(14.01.2014, 23:15)Alter Sack schrieb: WAS würde aus folgendem herauskommen ?
Ein guter Bändchen - HT , ( von mir aus gerne der Technics ) , die 76 - mm - Mittelton - Kalotte von PILOT , dazu einen anständigen Bass, Weiche und Gehäuse SO abgestimmt wie notwendig, NICHT nach dem Namen .. sollte passen denke ich mal ..??
Das ist genau die Überlegung, die eben nicht funktioniert.
*Technisch* mag das funktionieren, mit genügend Mühe und Wissen mag da sogar ein wunder-wie linealglatter Frequenzgang hinzubekommen sein.
Aber was dabei immer übersehen wird - ich hab schon mehrmals versucht, das auszuführen - ist die Tonalität der Chassis und damit das Zusammenspiel bei einem Mehrwegesystem.
Deswegen ja auch meine Ablehnung gegenüber den meisten Fertiglautsprechern, denen idR meistens irgendeine Firmen-, Marketing- oder Einkaufspolitik zugrunde liegt.
Wer meine Posts zu diesem Thema verfolgt, der weiß längst, daß ich in diesem Zusammenhang IMMER auf das Material zu sprechen komme.
Und wer nur ein *bißchen* Hörerfahrung mitbringt, weiß, daß verschiedene Materialien verschiedene Tonalitäten aufweisen - auch bei gleichem Frequenzgang. Wer die Gelegenheit hat, soll mal mt dem Fingernagel gegen seine Membranen klopfen und hört sofort, wovon ich spreche: Eine Pappmembran klingt anders als eine aus Polypropylen, als eine aus Aluminium, aus Kevlar, Carbon, gesintertem Diamant, verbackenem Steinpulver, Papier-Bananenfaser oder was es sonst noch alles gibt.
Das ist der Materialeigenklang - und der legt sich immer und zwangsläufig über das, was der Antrieb produziert - und sei er auch noch so gut. Man kann dieser Eigenschaft nicht entgehen. Es sei denn, man läßt das Material weg - so bisher aber nur bei Ionenhochtönern geschehen.
Ansonsten kann sich wohl jeder leicht vorstellen, daß eine Seidenkalotte andere Klangeigenschaften hat als eine aus Aluminium, der sich auch vorstellen kann, welchen Unterschied es macht, ob man ein Stück Alufolie oder ein Seidentuch auf den Boden fallen läßt, wenn man es mal überspitzt formuliert.
Nun gibt es Materialeigenklänge, die gänzlich unmusikalisch daherkommen, und meiner Erfahrung nach gehört dazu
fast alles, was kein im weitesten Sinne *natürliches* Material ist.
Ich will jetzt gar nicht zum wiederholten Male darauf hinaus, wie beschissen ich perssönlich zum Beispiel Polypropylen finde, denn das tut nichts zur Sache und ist zum Teil auch Geschmackssache.
Aber ich will darauf hinaus, daß zwei theoretisch vorstellbare Chassis, die meßtechnisch (Frequenzgang), elektrisch (in Bezug auf das Zusammenspeil mit einer Weiche) und von der Bauart (Größe, Magnetfluß, Aufhängung, Schwingspule etc.) völlig identisch daherkommen, trotzdem zwangsläufig eine völlig verschiededene Tonalität aufweisen, wenn sie nur unterschiedliches Membranmaterial haben.
Die Kunst bei einem Mehrwegelautsprecher liegt deshalb vor allem darin, Lautsprecherchassis zu finden, die
tonal passend zusammenspielen.
Und eben nicht untenrum etwa nach Plastik tönen und oben nach zerschreddertem Metall, wie die meisten käuflichen Typen.
Dazu braucht man nur eins: Erfahrung.
Da hilft weder noch so gutes Meßequipment noch technische Daten.
Meßtechnisch linealgerade bekommt man jeden Lautsprecher - vorausgesetzt, man kann mit dem dazu notwendigen Wissen den dazu nötigen Aufwand betreiben. Und auch da liegt der Hase im Pfeffer: Zu messen, was sich wie verhält, sagt ja nichts darüber aus, warum es das tut - und schon gar nicht erschließt es einem zwangsläufig oder gar automatisch auch die Lösung eines Problems.
Und vor allem: Ob da am Ende dann auch ein natürlicher Ton rauskommt ist leider eine ganz andere Geschichte.
3 perfekte, schweineteure Chassis zu verheiraten kann leicht eine mehr oder weniger perfekt lineare Box ergeben - die aber trotzdem extrem beschissen klingt.
Wenn's so einfach wäre, gäbe es ja gute LS zu kaufen. Es gibt sie aber so gut wie nicht - und heute sogar weniger als vor 40 Jahren.
Wen ich mir allerdings alte Brauns anhöre, AR oder Hecos, dann ist da ja alles andere als Hightech drin - aber man hört, daß da auf ein homogenes Klangbild hingearbeitet wurde.
Dagegen kann man jede (und ich meine
jede) Burmester, Focal, Wilson in die Tonne treten - denn da kommt, wie ich immer sage - einfach kein TON raus.
Weil das gar nicht der Anspruch ist, nach dem da entwickelt wird.
Am witzigsten war in den letzten Jahren das Erlebnis, bei Peter/jagcat seine AR 3a zu hören, laut seinen Ausführungen eine Konstruktion von 1959 !
Nicht im Sinne, daß das der beste LS wäre, den ich gehört hätte - aber diese Box
spielt einfach Musik.
Völlig egal, daß man heute gern etwas mehr Höhen hätte - und die Kiste ist sicher auch fernab von linear (erst recht bei der gewählten Aufstellung).
Aber sie spielt einfach stimmig - es paßt alles zusammen.
Da hat jemand so lange zugehört und gewußt, wie Musik klingen muß, daß er in der Lage war, alles so hinzubiegen, daß es am Ende das Erlebnis bietet, das Musik sein kann (und muß).
Wie komm ich jetzt zu ACR/Fostex zurück ?
Nun, erstens betreibe ich seit ca 1985 einen Fostex FT-15H Ringradiator als Hochtöner (ersetzte bei mir seinerzeit den viermal so teuren Coral H-105), der erst dieses Jahr durch etwas Besseres abgelöst werden wird und...
...zweitens habe ich mir mangels auch nur ansatzweiser Erfahrung und Marktkenntnis, wie die oben von mir beschriebene Problematik des Verheiratens mehrerer Chassis denn nun genau zu bewerkstelligen wäre, fast zwei Jahrzehnte damit über die Runden geholfen, daß ich Breitbänder gehört habe.
Und das war - natürlich, weil die einzig überhaupt tauglichen Breitbänder nunmal daher kommen - einer von Fostex: Der legendäre FE103 Sigma, den es leider nicht mehr gibt.
Ich hab davon noch zwei Paar Boxen in den Proto-Gehäusen. An denen habe ich über einen Zeitraum von 5 Jahren so lange immer wieder daran herumoptimiert, daß man damit in ihrer letzten Form ganz passabel hören kann - und zwar nach meinen Maßstäben.
Es ist übrigens keiner der üblichen Horngehäusevorschläge, die es dafür (u.a. auch von ACR) gab, sondern eine komplett eigene Arbeit - und vor allem eben kein Horn, sondern ein Frontfire-Reflex.
Im Studio hatte ich zudem mal einen 2-Weg Near-/Midfield mit ziemlich kostenintensiver Fostex-Bestückung, der konnte auch was, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ich sag' nur SLR...*kennerwissenbescheid*
Der war aber zu gut für's Studio, daher kam ich letztlich an der Stelle wieder auf die unvermeidlichen NS-10..
Leider sind die Chassis grundsätzlich immens zu teuer.
Will heißen, sie sind ziemlich genau doppelt so teuer wie andere, ebenso gute Chassis von anderen Herstellern. Oder aber andersrum: Für die exorbitanten Fostex-Preise bekommt man woanders deutlich Besseres.
Außerdem lügen sie leider bei den Daten, vor allem beim Wirkungsgrad - auch immer schon. 5% kann man direkt abziehen, dann liegt man da, wo andere Hersteller ihre Daten ansiedeln.
Ich mag Fostex trotzdem - immer schon, denn sie machen immer einen guten Ton, selbst bei ihren Fertigboxen, namentlich den aktiven Studiomonitoren der PM-Serie.
Die wiederum sind lustigerweise übrigens merklich billiger als es allein die Einzelchassis wären - und tonal besser als die
gesamte Konkurrenz.
Um da einen draufzulegen, kann man nur noch zu K&H und Geithain greifen - alles andere (Genelec, KRK, Adam, Yamaha, Mackie, Behringer, Tannoy, Samson, Alesis usw.) ist dagegen ab Werk direkt Sondermüll.