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16.11.2020, 23:12
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.11.2020, 23:16 von lukas.)
Vor kurzem hat mir ein Freund seinen alten Verstärker Musical Fidelity A1-X zur Durchsicht vorbeigebracht. Eine konkrete Fehlerbeschreibung konnte er nicht liefern, ich sollte ihn mir mal anschauen. Es handelt sich um das Gerät, zu dem ich im A-100 Faden schon eine Frage gestellt hatte.
So sieht die Kiste aus, in der das Ding original verpackt war. Bemerkenswert finde ich den Verzicht auf Styroporformteile, die damals um 1990 noch Standard in der Verpackung solcher Waren waren. Durchaus löblich.
Dieser Verstärker bezeichnet sich selbst als Class A Amplifier, daher überrascht es nicht, dass das Gerät im Betrieb recht warm wird. Die Leistungsaufnahme ist mit 85W angegeben, was auch tatsächlich schon im Leerlauf fast (80W) erreicht wird. Bei Aussteuerung ändert sich daran nichts.
Die Ausstattung des Verstärkers ist kaum mehr als minimal: Ein/Aus Schalter, Lautstärkesteller, Eingangswahlschalter für 5 Quellen (incl. einer Tape Schleife). Aber immerhin ein Phonoeingang, der zw. MM und MC umschaltbar ist. Klangregler oder Kopfhöreranschluss fehlen.
Nach dem Entpacken und Anschließen an den Audiotester war klar, dass hier gröberer Handlungsbedarf besteht. Die Verzerrungen waren schon bei minimaler Ausgangsleistung jenseits der 10%. Also mal runter mit der Grillplatte:
Ein bißchen verstaubt aber sonst eigentlich ok
Um an die Lötseite der Platine zu gelangen muss man das ganze Ding vollständig auseinander nehmen, was dann zwar nicht sonderlich schwierig ist aber doch Aufwand bedeutet.
Auf der Unterseite wird die Platine durch eine Art Gerätefuß aus Gummi gestützt. Mit der Zeit hat sich dieser Gummipimpel aufgelöst und seine Schmiere über die Bodenplatte verteilt
Es stellte sich heraus, dass da schon mal jemand dran war, der den Aufand des kompletten Zerlegens wohl gescheut hatte. Die Gleichrrichterdioden wurden gewechselt, ebenso wie das Lautsprecherpotentiometer. Die Dioden wurden abgezwickt und auf die Stummel die neuen Bauteile aufgelötet. Im Prinzip sollte sowas zwar funktionieren, die Gefahr ist aber groß, dass die Lötstelle auf der Rückseite der Platine aufgeht und dann kalt wird. So hier offensichtlich beim 0-Leiter passiert (gelber Draht).
Das Problem dieser Serie ist die hohe Abwärme, die der Class A Modus mit sich bringt und die Kondensatoren sind Standardtypen mit 85°. Die 10µF Kondensatoren hatten fast alle nur mehr 50 - 80% ihrer Kapazität, die anderen waren eigentlich von den Werten her ok. Trotzdem habe ich mal alle Elkos gegen 105° Typen gewechselt, auch die Netzteilkondensatoren. Sonst konnte ich keine defekten Teile finden.
Ein gewisses Problem ist, dass es keine Servicemanual gibt dafür gibt es aber eine Website, die fast so gut oder vielleicht sogar besser ist. Dort ist die Railspannung mit +-24V angegeben, ich komme trotzdem nur auf 21V, offenbar ist der kleine Trafo ziemlich am Ende mit den 80W Leistungsaufnahme, er ist als 100VA Typ ausgewiesen und die 100W zieht er auch mit der Blindleistung. Mehr geht anscheinend nicht.
So sieht der Engländer jetz aus. Aus kosmetischen Gründen hab ich auch ein paar bunte Teile eingebaut
Auf der Messbank machen sich die paar fehlenden Volt der Railspannung als nicht ganz erreichte Ausgangsleistung bemerkbar:
17W bei 1 % THD+N an 8 Ohm, Soll wäre 20W
Verzerrung bei 500mV Eingangsspannung (AUX) und 1V am Ausgang, hier links. Die Netzteilstörungen sind deutlich sichtbar, sonst ok. Viel mehr wird man aus der Gurke nicht rausholen.
Wie lange das Lautstärkepoti und der Eingangswahlschalter es noch machen, wird sich zeigen. Derzeit sind sie jedenfalls unauffällig.
Das Ding kann also erstmal so zurück.
Viele Grüße
Lukas
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" Viel mehr wird man aus der Gurke nicht rausholen."
Ich erinnere mich noch sehr gern an meinen A1, den ich leider leider leider irgendwann verkauft habe (worüber sich ein Kollege heute noch wie Bolle freut). Das war schon ein Highlight in der Geschichte des HiFi - und keine Gurke!
cu
Rainer
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• Campa
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Warum um alles in der Welt hast du diese verstümmelten Gleichrichter Dioden nicht gegen passende getauscht?
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17.11.2020, 12:24
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.11.2020, 12:25 von RetroFelix.)
Nur aus Interesse: Hast du die FFT auch in 8Ohm gemessen? Und warum dann nicht bei einem Watt?, da hat man dann bei einem Endverstärker einen klaren Vergleichswert.
PS: Mit der unteren Skalierung bei -100dB wäre das auch etwas übersichtlicher
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1% Verzerrungen, Rauschen und Brumm bei 200 Milliwatt lässt zumindest vermuten, dass das "Ding" (sorry) nach wie vor nicht in Ordnung ist.
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• HVfanatic
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"Strom geht" hast du jetzt aber vergessen Sorry, der musste sein.
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• winix
(16.11.2020, 23:12)lukas schrieb: Die Netzteilstörungen sind deutlich sichtbar, (…)
Du hattest die NT-Elkos nicht nur getauscht, sondern auch vergrößert. Trotzdem blieb es bei diesem 100Hz-Peak. Die Frage nach dem Trafo war logisch + konsequent, aber auch er ist nicht verantwortlich.
Schlussfolgerung: kein NT-Problem.
Was könnte in einem Klasse-A-Verstärker zu diesem Brumm führen ?
Heute mess- und morgen hörbar.
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17.11.2020, 14:05
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.11.2020, 14:13 von scope.)
Die FFT wurde anscheinend bei 125mW gemacht. die 100Hz Komponente dominiert bei gerade mal 0,056% , und Kges mit ca. 0,01% (aufgerundet)
Wenn der THD & N bei 125 mW bei 1% liegt, müsste das Gerät unglaublich stark rauschen (trotz 10x avg unwahrscheinlich) , oder es wurde irgendwo falsch gemessen....oder?
Wie auch immer....Abgesehen vom hochwertigen Platinenmaterial, m.E. optisch und auch technisch ein ziemlich grausames Gerät
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17.11.2020, 14:36
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.11.2020, 11:08 von lukas.)
(17.11.2020, 14:03)gogosch schrieb: Hau wech den Drech!
Genau so mach ichs
Die verbauten NT Dioden sind höher belastbar als die originalen, messen sich OK und da ich sowieso keine anderen da hatte, hab ich die einfach nur ordentlich eingelötet, damit das Ding funktioniert. Die neuen Netzteilelkos haben eine höhere Spannungsfestigkeit (35V statt 25 V) sind aber von der Kapazität gleich wie die alten. So einfach findet man da nicht was Passendes, da entweder axiale her müssen oder radiale, die sehr niedrig bauen.
Die Stromaufnahme insgesamt ist mit 80W nahe der Angabe am Gerät mit 85W. Der Ruhestrom ist mit 700mA auch dort, wo er angeblich sein soll (offizielle Angaben dazu hab ich nicht). Bei der Leistungsaufnahme ist der Sinus an der Sekundärwicklung schon gekappt. Daher gehe ich davon aus, dass der Trafo zu schwach ausgelegt ist für die verlangte Leistung und ich glaube, dass das bei diesem Gerät nie anders war und der Defekt eher im mäßigen Schaltungsdesign als in einem Bauteil zu suchen ist.
Die Verzerrungsmessung wurde an 2 x 8 Ohm durchgeführt, bei 125 mW deshalb, weil ich gerade den Spannungsteiler für die höheren Leistungen nicht dran hatte. Das könnte man natürlich nachholen, aber das Ergebnis wird nicht wesentlich anders aussehen.
Der Audiotester gibt übrigens als THD+N Wert 0.06% aus bei diesen 125mW. Das halte ich für in Ordnung, oder übersehe ich da was?
Viele Grüße
Lukas
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• RetroFelix
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Zitat:Der Audiotester gibt übrigens als THD+N Wert 0.06% aus bei diesen 125mW.
Womit wurde denn die andere Messung durchgeführt? Die kommt auf stark abweichende Werte.
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OK, ich sehe. Alle Messungen wurden mit dem Audiotester durchgeführt. Mal sehen, ob ich die Diskrepanz noch aufklären kann.
Viele Grüße
Lukas
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• HVfanatic, scope
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(16.11.2020, 23:12)lukas schrieb: Dieser Verstärker bezeichnet sich selbst als Class A Amplifier, daher überrascht es nicht, dass das Gerät im Betrieb recht warm wird. Die Leistungsaufnahme ist mit 85W angegeben, was auch tatsächlich schon im Leerlauf fast (80W) erreicht wird. Bei Aussteuerung ändert sich daran nichts.
Moin,
es ist normal, dass sich die Leistungsaufnahme eines Klasse-A Verstaerkers bei Aussteuerung nicht aendert. Vereinfacht gesagt wird bei Aussteuerung ein Teil der hineingesteckten Leistung vom Kuehlkoerper in die Lautsprecher umgeleitet (um dort zu fast 100% in Waerme verwandelt zu werden ;-)
Unterm Strich erhaelt man max. 50% Wirkungsgrad, wenn man 80W hineinsteckt, bekommt man 2x 20W heraus.
Sei froh, dass die Betriebsspannung nicht den angegebenen Werten entspricht und etwas zu klein ist. Ich habe mal einen ueberholt (eine juengere Version mit radialen Elkos im Netzteil), der irgendwann einen anderen Netztrafo bekommen hat, welcher eine zu hohe Wechselspannung abgab. Ich meine, es waren 2x 24V. Das ist nach Gleichrichtung/Siebung natuerlich schon sehr reichlich und so lief der Verstaerker mit +- 27-28V.
Die Waermeentwicklung war dementsprechend, Mitte der Deckplatte um 65°C bei 20°C Umgebungstemperatur.
Die ueberhoehte Spannung wurde dann mit vergroesserten Siebwiderstaenden und einem Widerstand auf der Primaerseite in normale Regionen zurueckgebracht. Bei Klasse-A Verstaerkern kann man das so machen, denn der aufgenommene Strom ist ja konstant.
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Peter
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Ich habe sowas auch schon repariert. Meiner hatte Brandspuren auf der Platine, einen platten Wahlschalter und taube Elkos. Ich mag die Kiste prinzipiell, A1x mit gelochten Seitenteilen scheinen robuster zu sein. Mein Fazit heute: Lieber anderes Geraffel, weniger Probleme.
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So, die Kiste nervt mich jetzt. Die Messung der Leistung vs Verzerrung ist Müll, da misst der Audiotester irgendwas falsch. Was kann ich aber jetzt nicht eruieren weil der Netzschalter vom Verstärker sich verabschiedet hat.
Hat jemand vielleicht eine Quelle für derartige Schalter?
Viele Grüße
Lukas
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Auch der große Bambulli schrieb schon mal Schnulli ...
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Super, danke
Viele Grüße
Lukas
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So, Schalter ist gewechselt. Hatte sogar noch einen passenden in der Grabbelkiste aus einem alten Philips Brot und Butter Verstärker. So viel nur zu der Bauteilqualität der verwendeten Komponenten.
Der Grund für die abweichenden Verzerrungswerte von oben liegt in erster Linie aber nicht nur am Audiotester und meiner Soundkarte. Die sollte eigentlich 24/96k können aber da es keine Win10 Treiber für das Ding gibt, macht es irgendwas und bei verschiedenen Messungen kommt dann jeweils was anderes raus ohne das man dahinterblickt, was jetzt wieder anders ist. Beispielsweise lässt sich der Audio-Output nicht auf 24 bit einstellen oder 96k, dh. einstellen kann man es schon, aber es kommt nichts Entsprechendes raus.
Das Nächste ist der Lautstärkeregler, der bei vollem Pegel relativ starkes Rauschen verursacht. Wenn man dann mit sehr kleinem Pegel reingeht, wie bei der automatischen Messung von Dist vs Pwr., dann sind dort die Störungen schon recht groß.
Mein Versuch zu optimieren hat jetzt folgendes Ergebnis gebracht:
Immerhin im unteren Bereich eine Verbesserung um einen Faktor 4-5. Die Leistung ist immer noch mit 17W bei 1% nicht ganz dort wo sie sein sollte.
Die Verzerrung bei 1 kHz beträgt ohne Noise ca 0.05% bei 1W, ziemlich genau die Hälfte des Werts THD+N. Auf Wunsch jetz gemessen bei 1W an 8Ohm. Die Skalierung ist übrigens wieder dbV. Daher machen -100dB als Untergrenze keinen Sinn.
Noch eine Frage zur Schaltung und dazu das Schaltbild der Endstufe:
Für mich sieht das aus wie ein normaler AB Verstärker, der hier eben mit sehr hohem Ruhestrom betrieben wird. Aber da ich kein Inschinör bin mal die Frage: stimmt das?
Viele Grüße
Lukas
Nur der Ruhestrom bestimmt die Einstufung in A, AB oder B.
Um in dieser Abstimmung einen AB-Übergang zu schaffen, müsste sich die Spannung an den Basen der Endstufentransistoren erhöhen lassen, damit mehr Strom fließen kann. Dort liegt aber bereits annähernd Vp(p) an.
Leider lässt sich das nicht verallgemeinern; da gibt es zu viele Konzepte/Möglichkeiten. Die Sony TA-NR1 bspw. hat 650mV an den Basen.
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