Dies ist der mittlerweile verloren gegangene Text vom 4.7.2009 von mir:
Hallo alle,
bevor ich an die Beschreibung gehe, möchte ich noch eine kleine persönliche Geschichte zu diesem Gerät erzählen. Im Jahr 1972 war ich noch Hifi-Verkäufer in einem noch heute existierenden Hifi-Studio in Berlin. Wir verkauften damals viel, etwa 20 Anlagen pro Woche (zu zweit), meistens von Marantz (die Serie 2215, 2230, 2245 und 2270 alle in blau mit holzfarbig beschichteten Metallgehäusen). Eines Tages fragte die Inhaberin, warum wir denn den Sansui Eight, der da schon seit anderthalb Jahren im Regal steht, denn nicht verkaufen würden. "Der ist nahezu unverkäuflich!" sagte ich mit Überzeugung, denn der Sansui war etwas konservativ, ja geradezu hausbacken designt, kostete 2.840,- DM und hatte dafür "nur" zweimal 60 Watt Sinus an 8 Ohm. Sie setzte daraufhin eine Prämie von 100 DM aus, für den Fall, dass er verkauft würde. Zwei, drei Wochen später verkaufte ich ihn einem älteren Herrn, der die damaligen Spitzenboxen von Sansui (mit den Holzverzierungen an der Front) nahm und ich ihm erfolgreich einredete, der Eight wäre der absolut geeignetste Antrieb dafür, das Geld hatte er locker... Diese Geschichte ist mir hauptsächlich wegen der zusätzlichen 100 DM in Erinnerung geblieben, denn das war eine Menge Geld. Ich verdiente damals 1.350 DM brutto im Monat und das war ganz o.k. damals, da bekommt der Verkaufspreis des Sansui schon einen ganz anderen Geschmack.
Und nun kam mir der erste Eight meines Lebens auf den Tisch, Manni (im Forum als feathead bekannt) sandte ihn mir zur Restaurierung. Und als er dann so da stand, ging es mir wieder, wie damals, durch den Kopf "was soll daran nur so wertvoll sein?"
Als ich ihn öffnete und genauer betrachtete wurde es mir immer klarer, der war jede Mark wert, die er damals gekostet hat. Ein Marantz 2270, damals für 1.998,- DM zu haben ist ein schnöder Mercedes 280 SE, der Eight dagegen ein Rolls-Royce. Der Vergleich zur Autowelt hinkt kein bisschen, Mercedes bietet solide, aktuelle Technik gepaart mit gediegener Verarbeitung - aber eben vom Fließband. Der Rolls überzeugt mit wahnsiningem Finish, alleredelster Verarbeitung und mit dem Touch zum ewig Haltbaren - und genau das alles findet man am Eight wieder, seht selbst:
Wenn man diesen Receiver, der von 1970 stammt, immerhin 17 kg wog und mit sehr konservativer Angabe zu immerhin 200 Watt Impulsleistung fähig war (Leistungsaufnahme 420 Watt, also mehr als glaubwürdig) so anschaut, dann versteht man, was ich damals als hausbacken empfand, oder? Aber der Teufel steckt im Detail und da kann der Eight einen mehr als nur überraschen, er begeistert einfach.
Als erstes schalte ich jedes Gerät, welches in meine Werkstatt kommt erst einmal um auf 240 Volt, sofern dies möglich ist, da wir seit rund 10 Jahren ca. 230 Volt in unserem europaweiten Netz haben. Beim Sansui war ich schon an dieser Stelle am zufriedenen Grinsen, bietet er doch schon hier weit mehr als alle anderen. Er läßt den Betrieb an 110/117/127/220/230 und 250 Volt zu - das hatte ich so noch an keinem Gerät gesehen. Ebenso wenig einen zweipoligen Einbaustecker an der Rückwand für die unterschiedlichsten Netzkabel, damals noch unbekannt in der Hifi-Welt - der Eight hatte es bereits!
Die Rückwand an sich ist aus eloxiertem Aluminiumstrangblech und mit weißer Schrift graviert, wo gibt es das sonst noch? Bei solchen Details verblassen selbst ältere McIntosh und Accuphase. Doch es geht so weiter durch das ganze Gerät:
Das ist eine der Endstufenplatinen, in einem soliden Steckverbinder als Karte ausgeführt, die Treiber, in solidem Metallgehäuse TO-66 sind bereits auf dem Kühlblech montiert. Die Kühlbleche sitzen rechts und links außen am Gerät und erstrecken sich über die gesamte Gehäusetiefe. Damit dürfte das Gerät über eine der größten Kühlflächen aller Hifi-Geräte verfügen - am Hitzetod stirbt der jedenfalls nicht! Die eigentlichen Endtransistoren sitzen dann außen am Kühblech, ebenfalls in solidem TO-3-Metallgehäuse und selbstverständlich in lupenreiner Komplementärtechnik, die auch Gleichspannung verstärken kann ohne Ausgangselkos, und müssen deshlb verkleidet werden, da hier immerhin plus/minus 60 Volt aussen am Gehäuse anliegen. Aber wie das bei Sansui gemacht wurde!
Das ist ein Blick von der Seite auf das Gerät, der linke Transistor ist mit einer schönen runden, dicken Aluminiumabdeckung versehen, rechts habe ich diese abgenommen. Man sieht hier auch sehr gut das riesige Kühlblech, welches in wunderschönem Bronzeton eloxiert ist.
Hier sind nun wieder beide Abdeckungen montiert, die andere Geräteseite sieht absolut identisch aus! Aber das war den Leuten bei Sansui noch nicht genug, darauf kam dann noch die eigentliche Sichtabdeckung, hier im Bild:
So durchdacht und haltbar, ohne Rücksicht auf Kosten, kontruiert habe ich in der Tat, anderswo bisher noch nicht gefunden. Und es geht munter genau so weiter:
Das hier ist der Phonovorverstäker, ebenfalls als Karte mit einer sehr soliden Steckverbindung ausgeführt, keine Kontaktprobleme nach knapp vierzig Jahren, Respekt! Die Technik ist noch ohne MC-Eingang (1970 einfach noch nicht verbreitet) aber sehr warm klingend dabei sehr rauscharm.
Und so hat man diese Platine im Gerät montiert:
Vollkommen abgeschirmt in einem dicken kadzimierten Stahlblechgehäuse - rund um zu, da gibt es keine Einstrahlung! Man merkt an jeder Schraube, das dieses Gerät das absolute Flaggschiff werden sollte, womit man den anderen Herstellern zeigen wollte, wer von allen es am besten kann. Schade, dass dies relativ unbemerkt geblieben ist.
Dieser Blick von unten in das geöffnete Gerät lässt mich an Röhrengeräte denken, da sah es ganz ähnlich aus - alles absolut solide und trotz des Alters noch kein Fünkchen am Schwächeln. Potis hat das Gerät vorne nur für Lautstärke und Balance. Die Klangsteller sind als hochwertige Schalter in 1 bzw. 2 dB-Schritten ausgeführt, das ist bei Burmester normal, aber auch der hat nur zwei, der Eight verfügt über drei Klangsteller! Und die sind sehr zurückhaltend mit +/- 10dB, bei den Mitten nur +/- 5 dB ausgeführt.
Das nächste, was mir ins Auge fiel, war der Skalenzeiger-Antrieb. Eine Schwungmasse ist ja normal, aber diese hier wird über ein extrem laufruhiges Polyamid-Getriebe direkt per Achse angetrieben und läuft wunderbar leicht - fast von Anschlag zu Anschlag durch. Aber - da ist gar kein Seil für den Zeiger zu sehen! Wie ist das denn gemacht?
Ah, schaut man vorne unter die Frontplatte sieht man das Seil, welches,um die Achse geschlungen, nur für den Antrieb des Zeigers und beider Drehkos (ja, der Sansui Eight hat zwei Drehkos und für die Zähler unter den Sammlern, der FM ist viergängig, der AM dreigängig - Rekord?) dient. Sehr sauber und dadurch sehr kurz geführt, auch das ist keinswegs ausgeleiert nach all der Zeit. Die Schwungmasse hängt also nur hinten dran, um die Haptik vollends zu befriedigen. Auch das ist den Sansui-Technikern gelungen.
Beim Zerlegen des Gerätes fielen mir weitere Details auf, die wohl alle einmalig sind: sämtliche Knöpfe sind nicht nur aus vollen Hartaluminium gegossen, sondern darüber hinaus jeder mit zwei(!) Madenschrauben an den Achsen befestigt. Die Frontplatte ist dreiteilig, das schwarze Teil ist aus einem Stück in das andere silberne Teil eingefügt, die Skalenscheibe ist aus 4mm dickem Glas und nicht eingeklebt, sondern mit Gummidichtungen verschraubt.
Ich dachte kurz, dass die Konstrukteure hier einfach zeigen wollten, was so möglich ist!
Auch von oben in das Geräteinnere geblickt, kommt durchaus Freude auf, der FM-Drehko hat nun seine Haube wieder auf, der Stereodekoder (links im Bild) ist nicht nur abgeschirmt, sondern zum Abgleich auch wunderbar beschriftet. Das Netzteil präsentiert sich übersichtlich, dicker Trafo und zwei Siebelkos, die zwar nicht für Aufsehen sorgen, aber mit 6.800 µF durchaus genügen. Man beachte die Abschirmungen an den hinteren Buchsen (oben im Bild), damit der Trafo nicht in die Kabel brummen kann.
Außer einem verstimmten Tuner und korridierten Drehko-Federn war an diesem Gerät nicht viel zu tun - sogar sämtliche Lampen funktionierten und es waren noch die ersten! Auf Mannis Wunsch wurden aber alle erneuert, man weiß ja nie! Der einzige Frevel, den ich fand, war der Hauptgleichrichter, der offenbar mal in deutschen Landen erneuert worden war und dann durch einen mechanisch nicht passenden B80C3200 ersetzt wurde.
Ich habe das mit einem japanischen 5 A- Gleichrichter korrigiert.
Nach der Reinigung zeigt sich der Sansui in seiner ganzen schlichten Schönheit. Er funktioniert wieder absolut perfekt und kann jeden Sammler, der dieses Glanzstück besitzt, absolut stolz machen. Nicht nur selten, sondern einfach ein einmaliges Stück Technik. Auch das (halbe) Holzgehäuse ist von erlesener Qualität und ist natürlich nicht foliert, sondern mit sehr hochwertigem Echtholz furniert, es erhielt eine Antikwachsbehandlung mit feinster Stahlwolle. Seidig glänzend und gut geschützt.
Weitere Eindrücke der Front, schlicht gehalten, aber unendlich solide gefertigt:
Eine Besonderheit bietet der Eight noch: den Balance-Check. Mit Hilfe des Tuning-Instrumenmtes und des Knopfes für diese
Funktion, lässt sich am Instrument die korrekte Mittelstellung des Potentimeters ablesen. Wohl eher eine Spielerei, aber eine sehr hübsche.
Auch an der Rückwand bietet der große Sansui einiges an Besonderheiten. So kann man mit zwei Potis, die Lautstärke von AM und FM exakt an die des Plattenspielers angleichen!
Hier nochmal im Ausschnitt zu sehen, muss mit einem Schraubendreher betätigt werden.
Aber die Ferritantenne, die fast jeder Receiver hat, meist mit dem Aufdruck "dont use as handle" versehen, ist beim Eight auch schon wieder ein ganz anderes Kaliber:
Hier eingefahren in ihre "Garage", síeht sie noch nicht bemerkenswert aus, aber wenn sie heraus gezogen wird
kann man die Unterschiede schon erkennen. Sie hat zwei Gelenke und läßt sich damit elegant und genau auf den Sender ausrichten. Einmalig, habe ich woanders noch nicht gesehen.
So, das ist mein längster Bericht bisher und ich komme zu dem Schluss, der mir vor 38 Jahren, nicht im Geringsten klar war - dieses Gerät von Sansui war jede einzelne der 2.840 Märker wert! Wenn ich genug Platz und Geld hätte, dieser wäre einer derjenigen, die einen Platz für die Ewigkeit in meinem Wohnzimmer bekommen würden. Manni, Du kannst Dich wirklich glücklich schätzen!
Hallo alle,
bevor ich an die Beschreibung gehe, möchte ich noch eine kleine persönliche Geschichte zu diesem Gerät erzählen. Im Jahr 1972 war ich noch Hifi-Verkäufer in einem noch heute existierenden Hifi-Studio in Berlin. Wir verkauften damals viel, etwa 20 Anlagen pro Woche (zu zweit), meistens von Marantz (die Serie 2215, 2230, 2245 und 2270 alle in blau mit holzfarbig beschichteten Metallgehäusen). Eines Tages fragte die Inhaberin, warum wir denn den Sansui Eight, der da schon seit anderthalb Jahren im Regal steht, denn nicht verkaufen würden. "Der ist nahezu unverkäuflich!" sagte ich mit Überzeugung, denn der Sansui war etwas konservativ, ja geradezu hausbacken designt, kostete 2.840,- DM und hatte dafür "nur" zweimal 60 Watt Sinus an 8 Ohm. Sie setzte daraufhin eine Prämie von 100 DM aus, für den Fall, dass er verkauft würde. Zwei, drei Wochen später verkaufte ich ihn einem älteren Herrn, der die damaligen Spitzenboxen von Sansui (mit den Holzverzierungen an der Front) nahm und ich ihm erfolgreich einredete, der Eight wäre der absolut geeignetste Antrieb dafür, das Geld hatte er locker... Diese Geschichte ist mir hauptsächlich wegen der zusätzlichen 100 DM in Erinnerung geblieben, denn das war eine Menge Geld. Ich verdiente damals 1.350 DM brutto im Monat und das war ganz o.k. damals, da bekommt der Verkaufspreis des Sansui schon einen ganz anderen Geschmack.
Und nun kam mir der erste Eight meines Lebens auf den Tisch, Manni (im Forum als feathead bekannt) sandte ihn mir zur Restaurierung. Und als er dann so da stand, ging es mir wieder, wie damals, durch den Kopf "was soll daran nur so wertvoll sein?"
Als ich ihn öffnete und genauer betrachtete wurde es mir immer klarer, der war jede Mark wert, die er damals gekostet hat. Ein Marantz 2270, damals für 1.998,- DM zu haben ist ein schnöder Mercedes 280 SE, der Eight dagegen ein Rolls-Royce. Der Vergleich zur Autowelt hinkt kein bisschen, Mercedes bietet solide, aktuelle Technik gepaart mit gediegener Verarbeitung - aber eben vom Fließband. Der Rolls überzeugt mit wahnsiningem Finish, alleredelster Verarbeitung und mit dem Touch zum ewig Haltbaren - und genau das alles findet man am Eight wieder, seht selbst:
Wenn man diesen Receiver, der von 1970 stammt, immerhin 17 kg wog und mit sehr konservativer Angabe zu immerhin 200 Watt Impulsleistung fähig war (Leistungsaufnahme 420 Watt, also mehr als glaubwürdig) so anschaut, dann versteht man, was ich damals als hausbacken empfand, oder? Aber der Teufel steckt im Detail und da kann der Eight einen mehr als nur überraschen, er begeistert einfach.
Als erstes schalte ich jedes Gerät, welches in meine Werkstatt kommt erst einmal um auf 240 Volt, sofern dies möglich ist, da wir seit rund 10 Jahren ca. 230 Volt in unserem europaweiten Netz haben. Beim Sansui war ich schon an dieser Stelle am zufriedenen Grinsen, bietet er doch schon hier weit mehr als alle anderen. Er läßt den Betrieb an 110/117/127/220/230 und 250 Volt zu - das hatte ich so noch an keinem Gerät gesehen. Ebenso wenig einen zweipoligen Einbaustecker an der Rückwand für die unterschiedlichsten Netzkabel, damals noch unbekannt in der Hifi-Welt - der Eight hatte es bereits!
Die Rückwand an sich ist aus eloxiertem Aluminiumstrangblech und mit weißer Schrift graviert, wo gibt es das sonst noch? Bei solchen Details verblassen selbst ältere McIntosh und Accuphase. Doch es geht so weiter durch das ganze Gerät:
Das ist eine der Endstufenplatinen, in einem soliden Steckverbinder als Karte ausgeführt, die Treiber, in solidem Metallgehäuse TO-66 sind bereits auf dem Kühlblech montiert. Die Kühlbleche sitzen rechts und links außen am Gerät und erstrecken sich über die gesamte Gehäusetiefe. Damit dürfte das Gerät über eine der größten Kühlflächen aller Hifi-Geräte verfügen - am Hitzetod stirbt der jedenfalls nicht! Die eigentlichen Endtransistoren sitzen dann außen am Kühblech, ebenfalls in solidem TO-3-Metallgehäuse und selbstverständlich in lupenreiner Komplementärtechnik, die auch Gleichspannung verstärken kann ohne Ausgangselkos, und müssen deshlb verkleidet werden, da hier immerhin plus/minus 60 Volt aussen am Gehäuse anliegen. Aber wie das bei Sansui gemacht wurde!
Das ist ein Blick von der Seite auf das Gerät, der linke Transistor ist mit einer schönen runden, dicken Aluminiumabdeckung versehen, rechts habe ich diese abgenommen. Man sieht hier auch sehr gut das riesige Kühlblech, welches in wunderschönem Bronzeton eloxiert ist.
Hier sind nun wieder beide Abdeckungen montiert, die andere Geräteseite sieht absolut identisch aus! Aber das war den Leuten bei Sansui noch nicht genug, darauf kam dann noch die eigentliche Sichtabdeckung, hier im Bild:
So durchdacht und haltbar, ohne Rücksicht auf Kosten, kontruiert habe ich in der Tat, anderswo bisher noch nicht gefunden. Und es geht munter genau so weiter:
Das hier ist der Phonovorverstäker, ebenfalls als Karte mit einer sehr soliden Steckverbindung ausgeführt, keine Kontaktprobleme nach knapp vierzig Jahren, Respekt! Die Technik ist noch ohne MC-Eingang (1970 einfach noch nicht verbreitet) aber sehr warm klingend dabei sehr rauscharm.
Und so hat man diese Platine im Gerät montiert:
Vollkommen abgeschirmt in einem dicken kadzimierten Stahlblechgehäuse - rund um zu, da gibt es keine Einstrahlung! Man merkt an jeder Schraube, das dieses Gerät das absolute Flaggschiff werden sollte, womit man den anderen Herstellern zeigen wollte, wer von allen es am besten kann. Schade, dass dies relativ unbemerkt geblieben ist.
Dieser Blick von unten in das geöffnete Gerät lässt mich an Röhrengeräte denken, da sah es ganz ähnlich aus - alles absolut solide und trotz des Alters noch kein Fünkchen am Schwächeln. Potis hat das Gerät vorne nur für Lautstärke und Balance. Die Klangsteller sind als hochwertige Schalter in 1 bzw. 2 dB-Schritten ausgeführt, das ist bei Burmester normal, aber auch der hat nur zwei, der Eight verfügt über drei Klangsteller! Und die sind sehr zurückhaltend mit +/- 10dB, bei den Mitten nur +/- 5 dB ausgeführt.
Das nächste, was mir ins Auge fiel, war der Skalenzeiger-Antrieb. Eine Schwungmasse ist ja normal, aber diese hier wird über ein extrem laufruhiges Polyamid-Getriebe direkt per Achse angetrieben und läuft wunderbar leicht - fast von Anschlag zu Anschlag durch. Aber - da ist gar kein Seil für den Zeiger zu sehen! Wie ist das denn gemacht?
Ah, schaut man vorne unter die Frontplatte sieht man das Seil, welches,um die Achse geschlungen, nur für den Antrieb des Zeigers und beider Drehkos (ja, der Sansui Eight hat zwei Drehkos und für die Zähler unter den Sammlern, der FM ist viergängig, der AM dreigängig - Rekord?) dient. Sehr sauber und dadurch sehr kurz geführt, auch das ist keinswegs ausgeleiert nach all der Zeit. Die Schwungmasse hängt also nur hinten dran, um die Haptik vollends zu befriedigen. Auch das ist den Sansui-Technikern gelungen.
Beim Zerlegen des Gerätes fielen mir weitere Details auf, die wohl alle einmalig sind: sämtliche Knöpfe sind nicht nur aus vollen Hartaluminium gegossen, sondern darüber hinaus jeder mit zwei(!) Madenschrauben an den Achsen befestigt. Die Frontplatte ist dreiteilig, das schwarze Teil ist aus einem Stück in das andere silberne Teil eingefügt, die Skalenscheibe ist aus 4mm dickem Glas und nicht eingeklebt, sondern mit Gummidichtungen verschraubt.
Ich dachte kurz, dass die Konstrukteure hier einfach zeigen wollten, was so möglich ist!
Auch von oben in das Geräteinnere geblickt, kommt durchaus Freude auf, der FM-Drehko hat nun seine Haube wieder auf, der Stereodekoder (links im Bild) ist nicht nur abgeschirmt, sondern zum Abgleich auch wunderbar beschriftet. Das Netzteil präsentiert sich übersichtlich, dicker Trafo und zwei Siebelkos, die zwar nicht für Aufsehen sorgen, aber mit 6.800 µF durchaus genügen. Man beachte die Abschirmungen an den hinteren Buchsen (oben im Bild), damit der Trafo nicht in die Kabel brummen kann.
Außer einem verstimmten Tuner und korridierten Drehko-Federn war an diesem Gerät nicht viel zu tun - sogar sämtliche Lampen funktionierten und es waren noch die ersten! Auf Mannis Wunsch wurden aber alle erneuert, man weiß ja nie! Der einzige Frevel, den ich fand, war der Hauptgleichrichter, der offenbar mal in deutschen Landen erneuert worden war und dann durch einen mechanisch nicht passenden B80C3200 ersetzt wurde.
Ich habe das mit einem japanischen 5 A- Gleichrichter korrigiert.
Nach der Reinigung zeigt sich der Sansui in seiner ganzen schlichten Schönheit. Er funktioniert wieder absolut perfekt und kann jeden Sammler, der dieses Glanzstück besitzt, absolut stolz machen. Nicht nur selten, sondern einfach ein einmaliges Stück Technik. Auch das (halbe) Holzgehäuse ist von erlesener Qualität und ist natürlich nicht foliert, sondern mit sehr hochwertigem Echtholz furniert, es erhielt eine Antikwachsbehandlung mit feinster Stahlwolle. Seidig glänzend und gut geschützt.
Weitere Eindrücke der Front, schlicht gehalten, aber unendlich solide gefertigt:
Eine Besonderheit bietet der Eight noch: den Balance-Check. Mit Hilfe des Tuning-Instrumenmtes und des Knopfes für diese
Funktion, lässt sich am Instrument die korrekte Mittelstellung des Potentimeters ablesen. Wohl eher eine Spielerei, aber eine sehr hübsche.
Auch an der Rückwand bietet der große Sansui einiges an Besonderheiten. So kann man mit zwei Potis, die Lautstärke von AM und FM exakt an die des Plattenspielers angleichen!
Hier nochmal im Ausschnitt zu sehen, muss mit einem Schraubendreher betätigt werden.
Aber die Ferritantenne, die fast jeder Receiver hat, meist mit dem Aufdruck "dont use as handle" versehen, ist beim Eight auch schon wieder ein ganz anderes Kaliber:
Hier eingefahren in ihre "Garage", síeht sie noch nicht bemerkenswert aus, aber wenn sie heraus gezogen wird
kann man die Unterschiede schon erkennen. Sie hat zwei Gelenke und läßt sich damit elegant und genau auf den Sender ausrichten. Einmalig, habe ich woanders noch nicht gesehen.
So, das ist mein längster Bericht bisher und ich komme zu dem Schluss, der mir vor 38 Jahren, nicht im Geringsten klar war - dieses Gerät von Sansui war jede einzelne der 2.840 Märker wert! Wenn ich genug Platz und Geld hätte, dieser wäre einer derjenigen, die einen Platz für die Ewigkeit in meinem Wohnzimmer bekommen würden. Manni, Du kannst Dich wirklich glücklich schätzen!
Beste Grüße
Armin
gewerblicher Geraffelrestaurator - arbeitet seit 1969 in der Hifi-Branche
Armin
gewerblicher Geraffelrestaurator - arbeitet seit 1969 in der Hifi-Branche