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Technics RS-M04 TapeDeck Begutachtung Test & Abgleich
#1
Dieser Casendreher wurde mir zur Verfügung gestellt.
Für den Besitzer ging es primär darum, die Parameter für den Abgleich überprüfen zu lassen und ggf. zu justieren.
Um als Ergebnis ein Gerät zu bekommen, welches möglichst bestmöglich funktioniert, bzw. klingt.

Für mich ging es hauptsächlich darum, diese Schachtel zu beschnuppern, beäugen und zu testen. Und natürlich auch über entsprechende Vergleiche mit anderen Decks die klanglichen Fähigkeiten zu erhören.
Tatsächlich hatte ich bisher noch kein M04 in meinen Händen und entsprechend neugierig war ich auf dieses Gerät.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil ich (auch) Technics-Fan bin.

So sieht die silberne Schatulle aus:
[Bild: 20221123-160356.jpg]
Wie erkennbar hat es Mini/Midi Format - Breite knapp 30 cm, Höhe 12 cm. Gewicht 4,2 kg.

Das M04 wurde von 1980 bis 1982 hergestellt und soll damals 750 DM gekostet haben. Ist praktisch die Nachfolge-Generation der Stocktasten-Geräte. Nannte sich Soft-Touch Bedienung. Über die Kurzhubtasten werden die Laufwerkbefehle nicht mehr direkt mechanisch ausgeführt, sondern über Magnetzugschalter/Plunger aktiviert.
Dabei wird dann z.B. der Kopfschlitten über den Antrieb der Capstanwelle gesteuert.

Das Gerät hat schon eine automatische Erkennung für die Bandsorte. Da es alle 4 Bandsorten akzeptiert und entzerrt, befindet sich an der Rückseite zusätzlich ein Umschalter:
[Bild: 20221123-160634.jpg]
FerroChrom (Typ III) und frühe Metall (Typ IV) Casen hatten am Gehäuse keine entsprechenden Codieröffnungen.
Deshalb kann es die automatische Bandsortenerkennung nicht feststellen und es muss per Hand eingestellt werden.
Warum dieser - aus meiner Sicht nicht gerade unwichte Schalter - an der Rückseite versteckt wurde, erschließt sich mir nicht.
Auch sieht man hier, dass diese Schachtel noch nicht auf 240 Volt umgestellt wurde.

Das war dann meine erste "Amtshandlung":
[Bild: 20221123-164529.jpg]

Die Abdeckung der Casenklappe wurde abgenommen und die Laufwerk-Vorderseite bzw. der Bandpfad beäugt:
[Bild: 20221123-165649.jpg]
Die Andruckrolle war recht sauber, allerdings die Capstanwelle eher nicht. Hier befinden sich braune Rückstände. Hier wurden vermutlich recht gerne Typ I Casen gespielt. Die Tonköpfe sahen auch nicht so toll aus. Die Capstanwelle ließ sich mit Isoprop recht einfach reinigen. Bei den Köpfen war es allerdings nicht möglich, es blieben unschöne Flecke.
Daher habe ich Lösch- und Rec/Playback-Köpfe vorsichtig poliert. Gute Erfahrungen und Ergebnisse habe ich mit einer Politur aus dem Kfz-Bereich (Cabrio Heckscheiben-Politur von A1) gemacht. Capstanwellen sollte man - meiner Erfahrung nach - nicht polieren. Hier ist für einen guten Bandtransport eine gewisse rauheit der Welle nötig.

Nun sah die Oberfläche der Köpfe deutlich besser aus:
[Bild: 20221124-190612.jpg]

Der Entmagnetisier-Klaus kam auch noch kurz ins Haus:
[Bild: 20221124-111240.jpg]

Nun wolte ich mal in die Kiste glotzen  - also den Deckel demontieren:
[Bild: 20221123-160416.jpg]
Bereits hier kann man erkennen, dass man keinen Deckel abnehmen kann. Frontplatte, Seiten, Rückwand und Deckel sind eine Einheit. Ist ein Formteil aus Plastik.

Das Gerät, bzw. die Front gefällt mir wirklich gut, allerdings mit einem faden Beigeschmack (wegen der Plastikfront).
Hat mich ehrlich gesagt aber nicht sehr gewundert, da man bei Techincs bzw. Matsushita recht früh angefangen hat, Komponenten aus Verbundwerkstoffen/Kunststoffen herzustellen. Finde ich persönlich z.B. bei der Herstellung von Geräte-Chassis völlig ok. Wenn allerdings auch die Frontplatte aus Plastik besteht, wirkt es auf mich eher "billig".
Passt - mMn - nicht zu einem Gerät dieser Preisklasse. 750 DM waren 1980 nicht gerade wenig Geld.

Nur der Boden ist aus Metall und nur der kann demontiert werden:
[Bild: 20221123-161527.jpg]

Acht Schrauben später ist der Boden entfernt und man kann einen Blick in den Plastikeimer werfen:
[Bild: 20221123-165037.jpg]
Hier sah auf den ersten Blick alles original aus. Ob es allerdings tatsächlich noch unverbastelt ist, kann so noch nicht sicher festgestellt werden.
Die Zugstange für die Umschaltung am Aufnahme/Wiedergabe-Schalter ist hier noch mit Klebstoff gesichert:
[Bild: 20221127-140925.jpg]

Der Flachriemen für den Antrieb der Schwungmasse/Capstanwelle hat eine Markierung:
[Bild: 20221127-140043.jpg]
Das dürfte noch das Originalteil sein.
Kann das sein ? Ein Riemen der nach 40 Jahren noch nicht ausgeleiert und/oder zur bösen Riemenpest mutiert ist ?
Ja, dass ist tasächlich möglich.
Gummiriemen, egal ob flach, quadratisch oder rund im Querschnitt altern auf zwei unterschiedliche Arten. Der Eine leiert aus, wird weich und im Endstadium mehr oder weniger flüssig (Riemenpest). Der Andere härtet einfach nur aus (wird eckig). Gerade auch bei Technics Decks werden die Dinger irgendwann eckig.

Vom Laufwerk sieht man leider recht wenig der Unterseite, da es von der Hauptplatine abgeschottet wird.
Ist so ein typisches Einmotorlaufwerk dieser Zeit.
Auch kann man hier bereits erkennen, dass diese Schachtel nicht gerade servicefreundlich aufgebaut wurde.
Ok, zugegeben ist es bei den lütten Decks grundsätzlich problematisch. Hier ist es allerdings schon recht "speziell".
Wie soll man hier z.B. den TapeSpeed einstellen ? Der Capstanmotor ist kaum sichtbar und es gibt keinen Zugang an die Rückseite des Motors, um an die Öffnung für das Einstellpoti zu gelangen.

Die "Lösung" befindet sich in der Rückwand der Schachtel, in Form eines kleinen Loches. Siehe hierzu das zweite Foto (Service use only). Nun braucht man nur noch einen entsprechend langen Schraubendreher, um den von der Rückwand ca. 12 cm entfernten Capstanmotor zu erreichen. Da er nicht sichtbar ist, ist dann auch noch "stochern im Nebel" angesagt. Einen so langen Schraubendreher besitze ich allerdings nicht. Bedeutet, es muss dann die Hauptplatine aus dem Weg genommen werden, um an den Motor zu kommen. Oder es muss ein Schraubendreher mit entsprechend langer Klinge angefertigt werden.

Ok, soweit so schlecht.
Nun konnte das Gerät eingeschaltet und ohne Case getestet werden.
Beim Start von Play konnte man beobachten, dass der Flachriemen auf dem Motorpulley nicht seitlich wanderte. Bedeutet der Riemen ist nicht ausgeleiert.

Nachdem die Opfercase gespielt und nicht gefressen wurde, konnte auch Musik gehört werden.
Dazu wurde eine passende Case aus dieser Zeit angeboten:
[Bild: 20221123-170552.jpg]
Kopfhörer wurde angestöpselt und es wurde Musik gehört. Schön, dass es hier einen Lautstärkeregler für den Kopfhörerausgang gibt. Ich höre sehr gerne mit Kopfhörer und Geräte ohne regelbaren Ausgang sind für mich praktisch nutzlos, da die fest eingestellten Ausgangs-Pegel - für meine Ohren - fast immer zu laut sind.

Hier konnte tatsäch gut und entspannt Mucke gelauscht werden. Es klang wirklich nicht schlecht und mir ist nix negatives aufgefallen. Da leierte nix und auch der TapeSpeed schien zu passen ? Allenfalls der obere Hochtonbereich schien etwas bedeckt zu sein ? Gefiel mir trotzdem so gut, dass ich eine Seite komplett durchgehört habe.

Dann wurden die Umspulzeiten ermittelt.
Also die inoffizielle OFF Testcase Maxell XL II 90 mit Flachovalfenster geholt und die Zeiten gestoppt:
[Bild: 20221124-125416.jpg]
Ergebnis:
REW  = 2:16 Min.
FF     = 2:10 Min.
Hier gab es nix zu meckern. Es wird kraftvoll, gleichmäßig und leise umgespult.

Apropos Geräusche. Ja, der Eimer macht - wie vom Besitzer angegeben - Geräusche, sobald das Gerät eingeschaltet wird (Capstanmotor dreht dann ständig). Wenn man etwas genauer hinhört, stellt man bzw. ich fest, dass hier mehrere Geräusche vorhanden sind. Da ist dann das grundsätzliche Laufgeräusch des Capstanmotors und die anderen mechanisch verursachten Geräusche der Rollen, Reifen, Riemen usw. Insbesondere aushärtende Reifen der Zwischenräder/Idler fangen dann gerne an, akustisch unangenehm auf sich aufmerksam zu machen.
Hier sind allerding alle Geräusche - zumindest für mich - noch im akzeptaben Bereich und ICH sehe hier keinen Handlungsbedarf.
Erstens bin ich ein pragmatischer Bastler und zweitens muss man dabei auch noch abwägen, ob und was man nach einer vermutlich aufwändigen Zerlegung/Revision am Ende für ein Ergebnis bekommt ?
Fast nie würde ich z.B. einen Gummi-Idler erneuern, nur weil er Laufgeräusche macht. So lange der noch ausreichend griffig ist und alle Wickelfunktionen ruckelfrei ausgeführt werden, wird er nicht ersetzt.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil ich leider recht genau weiß, was da heutzutage als Nachbauten angeboten bzw. verkauft wird. Das ist dann nicht selten einfach nur unbrauchbarer Müll ...
 
Cassettenlaufwerke machen einfach konstruktionsbedingt Geräusche. Zudem ist diese Schachtel mittlerweile wohl mindestens 40 Jahre alt. Hier ist somit - für mich - alles im grünen Bereich.

Nun konnten auch schon mal ein paar Test-Tapes gereicht werden.
Bei Geräten die problemlos laufen, werden - soweit möglich - alle Test-Tapes durchgeschleust, Eingangstests gemacht und dokumentiert.
Auch aus dem Grund um festzustellen, ob und in wieweit sich z.B. nach erfolgter Reparatur/Revision Verbesserungen ergeben haben. Ist vor allem auch für die Selbstkontrolle der Arbeit - mMn - nicht unwichtig.

Vorab die Spiegel-Case zur Kontrolle des Bandpfades:
[Bild: 20221123-184232.jpg]
Offensichtlich wurde bei Konstruktion eine einfache Kontrolle des Bandpfades nicht berücksichtigt. Hier muss dann wohl das Laufwerk ausgebaut und die Casenklappe demoniert werden.
Vielleicht bin ich etwas voreilig, aber: Dieser Kamerad scheint servicetechnisch ein ganz schlimmer Finger zu sein.

Testcase für Gleichlauf und TapeSpeed:
[Bild: 20221123-185322.jpg]

Ergebnis:
[Bild: W-F-Test-24-No22-RS-M04.jpg]
Der Gleichlauf ist (in Bezug auf die Laufwerkqualität) besser als erwartet.
Der TapeSpeed ist einen Tick zu langsam (3120 anstatt 3150 Hz).
Die Abweichung von der Sollgeschwindigkeit um 0,96 % liegt aber noch im Toleranz-Bereich (zumindest damaliger Geräte). 

Testcase für Wiedergabe-Pegel:
[Bild: 20221123-184446.jpg]
Der Ausgangs-Pegel ist L/R recht ausgewogen aber etwas zu hoch.

Testcase für Tonkopf-Azimuth:
[Bild: 20221123-184720.jpg]
Wie bereits meine Holzohren festgestellt hatten, gibt es hier Handlungsbedarf.

Mal eben schnell (nur auf Basis der Peakmeter-Anzeige) an der Azimuthschraube gedreht und siehe da:
[Bild: 20221123-185322.jpg]
Nun die zuvor gehörte  TDK SA Case mit Mucke reingesteckt und gespielt/gehört. Tatsächlich war nun auch der obere Hochtonbereich am Start.

Arbeits-Tape Testton 1 kHz  mit -10 dB Pegel:
[Bild: 20221125-151250.jpg]
Auf dieses Band habe ich zusätzliche Testtöne mit unterschiedlichen Pegeln (+ 6 dB, 0 dB und -20 dB) aufgenommen. So kann ich recht einfach die Spreizung der Peakmeter überprüfen. Auch hierbei war alles recht gleichmäßig, aber mit etwas zu viel Pegel. Hier wird es vermutlich ausreichen, den Wiedergabe-Pegel zu justieren.
Unter dem M04 befindet sich das M45 und zeigt hier optisch den Wiedergabe-Pegel (an den Line-Out Buchsen des M04).

Ok, bis hier lief fast alles besser als erwartet. Darf nun erst mal in den Teststapel gehen und spielen.
Sollten keine Probleme auftauchen, wird im nächsten Schritt die Abteilung Aufnahme besucht und getestet.

Fortsetzung folgt ....

Gruß, Bob.
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#2
Einfach ein geiler Bericht. Ich liebe das.  Thumbsup

Ich bin ein Heimkind und äußere mich wegen dieser tüpartigen Diskriminierung nicht.
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#3
Hallo Bob

Ich bin schwer beeindruckt von Deinem Bericht. Deine Fähigkeiten und die "Holzohren" möchte ich haben Smile
Warte gespannt auf die Fortsetzung.
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#4
(27.11.2022, 15:59)AnalogBob schrieb: Testcase für Wiedergabe-Pegel:
[Bild: 20221123-184446.jpg]
Der Ausgangs-Pegel ist L/R recht ausgewogen aber etwas zu hoch.

Gruß, Bob.

Der Ausgangspegel passt doch genau - 200nWb/m Testton erreicht genau das Dolby Symbol, so soll es sein
Viele Grüße
Lukas
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#5
Ja, laut der Peakmeter-Anzeige passte es. Da habe ich wohl ein falsches Foto gepostet. Die Anzeige war tatsächlich höher. Darauf sollte man sich aber nicht unbedingt verlassen. Erst recht nicht, solange die Anzeige noch nicht überprüft und ggf. justiert wurde.
Wichtig ist beim Play-Level die Ausgangsspannung an den Testpunkten (hier an den Line-Out Buchsen). Die war bei etwas über 1100 mV, sollte aber im Bereich um 980 mV sein.

Gruß, Bob.
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#6
Das Deck hat in der Zwischenzeit brav funktioniert.
Alle angebotenen Casen hat es sich reingezogen - ohne den berüchtigten Fressreflex.

Auch dieser Aggressor konnte es nicht aus der Ruhe bringen:
[Bild: 20221201-125737.jpg]
Dieses uralte Ding ist ein Opfer vieler Laufwerke, die keinen sauberen Bandlauf hatten. Daher gibt es hier viele Problemzonen in denen das Band zerknittert oder sogar zerrissen (und wieder geflickt) wurde. Daher verwende ich diese Case sehr gerne dazu, um den Bandtranport eines Laufwerks zu testen.
Hier lief die Case problemlos durch. Allerdings hatte ich hier und da den Eindruck, dass dieses Laufwerk etwas länger brauchte, um nach dem Passieren einer bösen Knitterstelle wider in die Spur zu kommen.

Vom Besitzer wurden zwei Casen mitgegeben. Auf diese Ausführung der Maxell XLII sollte die Abteilung Aufnahme eingemessen werden:
[Bild: 20221130-164915.jpg]
Auch die habe ich durchgehört. Die erste Case lief problemlos durch. Bei der Zweiten gab es dann einige kurze Momente, wo die tonale Ballance einbrach. Das war schon etwas mehr, als ein gewöhnlicher Drop-Out.

Die habe ich dann zur Kontrolle über das Denon DRM-800 gehört. Hier gab es diese Probleme nur noch teilweise und wenn, dann auch deutlich weniger ausgeprägt.
Ok, dass muss nicht unbedingt etwas aussagen. Das 800er hat Doppelcapstan und läuft einfach klasse. Wo andere Decks an ihre Grenzen kommen und die weiße Flagge schwenken, macht das 800er einfach weiter.
Das M04 hat nur Singlecapstan und hat zudem keine Abwickelbremse bzw. Backtension. Und genau diese Kombi sorgt - meiner Erfahrung nach - gerne mal dafür, dass es mit problematischen Bändern zu solchen kurzen Ausfällen kommt.
Vieleicht gab es auch schon Probleme bei der Aufnahme der XLII ? Eventuell hatte das Aufnahmegerät Proleme mit Bandtransport und/oder Tonkopf-Einstellung ? Ach, hier gibt es so dermaßen viele mögliche Fehlerquellen ...

Dann habe ich noch weitere Casen zum Testen durchgehört.
Die hübschen Maxell XLII habe ich in den 80ern auch gerne und viel verwendet. Also holte ich ein paar davon und habe da auch mal reingehorcht:
[Bild: 20221201-131257.jpg]
Die wurden damals auf meinem neuen RS-M45 aufgenommen. Die habe ich ewig nicht mehr gehört.

Der Klang war einfach gut. Allerdings konnte ich mich nun sehr häufig nicht mehr wirklich auf die Mucke konzentrieren.
Bei bestimmten Tracks war dann doch das Kopfkino einfach zu dominant ...

Nur zwei Beispiele:
Ich sitze völlig entspannt im Sessel und trage Kopfhörer. Die Glotzkorken sind geschlossen und ich höre "Music and Lights" von Imagination. Plötzlich befinde ich mich mit meiner damaligen Clique im Mic-Mac Moisburg. Auf der Bühne befinden sich die beiden Schwatten von Imagination in Rollschuhen und ziehen ihre Show durch - ich war begeistert !
Das muss so Anfang der 80er gewesen sein.

Bei "come and get your love" von Lime stehe ich plötzlich auf dem Dancefloor vom Musikladen in HH Niendorf und bin am Zappeln ....
Ok, hier mussten nun andere Casen her. Denn es ging hier nicht um Reaktivierung vom Langzeitgedächtnis.

Ich war eigentlich nie Fan von BASF. Diese Chrome Maxima II fand ich allerdings optisch sehr lecker:
[Bild: 20221201-121607.jpg]

Die Reference Maxima TPII war zwar optisch nicht mehr meins, aber sie war klanglich wirklich nicht schlecht (wenn man einen Recorder hatte, mit dem man sie entsprechend einmessen konnte):
[Bild: 20221201-125859.jpg]
Alle Casen wurden sauber durchgespielt. Keine weiteren klanglichen Macken dabei gehört.

Nun konnte die Abteilung Aufnahme besucht werden.
Wie fast immer, ist für eine erste Testaufnahme meine Referenz die TDK SA.
Hier ist sie bereits im Einsatz und ein 1 kHz Testton wird bis +1dB ausgesteuert:
[Bild: 20221130-154923.jpg]
Beim Aussteuern wurde festgetellt, dass das Poti für Rec-Level kratzt und im linken Kanal für unschöne Sprünge sorgt.

Aufnahme läuft:
[Bild: 20221130-155139.jpg]

Wiedergabe der Aufnahme:
[Bild: 20221130-155411.jpg]
Gar nicht mal so schlecht. Beide Kanäle werden gleichmäßig magnetisiert und nur ein Dezibel blieb auf der Strecke.

Die beiden Rec-Level Potis auf der Hauptplatine wurden etwas verdreht und siehe da:
[Bild: 20221130-162226.jpg]

Dann wurden ein paar Tracks Mucke aufgenommen und kontrollgehört:
[Bild: 20221130-164503.jpg]
Ok, es werden saubere Aufnahmen erstellt. Und klingt auch wirklich nicht schlecht.

Das kratzende Poti für den Rec-Level ist nicht so schlimm. Viel wichtiger war hier, dass der (immer wieder sehr gern problematische) Schiebeschalter für Play/Rec keine Macken hat. Würde bedeuten, dass er ausgebaut, zerlegt und gereinigt werden müsste. Da wären in diesem Fall so etwas über 40 Pins zu entlöten. Zwar kann ich löten, aber es gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsarbeiten. Schon gar nicht, wenn da zig Lötstellen dicht an dicht sind. 

Danach habe einfach mal ein paar Meter Band mit dem M04 gelöscht und anschließend per Kopfhörer durchgehört. Dabei war dann im rechten Kanal noch etwas der Aufnahme zu hören. Zwar so leise, dass es nur mit voll aufgedrehtem Output-Regler zu hören war, aber da war noch etwas. Bedeutet somit, dass nicht ausreichend gelöscht wird. Hier liegt dann die Vermutung nahe, dass ggf. etwas mit dem Bandpfad nicht stimmt.

Ok, dann muss ich wohl doch noch mal etwas tiefer in die Schachtel reinschauen.
Für heute war hier aber nun erst mal Schicht im Schacht.
Fortsetzung folgt ...

Gruß, Bob.
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#7
Zwischenzeitlich ging es weiter.

Es blieben für den endgültigen Abgleich noch zwei offene Fragen.
Könnte der TapeSpeed auch ohne Spezialdreher eingestellt werden ?
Könnte das Poti durch etwas Kontakt-Chemie zu kratz- und sprungfreier Arbeit bewegt werden ?

Also entschloss ich, mir das Laufwerk noch mal etwas genauer anzusehen.
Dazu musste dann die Hauptplatine raus.
Bedeutet, drei Regler an der Front abziehen, Zugstange für Play/Rec- Umschalter aushaken.

Das Hochwertigste an der Front sind die drei Knöpfe:
[Bild: 20221204-132258.jpg]
Die Außenteile sind tatsächlich aus Aluminium. Die beiden Regler für das Rec-Level Poti wurden auch im RS-M02 verwendet.

Kabelbinder lösen (von drei waren nur zwei vorhanden) und 14 Kabelstecker lösen. Die Platine wird hauptsächlich vom Boden festgeklemmt und ansonsten von drei Schrauben fixiert. Eine Schraube fehlte allerdings.
Da hat sich wohl schon mal jemand daran versucht. Vermutlich erfolglos, da der originale Kleber am Hebel für die Zustange unangetastet war.

Nun konnte die Hauptplatine vorsichtig aus der Schachtel entfernt werden. Jetzt konnte endlich in den Eimer reingeglotzt werden:
[Bild: 20221127-171922.jpg]

Nun war auch mehr vom Laufwerk sichtbar:
[Bild: 20221127-172310.jpg]

Zwei Schrauben später konnte das Laufwerk aus der Schachtel gehoben werden:
[Bild: 20221127-185357.jpg]
Ganz rausnehmen ließ es sich allerdings nicht. Dazu hätten dann noch einige Kabel abgelötet werden müssen.

Casenunterlage entfernt:
[Bild: 20221127-184425.jpg]
Obwohl das Laufwerk nun gut zugänglich war, konnte ich von den vier Riemen nur drei bewegen um die Spannung prüfen. Die waren alle noch gut erhalten.

Am Capstanmotor kann man erkennen, wann ungefähr diese Schachtel hergestellt wurde:
[Bild: 20221127-172619.jpg]
Motor und Plunger wurden im März 1982 hergestellt. Da Matushita diese Teile vermutlich selbst hergestellt hat, könnte nicht viel später die Schachtel endgefertigt und Richtung Europa verschifft worden sein. Somit dürfte dieses Gerät zu den letzten seiner Art gehören.

Hier noch kurz zum Thema Einstellung des TapeSpeeds:
[Bild: 20221127-192817.jpg]
Selbst mein allerlängster Schlitzdreher ist um längen zu kurz. LOL
Auch meine Idee, für die TapeSpeed Einstellung irgendwie die Hauptplatine zumindest so weit aus dem Weg zu bekommen (um mit einem normalen Schraubendreher direkt an den Capstanmotor zu gelangen) ist auch nicht gerade ungefährlich. Denn, gleich nebenan befindet sich der Netzschalter und droht mit derzeit ~234 Volt aus dem Hamburger Stromnetz.

Hier muss also ein entsprechend langer Schraubendreher angefertigt werden.

Muss denn der Tape-Speed unbedingt eingestellt werden ? Jein.
Eigentlich ist die Sollgeschwindigkeit noch recht nah am Referenzwert. Allerdings versuche ich immer - im Rahmen meiner Möglichkeiten - alles so exakt wie möglich zu erledigen.

Ok, außerdem musste ich mich von dem Gedanken trennen "irgendwie die Spiegelcase ans Laufwerk zu bringen" (um den Bandpfad zu prüfen). Da ich dieses Laufwerk nicht kenne, war für mich nicht absehbar, wie viel Aufwand für die weitere Zerlegung erforderlich wird.

Wie bereits schon vor Tagen vermutet, steht nun mein Urteil fest: Dieses "Ding" ist - servicetechnisch - des Wahnsinns fetteste Beute ! Dash1

Ich war an dieser Stelle kurz davor, einen "Alarmstart plus Schlafende" in den Orbit zu machen. Rifle
Aber, wie heißst es doch so schön: Wer wird denn gleich in die Luft gehen ? Greife lieber zur HB ! Raucher
Ist allerdings auch keine Alternative, da ich schon längere Zeit nicht mehr rauche. Thumbsup
Am liebsten hätte ich die Teile sofort in einen Karton gestopft und in den Keller gebracht.
Also wurde hier erst mal abgebrochen. Es war spät geworden und ich wollte ja auch noch mit dem Hund raus. Dabei kann man dann auch wieder gut runterkommen.
Einen Tag später sah die Welt schon wieder etwas besser aus und die Schachtel wurde wieder auf den Tisch gelegt.

Erst mal die Aktion, etwas Kontakt-Chemie in das Rec-Level Poti bekommen.
Von oben kommt man nicht an das Poti ran. Das Poti was man hier sieht, ist für den Output-Level:
[Bild: 20221204-105933.jpg]
Der rote Pfeil zeigt die Stelle, wo eine Befestigungsschraube fehlt.

Nachdem die Hauptplatine umgelegt wurde, kommt man immer noch nicht an das Poti ran:
[Bild: 20221204-113932.jpg]

Die Halterung verdeckt es:
[Bild: 20221204-112246.jpg]

Poti ausgebaut:
[Bild: 20221204-112916.jpg]
Jetzt konnte das Poti über die beiden Öffnungen mit etwas Kontakt-Chemie versorgt werden. Anschließend das Poti ca. 50 Mal von Anschlag zu Anschlag gedreht. Poti wieder eingebaut.

Jetzt die Aktion TapeSpeed einstellen. Ursprünglich hatte ich die Idee, ein Schlitz-Bit mit einem Schlauch als Kupplung und Stange soweit zu verlängern, dass es über die Service-Öffnung an der Rückwand zu verdrehen ist. Leider kommt man mit dem Schlitz-Bit nicht weit genug in das Motorgehäuse, um das interne Poti zu erreichen.

Also einen gewöhnlichen Dreher (Ende der Klinge ist isoliert) in den Motor gesteckt:
[Bild: 20221204-114428.jpg]

Nun die Hauptplatine wieder umgelegt und alle Stecker wieder angeschlossen. Jetzt versucht, die Platine soweit anzuheben, um mit zwei Fingern an den Dreher zu kommen. Ok, dass funktionierte.
Dann wurde der böse Netzschalter isoliert, die 3150 Hz Testcase rein und Play gedrückt.

BITTE BEACHTEN !
Das ist nicht zur Nachahmung geeignet ! Hier liegt Netzspannung an, bedeutet Lebensgefahr !
Besser einen entsprechend langen Dreher (mit mind. 13 cm langer Klinge) besorgen, dann geht es gefahrlos und auch viel einfacher/schneller.

Nun konnte ich den TapeSpeed korrigieren. Ergebnis:
[Bild: Tape-Speed-Korrektur-RS-M04-03-Dez22.jpg]
Jetzt war ich zufrieden. Eine genaue Bandgeschwindigkeit ist die Basis für alle weiteren Abgleicharbeiten.
Stimmt der TapeSpeed nicht, kann man sich den Rest eigentlich schenken - meine Meinung.

Natürlich war es recht frickelig, die Hauptplatine wieder ordentlich in den Eimer zu bekommen.
Speziell der Schalter für Music Select möchte nur ungern in die Führung zurück.
Aber, ansonsten lief die Komplettierung ohne größere Probleme.

Auch der anschließende Funktionstest erfolgte ohne Probleme.
Bedeutet, es kann mit dem Feintuning weitergemacht werden.
Fortsetzung folgt ....

Gruß, Bob.
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