Mit dem HD800 (rechts) fing bei mir das Interesse an Kopfhörern richtig an:
Ich wollte damals eine Alternative zu Lautsprechern haben und hatte mir einen Beyer T90 geliehen, der war OK aber absolut chancenlos gegen meine K+H Monitore im Nahfeld. Das war so 2012 rum, damals gab es den High End Markt für Kopfhörer nicht in der Form wie heute. Es gab den Beyer T1, Audeze LCD-2, irgendeinen Grado für über 1000€ der sehr nach Mittelwellenradio klang und eben den HD800 in der Preisklasse. Klar STAX kannte ich, mochte ich nicht weil die alle zu dünn klangen. Den Audeze hatte ich nicht gehört, der saß nicht gut auf meinem Kopf und war damit raus. Beyer T1 hatte einen fiesen Peak im Hochton, war ansonsten aber ein ganz anderes Level als DTXXX oder der T90. Der Sennheiser hatte mich damals umgehauen, das war wirklich eines der besten Erlebnisse meiner HiFi Laufbahn. Man hatte das Gefühl jedes kleine Detail von der Quelle zu hören, Raummoden gab es so natürlich nicht. Vorallem war das (neben dem T1) der einzige Hörer den ich kannte der sowas wie eine Räumlichkeit besitzt. Er wurde damals oft als bester dynamischer Kopfhörer bezeichnet, war auf diversen Bildern auch in Tonstudios zu sehen wo er als Alternative für die Main-Monitore lag. Ich hatte dem HiFi Studio damals direkt den Vorführer abgekauft und ein paar € gespart. Lautsprecher liefen bei mir immer weniger, so 2016 rum habe ich sie dann komplett abgebaut gehabt. Kopfhörer sind eher meine Welt.
Auch wenn ich viele Jahre zufrieden mit dem HD800 war, er hat einen Fehler der mich irgendwann nervte. Der Klang ist eher dünn was nicht heißt das da kein Bass rauskommt, die Höhen sind einfach zu viel. Schuld daran ist ein Peak bei 6kHz, da hat der recht große Treiber ein Problem. Es gab den "French mod", ein Resonator der vor dem Treiber auf dem Schutzgitter angebracht wird, dieser "schluckt" den 6kHz Peak weg. Sennheiser hat die Kritik angenommen, selber eine Lösung entwickelt die genauso wie der French mod funktioniert und den Hörer als HD800S auf den markt gebracht, für einige 100€ mehr. Einige beschwerten sich nun das das "frische" im Hochton fehlt, naja...
2018 habe ich dann auf einen Focal Hörer gewechselt, Tonal ähnlich aber deutlich wärmer was mir sehr gefallen hatte. Der HD800 lag seit dem in seiner Kiste im Schrank.
Der schwarze Hörer links ist mein aktueller Hörer, ein DCA Magnetostat der sich bei der Abstimmung am Harman Target orientiert und es fast perfekt trifft mit leichtem beabsichtigtem boost im Oberbass. Klingt komplett anders als ein HD800, natürlich saugeil. (Der HD800 ist Diffusfeldentzerrt) Der Tiefbass der da rauskommt ist schlicht der Wahnsinn, der Klang erinnert an perfekte Lautsprecher + Subwoofer in einem perfekten Raum. Vor dem Treiber ist eine Platte die als waveguide und mehrere angepasste Helmholz-Resonatoren im Hochton wirken soll, was ich sagen kann ist das der Hochton für mich schlicht das beste ist was ich jemals aus einem Schallwandler gehört habe. Man hat das Gefühl das es keine fiesen Peaks gibt die so gut wie alle Kopfhörer im Hochton zeigen, klingt super aufgeräumt und schön und Detailreich. Dazu sind die Verzerrungen vom Treiber so niedrig wie bei wenigen anderen Hörern. Ich hatte am Anfang keinerlei Gefühl für Lautstärke, das Limit war als meine Ohren anfingen sich zu melden das das unangenehm wird, irre gut. Das einzige Problem: Der Hörer ist lange nicht so Komfortabel wie ein HD800. Er sitzt sehr bequem, der Anpressdruck an den Kopf ist aber relativ hoch weil er eine gute Abdichtung benötigt sonst ist der Tiefbass futsch. Ich habe eine Woche gebraucht mich daran zu gewöhnen, es fühlt sich anfangs komisch an durch diese "Luftdichtheit". Ein Problem das ich mit dem Hörer habe, die sehr weichen Pads drücken auf eine Vene an meinem Kopf sodas sich mal mehr mal weniger stark den Herzschlag höre. Alle die in sich bei mir angehört haben beschwerten sich darüber, ich konnte den Anpressdruck nach Rücksprache mit DCA ein wenig verringern und bekomme andere Pads zugeschickt die das Problem hoffentlich lösen.
Warum ich das alles erwähne? Ich fand die Idee schön meine Hörer in einer Vitrine im Hörraum auszustellen, HD800 aus der Schachtel geholt und erschrocken, die Pads an den Ohren und das Pad am Kopfband zerfließen. Auch wenn relativ teuer wollte ich meinem "alten Kumpel" beides erneuern, das Kopfband ist wie man sieht noch nicht da. (Habe eines aus Kunstleder bestellt, im Gegensatz zu den Pads am Ohr beeinflusst das den Klang nicht) Zum glück haben die Treiber nichts abbekommen, mit Zahnstocher, Wattestäbchen & Wasser wurde der Kopfhörer einen Abend lang "restauriert". Natürlich habe ich ihn wieder Probegehört und mich gleich wieder an seinen Sound und warum ich ihn so mochte erinnert. Erstaunlicherweise hat mich der schwächere Tiefbass im vergleich zum DCA nicht gestört, der Peak bei 6kHz aber schon. Mit dem EQ den peak einige dB abgeschwächt und siehe da, es geht die Sonne auf. Kurz überlegt, der French mod ist machbar aber eine Herz OP für den Hörer. Für ähnlich wenig Geld lässt sich ein Saugkreis aufbauen der den Peak dämpft. Tatsächlich bin ich nicht der erste mit der Idee, Bauteile kommen die nächsten Tage und ich bin gespannt.
https://diyaudioheaven.wordpress.com/hea...-se/hd800/
Fürs Musik Hören ziehe ich den DCA vor, Filme oder Videospiele klingen über ihn super aber da wäre das Komfortproblem. Der HD800 hat eine gigantische Bühne, ich hatte fast vergessen wie super das kommt bei Videospielen. Bin gerade ein wenig am schauen ob ich einen zweiten Topping A90 KHV bekomme, die werden oft günstig verkauft weil der Nachfolger auf den markt gekommen ist. Habe einen Umschalter mit Trigger Ausgang hinter meiner Vorstufe, damit kann ich 2 Toppings als "Endstufe" betreiben und auf Knopfdruck zwischen dem Gaming und dem Musik Setup wechseln ohne etwas umstecken zu müssen.