(27.08.2012, 23:30)New-Wave schrieb: spoci,
welches Album kannst Du von Mylene Farmer empfehlen?
Ich kenne Sie überhaupt nicht, aber die 2 Vorstellungen hier von Dir finde ich sehr gut
Da ist ziemlich schwierig, weil die Bandbreite so groß ist. Viele der alten Sachen stammen ja noch aus den 80ern - und klingen auch so. Die zum Beispiel kann ich persönlich nur ertragen, wenn sie live und neu arrangiert daherkommen.
Außerdem braucht man für Mylène Farmer vermutlich ne Initialzündung.
Das hab ich schon oft bei Künstlern gehabt - und irre viele stehen sicher auch noch aus.
Hast du einen DVD-Player, der an der Anlage hängt ?
Wenn ja, würde ich empfehlen, die DVD der
Mylenium-Tour zu erwerben und für eine Tag aufzubewahren, an dem du bereit bist, was Großes zu erleben.
Wenn's dann soweit ist, bißchen vorglühen und auf brettlaut abfahren - Großglotze hilft beim Erleben.
Dabei realisieren, daß die Bühnenoptik von H.R. Giger und sämtliche Choreographie und künstlerische Planung federführend auch von der Dame selbst verantwortet wurden, weil ziemlicher Wert drauf gelegt wird, daß der Gesamteindruck zu ihren (ebenfalls fast ausnahmslos selbst geschriebenen) Texten paßt. Und die haben's mal in sich, wie wohl jeder frankophone Zeitgenosse bestätigen kann.
Generell sind die Studioproduktionen mir etwas zu pompös produziert, die reduzierten Live-Performances mit einigen der erlesensten Musiker weltweit (etwa Abe Laboriel jr. am Schlagzeug) hingegen sind dermaßen auf den Punkt gespielt, daß sie mir deutlich mehr von der Essenz vermitteln.
Nicht daß die deshalb nicht ebenfalls extrem fett daherkämen, aber doch eben irgendwie weniger - hmm, wie sag ich's ? -
überladen ?
Davon abgesehen ist die Erscheinung Mylène Farmer derart intensiv und unverzichtbar, daß auch das immer 50% der Faszination ausmacht. Wenn nicht mehr - die Frau ist einfach eine Göttin.
Allein die Eröffnungssequenz von
Mylenium macht unmißverständlich klar, wo oben ist.
Und ich hab so einige fette Konzerte in meinem Leben gesehen...aber dagegen war jede Madonna-Show eine Scheiß. Wußte ich nur damals noch nicht.
Ich kenn Mylène Farmer leider selbst erst seit 2000, seit einer legendären und deutlich vodkaunterstützten DVD-Session bei einem guten Freund.
Daher würde ich nach den Konzert-DVDs auch immer noch keine CD empfehlen, sondern einen Abend, an dem hintereinander alle Videos auf dem verlinkten französischen Portal gesehen werden. Begleitend dazu eine Internetrecherche zu Leben und Wirken der Dame.
Wikipedia ist da nur der Anfang...
Erst danach ging bei mir dann das 1999er-Album
Innamoramento (das auch zur Mylenium-Tour gehört) und das 2001er Zwischenspiel
Les Mots.
Dann die DVD von der Tour danach (
Avant que l'ombre...) und erst dann auf CDs gehen. Je nachdem, wie du auf 80er-Sound reagierst, vielleicht die dementsprechend produzierten Frühwerke (Soundprobe in dem Beitrag des Genossen zoolander) - ich würde natürlich eher zu unpeinlichen späteren Produktionen greifen. Ich hasse 80er-Sound.
Um in der Jetztzeit anzukommen, wäre es aber das 2010er-Album
Bleu Noir, das erste, das sie komplett ohne ihren bisherigen musikalischen Weggefährten Laurent Boutonnat, sondern stattdessen mit gleich drei anderen Produzenten (RedOne, Archive und Moby) realisiert hat und auf dem sie auch erstmals einige Songs komplett englisch singt.
Trotz der völlig neuen Zusammenarbeitskonfiguration spiegeln gerade diese Songs für mich besonders gut wider, was bei mir persönlich als Essenz des Produkts Mylène Farmer ankommt. Für mich ist dieses Entertainmentprodukt noch weit vor Madonna, Rolling Stones, Rihanna oder sonstwem das Perfekteste, das ich kenne - denn es ist tatsächlich komplett losgelöst von der Person der Künstlerin selbst. Es gibt einfach konsequent keine Gossip-Meldungen über ihre Person, nicht nur, weil der Grad der Verehrung in Frankreich gleichauf mit dem von Serge Gainsbourg und kurz hinter Gott liegt, sondern vermutlich auch, weil dort wohl einfach anders mit der der dem eigenen Kulturkreis immanenten Kunst umgegangen wird.
Kann man wohl hierzulande am ehesten mit dem Respekt vergleichen, der bei uns Udo Lindenberg zuteil wird. Der ist auch eindeutig Konsens, selbst wenn man seine Musik nicht hören kann.
Bin leider kein Spezialist, was Frankreich angeht, wohl aber Teilen der französischen Kultur sehr zugetan, vor allem dem französischen Film.
Vielleicht hab ich ja irgendwann mal Zeit dafür, noch mehr davon zu entdecken und zu verstehen.
Südfrankreich wär 'ne Perspektive für den Lebensabend.
Fette Anlage, klappriges Fahrrad, paar Schafe oder Pferde und 'ne gute Aussicht - sowas in der Art.