23.04.2013, 17:44
Naja…
ehrlich gesagt hab ich lange überlegt ob der Telefunzel in diese Reihe passt. Ich hatte ja hier schon einige „richtige“ Männer-Receiver vorgestellt: Marantz 2500, Sansui G-33000 und Pioneer SX-1980. So richtig passt der Telefunken nicht in diese Königsklasse rein – wie sollte ich ihn passend titulieren? „Männlein-Receiver“, oder – seiner urdeutschen Abstammung Rechnung tragend – ein „Empfänger-Verstärker für tüchtige Burschen“…?
Und dann habe ich mich doch entschlossen, den TRX-3000 hier einzureihen, weil: Es ist m.E. der größte jemals gebaute Receiver aus deutscher Produktion (und damals war Telefunken noch „richtig deutsch“, wie ihr später sehen werdet), ein mächtiger Kasten mit knapp 25 Kilo Kampfgewicht, und in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnliches Gerät.
Der TRX-3000 wurde zwischen 1977 und 1979 verkauft. Für das Gerät musste man damals fast 3000 Mark hinblättern. Die Telefunken Ingenieure haben in diesen Receiver alles integriert, was damals irgendwie machbar war – für die damalige Zeit war das Ding ganz schön futuristisch. Der TRX-3000 ist ein Quadro Receiver mit 4x50W, wobei das Gerät auch in den Brückenbetrieb schaltbar ist und damit 2x100W Leistung bringt (… eher unterdurchschnittlich verglichen mit den anderen vorgestellten Geräten…).
So, genug geschwafelt, jetzt wird’s Zeit für ein paar Bilder. Das gezeigte Gerät war zum Service bei mir, und der letzte 3000er war schon einige Jahre her, also erstmal aufmachen die Kiste… Haube ab:
Shit, von oben kommt man also an NIX dran, also Bodenplatte abnehmen:
Na super, auch nicht besser, also erstmal das Service Manual bemüht um zu schauen wie es jetzt weitergeht. Und dann fiel der Groschen wieder: Die findigen Telefunken Ingenieure haben diesem Gerät nämlich ein robustes Chassis spendiert, welches sich nach Entfernen einiger Schrauben wie ein Waffeleisen auseinanderklappen lässt:
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil (ich hatte den Aufkleber erst später entdeckt…)
Der Clou an dieser Waffeleisen-Konstruktion: Das Gerät kann aufgeklappt betrieben werden, um Messungen durchzuführen. Das ist EXTREM servicefreundlich, wenngleich dafür ein XXL-Arbeitsplatz benötigt wird. Also: schaut euch dagegen noch mal das Gefummel beim Marantz 2500 an: Das ist ein RICHTIGES Elend...
Überhaupt: Servicefreundlich… wie bereits auf dem „Panoramabild“ zu sehen, sind viele Baugruppen als Module ausgeführt und auf die großen Platinen gesteckt. Für die Module gab es fast bei allen deutschen Firmen damals einen Modul-Austauschservice, d.h. für eine geringe Pauschale konnte man defekte Module im Reparaturtausch einschicken und bekam ein repariertes zurück. Das betraf auch (und insbesondere) die TV-Sparte, und wurde gerade bei Grundig und Telefunken intensiv betrieben. Mit dem richtigen Servicekoffer an Bord, war es für den Techniker so meist möglich, die Geräte beim Kunden vor Ort wieder in Gang zu bringen. So weist das Service Manual des TRX-3000 aus, welche Module im Reparaturtausch ab Werk zu beziehen waren:
Ziemlich cool – heute natürlich Latte, weil sowohl die Firmen als auch der Modulservice schon längst nicht mehr existieren – also muss heute alles „zu Fuß“ repariert werden.
Der TRX-3000 ist schon ziemlich auf digital „getrimmt“, nicht nur äußerlich, sondern auch technologisch. Das Gerät besitzt einen PLL Synthesizer Tuner, abgestimmt wird ergo nicht via Drehko, sondern per Potentiometer (der „Rest Drehko“, der auf dem Bild zu sehen ist, ist für die AM-Abstimmung):
Und so sind auch die Stationsspeicher mit einzelnen Potentiometern ausgeführt, der „Preh-o-mat“ wird einigen, die sich dunnemals mit Fernsehreparaturen beschäftigt haben, sicher noch ein Begriff sein:
Digitalbaustein und Frequenzzähler waren damals noch nur mit ziemlichem Aufwand zu realisieren und wurden aufgrund der HF-Seuche gern in silberne Blechkisten verpackt, das kennt man auch von Saba-, Dual- oder auch von Sony-Receivern mit Digitalanzeige:
Für die unzähligen Bauguppen im Gerät besitzt der Telefunken ein aufwendiges Netzteil mit unglaublich vielen Sekundärstabilisierungen und „gefühlten“ 25 Sicherungen im Gerät. Der Netztrafo ist ein ordentlicher Kaventsmann:
Im nächsten Bild die 8 Leistungstransistoren der 4 Endstufen, immerhin kräftige TO-3 Typen:
Wie schon bei anderen Receiver-Dickschiffen, hat auch Telefunken sich zu einer aktiven Kühlung entschlossen, da für den Kühlkörper nur begrenzt Platz im Gerät war. Also läuft ein – sehr leise laufender – Lüfter permanent mit:
Das Gerät besitzt Anschlüsse für 3 Lautsprechergruppen und ist multiroomfähig! Als Quadrodecoder sind SQ und Matrix an Bord, CD-4 war nur mittels externem Gerät decodierbar. Für einen Receiver dieser Zeit ein sehr komplexes und umfangreiches Anschlussfeld, typisch deutsch ist vieles in DIN Norm ausgeführt
Alle NF-Eingänge sind jeweils separat mit einem kleinen Pufferverstärker ausgerüstet, der gleichzeitig als Eingangswahlschalter fungiert...keine Schalterkorrosionsprobleme ergo
Wer mal das Gezappel der 4 LED-Ketten live erlebt hat, wird verstehen dass hiervon durchaus eine gewisse Faszination ausgeht… ob man nun auf das Design des Telefunken steht oder nicht.
So, könnte jetzt noch einiges über die inneren Werte des TRX schreiben, aber alles muss mal zuende gehen, so auch dieser Bericht.
Fazit: Faszinierendes Gerät, ein ganz besonderer Klassiker. Oftmals – und häufig zu Unrecht - sind ja die deutschen Geräte ein wenig verpönt, wobei es da einige gibt, die durchaus das Zeug zum Klassiker haben… die Saba 9xxx Receiver zum Beispiel, oder auch die Revox Modelle B-780/B-285.
Ehrlich gesagt: Ich persönlich müsste so einen TRX-3000 auch nicht haben, aber das Überholen des gezeigten (ganz offensichtlich innendrin bis dato jungfräulichen!) Gerätes hat schon Spaß gemacht.
Gruß, audiomatic
ehrlich gesagt hab ich lange überlegt ob der Telefunzel in diese Reihe passt. Ich hatte ja hier schon einige „richtige“ Männer-Receiver vorgestellt: Marantz 2500, Sansui G-33000 und Pioneer SX-1980. So richtig passt der Telefunken nicht in diese Königsklasse rein – wie sollte ich ihn passend titulieren? „Männlein-Receiver“, oder – seiner urdeutschen Abstammung Rechnung tragend – ein „Empfänger-Verstärker für tüchtige Burschen“…?
Und dann habe ich mich doch entschlossen, den TRX-3000 hier einzureihen, weil: Es ist m.E. der größte jemals gebaute Receiver aus deutscher Produktion (und damals war Telefunken noch „richtig deutsch“, wie ihr später sehen werdet), ein mächtiger Kasten mit knapp 25 Kilo Kampfgewicht, und in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnliches Gerät.
Der TRX-3000 wurde zwischen 1977 und 1979 verkauft. Für das Gerät musste man damals fast 3000 Mark hinblättern. Die Telefunken Ingenieure haben in diesen Receiver alles integriert, was damals irgendwie machbar war – für die damalige Zeit war das Ding ganz schön futuristisch. Der TRX-3000 ist ein Quadro Receiver mit 4x50W, wobei das Gerät auch in den Brückenbetrieb schaltbar ist und damit 2x100W Leistung bringt (… eher unterdurchschnittlich verglichen mit den anderen vorgestellten Geräten…).
So, genug geschwafelt, jetzt wird’s Zeit für ein paar Bilder. Das gezeigte Gerät war zum Service bei mir, und der letzte 3000er war schon einige Jahre her, also erstmal aufmachen die Kiste… Haube ab:
Shit, von oben kommt man also an NIX dran, also Bodenplatte abnehmen:
Na super, auch nicht besser, also erstmal das Service Manual bemüht um zu schauen wie es jetzt weitergeht. Und dann fiel der Groschen wieder: Die findigen Telefunken Ingenieure haben diesem Gerät nämlich ein robustes Chassis spendiert, welches sich nach Entfernen einiger Schrauben wie ein Waffeleisen auseinanderklappen lässt:
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil (ich hatte den Aufkleber erst später entdeckt…)
Der Clou an dieser Waffeleisen-Konstruktion: Das Gerät kann aufgeklappt betrieben werden, um Messungen durchzuführen. Das ist EXTREM servicefreundlich, wenngleich dafür ein XXL-Arbeitsplatz benötigt wird. Also: schaut euch dagegen noch mal das Gefummel beim Marantz 2500 an: Das ist ein RICHTIGES Elend...
Überhaupt: Servicefreundlich… wie bereits auf dem „Panoramabild“ zu sehen, sind viele Baugruppen als Module ausgeführt und auf die großen Platinen gesteckt. Für die Module gab es fast bei allen deutschen Firmen damals einen Modul-Austauschservice, d.h. für eine geringe Pauschale konnte man defekte Module im Reparaturtausch einschicken und bekam ein repariertes zurück. Das betraf auch (und insbesondere) die TV-Sparte, und wurde gerade bei Grundig und Telefunken intensiv betrieben. Mit dem richtigen Servicekoffer an Bord, war es für den Techniker so meist möglich, die Geräte beim Kunden vor Ort wieder in Gang zu bringen. So weist das Service Manual des TRX-3000 aus, welche Module im Reparaturtausch ab Werk zu beziehen waren:
Ziemlich cool – heute natürlich Latte, weil sowohl die Firmen als auch der Modulservice schon längst nicht mehr existieren – also muss heute alles „zu Fuß“ repariert werden.
Der TRX-3000 ist schon ziemlich auf digital „getrimmt“, nicht nur äußerlich, sondern auch technologisch. Das Gerät besitzt einen PLL Synthesizer Tuner, abgestimmt wird ergo nicht via Drehko, sondern per Potentiometer (der „Rest Drehko“, der auf dem Bild zu sehen ist, ist für die AM-Abstimmung):
Und so sind auch die Stationsspeicher mit einzelnen Potentiometern ausgeführt, der „Preh-o-mat“ wird einigen, die sich dunnemals mit Fernsehreparaturen beschäftigt haben, sicher noch ein Begriff sein:
Digitalbaustein und Frequenzzähler waren damals noch nur mit ziemlichem Aufwand zu realisieren und wurden aufgrund der HF-Seuche gern in silberne Blechkisten verpackt, das kennt man auch von Saba-, Dual- oder auch von Sony-Receivern mit Digitalanzeige:
Für die unzähligen Bauguppen im Gerät besitzt der Telefunken ein aufwendiges Netzteil mit unglaublich vielen Sekundärstabilisierungen und „gefühlten“ 25 Sicherungen im Gerät. Der Netztrafo ist ein ordentlicher Kaventsmann:
Im nächsten Bild die 8 Leistungstransistoren der 4 Endstufen, immerhin kräftige TO-3 Typen:
Wie schon bei anderen Receiver-Dickschiffen, hat auch Telefunken sich zu einer aktiven Kühlung entschlossen, da für den Kühlkörper nur begrenzt Platz im Gerät war. Also läuft ein – sehr leise laufender – Lüfter permanent mit:
Das Gerät besitzt Anschlüsse für 3 Lautsprechergruppen und ist multiroomfähig! Als Quadrodecoder sind SQ und Matrix an Bord, CD-4 war nur mittels externem Gerät decodierbar. Für einen Receiver dieser Zeit ein sehr komplexes und umfangreiches Anschlussfeld, typisch deutsch ist vieles in DIN Norm ausgeführt
Alle NF-Eingänge sind jeweils separat mit einem kleinen Pufferverstärker ausgerüstet, der gleichzeitig als Eingangswahlschalter fungiert...keine Schalterkorrosionsprobleme ergo
Wer mal das Gezappel der 4 LED-Ketten live erlebt hat, wird verstehen dass hiervon durchaus eine gewisse Faszination ausgeht… ob man nun auf das Design des Telefunken steht oder nicht.
So, könnte jetzt noch einiges über die inneren Werte des TRX schreiben, aber alles muss mal zuende gehen, so auch dieser Bericht.
Fazit: Faszinierendes Gerät, ein ganz besonderer Klassiker. Oftmals – und häufig zu Unrecht - sind ja die deutschen Geräte ein wenig verpönt, wobei es da einige gibt, die durchaus das Zeug zum Klassiker haben… die Saba 9xxx Receiver zum Beispiel, oder auch die Revox Modelle B-780/B-285.
Ehrlich gesagt: Ich persönlich müsste so einen TRX-3000 auch nicht haben, aber das Überholen des gezeigten (ganz offensichtlich innendrin bis dato jungfräulichen!) Gerätes hat schon Spaß gemacht.
Gruß, audiomatic