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18.12.2012, 13:00
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.12.2012, 13:07 von nick_riviera.)
hallo,
nachdem sich zu meinen HiFi-Geräten doch wieder ältere Semester dazugesellen, die aber keine typischen Dampfradios sind, habe ich gedacht, es wäre vielleicht schlau, einen Thread zu diesem Thema aufzumachen.
Der "offizielle" Beginn der HiFi-Ära liegt ja um 1960 herum. Die Wurzeln von HiFi gehen aber streng genommen bis ins 19. Jahrhundert zurück, und viele Entwicklungen, die bis heute bei HiFi-Geräten Usus sind, oder hohe Anerkennung genießen, sind erheblich älter als die Zeit, wo die ersten Heimstudiogeräte in gewohnter Komponentenform aufgetaucht sind.
Anlass für mich, mich mit der Steinzeit-Technik zu befassen, waren zwei Traumgeräte aus meiner Röhrenradioära, die mir innerhalb weniger Monate über den Weg gelaufen sind, und die nicht mehr wirklich in das Schema passen, was ein typischer Dampfradiofreund sich so vorstellt. Von dem jüngsten Neuzugang hier ein paar erste Fotos und Infos:
Die Truhe ist von Grundig, und nennt sich 9010. An reinen Musikgeräten, also ohne eingebauten Fernseher, ist das das größte Monstrum, was mir aus der Röhrenradioära bekannt ist, sowohl von den Abmessungen als auch von der technischen Ausstattung. Das Radio hat eine echte 25 Watt-Endstufe mit zwei EL12/375. Eingebaut sind sechs Lautsprecher, und der Plattenspieler ist ein PE Rex Sonderklasse - gegenüber dem Standardmodell ist er mit einem Magnetsystem ausgestattet ( das bei meiner Truhe leider noch fehlt ), und besitzt einen eigenen Entzerrer-Vorverstärker in Röhrentechnik. Das Tonbandgerät ist von Grundig und ebenfalls schon hoch modern, wenn man das Baujahr der Truhe bedenkt ( 1952 ).
Mit 3250 Mark kostete die Truhe etwa halb so viel wie ein neuer Ford Taunus, und war so was wie ein technologieträger, mit dem die deutsche Radioindustrie vorführte, zu was sie drei Jahre nach der Währungsreform in der Lage war.
Aus HiFi-historischer Sicht sind zwei Dinge interessant. Zum Einen sind die PE Sonderklasse Plattenspieler die ersten, die spätere HiFi-Standards besaßen, und in nennenswerten Stückzahlen gebaut wurden. Das von ELAC entwickelte und gebaute Abtastsystem ist zumindest in Deutschland das erste gewesen, das nach dem MM-Prinzip gearbeitet hat, und PE hat einen sogenannten Kombinationstriebler gebaut, ein Prinzip, das noch bis in die siebziger für HiFi-Laufwerke benutzt wurde ( z.B. von Braun ).
Das zweite ist das Tonbandgerät. Jedem, der frühe Grundig Geräte zum ersten Mal sieht, springt ins Auge, wie modern das Tonbandgerät schon aussieht. In der 9010 ist das erste Tonbandgerät von Grundig eingebaut, das es als Modell 300, 500 und 700 gab ( im Koffer hieß es z.B. Reporter 500 ). Mit diesem Tonbandgerät war Grundig sogar Firmen wie Revox weit voraus, und das noch zu vergleichsweise billigen Preisen.
Die 9010 ist als "Gesamtkunstwerk" ein absoluter Traum für jemanden, der mal hören will, was in Schellackplatten für ein klangliches Potential steckt. Um diese Truhe richtig zu verstehen, muss man sich vor Augen führen, dass zu dieser Zeit noch Radios ohne FM und Koffergrammofone gebaut und in nennenswerten Stückzahlen gekauft wurden, und dass erst zwei Jahre später das Fernsehen offiziell anfing.
Weitere Infos folgen, wenn ich mit der Restaurierung anfange.
bis denn Frank
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klasse Teil,wenn ich Platz hätte,stünde bei mir auch so was rum
Grüsse aus München
Ich freue mich jetzt schon auf die Restaurierung und deinen Bericht, Frank
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Schöne und sehr interessante Truhe!
Ich hätte noch so etwas zu verschenken (sollten meine Eltern die nicht inzwischen entsorgt haben). Erstbesitz von der Großtante, als ich die das letzte Mal angeworfen hatte, gingen Radio und Fernseher - ist aber über 10 Jahre her, stand seit dem trocken im Keller. An Selbstabholer Raum Köln/Leverkusen/Bergisch Gladbach:
http://www.radiomuseum.org/r/nordmende_i...egist.html
...also: falls noch da (ich frage später mal nach) - ich freue mich über jeden, der damit etwas anfangen kann!
>> Für energetische Reinigungsarbeit ist persönliche Anwesenheit nicht erforderlich <<
山水!
Gruß
Niels
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Tolles teil!
Der Plattenspieler sieht ja wirklich sehr interessant aus!
Ich freue mich schon auf den Restaurationsbericht!
Gruß Jan-Cedric
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... da wirst Du sie sicher los, immerhin ist es ja ein Radio mit Gegentaktendstufe, und der Plattenspieler ist auch sehr gut.
Eine Frage habe ich nur: Du hast was von einem Fernseher geschrieben. Hat die Truhe einen Fernseher ?
Gruß Frank
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Toll,
auch ich freue mich schon auf tolle Einblicke bei der Revision!!!
Gruß Jürgen
Die Kunst des Fliegens besteht darin, sich auf den Boden zu schmeissen und diesen zu verfehlen. ( Douglas Adams ) ...
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(18.12.2012, 14:09)hifijc schrieb: Tolles teil!
Der Plattenspieler sieht ja wirklich sehr interessant aus!
Ich freue mich schon auf den Restaurationsbericht!
... schonmal hier:
Rex Sonderklasse
Gruß Frank
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• hifijc
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Frank:
Ja - rechts hinter der Schiebetür (evtl. ist das dann ein anderes Modell bzw. mit anderer Bezeichnung, sieht aber genau so aus), etwa so:
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/18907902
Mit der Glotze habe ich ganz früher MTV gesehen, während ich im Keller an den Vespas geschraubt habe.
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山水!
Gruß
Niels
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Klasse, schöne große Truhe!
Ich habe eine deutlich kleinere Grundig bei mir stehen, "nur" mit Radio und Plattenspieler.
Bis auf einiges Reglerkrachen und leichte Aussetzer funktioniert das Ding noch gut
Warte noch auf einen "Röhren-Armin" zum Instandsetzen......
Es grüßt Sebastian aus Hamburg.
----------------------------------------------------------
The 7 P's:
Prior proper planning prevents piss- poor performance
Den gibts doch auch bei Armin!
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Ich hatte mal die Gelegenheit, so eine ähnliche Truhe gratis zu bekommen. Aber meine Eltern haben es mir verboten. Abgesehen davon, ich hätte sowas auch gerne. Wie ist eigentlich der Klang? In wie viele Toner unterteilt dich der Lautsprecher?
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sechs Lautsprecher sind drin. Zwei Tieftöner, zwei Mitteltöner und zwei elektrostatische Hochtöner. Letztere sind ein Problem, denn wenn die kaputt sind, klingt das Gerät ziemlich dumpf.
Ansonsten erschlägt einen der Dampf, der aus diesen Geräten rauskommt. Überhaupt kein Vergleich zu den normalen Röhrengeräten mit EL84 Eintakt Endstufe oder den späteren kleinen Gegentaktendstufen mit EL95 oder ELL80. Mit einer 9010 wurden früher Sääle beschallt, oder sehr grosse Wohnzimmer.
Dass die Dinger früher mangels Stellmöglichkeit verschenkt wurden, und die kleineren Modelle heute noch verschenkt werden, ist der Hauptgrund für ihre Seltenheit. Viele dieser Truhen sind den Greencone- und Alnico-Schlachtern zum Opfer gefallen, als es hip war, solche Lautsprecher an Klasse A Verstärkern zu betreiben.
Gruss Frank
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09.04.2013, 13:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.04.2013, 13:07 von nick_riviera.)
ein paar Ergänzungen zwischendurch - die Information, dass alle Systeme von PE in Wirklichkeit entweder von Telefunken oder von Elac kamen, stammte von sgibbi, und ist bei den frühen Magnetsystemen wohl leider falsch.
Ich habe mich schon die ganze Zeit gewundert, wieso Elac selber die Erfindung des Magnetsystems ins Jahr 1957 gelegt hat ( 1957 wurde für Elac das STEREO Magnetsystem patentiert ), obwohl Elac selber schon zwei Jahre früher ein Mono-Magnetsystem im Sortiment hatte. Außerdem konnte ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass ein Plattenspielerhersteller den Ruhm von so einer Erfindung komplett seinem größten Konkurrenten überlässt.
Die Lösung dieser Frage ist wohl, dass das frühe Vierpol Mono Magnetsystem 1951 für PE patentiert wurde, und 1952 in den weinroten Ur-Rexen ( und den Pendants ohne Automatik ) zum ersten Mal zum Einsatz kam. Eigentlich ist dieser Plattenspieler von 1952 der Urvater aller HiFi-Laufwerke, und niemand hat es bis heute gemerkt:
Selbst sgibbi, der ein echter Fan dieser Plattenspieler ist, klammert in seinen Beiträgen die frühe Magnetsystem-Ära bei PE komplett aus. Die Missachtung dieses Stückes Audiogeschichte ist wohl auch ein Grund, weshalb von den frühen Tonabnehmern kaum noch welche zu finden sind.
Das unter der Abschirmhaube ist übrigens der Entzerrer Vorverstärker, mit einer Doppeltriode ECC40.
Gruß Frank
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Hallo, ist das Systen das PE7000 und der der Verstärker der PV1? Ich hab beide seit kurzem , leider ist der PV1 Defekt. Das PE7000 spielt echt sehr gut, leider ist die Schellacknadel Defekt.
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Danke für das Licht in dieses Stück Zeitgeschichte Frank
Halt uns auf dem Laufenden, wenn er restauriert werden sollte.
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(09.04.2013, 15:00)ratfink schrieb: Hallo, ist das Systen das PE7000 und der der Verstärker der PV1? Ich hab beide seit kurzem , leider ist der PV1 Defekt. Das PE7000 spielt echt sehr gut, leider ist die Schellacknadel Defekt.
hallo ratfink,
das System ist nicht das PE7000, sondern das PE3000. Der Vorverstärker ist fest in den Plattenspieler integriert und hat keinen eigenen Namen. Die Laufwerke trugen im Namen den Zusatz Sonderklasse, dies bedeutete Magnetsystem statt Kristallsystem und eine zusätzliche Drehzahlfeineinstellung mit Wirbelstrombremse.
PE3000 und PE5000 sind Systeme, die nur in den Kopf des PE Plattenspielers passten. Dein PE7000 ist das erste PE-System mit 1/2" Befestigung. Bei PE war es in den Rex A 7000 eingebaut (1956/57). Dieser hatte schon einen steckbaren Tonkopf, war schon zweikanalig verkabelt und funktioniert mit einem robusteren Magnetsystem wie dem Shure M75 ganz hervorragend.
Die Nadeln für das PE7000 gibt es noch als Nachbauten im Internet.
Gruss Frank
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Hi
ob ich dieses Teil nach ca.25 Jahren aus dem Dornröschen Schlaf wecken sollte. Oder auf meine Frau hören und ab in den Müll damit, denn sie braucht den Platz im Keller.
MfG sensor
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kannst Du das Teil mal komplett ablichten und evtl. Hersteller, Typenbezeichnung etc. aufschreiben?
Falls das mit dem Müll ernst gemeint sein sollte, kann ich Dich nur bitten, das Ding lieber bei Ebay an Selbstabholer anzubieten. Sowas wirft man heute nicht mehr weg.
Gruss Frank
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Auf jeden Fall stylish das teil. Und bitte auf keinen Fall wegwerfen!
Gruß Jan-Cedric
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Die Scheibe hat auch was
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08.05.2013, 09:47
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.05.2013, 09:48 von nick_riviera.)
hier ein Link zum Download eines Artikels aus einer Fachzeitschrift von 1952 über den Urvater aller Heim-HiFi-Laufwerke:
http://www.nerstheimer.de/bilder/pe_sond...52_web.pdf
Die Datei ist etwa 650kByte groß, im pdf-Format, und es können evtl. Sicherheitshinweise angezeigt werden.
In dem Artikel ist das Einfachlaufwerk beschrieben, in der Grundig 9010 ist die Wechslerausführung eingebaut, die sich aber von der Abtast-Technik nicht von dem beschriebenen Laufwerk unterscheidet.
Um das Ganze richtig einsortieren zu können, muss man sich vor Augen halten, dass zu der Zeit die Währungsreform gerade knapp drei Jahre vorbei war, Deutschland in Trümmern lag, und in Radiogeschäften in den unteren Preisklassen noch Radios ohne UKW und Koffergrammofone verkauft wurden.
Gruß Frank
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• Stereo-Tüp
Das ist ein toller Thread mit einem sehr kompetenten Thread-Ersteller!
Wir sollten hier zusammen weitermachen!
Bertram
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• nick_riviera
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08.05.2013, 10:50
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.05.2013, 10:52 von rappelbums.)
Gestern im Radio, heute hier im Forum:
Mäxchen Grundig im WDR Stichtag:
Code: http://gffstream-0.vo.llnwd.net/c1/radio/stichtag/wdr2_stichtag_20130507_0941.mp3
Bitte beachten Sie!
Mikrorillenplatten nur mit einem Mikro- oder Stereoabtaster abspielen. Für Stereoplatten (auch bei Monowiedergabe) n u r einen Stereo-Tonabnehmer verwenden. Platte und Abtastspitze stets von Staub reinigen. [...]
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• Tom
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