nur die beiden 'identischen' die vermutlich auch die Originalbestückung des Verstärkers waren, wieder aufzubauen.
Auf Grund der Vielzahl an defekten und fragwürdigen Bauteilen habe ich mich entschieden, ALLE zu ersetzen um einer möglicherweise aufwändigen Fehlersuche oder späteren Zerstörungen vorzubeugen.
Beim Zerlegen der Platinen kamen dann auch mögliche Ursachen für die erfolglosen Reparaturversuche zum Vorschein. fehlende Isolierscheiben und -Hülsen, Kurzschlüsse, Unterbrechungen und Kurzschlußspuren (möglicherweise durch nicht entladene Siebelkos und dem Rumfummeln mit Werkzeug) deuten auf --- einen Diletanten hin.
Nach Entnahme einiger Bauteile und anschließender Ultraschallreinigung sieht ein Board zumindest sauber aus.
Alle Bauteile ausgelötet und einige Zeit später zeigt sich das Board noch nicht ganz fertig, zumindest aber kurz vor der Fertigstellung.
Einige Modifikationen sind in der Phase noch nicht umgesetzt. Primär deshalb, um vorerst eine grundsätzliche Funktionsfähigkeit herzustellen.
Eine Endstufe ist nun fast komplett fertig und kann fliegend getestet werden. Und sie funktioniert. In diesem Fall mit Strombegrenzung auf 1,5A bei +-30 Volt. Das belegt zumindest die grundsätzliche Funktion.
Der Besitzer wünschte sich übrigens auch, dass die Endstufe nach der Reparatur über 'normale' Anschlussklemmen und Cinch-Anschlüsse verfügen soll, ein Netzschalter wäre toll, eine (andere) als die ursprüngliche Lautsprecherschutzschaltung, die die Lautsprecher verzögert zuschaltet und komplett trennt im Fehlerfall, statt der bisherigen Triac-Schaltung, die die Ausgänge nur im Fehlerfall (und sporadisch auch gerne mal einfach so) kurzschließt.
Also geht es nun daran, die Wünsche umzusetzen.
Der Spannungswahlschalter ist reichlich obsolet und darf komplett weichen, die Position der Lautsprecherklemmen bleibt original, die DIN-Eingangsbuchse ist vorerst entfernt, die Cinch-Eingänge wurden an die inneren Schraublöcher montiert. Die Äußeren erhalten wieder ihre Gummipfropfen.
Da die alte Verkabelung nun nicht mehr passt und ein 'Umstricken' nicht sinnvoll erscheint, habe ich Alles neu verkabelt und den Netztrafo auch gleich fest mit 240V belegt.
Der Bereich zwischen Trafo und Rückwand ist nicht gerade großzügig bemessen, ein paar Knicke in den Leitungen später und nach Verwendung von reichlich Schrumpfschlauch dürfte es nach meinem Ermessen zu keinen Problemen mit versehentlichen Berührungen kommen.
Da nun die mechanischen Arbeiten soweit abgeschlossen sind, das Gehäuse komplett gereinigt, mit frischer (und angemessener Menge Wärmeleitpaste) sowie neuen Schrauben und Scheiben wieder zusammengesetzt ist, kann die Innenverdrahtung weitergehen.
Der alte Gleichrichter ist mit den alten Siebelkos rausgeflogen, das freigewordene Gewindeloch dient nun der Aufnahme des Masseanschlusses am Kühlkörper / Gehäuse.
Dieser Punkt spielt bei der Endstufe eine durchaus relevante Rolle, da durch das an das Gehäuse geschraubte Endstufenmodul die Masseversorgung stattfindet.
Konkret: die Endstufenmodule haben nur zwei Stromversorgungsanschlüsse, nämlich -50V und +50V. Die 0V kommen über den Kühlkörper und das Gehäuse zur Endstufe.
Im Foto läuft der Endstufenkanal sich gerade warm an einem Lastwiderstand. Verschiedene Messungen haben keine Auffälligkeiten gezeigt, in allen Leistungs- und Frequenzbereichen bleibt die Endstufe unauffällig.
Die Verkabelung ist nicht endgültig sondern dient hier nur dem Funktionstest aller Komponenten im Zusammenspiel, auch sind immer noch nicht alle Modifikationen umgesetzt.
In dieser Version -9 ist die Ausgangswiderstand/Kondensator Kombination noch mit der Eingangsmasse verbunden, die gehört aber an die Lautsprechermasse, C8 ist am falschen Ende angeschlossen, T3 kann mit R18 ganz entfallen, es fehlen noch Siebkondensatoren am Stromversorgungseingang.
Die Z-Diodenregelung der Versorgungsspannung wird von 12V auf 15V angehoben, ich habe die Z-Dioden dann gleich durch Festspannungsregler 78L15 und 79L15 ersetzt.
Und weils so schön ist und sich anbietet, ein Blick auf die Lötseite des eingebauten Moduls:
To be continued mit dem 2. Endstufenmodul und ggf. weiteren Fotos der Modifikationen.