Moin Boyz,
vor Jahresfrist konnte ich im Nachbardorf eine A77 MK IV (letzte Version - von 1975 - 1979 gebaut) aus Erstbesitz ergattern. Auf den ersten und auch zweiten Blick war ersichtlich, daß die Maschine sich in hervorragendem optischen Zustand befindet und so habe ich, ohne groß zu überlegen oder die Kiste vor Ort auszuprobieren, den Kaufpreis bezahlt. Nur die Tonköpfe habe ich mir sehr genau angesehen - warum, erfahrt ihr weiter unten.
Fünf REVOX-26er Tapes auf Kunststoffspulen und eine BA gehörten zum Gerät - selbst die originale Kaufrechnung, die Garantiekarte und eine Art Scheckkarte mit eingeprägter Gerätenummer waren noch vorhanden.
Soweit, so gut - zuhause ausprobiert - SHICE - Gerät löppt nicht richtig, der Capstanmotor bewegt sich nicht.
Also aufgeschraubt und das Chassis aus dem Gehäuse genommen - wow, die A77 ist noch absolut jungfräulich , niemand hatte das Chassis vorher jemals aus dem Nußbaumgehäuse herausgenommen - ergo war auch noch nie ein Service oder sonstwas durchgeführt worden. Immerhin ein gutes Zeichen für mich, denn so ist zumindest sichergestellt, daß nirgendwo rumgeschraubt wurde.
Ich habe den Motor von Hand gedreht, und......gaaaaanz, gaaaaanz langsam kam er sogar auf Touren, aber viel zu langsam und in einem eiernden Rhythmus.
Gestern habe ich mich dann endlich an die Reparatur gemacht.
Die A77 ist von außen an Schlichtheit kaum zu überbieten - relativ klein und kompakt - die obere Frontplatte aus Kunststoff - winzige VU-Meter - nicht eben eindrucksvoll. Von der Anmutung her fällt die REVOX zwischen pimpeligen SABA, GRUNDIG oder PHILIPS Tonbandgeräten älterer Bauart optisch nicht weiter auf....
Nimmt man jedoch die Maschine aus dem Gehäuse (was durchaus mit Schwierigkeiten verbunden ist - das Chassis "klebt" quasi im Woodcase) klappt garantiert bei jedem Tonbandfreak die Kinnlade runter - das komplette Chassis besteht aus feistem Guß - verrippte Gußseiten - dicke Papst Wickelmotoren - fetter Direct-Drive-Capstanmotor - alles total überdimensioniert
Dazu die Verstärker fein säuberlich auf Steckkarten aufgebaut und wie bei Preussens in einer Reihe aufgestellt - der wahre Maschinenbau.
Jetzt erstmal ein paar Pics - btw, die Tonköpfe sind bei meiner A77 noch top in Schuß - der Vorbesitzer hat wahrhaftig nur die 5 Bänder besessen und scheinbar auch seit 1980 kein Tape mehr bespielt.
Diese Köpfe sind generell die Crux bei den REVOX-Maschinen - wer eine Maschine mit abgenudelten Köpfen kauft, hat ein Problem: die Dinger sind nur noch zu Mondpreisen erhältlich....wenn überhaupt.
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So, Boyz - erstmal sacken lassen - gleich geht´s weiter !
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Imposant. Die Revox macht von innen einen drastisch besseren Eindruck, als von aussen
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Die A77 ist schon ein Schmuckstück und die Köpfe sind top ...
Köpfe gibt es aber noch und wenn mans´s wirklich als Hobby betreibt sind 150-200€ nun auch nicht so schlimm ... fällt ja nicht jährlich an
Neuwertig ist natürlich besser - hab selbst 2 von meinen 4en in nahezu jungfräulichen (Kopf)-Zustand und die beiden anderen sind mit 2-3mm Einschliff quasi gerade erst eingespielt ...
Dean Martin: "MAN(N) IST ERST DANN RICHTIG BETRUNKEN, WENN MAN(N) NICHT MEHR AM BODEN LIEGEN KANN, OHNE SICH FESTZUHALTEN."
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Ach ja, die RiFa-Miniprints (die Knallfrösche) hast Du ber sicher schon getauscht, oder?!
Dean Martin: "MAN(N) IST ERST DANN RICHTIG BETRUNKEN, WENN MAN(N) NICHT MEHR AM BODEN LIEGEN KANN, OHNE SICH FESTZUHALTEN."
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Super Bericht, Frankie!
neben den schon von Dir erwähnten Kondensatoren haben die älteren A-77/B-77 leider das Problem, dass die ganzen Trimmer auf der Unterseite der Module (gut durchdacht: die gesamte Einmessung kann ausschließlich bei liegender Maschine stattfinden!) weggammeln, d.h. beim geringsten Versuch den Schleifer zu bewegen bricht dieser ab. Ich würde ich Dir also empfehlen, alle Trimmer durch neue gekapselte Exemplare zu ersetzen. Pfennigskram - aber: Die Maschine muss danach komplett neu eingemessen werden! Das exzellente Handbuch ist dabei allerdings eine große Hilfe.
Und nochwas (Besserwissermodus an): Die Motorsteuerplatine kann auch ohne Ausbauen des Netztrafos entfernt werden, das spart erheblich Arbeit. Dies geht nicht ohne einen Schlitzschraubendreher vom Typ "Long Dong Silver" mal schauen, vielleicht such ich morgen mal ein paar Bilder raus.
gruß, audiomatic
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Die Trimmer müssen mMn eh immer gteuscht werden und da die Maschine eh alt ist, ist ne Neueinemssung eh nötig (Kopfabschliff, Alterung oder Ersatz durch Neuteile) ... also nicht so schlimm ... wenn man´s kann, oder jemanden kennt.
___________
Schön gezeigt Frank
Einen Satz Köpfe bekommt man aber gut (wenn man Zeit und Quellen hat) für 200-250 ... beim Neukauf sollte man das aber, wie Du richtigerweise anmerkst, mit betrachten.
Die RiFas waren bei allen meinen Maschinen (hab die getauschten Teile hier in Tüten) mit mind. Rissen versehen ... also besser raus damit ...
Die A-Maschine ist schon gut eng ... das ist echt fizzelig zueweilen ... die B hat da mehr Platz ...
Aber die SM sind top ... und für umme auf dem Studer ftp-Server herunterzuladen!
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... studer FTP ... kann man gut drucken ... toller Service!
Dean Martin: "MAN(N) IST ERST DANN RICHTIG BETRUNKEN, WENN MAN(N) NICHT MEHR AM BODEN LIEGEN KANN, OHNE SICH FESTZUHALTEN."
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• proso
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16.01.2013, 22:15
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.01.2013, 22:24 von proso.)
Gibt es bei Studer auch was für ältere Modelle?
Toller Bericht, danke Frank!
EDIT: schon gefunden, das ist ja unfassbar, was die alles zur Verfügung stellen!
1000 Dank für den Tip!
Es grüßt Sebastian aus Hamburg.
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Der Frank nu wieder
Klasse Bericht. Und ne klitzekleine Feinheit habe ich entdeckt: Revox macht den Play-Kopp magnetisch dicht mit nem Deckel
Die brummen auch so nicht
Du wirst in den nächsten Tagen selbst kontrollieren können, ob die Aufnahme wieder gescheit geht
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Die Profi-TASCAMS haben das head shield zum Teil auch, je größer, desto vorhanden.
(Die Spritze: Dr. hc. reel Frankie)
Sache ma, Frank, wie hast Du beim Spock 2 Dankes hingemacht
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17.01.2013, 12:26
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.01.2013, 12:28 von stony.)
Hi Frankie
wie immer, eine sehr gute Beschreibung einer Reparatur!
...und zum Ballistol... naja, wers braucht solls verwenden...
lG Walter
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(17.01.2013, 12:05)FRANKIE schrieb: ...Ich hab mir auch schon mal in den Finger gepiekst mit der vermaledeiten Spritze hoffe nicht, daß ich jetzt den Krankenhausvirus habe.
( Heute habe ich mal Zeit für solche Spielchen )
Die Idee kam ja von der Spritze - aber der Titel ist allemal verdient Nix mit Copy & Paste
deleted leser
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Hallo Frank,
(17.01.2013, 11:29)FRANKIE schrieb: Auch ist immer nach dem Einlöten (vor dem Einschalten) zu überprüfen, ob + und - nicht versehentlich vertauscht wurden im Eifer des Gefechts
Das kann jemanden wie uns eigentlich nie passieren, oder?
Gruß Roland
(17.01.2013, 12:52)FRANKIE schrieb: ... und am nächsten Morgen kämen dann zwei Männer in weißen Kitteln
Ah, naja, so ein Gespräch unter Kollegen also.
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Aber vielleicht bringen sie Dir auch nur neues Geraffel vorbei.....
Es grüßt Sebastian aus Hamburg.
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So, hier noch der angedrohte Nachtrag „Capstan Servo ausbauen leicht gemacht...“
Zuerst mal der "Long Dong Silver" (Frank, mit „Pirat“ hat der Long Dong übrigens nix zu tun, „P“ als Anfangsbuchstabe war allerdings nicht schlecht... )
Die Kippenschachtel ist nur zum Größenvergleich da. „Früher“ hat man diese Monster-Schraubendreher unbedingt gebraucht, um Henkelmänner (also tragbare Geräte, „Radiorecorder“) zu reparieren – deren Schrauben saßen immer in tief versetzt...
Im folgenden Bild erkennt man die Servoplatine unter dem Netztrafo, rechts auf dem Board der Trimmer für die Geschwindigkeitseinstellung...
jetzt geht’s los, Long Dong Silver wurschtelt sich bis zum Einsatzort, insgesamt 3 Schlitzschrauben (auch noch Schlitz ) sind zu lösen:
besonders dämlich wird es bei der Schraube ganz rechts, hier baut man am besten 2 NF-Platinen aus- fummelig bleibts trotzdem; immer aufpassen dass „unterwegs“ nichts kaputtgeht:
geschafft – die Platine ist draußen. Hier übrigens (wie bei Frankie) eine MK-IV mit der neueren Variante. Diese beinhaltet 2 IC's, nen NE-555 Timer sowie den inzwischen super-raren Operationsverstärker TBA-931, der auch gerne bei Studer Maschinen im NF-Bereich eingesetzt wurde. Der „alte“ Capstan Servo der Vorgängervarianten ist diskret aufgebaut... (klingt besser )
hier nochmal der Trafo mit den 3 Gewindeaufnahmen in der Detailansicht
und abschließend noch was fürs Auge:
Ein weiteres Detail ist auf meinen Bildern noch zu erkennen, das für den A-77 „newbie“ hilfreich sein könnte: Die Maschine besitzt einen eingebauten „Sicherheitsschalter“; sobald sie aus dem Holzgehäuse entfernt wird, wird die Netzzuleitung allpolig (!) durchtrennt. Oben links am Gerät befinden sich zwei Buchsen, die mit Bananensteckern etc. „gefüllt“ werden müssen, damit die Maschine ausserhalb des Gehäuses läuft. Wichtig: Die beiden Buchsen dürfen nicht miteinander verbunden werden (sonst krachts wie'd Sau), also immer zwei einzelne Stecker nehmen und KEIN Verbindungskabel!
gruß, audiomatic
Klasse gemacht.
Und nu wieder rein, die Schlitzschrauben
Mit Bildern und Versuchszähler
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• audiomatic
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(16.01.2013, 22:23)Lippi schrieb: Der Frank nu wieder
Klasse Bericht. Und ne klitzekleine Feinheit habe ich entdeckt: Revox macht den Play-Kopp magnetisch dicht mit nem Deckel
Moin,
der "Deckel" ist aus Mu-Metall und heisst "Brummklappe", rate mal, warum ;-)
Compact-Cassetten haben das Ding auch, in mehr oder weniger guter Qualitaet.
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Peter
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