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Vinyl Digitalisierung Tipps und Tricks
#51
Das Thema gibbet ja schon ewig....

Ende der 90er habe ich das folgendermaßen gelöst (wäre inzwischen ein Old-Fidelity-Ansatz):

Mit Minidisc-Recorder analog von Schallplatte aufnehmen und direkt am Gerät editieren. Die editierten Aufnahmen mittels eines CD-Recorders digital auf CD aufnehmen. Diese CD's später nach belieben auf den Rechner gerippt.

Das war eine gut machbare Lösung, die auch noch ordentlich klang. Habe in meiner Datensammlung noch ein paar seltene Maxi-Single-Überspielungen von damals und die hören sich auch nach heutigem Verständnis noch ordentlich an (losless gerippt natürlich).

Ich hatte kurz überlegt, ob ich mir eine solche Konstellation noch einmal hinstelle, aber habe mich dann für einen etwas neueren Weg entschieden:

Habe mir von Thomann folgendes Gerät besorgt:

Denon DN 330 R Mk.II Kostet gerade mal 229 Euro.


Dieses hübsche kleine Gerät nimmt analog nach guter alter Väter Sitte auf. "Medium" ist entweder eine SD-Karte und/oder ein USB-Stick. Datei-Format ist entweder MP3 (Igitt!) oder WAV in CD-Qualität.

Man kann die Aufnahmen ganz normal über den Recorder abhören, was ähnlich umkomfortabel wie früher Kassette ist. Oder man überspielt die Dateien ganz simpel auf den Rechner... Theoretisch kann man dort editieren und die editierten Daten zurück auf den Recorder geben. Sehe das aber nicht als Abspielgerät sondern einfach als Aufnehm-Hure für alle Zwecke.

Etwas Schade finde ich, dass man nicht mehr so präzise aussteuern kann wie früher. Die Anzeige dazu ist lächerlich klein.Das konnte so ziemlich jedes Kassettendeck besser....

Aber das Teil macht, was es soll und ist damit simpler als jeder Minidisk- oder DAT-Rekorder, weil man die Daten direkt auf den Rechner bringen kann.

Die Flügel an der Seite sind für den Rack-Einbau. Die kann man aber abschrauben und schon hat man ein ganz normales HiFi-Gerät. Ein- und Ausgänge sind in XLR und RCA. 

Ich habe damit einige Literatur-Schallplatten aufgenommen. Ging super. Ich habe auch schon DTS-CD's aufgenommen, weil diese sich partout nicht rippen lassen. Man könnte damit auch von einem Streamdienst locker aufnehmen. Da es Analog funktioniert, gibt es da keine Hindernisse. Klanglich ist das absolut ok und genügt auch normalen Ansprüchen. Analog zu Digital eben... Wink3

Kleine Allzweckwaffe. Habe mich aufgrund dieses Geräts dauerhaft gegen Minidisc, Dat-Rekorder, Bandmaschine und/oder Kassettendeck entschieden. Diese Zeiten sind für mich damit vorbei...
Gruss



Michael

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Hi  

[-] 5 Mitglieder sagen Danke an rascas für diesen Beitrag:
  • General Wamsler, spocintosh, ted_am_see, Mosbach, McLane
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#52
Lange nix passiert hier...daher heute mal Vinyl-Digitalisierung und Tonrestauration mit zusätzlichem Schwierigkeitsgrad:
Die Schallplattenaufnahme befindet sich auf einer 1981 aufgenommenen TDK D.

Klingt erstmal seltsam, hat aber seine Gründe. Die Aufnahmequalität ist jedenfalls ausgezeichnet, weil ich auch damals schon ausreichend gutes Zeuch und das Deck auf jedes Band frisch eingemessen hatte. Nur meine Platten hab ich noch nicht ganz so gut behandelt wie später dann. Deshalb gibt's bisschen Knistern auf der Aufnahme.

Hier erst mal die Aufnahmen. Oben Seite A der Cassette (nicht der Platte), unten Seite B.
Da ist also mitten im Song das Band zu Ende gewesen und ich hab dann auf der nächsten Seite weiter aufgenommen. Allerdings, wie man sieht, mit Überlappung. ich hab also den Arm etwas zurückgesetzt und die letzten 30 Sekunden auf Seite B nochmal aufgenommen, um nach dem Umdrehen wieder reinzukommen und im Flow zu bleiben.
Das ist natürlich hier und jetzt von enormem Vorteil, erlaubt es mir doch, das Album wieder nahtlos zusammenzufügen.
Hier sind die beiden Aufnahmen schon übereinander geschoben, sieht man später noch besser...

[Bild: 2-in-phase.jpg]

Zwei Seiten einer Cassette, heute abgespielt, aber vor Ewigkeiten auf einem anderen Deck aufgenommen, haben einen Nachteil, der sich für vermutlich jeden hier sofort erschließt: 
Der Azimut wird nicht stimmen. Und er wird auch bei beiden Seiten unterschiedlich nicht stimmen...darum kümmer ich mich gleich.
Was nämlich auch nicht stimmt, ist die Balance. Ob ich damals da irgendwie dran gekommen bin oder das Band über die Zeit gelitten hat...egal. Wird korrigiert.
Beide Seiten sind etwas linkslastig, daher dreh ich sie etwas nach rechts, Seite 2 etwas mehr.  Zu Hilfe kommt mir dabei eine unübliche, aber genau dafür ganz hervorragend geeignete Stereosichtanzeige (unten rechts).

[Bild: 2-balance.jpg]

Hier zunächst die Überlappung in der Vergrößerung. Die farbigen Regionen sind aktiv, oben Seite 1, unten Seite 2. Und kaum wartet man 42 Jahre, schon ist der Song wieder nahtlos und unhörbar zusammengeklebt.
Interessanter sind die beiden anderen Module. Das ist die Azimutkorrektur. In dem Fenster kann man beide Stereokanäle des Signals sehen und samplegenau gegeneinander verschieben. Darunter befindet sich praktischerweise noch ein konventioneller Korrelationsgradbalken, wie man ihn seit hundert Jahren kennt. Er muss maximal nach rechts ausschlagen, dann stimmt's meistens. Also plusminus 1 Sample, das muss man dann hören und entscheiden.

Ergebnis:
rechter Kanal Seite 1 muss um 0.06ms = 3 Samples verzögert werden
rechter Kanal Seite 2 muss um 0.13ms = 6 Samples verzögert werden

Nun sind Stereobild und Höhenwiedergabe wieder so perfekt wie auf der Platte.
Das Modul könnte sogar Schwankungen folgen, die sich durch unsauberen Bandlauf ergeben, das war hier aber nicht nötig...closed loop dank Doppelcapstan wusste sie bei damaliger Aufnahme sowie heutiger Wiedergabe zu verhindern.

[Bild: 3-overlap.jpg]

Zeit, das jetzt mal zu einer neuen Spur zusammen zu kleben...es werde grün !
Bisschen wenig Pegel noch. Peaks liegen bei -12.63dB. Ich geb mal 6.6dB drauf, das lässt mir immer noch 6dB head room für die weiteren Bearbeitungen.

[Bild: 4-gain.jpg]

So...lauter ist es, wie man sieht. Jetzt ein bisschen magic.
In diesem Fall dynamischer EQ (mir zu kompliziert zu erklären) und bisschen Subharmonische.
Das ist einerseits ein Standardvorgehen, andererseits auch nicht, weil jedes Signal individuell bearbeitet werden muss, deshalb geh ich hier nicht ins Detail. Die Einstellungen wären bei der nächsten Aufnahme völlig anders.
Das dauert so lange bis für gut befunden und wird dann einmal eingerechnet...

[Bild: 5-tonal-balance.jpg]

...hier nun in blau. Es ist auch viel lauter, denn ich habe die ganze Datei inzwischen auf ihre peaks normalisiert. Dabei fällt bereits optisch anhand der Wellenform auf, dass die zweite Plattenseite offenbar leiser ist, und zwar nicht ganz 2dB. Das gleiche ich dann mal aus.

[Bild: 6-level-balance-s1-s2.jpg]

Jetzt möchte ich die Trennung der beiden Plattenseiten noch optimieren.
Erstens hab ich das Aufsetzen der Nadel auf Seite 2 aufgenommen, zweitens kommt ja erst mal ne Weile gar nichts und drittens sind dann auch noch Knackser zu hören.
Also erst mal schneiden. Hier ist Seite 1 zu Ende.

[Bild: 7-seitentrennung.jpg]

Dann den ganzen Quatsch vor dem ersten Ton weg...

[Bild: 8-seitentrennung.jpg]

...und nun will ich das Ende von S1 noch in den Anfang von S2 hineinfaden, weil das hier so gut passt. Wir haben es nämlich mit Athmosphären zu tun, nicht mit Instrumenteneinsatz. Und das Album soll eh thematisch nahtlos durchlaufen. 
Bei der Gelegenheit auch nochmal um die gelegentlichen Knackser kümmern. iZotope RX erledigt das, 178 clicks allein in den ersten 30 Sekunden.
Mit seinen rund $1200 nicht unbedingt billiger als eine Plattenwaschmaschine, aber dafür bereits vorhanden - und vor allem deutlich leiser und schneller.
Das Ganze wieder einrechnen...es werde rot.

[Bild: 9-bergang.jpg]

Bäm.
Jetzt noch unhörbar ein paar peaks einfangen, alles noch ein dB-chen lauter, die Songs schneiden, als Lossles ex- und ins iTunes importieren - fertig.

[Bild: 10-Final-Master.jpg]

Wenn ich "richtiges" Mastering für Kunden mache, sieht's übrigens im Grunde auch nicht anders aus...da muss man dann nicht Azimut und Knackser korrigieren, aber dafür die einzelnen Songs aufeinander abstimmen und in anderen vorgegebenen Normen und Formaten exportieren. Alles etwas anders aber irgendwie auch nicht, man greift letztlich nur in andere Fächer desselben Werkzeugkastens.
If you don’t believe it or don’t get it, I don’t have the time to try to convince you, sorry.
[-] 5 Mitglieder sagen Danke an spocintosh für diesen Beitrag:
  • space daze, Trötenreiter, triple-d, havox, jotpewe
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