(27.09.2019, 06:30)scope schrieb: [ -> ]Möchtest du kurz darauf eingehen, was getestet wurde, wie das ablief, und wie du abgeschnitten hast? Das ist doch hochinteressant.
In der Hoffnung eines ernsthaften Interesses an einer Antwort werd ich mir ausnahmsweise mal die Mühe machen.
Ich werd ja dann später sehen, ob ich nur übers Stöckchen gesprungen bin...
Was alles getestet wurde, würde hier den Rahmen sprengen, weil es wie gesagt ein fast täglicher Vorgang ist.
Aufgrund meiner umgekehrten Motivation, nämlich der, herauszufinden, woher die im ersten Schritt gehörten Unterschiede rühren und erst im zweiten Schritt auf Grund dessen überhaupt eine, sagen wir, "Testanordnung" erstellt wird, würde ich vermuten, dass das, was du mit "Abschneiden" meinst, im Bereich von 80-100% liegt. So wie auch in dem vor ein paar Tagen geposteten ABX-Beispiel. Wenn ich einen Unterschied einmal erhört habe, erkenne ich ihn auch wieder. Ich muss also lediglich rausfinden, ob ich mich selber verarsche, und mir einen Unterschied einbilde oder ob er tatsächlich existiert - oder sagen wir besser: Ob er relevant genug ist, um zweifelsfrei wiedererkannt zu werden. Das ist für mich oft wichtig, um zu entscheiden, wieviel Mühe ich mir machen muss - oder ob ich es lassen kann, weil ein Unterschied offenbar nicht wahrnehmbar ist.
Einbildung kommt natürlich auch hier ebenfalls vor, jedoch eben eigentlich nur, wenn Bias im Spiel ist - den jedoch habe ich durch jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Thema auch weitestgehend abgelegt, bzw. ich bemerke, wenn er doch im Spiel ist und genau dann schaue ich genauer hin.
Auch ich habe es mit Signalen zu tun, die ich aufgrund äußerer Einflüsse mit Erwartungen verbinde, langsam und schleichend auch mal mit vermeintlich "besserem" Klang verknüpft...aber fast immer ist dann irgendwann auch das böse Erwachen gekommen:
Das Bessere ist des Guten Feind.
Egal, ob da Mark Levinson oder Grundig draufsteht, respektive Focusrite oder Behringer. Meine Respektlosigkeit gegenüber "klingenden Namen" geht da schon lange gegen unendlich.
Ich "will" nicht, dass Signal A oder B "besser" ist - ich finde das raus, wenn es mich interessiert. Und entweder höre ich einen Unterschied oder nicht - aber dass klangliche Unterschiede mit dem Preis erst mal nur sehr wenig zu tun haben, ist mir schon ewig klar.
Ich habe a. schon so viel teuren Kram erleben müssen, der aus verschiedensten Gründen - an Frechheit grenzend - nichts taugt und b. in Bezug auf Voreingenommenheit schon so viele Irrtümer erlebt (bei mir und Anderen), dass mir dieser Zahn lange gezogen ist.
Die Vorgehensweise ist so, dass ich das entweder so vorsehe, die Umschaltung selbst vornehmen zu können, ohne zu wissen, welches Signal ich geschaltet habe oder aber, wenn das aufgrund z.B. eindeutiger Schalterstellungen nicht möglich ist, das zusammen mit einer zweiten Person durchführe, die für mich (und ich für sie) umschalte.
Pegeldifferenzen sind als Standard von vornherein berücksichtigt. Die dabei erreichbare Auflösung beträgt in der Regel 0.1dB analog und 0.01dB digital. An jedem Arbeitsplatz (und weil ich ein Vollnerd bin, seit Jahrzehnten auch zu Hause) stehen grundsätzlich Pegel- und Korrelationsgradmesser sowie Analyzer.
Witzig ist, dass ich mich bei der gesamten Thematik in einigen Punkten voll auf der einen Seite, bei anderen aber komplett auf der anderen verorte.
Das macht es sehr schwierig, überhaupt etwas dazu zu sagen, weil so einerseits die gefühligen Befindlichkeiten in beiden Fraktionen getriggert werden und andererseits ich nicht klar in die eine oder andere Schublade zu stecken bin.
Da Menschen aber irgendwie immer eine Seite brauchen, auf der sie sich positionieren können, um vermeintlich etwas darzustellen, kommen sie damit natürlich nicht klar. Und das führt das in der Regel sehr schnell ins Leere - oder zu den üblichen Ausfälligkeiten.
Zum Beispiel schalte ich mich sofort ab, wenn jemand rummeckert, diese oder jene LS, das Musikmaterial, die Farbe der Wand (oder die Nähe dazu), die Biermarke oder lila Kabel seien von vornherein geeignet, den Test ungültig ausfallen zu lassen.
Das kommt doch immer drauf an, worum es überhaupt geht.
Einige Unterschiede kann man bereits mit den internen Lautsprechern des Laptops sicher wiedererkennen - für andere z.B. braucht es eben Tiefbasswiedergabe, manche erhört man auch in Mono, einige erst in Stereo.
Und der angefressene Forenkritiker weiß aufgrund seiner Nicht-Teilnahme überhaupt nicht, auf welche vorhandenen Kriterien man in der gegebenen Situation überhaupt hätte achten KÖNNEN, er kann das faktisch also nicht im Mindesten beurteilen, seine auf reinem Gefühl beruhende Mutmaßung hat mit einem Argument nichts zu tun und ist mithin völlig irrelevant.
Es gibt so viele Dinge, die man nicht laut sagen darf, weil entweder die eine Seite oder die andere sofort explodiert, dass ich mich da in der Öffentlichkeit inzwischen lieber raushalte oder aber, so wie jetzt ausnahmsweise, eher über die zugrundeliegende Theorie als über konkrete Ergebnisse sprechen mag.
Ich habe zwar viel mit konkreten Ergebnissen zu tun, wie gesagt, sogar fast täglich, aber dafür habe ich meinen Kreis, der auch versteht, wovon überhaupt die Rede ist und konstruktiv-ergebnisoffen da rangeht, im Unterschied zu der in der Öffentlichkeit regelmäßig inszenierten Herangehensweise eines Glaubenskriegs.
Wie gesagt, ein Beispiel eines für mich relevanten Unterschieds, der auch reproduzierbar wiedererkannt wird, habe ich vor ein paar Tagen im Studiogeraffel verlinkt. Kann jeder nachvollziehen.
Was ich nicht weiß: WARUM die beiden Beispiele unterschiedlich klingen. Es handelt sich in beiden Fällen um eine digitale Summierung, der Unterschied besteht in den Summierungsalgorithmen beider DAWs. Zwei verschiedene Hersteller haben zwei verschiedene Algorithmen.
Nachweisbar sind Unterschiede in spektraler sowie in räumlicher Hinsicht. Ein "besser" oder "schlechter" ist hier nicht die Frage, die es zu beantworten gilt, die Messergebnisse lassen darüber keine Schlussfolgerung zu. Beides sind in technischer Hinsicht "Originale" und damit Referenz.
Wenn also du, lieber scope, in der Lage bist, nicht nur ebenfalls festzustellen, dass beide Files unterschiedlich sind (das sieht man ja bereits an den Wellenformen), sondern auch irgendein messbares Kriterium findest, das zumindest mit ähnlich hoher Wahrscheinlichkeit erklärt, WARUM ich die auseinander halten kann (in deinen Worten: an welcher Stelle hier etwas oberhalb meiner Wahrnehmungsschwelle ist), UND warum ich einen der beiden Algorithmen IMMER besser finde, würde ich mich sehr freuen.
Das wäre das, worauf ich eigentlich seit Jahrzehnten warte: Jemand, der die technischen Möglichkeiten besitzt, dass er a. rausfindet, warum zwei Schallereignisse reproduzierbar auseinander zu halten sind und b. welche Kriterien ab welchem Ausmaß verursachen, welches davon als besser oder schlechter wahrgenommen wird.
Und wie man auch an dem Beispiel merkt, geht es dabei nicht um periodische Knackser oder Reibradrumpeln einer Schallplatte - sowas kann ich vollkommen erfolgreich ausblenden.
Es geht um das, was man als "sonic fingerprint" bezeichnet - was auch immer das beinhalten mag.
Es geht tatsächlich also um Wahrnehmungsschwellen. Und davon gibt es wohl ziemlich viele.
Ich weiß zum Beispiel, dass ich in bestimmten Zusammenhängen ein halbes dB Lautstärkenunterschied sicher erkenne (z.B. relativ statische Signale, etwa Synth-Pads innerhalb eines komplexen Signals), in anderen aber bereits drei benötige (z.B. wenn das Signal einzeln vorliegt).
Handelt es sich stattdessen um relativ transientenreiche Signale, also etwa eine hart angeschlagene Snare, sieht die Sache völlig anders aus. Deren absoluten Anteil hört man innerhalb des komplexen Signals viel weniger genau als einzeln, zwei dB mehr oder weniger wären da reines Ratespiel.
Es geht also meiner Erfahrung nach immer darum, wie sich etwas in Kombination verhält.
Auch das ist ein Grund, warum ich mich ebenfalls sofort ausklinke, wenn jemand behauptet, sein Kimber- (oder wasauchimmer-)Kabel, sei "besser".
Für mich gibt es nur Kombinationen, die unterschiedlich ausfallen.
Dafür muss man aber auch erst mal einen "internen Kompass" ausgebildet haben, in dessen Lastenheft bestimmte Anforderungen definiert sind, anhand derer man dann probieren kann. Auch daran mangelt es in aller Regel.
Mich würde wirklich interessieren, wie viele Leute, den Unterschied in meinen beiden Files überhaupt erahnen können.
Ich würde tatsächlich vermuten, dass das trotz klar ausmachbarer Unterschiede in spektraler und räumlicher Hinsicht ausser mir nur noch Grueni und proso schaffen - jeder weitere Kandidat wäre für mich eine Überraschung, weil sich bei den meisten Laien, egal für wie erfahren sie sich halten, Unterschiede meiner Erfahrung nach bei "mehr Höhen" oder "weniger Bass" erschöpfen. Die wissen in der Regel gar nicht, auf was man alles achten kann und welche Signale man braucht, um Unterschiede wahrzunehmen.
Wie du bin ich der Ansicht, die "Liebe zur Musik" reicht da als Voraussetzung nicht aus. Von der Fähigkeit, wahrgenommene Unterschiede sinnvoll zu beschreiben, so dass der Nächste sie genauso versteht, wie sie gemeint waren, will ich gar nicht erst anfangen.
Und: Das Ganze ist natürlich reine Nerdigkeit.
Zum Genießen von Musik ist das alles nicht zwingend nötig, sonst wäre es ja völlig ausgeschlossen, an einer alten Elvis-Schellack Freude zu haben.
Sich darüber die Köpfe einzuschlagen empfinde ich als Ausdruck einer gravierenden soziopathischen Störung.