super Musik
Ein Tribute-Album, das keines ist. Oder aber eins der ganz besonderen Sorte, wenn man's denn doch gern so sehen will. Zwei verdiente Männer, Freunde auch seit langen Jahren, geben einander die Aufgaben in die Hand. Nicht, dass John Hammond, seit Anfang der Sechziger eine praktisch unantastbare Größe im Sektor Blues und angrenzenden Bereichen, es nötig hätte, sich von jemand anders die Songs schreiben zu lassen. Er ist selbst einer der hochwohlangesehensten Vertreter der Liedermachergilde, wo auch immer auf dem blauen Planeten man eine Gitarre von einem Teller Suppe unterscheiden kann.
Dass er auf Wicked Grin, seiner ungefähr fünfunddreißigsten Platte, bis auf den alten Gospel "I Know I've Been Changed" ausschließlich Songs von Tom Waits singt und das Album auch gleich von diesem produzieren lässt, empfindet der wiederum als Ehre. Ist dieses John-Hammond-Album also ein verkapptes Tom-Waits-Album? Ganz im Gegenteil. Denn die unspektakuläre Art und Weise, in der Hammond sich diese urtypischen Waits-Songs in dessen ganz und gar typischen Klang- und Produktionsparametern zu Eigen macht, spricht eine weitaus deutlichere Sprache über Hammonds künstlerische Persönlichkeit als Interpretationen seiner eigenen Songs es könnten. "Jockey Full Of Bourbon", "Heart Attack And Vine" oder "Get Behind The Mule", potenzielle Angstpartien allesamt, an die sich die meisten Musiker nicht mal im Traum heranwagen -- Hammond geht souverän damit um, ohne sie ihrer Waits-DNA zu berauben. --Rolf Jäger (Quelle amazon)