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Metz 465 von 1967
#1
Hallo alle,

heute hatte ich ein Gerät auf dem Tisch, das eine außergewöhnliche Geschichte hat.

Mein Kunde hat sich an diesem Receiver immer die Nase platt gedrückt, als er noch ein kleiner Junge war. Daher hing er an diesem Gerät, bzw. an den Erinnerungen daran.
Eines Tages brannten wohl die Skalenlampen nicht mehr und der Vater meines Kunden machte sich daran, den Austausch der Lampen selbst vorzunehmen. Also baute er das Gerät auseinander und versuchte, an die Lampen heran zu kommen. Das stellte sich als nahezu unlösbares Problem dar - immer mehr Teile mussten abgebaut werden, bis man ans Ziel heran kam. Dann mussten Ersatzteile gekauft werden, es kam wohl etwas anderes dazwischen, dann hatte der Vater wohl vergessen, wie er alles auseinander genommen hatte - oder er hatte keine Zeit mehr oder auch einfach keine Lust mehr, alles wieder zusammen zu bauen. Er war aber wohl ein sehr akribischer Mensch und hatte alle abgebauten Teile in kleinen Kartons, säuberlich in Tütchen verpackt, jedes Einzelteil beiseite gelegt. Da lagen die Teile nun viele, viele Jahre herum. Vor einger Zeit starb der Vater in hohem Alter, der Receiver war längst vergessen...

Der Sohn aber fand die Überreste des Gerätes und erinnerte sich und es entbrannte der Wunsch, das Gerät wieder so zu benutzen, wie es in seinen Kindertagen war. Und so schickte er mir in zwei Kartons ein Torso und eine Riesenmenge mit Einzelteilen, wie Schnüren, Federn, Skalenzeiger, Schrauben, Lampen und noch vieles mehr.

Um es vorweg zu sagen: die Sache reizte mich sehr, hatte ich einen 465 zwar noch nie zuvor in Wirklichkeit gesehen, so war er mir doch aus dem Hifi-Jahrbuch Nr.3, welches ich im Alter von 15 Jahren sozusagen als "Bibel" mehr oder weniger auswendig lernte. Dennoch kam ich mir vor, wie einer der ein Puzzle zusammensetzt - noch dazu ohne Vorlage.

Also begann ich geduldig die Teile zu sortieren, in solche, die ich zuordnen konnte und andere, die nicht einmal zu dem Gerät gehörten. Dann probierte ich herum, welches Teil wohl wohin gehörte, wie es dort befestigt war und wodurch es seinem Einsatzzweck diente. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich in meinem Kopf ein Gesamtbild der Mechanik aufbaute und dann nahm ich alle Teile, baute sie dort ein, wo ich vermutete, dass sie dorthin gehörten. Das alte Skalenseil war gerissen - es lagen aber drei verschiedene dabei, eins sogar aus Stahl - so dass ich nicht wusste, welches mir als Vorlage dienen könnte. Ich nahm am Ende einfach eine Rolle Skalenseil aus dem Schrank, verknotete eine Feder an einem Ende, befestigte sie am Drehko und dann wickelte ich das Seil um alle Rollen herum, so wie ich dachte, das es gehört. Nach etlichen Versuchen hatte ich dann den richtigen Weg gefunden, das Seil folgte wilig allen Bewegungen des Knopfes in die jeweils richtige Richtung. Dann musste ich noch heraus bekommen, wie der Skalenzeiger am Seil befestigt war und wie er an der Skala geführt wird. Als auch das geschafft war, musste er noch an der richtigen Stelle des Seils befestigt werden, den Drehko hatte ich zuvor schon gereinigt und neu abgestimmt.
Nun blieb noch eine Prüfung, ob die Stellung des Zeigers über den gesamten Bereich - unglaublicherweise schon von 87 bis 108 MHz, das muss 1967 wirklich eine kleine Sensation gewesen sein - der Zeiger stimmte von oben bis unten. Leider wollte der Tuner nicht in Stereo empfangen, also bestellte ich doch ein Service-Manual bei Lange und konnte den Dekoder dann abgleichen, so dass auch das wieder perfekt funktionierte.

Erstaunlich, wie ein solches Gerät nach über 40 Jahren noch spielt. Der Empfang ist wirklich als hervorragend zu bezeichnen, der Verstärker kann naturgemäß mit 2 mal 10 Watt Sinus nicht besonders laut, man benötigt wirklich Boxen mit sehr hohem Wirkungsgrad dafür. Interessant ist das Vorhandensein von einem Lautstärkepoti und eines Pegelpotis. Damit kann man entscheiden, ob man mit oder ohne Loudness hören möchte - ganz ähnlich, wie es später an vielen YAMAHA-Geräten zu finden war... Alle Potis und Schalter arbeiteten nach einer Reinigung wieder ohne Geräusche, obschon das Gerät seit 1993 zerlegt in der Ecke stand. Bestückt ist dieses Modell noch größtenteils mit Germanium-Transistoren, z.B. AD166 in der Endstufe. Der Empänger stammt aus dem Hause Grundig, Metz hat seinen Sitz ja ebenfalls in Fürth und hat die große Firma Grundig nun doch überlebt. Hifi wird dort aber schon lange nicht mehr hergestellt. Immerhin macht der Metz 465 Hifi, nicht zuletzt wegen des Fehlens von Mittelwelle, Langwelle und Kurzwelle, seinen Anspruch auf Hifi deutlich. Zum Ausgleich gibt es allerdings eine Buchse "RADIO", neben Tonabnehmer für Kristall und Magnet, zusätzlich noch Mikro und Tonband.

Nun sollen auch noch Bilder folgen, wie Ihr es gewöhnt seid:

zunächst das Innenleben

[Bild: metz465aus69226nuloch2cp8c.jpg]

von oben, und nachfolgend von unten

[Bild: metz465aus69226nuloch1ut57.jpg]

Hier nun das fertig restaurierte und funktionierende Gerät:

[Bild: metz465aus69226nuloch7aprl.jpg]

[Bild: metz465aus69226nuloch8rsc2.jpg]

En detail:

[Bild: metz465aus69226nuloch4nr2s.jpg]


Interessant und außergewöhnlich ist dieses Kombiinstrument: bei UKW zeigt es die Ratiomitte an, bei Nutzung des Gerätes als Verstärker zeigt es den Pegel an (mit nur einem Zeiger!). Metz hatte das Gerät als Hifi-Verstärker mit UKW-Empfangsteil propagiert.


[Bild: metz465aus69226nuloch5np4x.jpg]


[Bild: metz465aus69226nuloch6ls4n.jpg]

Und zum Abschluss ein Blick von hinten in das leicht in der Tiefe überdimensionierte Holzhäuschen:

[Bild: metz465aus69226nuloch9up0r.jpg]

Insgesamt eine der interessantesten Arbeiten überhaupt.
Es hat sehr viel Spaß gemacht.

Drinks
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  • Antonius
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#2
Armin, wie immer ein toller Bericht. Ein Vorschlag hätte ich noch, um deinen persönlichen Spaßfaktor noch etwas zu steigern. Ich könnte z.B. meinen Wega 3141 und einen Yamaha CR600 soweit als möglich zerlegen, die Bauteile dann vermischen und in diverse kleine Tütchen abfüllen. Du darfst dann die Puzzle wieder zuordnen und zusammenbauen. Wär doch toll, ich will auch nix extra für die Spaßsteigerung haben...
Zimmerlautstärke ist...wenn ich die Musik in allen Zimmern gut hören kann Oldie
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#3
Macht Armin doch gerne - Stichwort: Stundenlohn. Floet
Glück auf!
Jörg

              \\://
              (o -)     
---------------------------------ooO-(_)-Ooo---------------------------------
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#4
Halt, dafür hat er keine Zeit. Oldie

Was macht die M-02? Floet
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#5
Hallo Udo,

die läuft schon wieder - allerdings noch zur Probe. Sie lief anderthalb Tage wunderbar, um dann wie von Geisterhand erneut abzubrennen. Da hatte ich doch einen, bereits "angematschten" Transistor übersehen...

Montag bekommst Du eine mail!

Hallo Martin,

der Spaß lag weniger darin, ein Puzzle ohne Vorlage wieder zusammen zubauen, sondern darin, einen guten alten Bekannten, den ich vorher noch nie gesehen hatte, wieder zu treffen.

Drinks
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#6
Da wird sich der neue Besitzer aber freuen, werde ich ihm heute gleich mitteilen. Drinks
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#7
Respekt Armin! Wie lang warst Du damit beschäftigt?
benutz die Schlurre...!
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#8
Anderthalb Tage.

Drinks
[-] 1 Mitglied sagt Danke an für diesen Beitrag:
  • Antonius
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