15.06.2021, 19:16
Hallo zusammen,
ich möchte Euch mal mein Dauerprojekt vorstellen, eine Idee die ich schon seit ca. 2 Jahren im Kopf hatte und nie verwirklichen konnte. (bis jetzt!) Weil die Schaltung ziemlich durchdacht ist möchte ich keine Schaltbilder etc. veröffentlichen, das bitte ich zu akzeptieren.
Ich bin ein großer Fan von Röhren, schon seit Kindesalter interessieren mich diese Bauelemente. Technik zum Anfassen, bei einigen Typen "sieht" man förmlich die Funktionsweise. Ich habe einige Geräte aus der Zeit wiederbelebt, irgendwann kam der Wunsch auf ein Röhrengerät in der HiFi Anlage zu haben. Nur was? Vorverstärker, Kopfhörerverstärker und DAC sind am meisten in Betrieb, da ich dort meine Traumkombi gefunden habe sollte sich daran auch nichts mehr ändern. Die Lösung fand sich beim stöbern in Jogis Röhrenbude: Warum keinen Phono Vorverstärker mit Röhren bauen? Für meinen dritten Plattenspieler brauche ich sowieso noch eine vernünftige Entzerr-Vorstufe.
Eine Grundschaltung ist schnell gefunden, sowas funktioniert für MM-Systeme schon gut genug:
http://www.jogis-roehrenbude.de/Verstaer...AA-Sch.jpg
2 Doppeltrioden erledigen die Verstärkung, Entzerrung in der Gegenkopplung. Das reicht gerade so, bei den Tiefen ist nicht viel Reserve für die Gegenkopplung da. Ich habe einige Dinge simuliert, (LTSpice) die Verzerrungen steigen bei solchen Schaltungen im Tiefton. Nicht das man das hört, ich habe mir trotzdem die Frage gestellt was man verbessern kann. Die Schaltung sollte Messtechnisch absolut "clean" sein, anhand der Messwerte sollte niemand sehen können das da Röhren aktiv im Signalweg liegen. Auch nicht am SNR der bei den typischen Röhren-Schaltungen gerade für MM-Abnehmer reicht.
Was wäre denn wenn man das Signal gleich am Eingang anhebt sodass die (für Röhren) sehr rauscharme ECC83 schon mit hohen Pegeln arbeiten kann um den SNR weiter zu steigern?
Die Idee war schnell da, ein Operationsverstärker hebt das Signal linear an, die Höhen werden Passiv entzerrt. Die ECC83 Stufe kümmert sich "nur" um die Tiefenentzerrung und wird für Röhren untypisch so heftig Gegengekoppelt das die Gesamtverstärkung dieser Stufe unter dem einer Einzelnen Triode dieser Röhre liegt. Ein Testaufbau dieser Stufe um die ECC83 zeigte Verzerrungen auf Transistor Niveau, selbst bei 20Hz < 0.05% THD+N.
Nachteil ist das an den Linearen Verstärker im Eingang extreme Anforderungen gestellt werden. Für MC muss das Signal um 50-60dB angehoben werden, die meisten OPVs bekommen dabei Probleme. Ich hatte diskrete Schaltungen simuliert, OPVs mit "Lesebrille" (zusätzliche Eingangsstufe mit 2 JFETs) aber nichts gefiel mir. Ich bin auf ein Projekt aus dem HiFi Forum aufmerksam geworden, der PlatINA. Diese besitzt einen Symmetrischen Eingang, die Idee ist die selbe wie in meinem Konzept. (nur das die Tiefenentzerrung dort ein OPV erledigt)
Der Chip auf dem die Schaltung basiert ist ein Instrumentenverstärker wie er in sehr guten mikrofon-Vorverstärkern sitzen könnte. INA103. Der schüttelt die benötigten 50-60dB Verstärkung noch relativ problemlos aus dem Ärmel. Über 2 100 ohm Widerstände gibt es einen "Ground Loop Breaker" im Eingang, das könnte den SNR ein wenig erhöhen wenn man einen aktiven MC-VV (wie meine Accuphase C-17) benutzt. Sonst macht der Instrumentenverstärker Eingang auch keinen Sinn. Eine weitere Halbleiterstufe hinter der Röhrenstufe kümmert sich um die niedrige Ausgangsimpedanz des VV. (500 Ohm) Damit steht das Konzept.
Das Gehäuse stammt von der Firma Innovative Audio, die benötigten Bohrungen sind sogar schon vorhanden. (darin wird auch eine Phono Vorstufe verkauft) Um die Mechanik wurde die Platine designt. Es handelt sich um eine 4 lagige Leiterplatte die auch die Spannungsversorgung enthält. Den Trafo habe ich mir wickeln lassen.
Das Masse/Erdunkgskonzept ist gut durchdacht, ich habe mich für eine Durchgehende Massefläche entschieden. An den Befestigungspunkten gibt es kleine Kondensatoren die Masse mit dem Gehäuse verbinden, dadurch wirkt das Gehäuse als Schirm.
Verwendet wurden hauptsächlich Bauteile guter Industriequalität, für den "High-End-Faktor" sind 4 Mundorf Kondensatoren in der Entzerrung. In der Röhrenstufe sind sie ausgemessen, die passive Höhenentzerrung ist abgleichbar.
Und wie performt das Gerät, wurde das Ziel "Transistor-like" erreicht?
Ich finde schon.
Genauigkeit der RIAA Entzerrung, Abweichung von der Idealkurve 0.2dB! Die Kanäle sind fast Deckungsgleich, die Röhren sind nicht selektiert. Grund ist die Gegenkopplung.
THD+N bei 15.5mV Am Eingang, 35dB Gain:
K2 80dB unter dem Signal, K3 schon 100dB unter dem Signal. Relativ heftige Netzstörungen vom Testaufbau, eine Pro-ject Phonobox DS+ im gleichen Setup zeigt ähnliches bei 50Hz. (bei höherem Rauschen!) Vielleicht fällt mir ein wie ich das besser machen kann.
Schließt man den Eingang kurz ist die Störung stark abgeschwächt. Zum Glück, ich machte mir zuerst Gedanken durch die räumliche Nähe der Netzspannung zum Eingang. Woher die Abweichung unter 50Hz kommt, keine Ahnung. Ziemlich sicher Messaufbau.
Der letzte Schritt ist jetzt die Frontplatte, die beiden LEDs sollen durch 1mm Löcher scheinen, ganz dezent. Vom Schalter sieht man nur die Betätigungsfläche. Bin am überlegen ob mir Chrom Optik oder Hochglanz Messing (ähnliche Farbe wie meine Accu C-17) besser gefällt. Mal sehen.
Gruß,
Jan
ich möchte Euch mal mein Dauerprojekt vorstellen, eine Idee die ich schon seit ca. 2 Jahren im Kopf hatte und nie verwirklichen konnte. (bis jetzt!) Weil die Schaltung ziemlich durchdacht ist möchte ich keine Schaltbilder etc. veröffentlichen, das bitte ich zu akzeptieren.
Ich bin ein großer Fan von Röhren, schon seit Kindesalter interessieren mich diese Bauelemente. Technik zum Anfassen, bei einigen Typen "sieht" man förmlich die Funktionsweise. Ich habe einige Geräte aus der Zeit wiederbelebt, irgendwann kam der Wunsch auf ein Röhrengerät in der HiFi Anlage zu haben. Nur was? Vorverstärker, Kopfhörerverstärker und DAC sind am meisten in Betrieb, da ich dort meine Traumkombi gefunden habe sollte sich daran auch nichts mehr ändern. Die Lösung fand sich beim stöbern in Jogis Röhrenbude: Warum keinen Phono Vorverstärker mit Röhren bauen? Für meinen dritten Plattenspieler brauche ich sowieso noch eine vernünftige Entzerr-Vorstufe.
Eine Grundschaltung ist schnell gefunden, sowas funktioniert für MM-Systeme schon gut genug:
http://www.jogis-roehrenbude.de/Verstaer...AA-Sch.jpg
2 Doppeltrioden erledigen die Verstärkung, Entzerrung in der Gegenkopplung. Das reicht gerade so, bei den Tiefen ist nicht viel Reserve für die Gegenkopplung da. Ich habe einige Dinge simuliert, (LTSpice) die Verzerrungen steigen bei solchen Schaltungen im Tiefton. Nicht das man das hört, ich habe mir trotzdem die Frage gestellt was man verbessern kann. Die Schaltung sollte Messtechnisch absolut "clean" sein, anhand der Messwerte sollte niemand sehen können das da Röhren aktiv im Signalweg liegen. Auch nicht am SNR der bei den typischen Röhren-Schaltungen gerade für MM-Abnehmer reicht.
Was wäre denn wenn man das Signal gleich am Eingang anhebt sodass die (für Röhren) sehr rauscharme ECC83 schon mit hohen Pegeln arbeiten kann um den SNR weiter zu steigern?
Die Idee war schnell da, ein Operationsverstärker hebt das Signal linear an, die Höhen werden Passiv entzerrt. Die ECC83 Stufe kümmert sich "nur" um die Tiefenentzerrung und wird für Röhren untypisch so heftig Gegengekoppelt das die Gesamtverstärkung dieser Stufe unter dem einer Einzelnen Triode dieser Röhre liegt. Ein Testaufbau dieser Stufe um die ECC83 zeigte Verzerrungen auf Transistor Niveau, selbst bei 20Hz < 0.05% THD+N.
Nachteil ist das an den Linearen Verstärker im Eingang extreme Anforderungen gestellt werden. Für MC muss das Signal um 50-60dB angehoben werden, die meisten OPVs bekommen dabei Probleme. Ich hatte diskrete Schaltungen simuliert, OPVs mit "Lesebrille" (zusätzliche Eingangsstufe mit 2 JFETs) aber nichts gefiel mir. Ich bin auf ein Projekt aus dem HiFi Forum aufmerksam geworden, der PlatINA. Diese besitzt einen Symmetrischen Eingang, die Idee ist die selbe wie in meinem Konzept. (nur das die Tiefenentzerrung dort ein OPV erledigt)
Der Chip auf dem die Schaltung basiert ist ein Instrumentenverstärker wie er in sehr guten mikrofon-Vorverstärkern sitzen könnte. INA103. Der schüttelt die benötigten 50-60dB Verstärkung noch relativ problemlos aus dem Ärmel. Über 2 100 ohm Widerstände gibt es einen "Ground Loop Breaker" im Eingang, das könnte den SNR ein wenig erhöhen wenn man einen aktiven MC-VV (wie meine Accuphase C-17) benutzt. Sonst macht der Instrumentenverstärker Eingang auch keinen Sinn. Eine weitere Halbleiterstufe hinter der Röhrenstufe kümmert sich um die niedrige Ausgangsimpedanz des VV. (500 Ohm) Damit steht das Konzept.
Das Gehäuse stammt von der Firma Innovative Audio, die benötigten Bohrungen sind sogar schon vorhanden. (darin wird auch eine Phono Vorstufe verkauft) Um die Mechanik wurde die Platine designt. Es handelt sich um eine 4 lagige Leiterplatte die auch die Spannungsversorgung enthält. Den Trafo habe ich mir wickeln lassen.
Das Masse/Erdunkgskonzept ist gut durchdacht, ich habe mich für eine Durchgehende Massefläche entschieden. An den Befestigungspunkten gibt es kleine Kondensatoren die Masse mit dem Gehäuse verbinden, dadurch wirkt das Gehäuse als Schirm.
Verwendet wurden hauptsächlich Bauteile guter Industriequalität, für den "High-End-Faktor" sind 4 Mundorf Kondensatoren in der Entzerrung. In der Röhrenstufe sind sie ausgemessen, die passive Höhenentzerrung ist abgleichbar.
Und wie performt das Gerät, wurde das Ziel "Transistor-like" erreicht?
Ich finde schon.
Genauigkeit der RIAA Entzerrung, Abweichung von der Idealkurve 0.2dB! Die Kanäle sind fast Deckungsgleich, die Röhren sind nicht selektiert. Grund ist die Gegenkopplung.
THD+N bei 15.5mV Am Eingang, 35dB Gain:
K2 80dB unter dem Signal, K3 schon 100dB unter dem Signal. Relativ heftige Netzstörungen vom Testaufbau, eine Pro-ject Phonobox DS+ im gleichen Setup zeigt ähnliches bei 50Hz. (bei höherem Rauschen!) Vielleicht fällt mir ein wie ich das besser machen kann.
Schließt man den Eingang kurz ist die Störung stark abgeschwächt. Zum Glück, ich machte mir zuerst Gedanken durch die räumliche Nähe der Netzspannung zum Eingang. Woher die Abweichung unter 50Hz kommt, keine Ahnung. Ziemlich sicher Messaufbau.
Der letzte Schritt ist jetzt die Frontplatte, die beiden LEDs sollen durch 1mm Löcher scheinen, ganz dezent. Vom Schalter sieht man nur die Betätigungsfläche. Bin am überlegen ob mir Chrom Optik oder Hochglanz Messing (ähnliche Farbe wie meine Accu C-17) besser gefällt. Mal sehen.
Gruß,
Jan