Heute ist das Packerl aus Österreich eingetroffen.
An dieser Stelle noch einmal der große Dank dorthin, zum Einen an Wolfgang, der sich bereit erklärt hat, die beiden Aufnahmemedien bereitzustellen und zum Anderen an Ivo, der sogleich die Idee mit dem USB-Stick aufgegriffen hat und einen ebensolchen beigesteuert hat.
Wow. ich glaube, das wird Alles in Allem ganz lustig werden - ich freu mich jedenfalls jetzt schon riesig.
Ich habe das zum Anlass genommen, heute das
KKK-RTT anzufertigen, also das
Reference Tones Tape, das ich dem Paket beilegen werde.
Damit jeder, der Lust hat und sich berufen fühlt, sein Aufnahmegerät nachzujustieren, etwas an der Hand hat, das tun zu können.
Ich habe das Band auf dem 680ZX aufgenommen und es natürlich vorher erneut unter Zuhilfenahme des T-100 penibel einjustiert. beide Geräte sind mehrere Tage vorgewärmt.
Zunächst die Geschwindigkeit, zum Einsatz kommt hier das berüchtigte, per optomagnetischem Verfahren in Vollspur gefertigte Nakamichi DA09006C mit 3000Hz-Ton.
Einmessung, hier 400Hz Hinterband...
...hier 20kHz.
Massgeblich ist die Anzeige des T-100, das des 680 ist offensichtlich nicht 100% frequenzkorrigiert.
Hier der Dolby-Pegel auf dem Band. Er ist auf 1/4dB genau, das soll uns hier auf jeden Fall reichen.
Das Band ist wie folgt bespielt:
-30sec Pause
-1min 440Hz mit 0dB, dient sowohl als Dolby-Pegel als auch zur Geschwindigkeitskontrolle
-10sec Pause
-1min per 12dB Hochpass bei 2k gefiltertes weisses Rauschen, dient zur Spalteinstellung (Azimut)
Jeweils am Ende der 1-Minuten-Töne kann man das Band umdrehen und hat dann auf der B-Seite eine Minute lang genau denselben Ton.
Grund: Manche Decks reagieren stark auf Bandzugunterschiede am Anfang oder Ende der Cassette. Kann man so leicht überprüfen, wie sehr sich die Einstellungen für Seite A und B unterscheiden - gilt sowohl für die Geschwindigkeit als auch für den Azimut.
Hilft einem zwar in dem Moment wenig, aber man kann sich im Fall des Falles dann schon mal mental auf Bremsen- und/oder Riementausch einstellen...
Um es nochmal klar zu sagen:
DISCLAIMER*
Das soll keine Aufforderung sein, am Deck herumzuschrauben - insbesondere nicht, wenn man keine Ahnung hat, was man da tut.
Wer allerdings ein SM lesen kann und grundsätzlich versteht, was, wie, wo und warum anhand einer Dolby-Pegel-Cassette eingestellt werden soll, der kann das jetzt tun, wenn ihm bisher nur eine solche gefehlt hat. Sind ja leider nicht ganz billig, die Teile.
*
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Also.
Kurze Abhandlung.
Geschwindigkeit:
Den ersten Ton abspielen und in ein handelsübliches Stimmgerät für Musikinstrumente spielen - sowas gibt's auch als App für's Smartphone oder den Computer. Darauf achten, dass es auf 440Hz Referenz eingestellt ist, was der Kammerton A ist (für den Fall, dass ihr normalerweise in einem Orchester spielt, das sich auf 441Hz geeinigt hat, um zum Steinway zu passen) und dann dreht man an dem Poti für die Bandgeschwindigkeit so lange, bis exakt ein A angezeigt wird. Bei den meisten Decks findet sich dieses Poti im Gehäuse des Motors, welcher den Capstan antreibt. Häufig hinter einer Gummilippe, die man mit einem 1.5mm Schlitzschraubendreher
vorsichtig durchstößt, bis man das Poti erreicht. Es empfiehlt sich, den Schaft bis auf die letzten 2mm mit Schlumpfschrauch zu isolieren, denn so gut wie alle Motoren reagieren auf einen Kurzschluss zwischen Poti und Motorgehäuse mit heftigstem Hochjaulen.
Für die ganz Abenteuerlustigen, denen die Geschichte mit Stimmgerät oder Frequenzzähler entweder irgendwie suspekt ist oder aber beides einfach nicht aufzutreiben ist, beitet sich noch die Methode per Hörvergleich an...
Das österreichische Eich- und Vermessungsamt liefert seit Jahrzehnten unter der Telefonnummer 0043-121 110-1507 ebenfalls den Kammerton A.
Ruft man dort also an und stellt das Telefon auf Lautsprechen, kann man die Bandgeschwindigkeit über den Abgleich auf minimale Schwebung (sog. zero-beat-Methode) ebenfalls hinreichend genau einstellen.
Azimut:
Rauschen abspielen, Verstärker auf
mono schalten (!) und vorsichtig an der Tonkopfschraube drehen, bis der maximale Höhenanteil zu hören ist.
Äh, was ?
Ja, genau.
Ich habe diese Methode gewählt, weil ein Monoschalter bei den Teilnehmern hier vermutlich verbreiteter ist als ein 2-Kanal-Oszilloskop.
Der Messfetischist darf gern kurz die Krise bekommen und weiter Lissajous-Figuren bewundern, im echten Leben ist die Monorauschen-Methode bei Cassettendecks hinreichend genau, weil der Bandlauf insgesamt bereits instabiler ist als die Toleranz dieser Methode. Mit anderen Worten: Auch mit einem 10kHz-Ton und Oszi wird's nicht genauer, weil das Medium Cassette es schlichtweg gar nicht hergibt.
Bei einer Bandmaschine sieht die Sache anders aus, da kommt man mit 10 oder 18k noch etwas weiter.
Für ein 2-Kopf- oder 3-Kopf-Deck mit Kombikopf ist an dieser Stelle schon Ende, bei einem 3-Kopf mit räumlich getrennten Köpfen muss jetzt noch der Aufnahmekopf auf den frisch justierten Wiedergabekopf eingestellt werden.
Das geht natürlich genauso mit Rauschen - allerdings hilft unser
RTT hier nicht mehr.
Also raus damit
(bitte nicht überspielen !) und Tunerrauschen ins Deck einspeisen.
Aufnahmepegel auf ca -10dB und aufnehmen. Hinterband abhören, Verstärker wieder auf
mono und vorsichtig am Aufnahme-Azimut drehen bis maximale Höhenausbeute erreicht ist.
Fertig.
Für die technisch Unkundigen...dass ich
mono extra fett schreibe, hat seinen Grund. Nur durch die Summierung beider Kanäle kann die Phasenauslöschung erreicht werden, die für den Höhenverlust bei unstimmigem Azimut verantwortlich ist. Man kann also nicht darauf verzichten.
Zwar lässt sich der Effekt auch in stereo grob beobachten, vor allem, wenn man wirklich weit weg ist von der passenden Einstellung, aber man kommt unmöglich an den einen richtigen Punkt, wo es stimmt - die Toleranz ist zu gross.
Dolby-Pegel:
Ton abspielen und den Playback-Level laut SM einstellen. SM sagt den Testpunkt und den dort erwarteten Pegel, meist in Millivolt.
(Dass das SM von einem 400Hz-Ton spricht, kann ignoriert werden, unsere 440 tun es ebenso)
Danach die Aussteuerungsanzeige laut SM nachjustieren.
Zuletzt laut SM den Aufnahmepegel einstellen und das Deck einmessen.
Das war's auch schon - viel Spass !
Ich werde diese Anleitung auch dem Paket beilegen, damit man nicht endlos suchen muss.
Als Nächstes werfe ich dann noch das Aufnahmedeck an, mit dem ich meinen Beitrag beisteuere. Ein gewisser Herr kann sich darüber freuen, dass ich es jetzt noch ein weiteres Mal auf den Tisch nehme und erneut penibelst die XL-II Einmessung kontrolliere...
