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08.12.2022, 17:11
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.12.2022, 15:32 von AnalogBob.)
Dieses TapeDeck wurde vom Besitzer repariert und wieder zum Laufen gebracht.
Dabei wurden u.A. die Riemen erneuert.
Ich wurde gebeten, als finalen Schritt den Casendreher abzugleichen.
Und natürlich nutze ich so eine Gelegenheit auch, um das Gerät zu beäugen und vor allem, um es nach dem Abgleich ausführlich zu testen und mit anderen TapeDecks zu vergleichen.
Auch war ich besonders neugierig, da ich dieses Deck noch nocht kannte.
Hierbei geht es um das Aiwa SD-L50:
Ist eine schmale Schachtel der Mini/Midi-Serie und 25 cm breit. Gewicht 4,2 kg.
Wurde von 1980 bis 1982 hergestellt und soll 800 DM gekostet haben.
Dafür erhielt man einen Recorder mit Dolby B, welcher alle 4 Bandsorten entzerren konnte.
Das zweimotorige Lauferk hat Singlecapstan und Zweikopf-Bestückung.
Die Optik der Front gefällt mir gut. Auch macht das Gerät äußerlich einen guten Eindruck auf mich, da es ein Ganzmetallgehäuse und eine Frontplatte aus Aluminium hat.
Auch das über Tipptasten logikgesteuerte Laufwerk war zu dieser Zeit noch nicht selbstverständlich.
Das Gerät macht äußerlich einen gepflegten Eindruck. Aber, wie sieht es innen aus ?
Deckel runter und reingeschaut:
Wie nicht anders zu erwarten, herrscht hier drangvolle Enge.
Das war zu dieser Zeit bei den Lütten durchaus üblich. Zwar gab es schon die SMD-Technik, aber die Miniaturisierung hatte sich im TapeDeck-Bau praktisch bis zuletzt nicht durchgesetzt. Mal abgesehen von Nebenplatinen für z.B. Motorsteuerung und/oder Dolby Rauschunterdrückung. Auch der Kabelverhau war üblich.
Das Laufwerk bekam einen großen Capstanmotor der Mabuchi 510 Klasse spendiert. In diesem Gerät hergestellt von Matsushita. Der zweite Motor ist für das Umspulen zuständig.
Der Arbeitsraum für die Case:
Hier wurde bereits angefangen, Matallteile durch Kunststoff-Komponenten zu ersetzen (Auflagen für Case, Arretierstift. Lagersockel für Köpfe). Auch hat es leider nicht mehr für eine Hinterleuchtug der Case gereicht.
Die Andruckrolle sah recht sauber aus, die Capstanwelle hatte deutliche Ablagerungen. Hier wurden vermutlich gerne Typ I Casen gespielt.
Köpfe, Welle und Rolle wurden intensivgereinigt.
Da ich hier die Köpfe zusätzlich polieren wollte, wurde die Fontplatte demontiert:
Auch der Entmagnetisier-Klaus wurde eingesetzt:
Dann wurde erst mal ein grundsätzlicher Funtionstest gemacht. So weit ok.
Anschließend wurde eine Case durchgehört:
Das Klang gar nicht so schlecht. Allerdings fiel mir gleich auf, dass der TapeSpeed zu gering war.
Nun wurden Test-Tapes durchgeschleust, um Vorabmessungen zu machen.
Testcase für Gleichlauf und TapeSpeed:
Ergebnis:
Der Gleichlauf hat mich positiv überrascht. Ist tatsächlich viel besser als erwartet.
Der TapeSpeed ist um 4 % zu gering und das fällt - zumindest bei bekannter Musik - schon recht deutlich auf.
Testcase für Tonkopf-Azimuth:
Hier gibt es handlungsbedarf.
Testcase Wiedergabe-Pegel:
Muss etwas korrigiert werden.
Spiegelcase für Kontrolle des Bandpfades:
Zwar sind in der Casenklappe Öffnungen, aber trotzdem - zumindest links - nicht gut einsehbar. So weit ich das sehen konnte, lief das Band sauber durch.
Die Umspulzeiten wurden ermittelt:
Ergebnis:
FF = 2:04 min.
REW = 2:07 min.
Es wird recht flott durchgerudert. Der Transport erfolgt kraftvoll und gleichmäßig - da gibt es nix zu meckern.
Auch bei Wiedergabe läuft das Laufwerk angenehm leise.
Hier gibt es somit keine Hinweise darauf, dass dieses Laufwerk mechanische Probleme hat.
Daher konnte auch gleich damit angefangen werden, die Abteilung Wiedergabe zu justieren.
Der TapeSpeed wurde korrigiert. Ergebnis:
Der Wiedergabe-Pegel wurde an den TP (hier an Line Out) auf 580 mA eingestellt:
Das darunter befindliche Technics RS-M02 dient zu optischen Kontrolle des Ausgangspegel vom L50.
Azimuth wurde eingestellt.
Nun habe ich auch einen ersten Vergleich mit anderen Decks gemacht.
Erst mal wurde ein noch viel Lütterer aus gleichem Hause bemüht, Aiwa HS-GM1000:
Diese Mini-Schachtel wurde im Sommer recht häufig im Outdoor-Bereich eingesetzt, hier z.B. am Elbstrand:
Das ist momentan mein Lieblings-Gerät für unterwegs. Wurde mit neuem Riemen ausgestattet und abgeglichen. Trotz Autoreverse hat der Lütte einen guten Gleichlauf. Solange man damit nicht Jogging betreibt, ist da kein leiern hörbar.
In diesem Vergleich war das GM1000 kein wirklicher Gegner. Auflösung, Dynamik und Attacke im Bassbreich wurden vom L50 deutlich besser reproduziert.
Nun ein Vergleich mit einem Deck der gleichen Klasse.
Technics RS-M04:
Nun waren die klanglichen Unterschiede schon deutlich geringer. Da musste schon sehr genau hingehört werden, um Unterschiede festzustellen. Die waren so gering, dass ich hier kein wirklich besseres Deck gehört habe.
Nächster Herausforderer, nun das RS-M02:
Das ist mein Lieblings-Deck aus dem Bereich der Lütten. Hat Direktantrieb und war mit 1200 DM allerdings auch deutlich teurer. Trotzdem war auch hier der klangliche Unterschied nicht wirklich groß. Allenfalls im Hochtonbereich wurde vom M02 etwas feiner aufgelöst.
Letzter Vergleich für heute. Denon DRM-800:
Per Testcase Wiedergabe-Pegel wurde das Lautstärke-Niveau der beiden Geräte synchronisiert. Ich habe mehrere Casen mit identischen Tracks auf meinem Master-Deck (Pioneer CT-939 MKII) erstellt. Jedes Gerät spielt somit eine identische Case ab.
Gehört wird per Kopfhörer über das 800er. Per Quellenumschaltung (Source/Tape) kann nun beliebig und direkt zwischen den Geräten umgeschaltet werden. So kan man - mMn - bestmöglich zwei Geräte ohne zeitlichen Verzug klanglich beurteilen.
Es kann sogar ein drittes Gerät angeschlossen werden, da das 800er zwei Eingänge (Line-In & CD-Direct) bietet.
Das 800er gehört zu meinen absoluten Lieblingsdecks. Ist - mMn - im Bereich der damaligen 900 bzw. 800 DM Klasse kaum zu toppen.
Hier waren die Unterschiede im Hochtonbreich noch deutlicher zu hören. In dieser Disziplin ist das 800er mit seinen amorphen Köpfen aber auch schwer zu schlagen (meine Meinung).
Bitte grundsätzlich beachten !
Gerade wenn es um eine klangliche Beurteilung geht, ist es mein persönlicher Eindruck über den hier berichtet wird.
Fast jeder Mensch hat sein eigenes Hörempfinden und kann somit zu anderen Ergebnissen kommen.
Fazit bis hier:
Das L50 läuft einfach gut. Auch klanglich gibt es nix zu meckern.
Im nächsten Schritt wird die Abteilung Aufnahme besucht.
Fortsetzung folgt ....
Gruß, Bob.
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10.12.2022, 09:34
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.12.2022, 09:39 von AnalogBob.)
Zwischenzeitlich lief die Schachtel immer mal wieder.
Da es dabei keine Probleme gab, konnten nun auch mal Casen gereicht werden, die ich ungern zum Fraß anbieten würde.
So etwas z.B. TDK MA-R:
Oder eine TDK MA mit Dolby B bespielt:
Die wollte auch mal wieder gehört werden:
Wie nicht unüblich, ist die Wiedergabe von Dolby B Casen in so alten Schachteln nicht so prickelnd. Das können die moderneren Decks aus den Endachziger bzw. 90er besser.
Ansonsten konnte man sich alle Casen gut anhören.
Nun konnte die Abteilung Aufnahme besucht werden.
Wie fast immer ist meine Referenz-Band eine TDK SA.
Allerdings gab es bereits bei der Aussteuerung des 1 kHz Testtons eine kleines Problemchen:
Der rechte Kanal war praktisch tot. Nur das Kratzen des Potis für Rec Level war hörbar.
Die Ursache war schnell gefunden. Der Umschalter für DIN/RCA:
Wenn der betätigt wurde, fiel auch schon mal der linke Kanal aus.
Der wurde in den letzten 40 Jahren vermutlich eher weniger bis gar nicht bewegt. Denn bereits 1980 hatten sich die Anschlüsse für RCA bzw. Cinch etabliert
Also raus damit:
Der bekam einen "Einlauf" mit Kontakt-Chemie verpasst.
Ebenso das Stereo-Poti für den Rec-Level.
Ist es nicht schön, wenn dazu nicht das halbe Gerät zerlegt werden muss ?
So liebe ich es:
Beim Design der Platine wurde offensichtlich eine Wartung des Potis nicht vergessen.
Nun waren wieder beide Kanäle zuverlässig am Start und konnten kratzfrei ausgesteuert werden:
Jetzt konnte auch ein erster Test der Aufnahme-Funktion gemacht werden.
Aussteuerung von 1 kHz Testton bis +2 dB:
Aufnahme läuft:
Wiedergabe der Aufnahme:
Für dieses Ergebnis musste tatsächlich nix eingestellt werden. Es passte einfach.
Nun wird erst mal Mucke aufgenommen und kontrollgehört.
Fortsetzung folgt ...
Gruß, Bob.
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11.12.2022, 18:50
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.12.2022, 00:03 von AnalogBob.)
Zwischenzeitlich lief alles gut.
Dann wollte ich die Schachtel auf einen CD-Player stellen, um ein Demo-Tape zu erstellen.
Dabei gab es ein klatschendes Geräusch und es begann komisch zu riechen ...
Sofort wurde der Netzstecker gezogen.
Was war hier denn gebacken ? Advent, Advent, ein TapeDeck brennt ?!
Gibt es hier einen bösen Onkel, in Form eines Entstör- und/oder Funkenlösch-Kondensators ?
Dann den Deckel runter und die Nase reingesteckt. Ich begann an der linken Seite zu schnüffeln, denn hier irgendwo kam der verbrannte Geruch her.
Einen entsprechenden Kondensator konnte ich unter dem Drahtverhau nicht entdecken. Dafür roch es aber auch nicht intensiv genug. Ich hatte bisher einen Fall, wo so ein "Knallfrosch" bei geöffnetem Gerät explodiert ist. Ich kenne daher diesen penetranten Geruch.
Recht schnell fand ich dann diesen Kollegen:
Öhm, hallo ?!
Ok, dieser Transistor hatte sich explosionsartig verabschiedet:
Dieser 2SA733 ist wohl Teil der Muting Schaltung.
Sonst konnte ich optisch keine weiteren Schäden feststellen. Auch alle Sicherungen waren i.O.
Netzstecker wieder rein und Gerät eingeschaltet.
Laufwerk lief, aber kein Ton zu hören. Weder an Line-Out noch per Kopfhörer.
Ok, das war für mich stimmig.
Jetzt wurde der defekte Transistor ausgelötet:
Nach dem Umdrehen der Schachtel, fiel auch der Rest des Transistors raus:
So einen 2SA733 habe ich nicht vorrätig. Aber diese Dinger wurden z.B. in TapeDecks sehr häufig verbaut.
Also eine Schlachtplatine geholt und so eine Transe ausgelötet.
Und beim L50 eingelötet:
Dann habe ich im Bereich dieser Schaltung weitere Messungen der Bauteile durchgeführt. So weit für mich feststellbar, gab es keine weiteren Auffälligkeiten.
Also wurde die Kiste wieder eingeschaltet und Wiedergabe gestartet.
Ton war wieder am Start und auch die Peakmeter zappelten.
Ok, somit schien wieder alles i.O. zu sein.
Aber, was war Ursache für diesen Kurzschluss ? Hier war mich mich die einzig sinnvolle Erklärung, dass der Gehäusedeckel Kontakt zu dieser Platine bekommen hat. Speziell die beiden Lötstellen der blauen Kabel der Muting Schaltung stehen hier recht weit raus und haben vermutlich Kontakt zum Deckel bekommen.
Zumindest im oberen Bereich der Platine, besteht nicht viel Abstand zum Deckel.
An der Innenseite des Deckels gibt es auch keine schützende Isolierung. Fehlte die hier ?
Wurde die - wann auch immer - entfernt ?
Egal, war hier aktuell nicht mehr wichtig und ich entschloss einen Separator anzufertigen.
Habe dazu einfach etwas aus einer Blister-Verpackung zurechtgeschnitten und montiert.
Sieht jetzt so aus:
Jetzt ist die komplette Lötseite dieser Platine isoliert und es kann keine leitfähige Verbindung zum Deckel mehr hergestellt werden.
Das Gerät lief nun wieder und ich machte mir Gedanken darüber, warum der TapeSpeed bei diesem Deck so gering war.
Wenn man Riemen ersetzt, ist anschließend der TapeSpeed fast immer niedriger (meine Erfahrung).
Aber, hier war es schon ungewöhnlich niedrig. Ich hatte einen Verdacht. Also habe ich den Flachriemen einfach mal etwas durchgebogen. Und tatsächlich, er ist für meinen Geschmack deutlich zu straff gespannt. Ebenso der Vierkantriemen vom Wickelmotor. Bedeutet, dieses beiden Riemen sind zu kurz.
Erstaunlich ist für mich hierbei, dass trotzdem der Gleichlauf so gut ist. Denn, je straffer ein Capstanriemen gespannt ist, desto schlechter wird der Gleichlauf.
Das man nach dem Kauf eines Riemen-Sets auch mal zumindest einen Flachriemen bekommt, der nicht 100%ig die richtige Länge hat, ist leider nicht ungewöhnlich. Hatte ich leider schon mehrfach.
Hierbei erinnerte ich mich an die Revision von einem Kenwood KX-1003. Auch da war der neue Flachriemen zu kurz.
Hier der Link dazu: https://old-fidelity-forum.de/thread-392...pid1326874
Ok, so weit, so schlecht.
Hier stellt sich natürlich sofort die grundsätzliche Frage:
Besteht denn hier überhaupt dringender Bedarf, die Riemen zu ersetzen ?
Tja, eine gute Frage, die ich nicht eindeutig beantworten kann. Weil es nicht mein Eigentum ist.
Auf der einen Seite sind da die ansich guten Messwerte für z.B. Gleichlauf und Umspulen. Auch funktioniert das Deck - derzeit - ohne Einschränkungen. Vermutlich werden sich durch besser passende Riemen, die Umspulzeiten und der Gleichlauf verbessern lassen.
Andererseits ist da aber die zweifellos hohe Belastung der Mechanik bzw. beider Motore. Das ist - meiner bescheidenen Meinung nach - nicht zu unterschätzen. Gerade Motore die 4 Jahrzehnte auf dem Buckel haben, werden diese "Folter" vermutlich nicht lange ertragen. Ein Trockenlaufen und Aufreiben der Gleitlager ist die Folge. Hier stellt sich nicht die Frage ob, sondern wann es passiert. Diese nicht mehr lieferbaren Motore sind dann Kernschrott. Einen Capstanmotor kann man mit etwas Glück noch auftreiben, beim Wickelmotor (auch von Matsushita Typ MMN-6A7W) sieht es schon deutlich schlechter aus.
Wäre es mein Gerät, würde ich diese Riemen - ohne zu zögern - ausbauen, vermessen und durch besser passende Riemen ersetzen.
Selbstverständlich muss man im Verlauf einer Reparatur auch immer die zu investierende Zeit im Blick behalten.
Denn, am Ende sollte es auch in einem erträglichen Rahmen bleiben - meine Meinung.
Daher sollte sich nun erst mal der Besitzer seine eigenen Gedanken machen und entscheiden, ob und wie es hier weitergehen soll.
Fortsetzung folgt ....
Gruß, Bob.
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17.12.2022, 12:31
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.12.2022, 18:51 von AnalogBob.)
Da auch der Besitzer gleicher Meinung war, sollte hier nun versucht werden für etwas Entspannung von Wickel- und Capstan-Riemen zu sorgen.
Die beiden anderen Vierkantriemen für Antrieb von Counter und Bewegungs-Sensor des rechten Bandwickels hatten die richtige Spannung.
Wie bei Geräten der 70er Jahre üblich, ist es nicht einfach möglich, dieses Laufwerk komplett auszubauen, da es Teil der Front ist.
Also muss man - so gut es geht - das Laufwerk freilegen, um anstehende Reparaturen erledigen zu können.
Das ist bei Geräten mit normalen Abmaßen (irgendwas mit 40 cm) auch fast immer problemlos möglich.
Hier sieht es allerdings grundsätzlich anders aus, da es ein Mini/Midi Gerät mit 25 cm Breite ist.
Bevor man die Motore und deren Trägerplatte demontieren kann, muss das Umfeld freigelegt werden.
Bedeutet, Platine für Sicherungen weg, Platine am Plunger weg, Platine für LW-Steuerung weg.
Bereits hierfür wird kurzes und flexibles Werkzeug benötigt, um an die teilweise sehr schwer zugänglichen Kreuzschlitzschrauben zu kommen. Hat man solches Werkzeug nicht, braucht man hier gar nicht erst anfangen.
Bereits hier war mir klar, dass diese Schachtel servicetechnisch eine sauber konstruierte Vollkatastrophe ist !
Beide Motore sind vorbildlich Gummigelagert und können nach einem ca. 45° Rechtsdreh aus der Trägerplatte entsichert und rausgezogen werden.
Sind die 5 Schrauben entfernt, kann die Trägerplatte vorsichtig rausgezogen werden:
Zuvor wurde die Frontplatte und die Casenunterlage demontiert:
Eigentlich wollte ich bei dieser Gelegenheit auch die Capstanwelle/Schwungmasse ziehen, um Capstanlager nachzuölen, Riemenlauffläche und Capstanwelle bestmöglich schleifen bzw. reinigen zu können.
Zuvor muss die Brücke mit dem Widerlager für die Capstanwelle demontiert werden. Dazu braucht nur die linke Schraube ca. zwei Umdrehungen gelöst werden. Dann kann die Brücke nach links rausgeschoben und abgenommen werden. Die rechte Schraube ist sehr schlecht zugänglich, daher wurde diese Notlösung konstruiert.
Ansonsten eine recht üppige Schwungmasse, die diesen Namen auch verdient.
Rausziehen der Capstanwelle war hier allerdings nicht möglich, da ein Elko auf der Hauptplatine im Weg stand:
Also konnte das Lager nur über die Zugabe von Öl an die Welle versorgt werden.
Auch hier hat die Riemenlauffläche schon leichten Pickelbefall. Die Lauffläche wurde mit Wasserschleifpapier geglättet.
Beide Motore wurden aufrecht stehend positioniert und bekamen jeweils einen Tropfen Gleitlageröl an die Welle vor das vordere Gleitlager gereicht. Danach wurden die Pulleys angedreht und zwischendurch auch achsial bewegt. So kommt zumindest ein Teil des Öls in das Lager.
Die Trägerplatte beheimatet auch Umlenkhebel, Zwischenräder, Kupplung und den kompletten linken Bandwickel:
Diese Konstruktionsart kommt mir aus Pioneer Laufwerken der CT-F800 Serie bekannt vor.
Wie zu sehen, befinden sich am (vom Besitzer angefertigten) mintgrünen Pulley Reste von Riemenpest:
Daher wurden alle Räder nochmals gründlich gereinigt.
Nun konnten die erst vor kurzer Zeit eingebauten neuen Riemen vermessen werden:
Die Brücke mit dem Capstan-Widerlager bekam einen kleinen Klecks Fett spendiert und wurde weggelegt.
Der Vierkantriemen hat ein Faltmaß von ca. 45 mm. In meinem Set ist die nächste Größe 50 mm:
Bereits hier war mit bloßem Auge erkennbar, dass der zu groß ist.
Daher wurde ein weiteres Set bemüht, welches ich über eBay aus China orderte:
Hier wurde ich dann irgendwann fündig:
Wie man hier sehen kann, sind viele dieser Riemen etwas dünner (Stärke 1,0 mm). Der ausgebaute Riemen hat eine Stärke von 1,2 mm. Ob auch ab Werk diese Stärke verbaut wurde, ist unbekannt. Vermutlich ja. Vierkantriemen mit 1,2 mm Stärke wurden sehr häufig verbaut.
Bereits der zweite zur Anprobe montierte Riemen passte. Das war auch gut so. Denn, es ist recht zeitintensiv, einen Riemen im Laufwerk so weit zu montieren, bis man feststellen kann, ob diese Größe auch vermutlich passt.
Beim Flachriemen sah es allerdings nicht so gut aus. Wie bereits vorher befürchtet und angekündigt, hatte ich keinen passenden Ersatz anzubieten. Mein Vorrat an Flachriemen ist deutlich geringer. Zwar habe ich auch hier ein universelles Flachriemen-Set aus China, aber die Dinger sind leider nur bedingt brauchbar. Diese Flachriemen sind ungeschliffen und zudem unsauber gefertigt und haben ich hier und da Pickel. Genau diese Eigenschaften kann man für einen guten Gleichlauf aber eher nicht gebrauchen.
Der Flachriemen hat ein Faltmaß von ca. 92 mm und vermutlich wäre hier ein Faltaß von ca. 95 mm besser. Natürlich auch abhängig von Dicke/Breite und Materialbeschaffenheit.
Also entschloss ich den Versuch mit der "Streckbank" zu testen. Dazu wurde der Riemen ein paar Stunden über eine entsprechend große Flasche gespannt.
Hier befindet sich der Flachriemen bereits in Montageposition:
Auch hier wurden Wickelbremsen und Zwischenräder bzw. rechter Bandwickel gereinigt.
Nun konnte das Laufwerk wieder komplettiert werden.
Dabei wurde dann die Feder der Abwickelbremse ungewollt einseitig ausgehakt. Beim Versuch sie mit einer Pinzette zu greifen, fiel sie runter und versteckte sich fast unsichtbar hinter dem Löschkopf.
Irgendwann hatte ich sie dann mit einem angefertigten Angelhaken rausgefischt.
Dann habe ich eine Pinzette so zurechtgebogen, dass ich die Feder greifen und in die Halterungen einhaken konnte.
Nur "etwas" später:
Endlich war der kleine Dreggsack wieder dort, wo er hingehörte.
Hier wurde meine Geduld allerdings recht großzügig ausgereizt.
Daher war an dieser Stelle erst mal Schicht im Schacht.
Am nächsten Tag wurde weitergemacht. Der weitere Zusammenbau lief ohne größere Probleme.
Dann der bange Moment des ersten Test der Laufwerkfunktionen. Würde der Eimer wieder laufen ?
Hier kann man sich nie sicher sein, ggf. irgendwo einen Fehler eingebaut zu haben.
Erst mal die Laufwerkfunktionen ohne Case durchprobiert. Funzte alles.
Beim Abschalten des Capstanmotors war nun sichtbar, dass die Schwungmasse deutlich länger nachlief.
Das ist ein sicherer Indikator dafür, dass diese Riemenspannung besser passt.
Da auch beim Andrehen des Motors der Riemen nicht achsial auf dem Motorpulley wandert, ist er auch nicht zu lose.
Nun ein Test mit Case. Auch ok.
Hier läuft schon die Aggressor-Case:
Ob sich das Umspulen verbessert hat, wird ein Test der Umspulzeiten ergeben.
Jetzt geht der Kasten aber erst mal wieder in den Teststapel und darf Zuverlässigkeit zeigen:
Fortsetzung folgt ....
Gruß, Bob.
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Wen es in Sachen Sankyo-LW`s interessieren sollte, da nur ein kleiner Ad-hoc Minibericht nebenbei,
hab ich`s mal unter der Rubrik `aktuelle Basteleien´ gepostet:
https://old-fidelity-forum.de/thread-125...pid1558801
Ein paar Merkmale für den Sankyo-LW Interessierten sind trotzdem aufgeführt.
Analog Ortofon VMS20 MkII, Pro-S; Grado G-X; Thorens TP16 II, III, TPO63, TD145 MkII; Teac V5010; Onkyo TA2090, TA2066; Yamaha KX670, C2; Teac A-X55; Sansui AU555, BA60; Heco Activ 2000/k (aktiv & passiv); RFT BR 25E. Digital Tascam US144 MkII; RME Fireface 800.
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• Waldi, Hörer aus+in B.
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20.12.2022, 18:06
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.12.2022, 18:28 von AnalogBob.)
Die Schachtel hat in der Zwischenzeit einige Casen durchgerudert.
Nun wurden die Umspulzeiten gemessen.
Ergebnis:
FF = 1:41 Min.
REW = 1:43 Min.
Das ist ein um gut 25 % besseres Ergebnis.
Dann habe ich nochmals den Bandpfad überprüft.
Das Gerät wurde aufrecht hingestellt und für besseres Licht gesorgt.
Mit der Lupenbrille konnte ich so die Spiegelcase viel besser einsehen.
Und tatsächlich:
Das Band krempelte an der oberen Bandführung des Tonkopfes.
Ebenso am Löschkopf. Auch hier krempelte es an der oberen Bandführung.
Leider ist häufig bei Laufwerken außerhalb der Oberklasse keine einfache Höheneinstellung des Tonkopfes vorgesehen. Hier auch nicht. Daher muss ein entsprechend aufwändigerer Weg über Korrekturscheiben gegangen werden.
Dazu kommt außerdem, dass die Befestigungsschrauben von Lösch- und Tonkopf mit Klebstoff gesichert wurden.
Bedeutet, hier musste der Kleber zumindest soweit entfernt werden, bis sich die Schrauben drehen ließen.
Sieht dann so aus:
Dann wurde die Schatulle mit entsprechenden Scheiben/U-Profilen geholt:
Hier wird gerade eine 0,30 mm Scheibe zwischen rechten Sockel und Tonkopf gesteckt:
Am Löschkopf war eine Höhenkorrektur über die Linke Bef.schraube vorgesehen. Nachdem diese Schraube fast eine Umdrehung rausgedreht wurde, lief das Band sauber durch. Nun passte der Bandpfad.
Trotz mehrfacher Reinigung, waren am Kopfspiegel immer noch kleine Flecken vorhanden. Daher wurde der Kopf poliert.
Anschließend wurden die Schrauben mit grünem Lack gesichert:
Dieser Tauchlack ist eigentlich für das Einfärben von Leuchtmitteln gedacht. Damit habe ich gerne z.B. Instrumentenbelechtungen von Autos auf grün umgefärbt. Eignet sich aber auch für den Zweck der Tonkopfsicherung gut.
Natürlich mussten anschließend Azimuth und Wiedergabe-Pegel nochmals eingestellt werden. TapeSpeed ebenso.
TapeSpeed erneut justiert:
Erneuter Test des Gleichlaufs.
Ergebnis:
Der Gleichlauf hat sich etwas verbessert.
Insgesamt bin ich eigentlich zufrieden. Allerdings war der hier betriebene Aufwand recht groß und man muss sich fragen, ob es dieses Gerät überhaupt wert war ? Das ist aber ein grundsätzliches "Problem" von Geräten außerhalb der Oberklasse.
Als Nächstes wird ein Demo-Tape aufgenommen und kontrollgehört. Bin schon auf das Ergebnis gespannt.
Fortsetzung folgt ....
Gruß, Bob.
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21.12.2022, 20:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 21.12.2022, 20:07 von AnalogBob.)
Nur drei Tage später.
Ich höre eine Case mit dem L50 und wollte gleich anfangen, ein Demo-Tape aufzunehmen.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, die Mucke würde sich verändern ? Das Tempo wurde langsamer ? Oder doch nicht ? Das Telefon klingelte und hier war erst mal Ende. Als ich die Wiedergabe fortsetzte, fiel mir sofort auf, dass Tempo war zu schnell. Dieses Mal war ich mir recht sicher.
Ich war in den 90ern hobbymäßig ab und zu als DJ unterwegs und habe über das Mixen ein recht gutes Gespür für das Tempo bzw. BPM der Musik entwickelt. Zumindest bei Musikstücken die ich kenne, kann ich recht gut einschätzen, ob etwas richtig läuft oder zu schnell/langsam.
Hier war ich mir recht sicher, dass es ein neues Problem gibt. Also die Schachtel wieder verkabelt und Gleichlauf und Tape-Speed gemessen.
Nach Start der Wiedergabe lag der TapeSpeed bei nur 3100 Hz und man konnte zuschauen, wie der Wert langsam immer weiter fiel. Pendelte sich dann bei um 3060 Hz ein. Gerät ausgeschaltet. 10 Minuten später erneuter Test. Nun lag der TapeSpeed bei 3230 Hz, mit steigender Tendenz. Man konnte den TapeSpeed nun einstellen und dann lief die Kiste auch mit 3150 Hz. Beim nächsten Einschalten und Testen lief dann wieder alles aus dem Ruder ....
Wiedergabe gestartet. Dieses Mal beginnt der Amoklauf bei 3334 Hz:
Sofort beginnt der Wert langsam aber stetig zu fallen.
So ca. eine Minute später:
Etwas später:
Bei 3080 Hz war dann die Talsohle erreicht und nun ging es wieder langsam bergauf.
Momentaner Stand der Dinge ist: Das Laufwerk hat keinen konstanten TapeSpeed mehr.
So wie es sich mir darstellt, ist der Capstanmotor gerade dabei sich zu verabschieden.
Diese Capstanmotore haben intern nicht nur eine Verstellmöglichkeit für die Drehzahl, sondern auch noch eine Regelelektronik. Diese bewirkt, dass der Motor fast unabhängig von der Höhe der Versorgungsspannung (bei diesem Motor von ca. 9 bis 15 Volt) eine konstante Nenndrehzahl liefert. Außerdem habe ich bei den Tests auch die Versorgungsspannung des Capstanmotors gemessen. Die lag konstant bei 12,90 Volt. Auch der Wickelmotor wurde gemessen. Er bekommt konstant 4,7 Volt bei Play und jeweils 8 Volt beim Umspulen.
Somit bleibt für mich derzeit nur der Motor als Ursache. Das Gehäuse wird bei Wiedergabe etwas wärmer, als normal. Die Messung der Stromaufnahme steht noch aus.
Das was hier gerade passiert, ist allerdings nix wirklich Neues für mich. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Decks, welche vermutlich viele Jahre nicht mehr spielen durften, erst mal wieder gut laufen.
Jo, und dann melden sich langsam Stück für Stück die Macken ...
Ist eigentlich sogar "der Klassiker" der Capstanmotore. Wer meine Reparatur-Berichte zu Kenwood Decks bzw. Sankyo Laufwerke mitbekommen hat wird wissen, dass verreckende Capstanmotore nicht ungewöhnlich sind.
Vermutlich wurde es hier zusätzlich durch den zu straffen Riemen forciert. Je schwerer der Motor ackern muss, desto stärker steigt die Stromaufnahme. Und genau das killt die Regelelektronik. Das Regel-IC hat so gut wie keine Kühlfläche und wird dann thermisch zu hoch belastet.
Normalerweise gebe ich nicht so schnell auf und bin auch recht ehrgeizig.
Aber trotzdem habe auch ich meine Schmerzgrenze. Und ja, ich bin gerade ziemlich angefressen "
Was nun also machen ? Aufgeben ist hier eigentlich keine Option. Ich und hauptsächlich der Besitzer haben hier schon so viel Arbeit investiert, da kann nicht einfach aufgehört werden.
Das wäre zumindest für mich der Mega-Gau. Die komplette Arbeit für die Tonne ....
Hier wird nun erst mal ein persönliches Krisengespräch geführt.
Fortsetzung folgt (hoffentlich) ....
Gruß, Bob.
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Hi Bob, ich verfolge diesen Thread sehr aufmerksam, da ich auch ein L50 besitze, welches ich mir zur Komplettierung des Amps und Tuner aus der Serie gekauft habe. Das Deck, welches dir da grad an den Nerven knabbert ist ja offensichtlichlich dasselbe aus einem anderen Thread hier. Zu erkennen an der Self Made Gummierung der Idler Antriebswelle.
Das Problem besteht neben einem anderen (Platine ausgebrochen) bei meinem auch. Ich hatte bei Ebay einen Riemensatz gekauft und bisher habe zwei Leute genervt mit der Instandsetung aufgegeben.
Wenn es hilft würde ich das Deck gegen Porto - Ersatz als Ersatzteil - Spender zur Verfügung stellen. Vielleicht ist dessen Motor ja noch in besserem Zustand. Falls der Riemensatz auch gewünscht wird, würde ich den zu halben EK dazu legen.
Habe aber auch "bemerkt" das gerade ein L50 in den KA auf "reserviert" steht. Evtl habt ihr beiden da ja die Hand drauf und meine Offerte hat sich erledigt.
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(22.12.2022, 08:22)HifiChiller schrieb: Hi Bob, ich verfolge diesen Thread sehr aufmerksam, da ich auch ein L50 besitze, welches ich mir zur Komplettierung des Amps und Tuner aus der Serie gekauft habe. Das Deck, welches dir da grad an den Nerven knabbert ist ja offensichtlichlich dasselbe aus einem anderen Thread hier. Zu erkennen an der Self Made Gummierung der Idler Antriebswelle.
Das Problem besteht neben einem anderen (Platine ausgebrochen) bei meinem auch. Ich hatte bei Ebay einen Riemensatz gekauft und bisher habe zwei Leute genervt mit der Instandsetung aufgegeben.
Wenn es hilft würde ich das Deck gegen Porto - Ersatz als Ersatzteil - Spender zur Verfügung stellen. Vielleicht ist dessen Motor ja noch in besserem Zustand. Falls der Riemensatz auch gewünscht wird, würde ich den zu halben EK dazu legen.
Habe aber auch "bemerkt" das gerade ein L50 in den KA auf "reserviert" steht. Evtl habt ihr beiden da ja die Hand drauf und meine Offerte hat sich erledigt.
Hallo! Deine Offerte ist super interessant. Ich wollte den zitierten L50 aus KA schon blind kaufen aber als Bob das Desaster mit dem Motor meldete, stand diese Anzeige eben auf reserviert. Bob ist gerade dabei seine schöne Idee, einen Motor von ähnlicher Bauart für meinen L50 zu adaptieren. So etwas, könnte nur so einem erfahrenen und begeisterten Tüftler wie er gelingen. Leider, habe ich mich in das Gerät so verguckt, dass ich den bis jetzt getriebenen Aufwand, nicht mehr mit notwendiger Vernunft betrachte Ich warte vorerst gespannt auf das Ergebnis aber bei Bedarf würde ich sehr gerne auf Dein Angebot zurückgreifen.
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• HifiChiller
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Es wurde intensiv beraten und nach gründlicher Abwägung stand einstimmig fest: Hier kann jetzt nicht aufgegeben werden.
Erstens hat Bob noch ein Trumpf in der Hinterhand (hofft er zumindest) und zweitens ist es ausnahmsweise keine große Sache, den Capstanmotor zu tauschen.
Wie ich bereits berichtet hatte, ist diese kleine Schachtel servicetechnisch ein ganz übles Ding.
Allerdings mit mindestens einer Ausnahme --> Ausbau des Capstanmotors. Das geht hier vergleichsweise einfach.
Ich kann mich - adhock - an kein anderes Casenlaufwerk erinnern, wo es so simpel und schnell zu erledigen ist.
Hauptgrund dafür ist die Snap-In Montage des Motors.
Ist der Deckel demontiert, kann der Schraubendreher weggelegt werden. Benötigt wird nur noch ein Haken und eine Schere.
Mit dem Haken wird der Flachriemen vom Pulley genommen. Dann wird der Motor per Rechtsdreh entsichert und aus der Motorhalterung gezogen.
Sieht dann so aus:
Mit der Schere werden die beiden Kabel dicht am Terminal abgeschnitten. Das weiße (Minus) und Lila (Plus) Kabel wurde hier bereits abisoliert.
Da liegt das Problemkind:
Erst mal wollte ich - soweit mir möglich - den Motor äußerlich prüfen.
Dreht man den Pulley mit den Fingern an, dreht er recht lange nach. Auch keine ungewöhlichen Geräusche hörbar. Alles ok für mich. Dann wurde der Motor am Netzgerät angeschlossen und drehen gelassen. Das Laufgeräusch ist etwas lauter als normal. Hält man den Motor in der Hand, ist ein leicht rauher Lauf spürbar. Hat der Motor also auch noch mechanische Probleme ? Hier war ich unsicher. Bisher ging ich davon aus, dass die Regelelektronik defekt ist.
Mit angestecktem Messing-Pulley wurde ein Test der Stromaufnahme im Leerlauf gemacht:
Die Stromaufnahme von 22 mA (bei 13,7 Volt Versorgungsspannung) ohne Last, ist ein sehr guter Wert - da gibt es nix zu meckern.
Auch war am Pulley recht kräftiges Drehmoment zu spüren, wenn man in mechanisch abbremste.
Allerdings stieg dabei die Stromaufnahme stark an. Als der Wert bis 150 mA anstieg, hörte ich auf intensiver zu bremsen. Es war noch ein guter Weg bis zur Blockiergrenze und Ermittlung des Kurzschlussstromes.
Das wollte ich nicht provozieren, da bereits hier klar war, dass der Motor unter Last ein Problem hat.
Ok, hier war für mich so gut wie sicher, dass der Motor fratze ist.
Wie bereits beschrieben, wurden die Capstanmotore der 70er und frühen 80er Jahre sehr häufig von diesem Typ versorgt: Die 510er Klasse von Mabuchi.
Diese Bauform war praktisch DER Recordermotor.
Die Abmaße kenne ich mittlerweile auswendig.
Durchmesser 40 mm. Länge 35 mm. Lochkreis (für Befestigung) 26 mm. Gewinde M2,5.
Durchmesser der Welle 2 mm. Länge um 11 mm.
Dieser Motor-Typ hat ein recht hohes Drehmoment. Das war zu dieser Zeit auch erforderlich, da bei diesen Laufwerken tatsächlich noch fette Schungmassen verbaut wurden. Die brachten auch gerne mal ein Pfund auf die Waage.
Die Befestigungslager (aus Gummi) und der Pulley wurden demontiert:
Wie erkennbar, ist hier schon ein Pulley aus Kunststoff verbaut. Eigentlich waren zu dieser Zeit noch Messing-Pulley angesagt. Der Buckel des Flachriemenantriebs hat einen Durchmesser von 7,9 mm. Der Antrieb für einen Vierkantriemen wird hier nicht gebraucht. Er ist für Laufwerke ohne Wickelmotor.
Bei den Nachfolgegenerationen der Laufwerke wurden die Schwungmassen immer kleiner und daher war wohl auch dieser Motor-Typ nicht mehr erforderlich.
Somit wurden auch die Motore kleiner. Nun wurde die 500er und hauptsächlich die 530er Klasse verbaut.
Da die 510er Motore (egal welcher Hersteller wie z.B. Sankyo, Matsusita, Mabuchi usw.) praktisch nicht mehr angeboten werden, war hier nun guter Rat teuer.
Nun kommt der Trumpf ins Spiel. Ich hatte irgendwo - schon vor längerer Zeit - gelesen, dass man angeblich als Ersatz für einen 510er Motor, einen 500er nehmen könne. Die liefert zwar nicht ganz das gleiche Drehmoment, wie ein 510er, aber es würde in vielen Fällen funktionieren. Ich war skeptisch.
Ausprobiert habe ich es noch nie. Also wurde es höchste Zeit dafür.
Irgendwann hatte ich mir ein paar dieser Motor gekauft und zurückgelegt.
Sie waren neu (NOS) und ungebraucht. Es sind tatsächlich ORIGINALE Mabuchi Motore. Also keine dubiosen China Nachbauten (530er Mabuchi), mit denen ich leider auch schon negative Erfahrungen machen musste.
Diese 500er Motore hatte ich damals direkt nach Erhalt durchgemessen. Hatten alle eine Leerlaufstromaufnahme von um 24 mA. Ein paar wurden auch schon in TapeDecks verbaut und laufen dort einwandfrei.
So einen Motor legte ich dazu:
Wie erkennbar, wurde die Nachfolgegeneration geschrumpft.
Pulley und Befestigungen wurden montiert:
Das geht zum Glück problemlos, da allle hierfür erforderlichen Abmaße identisch sind. Nur die Welle ist beim 500er Motor kanpp 2 mm kürzer. Ist aber nicht problematisch.
Der Pulley hat eine unschöne Fabrikationslinie:
Die ist mit dem Finger deutlich spürbar (wie ein leichter Absatz). Wurde in die Bohrmaschine gepannt und mit Schleifpapier geglätet.
Dann wurden Hilfskabel angelötet:
Dann wurde der Motor ans Laufwerk gesteckt.
Angeschlossen wurde er nicht an das Deck, sondern an mein Netzgerät.
Das Multimeter wurde zwischengeschaltet, da ich so die Stromaufnahme des Motors messen wollte.
Das hat so für mich eine größere Aussagekraft, da ich alle bisherigen Motore von TapeDecks fast immer am 13,7 Volt Netzgerät getestet habe.
Hier nun auch im eingebauten Zustand:
Beim Anlaufen zieht der Motor 58 mA und pendelt sich nach kurzer Zeit bei 63 mA ein.
Das ist der Laststrom in Ruhe. Bedeutet, die Capsantwelle dreht, aber das Laufwerk befindet sich in Stopp-Position.
Ginge hier eventuell auch eine Messung der Last bei Wiedergabe ? Kurz überlegt und gedacht: Warum eigentlich nicht ?
Gerät eingeschaltet und Play gedrückt:
Beim Start der Wiedergabe zieht der Motor 65 mA und pendelt sich bei 70 mA ein.
Das ist mMn völlig ok. Bei Decks, wo dieser 500er Motor serienmäßig verbaut wurde, habe ich auch schon 80-110 mA gemessen.
Also Case angeboten und gespielt. Läuft problemlos. Schön !
Meine "abenteuerliche" Verkabelung etwas "verbessert" und auch gleich den TapeSpeed eingestellt:
Ergebnis:
Nun habe ich ein paar Minuten gebannt auf den Monitor geglotzt.
TapeSpeed bleibt an Ort und Stelle. Setzt weder zur Berg- noch zur Talfahrt an.
Dann eine 90er Seite komplett per Kopfhörer durchgehört. Keinen variablem TapeSpeed festgestellt.
Der Motor dreht ruhig seine Runden. Kein rauher Lauf fühlbar. Auch wird er nur mäßig warm.
So, wie es hier momentan aussieht, kann ein 500er Motor - zumindest in diesem Laufwerk - problemlos als Ersatz verwendet werden.
Der Motor wurde am Deck angeschlossen und läuft nun über die 12,9 Volt Versorgung. Bisher völlig problemlos.
Die Schachtel geht nun wieder in den Teststapel und muss nun im Dauereinsatz Zuverlässigkeit zeigen.
Einen Tag später.
3150 Hz Testcase rein und TapeSpeed gemessen.
Ergebnis:
Dann eine Case durchgehört - keine Auffälligkeiten.
Wieder Testcase rein und Gleichlauf gemessen.
Ergebnis:
Der Gleichlauf ist außergewöhnlich gut.
Mein Fazit bis hier: Ja, tatsächlich scheint der 500er eine Alternative für den 510er Motor zu sein. Zumindest hier im L50 funktioniert er ohne Einschränkungen. Er wird hier nicht überfordert und daher wird er vermutlich am langfristigen Betrieb nicht versagen.
Für mich war dieser Testbtrieb jedenfalls sehr positiv.
Fortsetzung folgt ...
Gruß, Bob.
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Sehr coole Aktion. Ein L50 mit NOS Motor hat nun auch nicht jeder
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Die Schachtel spielte bisher mit fixem TapeSpeed.
Da es bei diesem Laufwerk genial einfach und schnell möglich ist, den Capstanmotor zu tauschen, hatte ich eine Idee:
Warum nicht dieses Gerät als Teststand für andere Motore verwenden ?
Gedacht, gemacht.
Erster Testkandidat, ein von mir revidierter 510er von Matsushita. Hier im Bild links:
Ein halbwegs passender Messing-Pulley wurde drangesteckt und ein paar Märklin Stecker drangehüsert:
So geht der Motortausch noch schneller.
Und ans Laufwerk gesteckt:
Riemen auf den Pulley gespannt und nun konnte es losgehen. Ohne Case lief das Laufwerk, mit Case aber nicht. Es erfolgte kein Bandtransport. Ohne Case sah ich dann, dass die Andruckrolle in die falsche Richtung drehte.
Was war passiert ? Nun, Bob hatte offensichtlich nicht seinen besten Tag erwischt. Das R in der Typbezeichnung weist diesen Motor als Rechtläufer aus. Dieses Laufwerk möchte aber einen Linksläufer.
Ok, ein Satz mit X, dass war wohl nix.
Nächster Versuch. Nun ein 510er Original von Mabuchi:
Ja, ist tatsächlich ein Original und zudem neu bzw. NOS.
Und rein damit:
Wiedergabe läuft problemlos. Leise und ruhig. Keine Vibrationen am Gehäuse fühlbar.
Dann wurde der TapeSpeed eingestellt:
Dann wurden ein paar Casen durchgehört.
Dann wurde der Gleichlauf gemessen, Ergebnis:
Auch mit diesem Motor läuft der TapeSpeed stabil.
Und auch mit diesem Motor ist der Gleichlauf unverschämt gut.
Auch der Original-Motor des L50 blieb nicht unbeachtet.
Natürlich musste der zerlegt und inspiziert werden. Gehäuse geöffnet und Motor entnommen:
Nachdem die Bürstenfahnen entlötet wurden, konnte die Regelplatine abgenommen werden:
Leider ist das rückseitige Lagerschild recht eckelig mit dem Gehäuse verpresst:
Es gelang mir nicht, die Laschen aufzubiegen. Daher wurden sie per Fräser entfernt.
Nun konnte das Lagerschild zusammen mit dem Rotor aus dem Gehäuse entfernt werden:
Die Bürsten vorsichtig etwas abgedrückt und den Rotor aus dem rückseitigen Gleitlager gezogen:
Der Kollektor ist eingelaufen:
Der Kollektor wurde poliert und die Gleitlager nachgeölt. Hier kurz vor der komplettierung:
Auch die Bürsten wurden gereinigt und etwas nachgebogen.
Dei Spulenwicklungen wurden durchgemessen und haben jeweils 20 Ohm Gleichstromwiderstand.
Nachdem der Motor wieder komplttiert war, wurde das Anlaufen mit eine 1,2 Volt Zelle getestet.
Lief problemlos und ruckelfrei an. Lief ruhig und leise.
Als Nächstes nehme ich mir die Regelplatine vor. Hierbei bin ich leider nur sehr selten erfolgreich gewesen.
Fortsetzung folgt ...
Gruß, Bob.
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10.01.2023, 20:29
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.01.2023, 16:36 von AnalogBob.)
In der Zwischenzeit wurden noch weitere Motore in diesem L50 erfolgreich getestet.
Damit war meine Testreihe abgeschlossen und der endgültige neue Motor wurde eingebaut:
Nun wurden die Kabel auch wieder direkt an den Motor gelötet.
Danach wurde der TapeSpeed eingestellt. Danach durfte das Gerät häufiger spielen - alles ok. Das ist schon vor ein paar Tagen gewesen.
Auch hatte ich mir die Regelplatine des Originalmotors vorgenommen:
Einer der beiden Elkos schien nicht ok zu sein und ich lötete ihn aus:
Im ausgelöteten Zustand war dann beim Messen nix ungewöhnlich. Beide Elkos habe ich dann trotzdem ersetzt. Allerdings war mir bewusst, dass es wohl nix bringen wird.
Und genau so war es dann auch. Der Motor wurde wieder komplettiert und eingebaut. Nun lief der Motor zwar ruhiger, aber der TapeSpeed war immer noch flexibel. Operation gelungen - Patient tot !
Auch hier wird wohl - wie fast immer - der Transistor AN6610 zumindest teildefekt sein.
Das L50 hat nun mit dem neuen Motor auch wieder ein paar Testläufe erfolgreich absolviert.
Nun wurde zur Sicherheit nochmals der TapeSpeed überprüft.
Ergebnis:
Alles ok.
Nun wollte ich zum Abschluss eine Demo-Aufnahme machen.
Es waren bereits 3 Tracks aufgenommen, als ich plötzlich ein leises Geräusch hörte.
Ich hielt ein Holzohr nahe an die Case. Es war ein pulsierendes Geräusch.
Nach Drücken der Pause-Taste, verstummte das Geräusch. Aufnahme fortgesetzt und sofort war das Geräusch wieder da. Ok, damit war die Aufnahme-Session gestorben - das war mir hier bereits klar.
Case raus und das Laufwerk in Play geschaltet. Geräusch deutlich hörbar. Bei FF oder REW gab es keine ungewöhnlichen Geräusche - merkwürdig. Dann bei Wiedergabe den Wickelmotor am Pulley per Finger langsam abgebremst. Geräusch wurde entsprechend langsamer. Ok, dass das Geräusch vom Wickeltrieb kommen musste, hatte ich bereits vermutet. Nun war ich mir sicher.
Alles was ich von oben sehen konnte, sah normal aus.
Daher baute ich nun Frontplatte und Casenunterlage ab:
So auf die Schnelle war nichts ungewöhnliches zu sehen. Dann wurde Play gedrückt.
Nun konnte ich sehen, dass der Idler leicht zappelig drehte.
Stopp gedrückt und nun etwas genauer hingeschaut:
OH NO !
Meine Laune war nun am Nullpunkt angekommen und ich ging erst mal
Das grüne Ding, welches gerade dabei ist, sich an mehreren Stellen zu zerlegen, ist der Pulley, der den Idler antreibt.
Den hat Waldi aus Angelzubehör selbst hergestellt und montiert. Ich hatte ihn nochmals gereinigt und mit der Lupe beäugt. Sah alles gut aus und der Antrieb der Bandwickel lief kraftvoll und sicher. Da gab es für mich nix zu meckern.
Und nun dieses Desaster ...
Meine Vermutung zur frühzeitigen Zerstörung: Entweder wurde das Material bereits bei der Montage leicht beschädigt, oder es saß einfach zu fest auf der Welle und dadurch war zuviel Spannung im Material.
Es ist mal wieder ein Paradebeispiel dafür, warum ich reparierte Geräte ausgiebig und lange teste. Böse Zungen behaupten wohl sogar, ich würde die Kisten einfach so lange laufen lassen, bis sich neue Probleme melden.
Auch das Timing könnte fast besser nicht sein. Denn, nach der Demo-Aufnahme hätte es noch einen Vergleich gegeben und danach die Schachtel retourt worden.
Um hier gleich ggf. bösen Spekulationen zu begegnen: Ich weiß selbst, dass es sich recht unglaubwürdig darstellt.
Ist aber tatsächlich genau so passiert.
Ob es hier noch eine Fortetzung gibt, ist sehr fraglich. Zwar bin ich ehrgeizig und gebe so schnell nicht auf, aber auch ich habe eine Schmerzgrenze.
Gruß, Bob.
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10.01.2023, 22:42
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.01.2023, 18:39 von HifiChiller.)
Ausweis, das ist übel. Hoffentlich findet sich eine Lösung was man auf diese Achse aufziehen kann.
Das Originalteil ist sicher bei allen L50 Decks im defekt.
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10.01.2023, 23:24
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.01.2023, 17:48 von Waldi.)
Ich habe die erfreuliche Nachricht erhalten, dass es mit meinem L50 weiter geht
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12.01.2023, 17:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.01.2023, 19:58 von AnalogBob.)
Selbstverständlich konnte hier nicht einfach aufgegeben werden.
Allein schon vor dem Hintergrund, dass die bisher investierte Arbeit für die Tonne gewesen wäre.
Außerdem wollte ich unbedingt wissen, warum der Pulley innerhalb weniger Betriebsstunden die Mitarbeit verweigerte.
Daher habe ich ihn ausgebaut.
Der saß recht fest auf der Welle. Konnte aber mit zwei kleinen Haken abgezogen werden:
Da liegt das grüne Ding:
Darunter befand sich eine schwarze Kunststoffhülse, da wohl das grüne Ding anderenfalls nicht fest genug auf der Welle gesteckt hätte:
Das grüne Ding besteht aus recht weichem, unstabilem Material. Auf jeden Fall nicht fest genug, um damit einen Idler und am Ende der Kette den Wickel der Case anzutreiben. Man darf nicht außer Acht lassen, dass bei Play der rechte Bandwickel immer schneller angetrieben wird, als nötig. Daher ist die Belastung des Pulley nicht gerade gering.
Das war - mMn - nur eine Frage der Zeit, bist das passiert, was hier geschehen ist.
Im Original ist dieser Pulley wohl aus Gummi. Das muss dann aber schon eine recht harte Ausführung sein. Denn, damit läuft dann Gummi (Pulley) auf Gummi (Idler). Das hat dann zwar einen sehr hohen Reibwert und geringe Geräuschemission zur Folge, wird aber durch hohen Verschleiß erkauft.
Daher werden bei solchen Anwendungen fast immer Pulley aus Messing oder Kunststoff mit Idler-Reifen kombiniert.
Einen Gummi-Pulley bei eBay (für mittlerweile 10 € plus Versand) zu kaufen, kam für mich nicht in Frage. Ich habe von diesem Anbieter einfach schon zu viele unbrauchbare Idler-Reifen bekommen. Das Risiko, dass hier auch wieder Unbrauchbares geliefert wird, war mir zu hoch.
Also musste hier - wie bei TapeDecks nicht selten üblich - eine alternative Lösung her.
Ich dachte dabei sofort an den Kfz-Bereich. Dazu hatte ich zwei, drei Bereiche im Blickfeld.
Mit einer 2 mm Welle und Messschieber ging es in die Garage.
Mein erster Einfall, Unterdruckschläuche aus Gummi (von z.B. Vergaser oder Zündverteiler) war ohne Erfolg. Alle Schläuche waren zu dick.
Zurück kam ich mit diesen Teilen:
Das ist der Augenschutz einer Dachantenne (Renault Clio B).
Das ist recht festes Gummi und sitzt hier recht stramm auf der Welle:
Allerdings beträgt der Außendurchmesse 5,3 mm. Hätte somit bis auf 4 mm reduziert werden müssen. Ist mir zu aufwändig.
Nun die mitgebrachten Pneumatikschläuche aus Kunststoff.
Der graue Schlauch ist vom VW Golf 2 mit MFA Tacho bzw. Kombiinstrument.
Der schwarze Schlauch ist vom Golf 3 mit pneumatischer ZV (ZentralVerriegelung).
Bei beiden Ausführungen passt der Außendurchmesser perfekt:
Graues abgeschnittenes Stück und schwarzer Schlauch stecken hier bereits auf der Welle.
Das graue Stück ließ sich etwas zu leicht auf der Welle verschieben und hätte zusätzlich verklebt werden müssen.
Der Schwatte konnte nicht so leicht auf die Welle geschoben werden und saß recht stramm drauf:
Ein knapp 7 mm langes Stück wurde zugeschnitten und die Lauffläche angeschliffen. Damit genügend Grip vorhanden ist.
Hier ist es bereits am neuen Arbeitsplatz:
Danach wurden nochmals die Laufflächen von Pulley, Reifen und Bandwickel gereinigt.
Gerät eingeschaltet und ohne Case das Laufwerk getestet.
Hier läuft Play:
Läuft nun wieder sehr leise. Pulley und Idler drehen ruhig und ohne Höhenschlag ihre Runden.
Am rechten Bandwickel ist kräftiger Zug fühlbar.
Auch bei FF und REW alles ok. Hier läuft FF:
Hier kann man gut erkennen, dass dieser Idler nicht für FF zuständig ist (liegt nicht am Bandwickel an und auch nicht am Pulley). Dahinter befindet sich noch ein weiterer Idler (siehe voriges Foto) und der ist für FF und REW zuständig.
Damit ist auch geklärt, warum es die Störgeräusche nur bei Play gab.
Nun musste wieder die Opfercase ran:
Auch mit Case keine Probleme.
Der Betrieb mit einem Golf 3 Teil scheint somit möglich. Heute muss wohl mein Glückstag sein ? Ich hatte jederfalls nicht erwartet, dass ich so schnell ein nahezu perfekt passenden Ersatz finden würde.
Steht nun wieder im Teststapel und darf Zuverlässigkeit zeigen:
Hier läuft mal wieder Cameo und das einzige was nun zappelt ist Bob.
Fortsetzung folgt ....
Gruß, Bob.
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• HifiChiller, Waldi, FS61, charlymu, Jörgi, MiDeg, Frank K., hadieho, Mainamp, Akai 65, xs500, Hörer aus+in B., bikehomero, Nixraff
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12.01.2023, 17:29
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.01.2023, 17:29 von Armin777.)
Hallo Bob,
falls Du an diesen Mabuchi Motoren 12V DC CCW 2400U/min interessiert bist, ich habe eine Quelle, wo man die für 4,95€ plus Mwst. bekommt. Bei Interesse sende mir bitte eine PN.
Beste Grüße
Armin
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17.01.2023, 19:30
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.01.2023, 21:24 von AnalogBob.)
In der Zwischenzeit hat die kleine Schachtel brav funktioniert.
Mehrfach wurde der TapeSpeed geprüft und war ok.
Auch der Pulley-Ersatz funktioniert bisher einwandfrei.
Gestern ist das von HiFiChiller angebotene L50 angekommen.
Dieses Gerät ist teilzerlegt und wurde eigentlich als Ersatzteilspender für das L50 von Waldi vorgesehen.
Nun habe ich mir aber den "Bausatz" etwas genauer angesehen und bin nun unsicher.
Denn, bisher habe ich kein unreparierbares Problem entdecken können.
Optimal wäre es natürlich, wenn am Ende beide L50 wieder laufen.
Fortsetzung folgt ...
Gruß, Bob.
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17.01.2023, 21:51
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.01.2023, 18:59 von AnalogBob.)
Hier geht es um den Teileträger.
Die Vorgeschichte:
HiFiChiller erwarb dieses L50 über eBay Kleinanzeigen.
Auf dem Versandweg wurde das Gerät vermutlich beschädigt. Jedenfalls funktionierte es nach Erhalt nicht.
Danach war das Gerät bei zwei Leuten zur Reparatur.
Beide kamen zu dem Urteil, dass eine Reparatur nicht möglich bzw. deutlich zu aufwändig wäre.
Daher wurde mir das Gerät als Teileträger angeboten und ich sagte zu.
Ich habe die Schachtel nicht angeschafft, um ggf. einen dritten Rep.Versuch zu machen - wirklich nicht.
Aber natürlich war ich neugierig, warum die Kiste nicht zu fixen ist ?
Erst mal wurde der sehr gut verpackte "Bausatz" ausgepackt.
Dann habe ich kontrolliert, ob alle Teile vorhanden sind. Schien alles dabei zu sein.
Auch bei diesem Gerät waren alle Vierkantriemen zur bösen Riemenpest mutiert. An allen Laufrädern waren noch Reste davon vorhanden. Auch an anderen Stellen des Laufwerks klebte die schwatte Pampe.
Sogar unten an der Außenseite der Rückwand:
Keine Ahnung wie es da hingekommen ist. Könnte sogar ich bzw. meine linke Hand gewesen sein ? Jedenfalls hatte ich plötzlich diese klebrige Pest an einem Finger.
Die Vorderseite sah so aus:
Bereits hier kann man erkennen, dass das Laufwerk eigentlich nur noch aus der Basisplatte besteht.
Die Rückseite:
Die Komponenten der Laufwerk-Rückseite wurden separat verpackt mitgeliefert.
Hier der Träger für die Motore:
Hier sieht man, das die zwei weißen Halterungen/Pfostenlager an der LW-Basis abgebrochen sind.
Motore demontiert:
Davor liegt ein drittes abgebrochenes Lager. Und wo ist das vierte Lager ?
LW-Basis abgeschraubt, hier ist die Rückseite zu sehen:
Tatsächlich, links ist das vierte Lager.
Darunter die beiden Pfosten sind die Lagerung für die Brücke des Widerlagers (für Capstanwelle).
Alle Bruchteile wurden wieder zurück an die Basis gesteckt:
Alle Bruchteile konnten wieder problemlos an die Basis gesteckt werden. Es fehlen keine weiteren Bruchteile.
Hier der Pfosten unten rechts:
Für die Prüfung der Passgenauigkeit wurde der Bremse-Plunger und der Schalter für Rec. Prevention entfernt:
Auch ok.
Der vierte Pfosten unten linke war zwar noch an der Basis, aber leider auch beschädigt:
Hier ist auch Reparaturbedarf.
Ok, das sind schon heftige Beschädigungen. Sind leider typische Transportschäden, wobei offensichtlich Pakete als Wurfgeschosse missbraucht wurden ?
Das ist aber trotzdem grundsätzlich reparierbar. Ich habe bei zwei TapeDecks bereits solche Schäden erfolgreich repariert. Wurde mit 2K-Kleber gefixt und war wieder ausreichend stabil.
Am Antrieb für den Gummi-Idler (für Play) fehlt der Pulley:
Der ist vermutlich auch zur Pest mutiert und wurde entfernt. Jedenfalls waren an der Welle keine Spuren mehr vorhanden. Wie zu sehen, habe ich den Antrieb bereits ausgebaut.
Auch hier wollte ich bei dieser Gelegenheit nochmals die Passung des Golf 3 Ersatzteils prüfen. Und auch die genauen Maße lassen sich im ausgebauten Zustand natürlich viel einfacher ermitteln.
Wie vermutet hat auch hier die Welle einen Durchmesser von 2 mm:
Die Welle steht gut 6 mm heraus:
Nun habe ich einen weiteren Pulley aus dem Golf 3 Schlauch abgeschnitten und auf die Welle gesteckt:
Dieser Pulley ist 4,5 mm lang. Das ist ausreichend, da der Gummi-Idler höchstens 3 mm breit ist.
Die genauen Maße für den Pulley, wurden auch deshalt ermittelt, weil angedacht ist, so ein Teil aus Messing und/oder Kunststoff herzustellen. Da das Golf 3 Teil aber - zumindest bisher - funktioniert, sehe ich hierfür eigentlich keinen Bedarf.
Aber ok, zum Testen ? Noch dazu, wo nun ein zweites Laufwerk verfügbar ist ? Das Problem ist nur: Der Innendurchmesser des Messing-Pulley muss sehr genau stimmen, denn hier kommt Presspass zur Anwendung. Bedeutet, ist der Durchmesser nur etwas zu groß, rutscht der Pulley durch. Ist der Durchmesser etwas zu klein, bekommt man ihn nur mit einer 10 to Hydraulikpresse montiert.
Hier müssten vermutlich mind. fünf verschiedene Innendurchmesser hergestellt werden um dann zu testen, welches Maß passt.
Das Lager wurde nachgeölt und die Welle wieder montiert:
Der Gummi-Idler fürs Umspulen wurde gereinigt. Ist überraschend weich und griffig. Damit ist der Motorträger wieder uneingeschränkt nutzbar.
Dann sollte wohl eine der Platinen einen Riss haben. Ich habe mir bei gutem Licht und mit Lupe alle Platinen angesehen.
Ich konnte keinen Riss entdecken. Nur die kleine Platine für die Power-LED ist abgebrochen:
Die Bruchstücke vereint:
Die Kabel der Köpfe wurden aus der Halterung gezogen:
Köpfe und Andruckrolle wurden gereinigt:
Köpfe und Rolle sehen erstaunlich gut aus.
Die Bremsarme für Back-Tension am linken Bandwickel:
Rechts fehlt der Bremsbelag, links hängt er nur noch am seidenen Faden.
Somit konnte ich bisher keinen Grund finden, hier nicht doch eine Wiederbelebung zu versuchen ?
Ist mal wieder typisch Bob - muss fast immer versuchen etwas zu retten.
Fortsetzung folgt ...
Gruß, Bob.
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• SiggiK, HifiChiller, xs500, nice2hear, jagcat, Ralph, Waldi, Pionier, Baruse, Akai 65, Hörer aus+in B., FS61, bikehomero, Nixraff, hadieho
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Keah Bob,
ich liebe deine Rep-Berichte
Gruß ausm Kohlenpott
Ingo
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• SiggiK
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Da ich mich noch nicht zu einer Entscheidung (ob Reaktivierung versucht wird) bewegen konnte, wurde nochmals etwas weiter beäugt.
Ich habe nochmals alle Platinen mit der Lupe auf Beschädigungen untersucht. Auch die kleineren Platinen.
Für die PeakMeter:
Für die Schalter, Bandsorten, BIAS usw.:
Erneut keine Beschädigungen festgestellt.
Capstanwelle und Schwungmasse sehen noch sehr gut aus:
Keine Laufspuren vom Flachriemen sichtbar.
Dann wurde die Capstanwelle in die Bohrmaschine gespannt und der Rundlauf geprüft - dreht einwandfrei.
Da die Riemen-Lauffläche recht rauh ist, habe ich sie auch gleich geschliffen. Sieht nun so aus:
Dann habe ich mir die Köpfe und Andruckrolle mit der Lupe angeschaut:
An den Köpfen ist nur wenig Verschleiß erkennbar. Die Andruckrolle ist weich und griffig. Das ist völlig untypisch für ein Gerät, welches vier Jahrzehnte auf dem Buckel hat.
Für eine genauere Prüfung wurde der Schieber mit dem Gummi-Idler (für Play) ausgebaut:
Der ausgebaute Schieber und seine Montageteile:
Der Reifen wurde gereinigt und unter die Lupe genommen:
Es ist unglaublich. Der Reifen ist weich und griffig. Keine Spur von Rissbildung. Die Oberfläche sieht fast aus wie neu !
Das kann doch gar nicht sein ? Normalerweise sind solche Reifen nach 40 Jahren fast immer knüppelhart und rissig.
Einzig logische Erklärung für mich: Es muss schon damals sehr unterschiedliche Qualitäten von diesem Material gegeben haben. Auffällig auch: Die Idler-Reifen werden immer hart und rissig. Zumindest ich hatte noch keinen, der weicher wurde und zur Riemenpest mutierte.
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Ein aktuelles Gegenbeispiel: JVC KD-A5.
Da fiel mir schon beim ersten Probelauf das unangenehme Laufwerkgeräusch bei Wiedergabe auf. Klang fast so wie der 6-Zylinder Perkins Diesel-Motor eines VW LT-28 im Leerlauf.
Ich beäugte das Laufwerk und sah das:
So sieht ein Reifen nach 40 Jahren aus !
Das ist eigentlich Endstufe und man müsste meinen, dass mit diesem Reifen bei Wiedergabe das Band nicht aufgewickelt wird. Weil das zerrissene Ding fertig hoch sieben ist und null Grip hat ?
Falsch ! Abgesehen von der Geräuschkulisse läuft das Laufwerk 1A ! Auch der Flachriemen ist bereits recht schlapp, trotzdem hat dieses Laufwerk aktuell einen Gleichlauf von um 0,04 %.
Auch beim Umspulen keine Probleme - zieht einfach bis zum Ende gleichmäßig durch.
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Bei dieser Gelegenheit wurde auch gleich der Idler vermessen.
Breite des Laufrades:
Breite des Reifens wie vermutet:
Außendurchmesser:
Die Bremsarme für Back-Tension wurden von den Resten der Beläge befreit:
Erst nach der Reinigung sah ich, dass der Karussellbremser auch einfach ausgebaut werden kann:
So ist es auch viel einfacher möglich, neue Bremsbeläge zu kleben.
Die kleine Platine für die Power-LED wurde mit Sekundenkleber gefixt und anschließend mit klarem Klebeband zusätzlich getaped.
Anschließend die Passung kontrolliert:
Auch die Fronplatte konnte problemlos draufgesteckt werden:
Die ist optisch auch noch gut erhalten.
Ok, wie man hier sicherlich erkennen kann, läuft bereits der Versuch einer Wiederbelebung.
Abgesehen von den Transportschäden befindet sich der kleine Eimer in erstaunlich gutem Zustand.
Ich möchte hier zumindest versuchen, einen bestmöglichen (im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten) technischen Zustand herzustellen. Mir ist klar, dass es eventuell ein Hardcore-Projekt werden könnte.
Oder noch schlimmer, dass irgendwann festgestellt wird: Unreparierbares Problem ist aufgetaucht - Ende Gelände !
Wie heißt es doch so schön: No risk - no fun ?
Fortsetzung folgt ...
Gruß, Bob.
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Huiiii, ist das spannend
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25.01.2023, 23:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.01.2023, 21:28 von AnalogBob.)
Hier wurde zwischenzeitlich weitergemacht.
Nachdem alle abgebrochenen Pfosten an ihrem Platz auf Passung getestet wurden, war Reinigung/Entfettung der Klebeflächen angesagt:
Danach wurde eine Portion 2K-Kleber angerührt und die drei Pfosten wieder ans Laufwerk gesteckt:
So durfte es einen Tag durchtrocknen bzw. aushärten.
Den angebrochenen Pfosten habe ich dann auch mit 2K-Kleber gefixt.
Da der unter Spannung etwas schief stand, musste eine Gegenkraft geschaffen werden, damit er sich gerade fixieren ließ:
Ja, es sieht optisch nicht beonders gut aus, Muss es auch nicht. Es soll einfach nur wieder Stabilität geschaffen werden.
Die korrekte Position der beiden unteren Pfosten ist wichtig, da sie oben Passhülsen haben und damit die Motorplatte in die richtige Montageposition gebracht wird.
Beide Pfosten bekamen zur Erhöhung der Stabilität und Abstützung noch eine weitere Lage 2K-Kleber gereicht.
Hier am rechten unteren Pfosten:
Nach einem weiteren Tag Aushärtung konnte nun die Passung der Motorplatte geprüft werden:
Die unteren Pfosten waren in perfekter Position und die Motorplatte ließ sich spannungsfrei draufstecken.
Auch die Position des oberen rechten Pfosten passte.
Nur der obere linke Pfosten stand leider nicht mehr im Zentrum des Schraubenloches.
Hier wurde per Fräser etwas Nacharbeit an der Motorplatte erforderlich. Sieht jetzt so aus:
Nun kann die Motorplatte wieder mit der LW-Basis verschraubt werden. Ein Problem weniger.
Fortsetzung folgt ...
Gruß, Bob.
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Das Laufwerk wurde nun weiter komplettiert.
Bremsplunger und Schalter für Aufnahmeschutz wurden montiert und Kabel angelötet:
Dann wurde die Motorplatte mit montiertem Wickelmotor und dessen Vierkantriemen eingebaut:
Zuvor wurden Capstanwelle/Schwungmasse mit Widerlagerbrücke und Flachriemen eingebaut. Der Flachriemen befindet sich nun in Montageposition. Capstanlager wurde nachgeölt, Widerlager gefettet.
Motorplatte eingebaut:
Der Karusselbremser bekam neue Bremsbeläge:
Das sind zurechgeschnittene Klettverschlüsse. Mal sehen, ob und wie es damit funktioniert. Zum Glück kann die Bremse bei eingebautem Laufwerk demontiert werden. Andere Bremsbeläge einbauen ist somit nicht sehr aufwändig.
Die Wickelbremse für Back-Tension wurde eingebaut und die Feder eingehakt:
Auch die Feder für den Schieber des Play-Idlers wurde eingehakt.
Nun war das Laufwerk bereit, an die Schachtel gesteckt zu werden:
Der Einbau des Laufwerk war dann sehr frickelig. Es müssen eigentlich fünf Dinge zur gleichen Zeit gemacht werden und man braucht dafür mindestens drei Hände. Erschwernd kommt hinzu, dass ich das Gerät nicht selbst zerlegt habe und auch ansonsten dieses Gerät nicht wirklich kenne.
Auch der anschließende Einbau des Frontrahmens ging nicht wirklich leicht:
Nachdem der Capstanmotor eingebaut war, wurde er testweise mit externen 12 Volt versorgt.
Dabei fiel auf, dass der Flachriemen an der Lagerung für den rechten Bandwickel schliff:
Also den Motor wieder ausgebaut und siehe da:
Der Pulley steht viel zu weit raus. War mir nicht aufgefallen.
Korrigiert:
Der Pulley wurde gereinigt und an die Motorwelle gab es einen Tropfen Gleitlageröl.
Motor wieder eingebaut. Nun läuft der Capstan frei und sehr leise.
Dann wurden alle abgedrehten und abgeschnittenen Kabel wieder an die entsprechenden Pfosten gehüsert.
Die werde ich wohl zusätzlich noch löten.
Nun hätte nach einer abschließenden Kontrolle ein Funktionstest gemacht werden können. Aber, die ganze Show des Zusammenbaus war für heute mehr als genug.
Da ich nicht davon ausgehe, dass das Laufwerk auf Anhieb läuft, war hier besser Schicht im Schacht. Ich hatte für heute genug unschöne Momente.
Fortsetzung folgt ....
Gruß, Bob.
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Der Knaller ! Erst wurde schon ein bißchen ausm VW Golf eingebaut und nun noch Klettband von Tante Käthes Anorak.
So langsam wird das Aiwa "made in Germany"
Nur Spaß - ich finde deine Improvisation einfach spitze
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