(12.02.2012, 09:45)Tedat schrieb: [ -> ]Spoc, du hast zwar viel geschrieben.. aber leider überzeugst du mich immer noch nicht wirklich..
Moin Jan-
wovon soll ich dich denn überzeugen ? Wollte ich das überhaupt ?
Nein, eigentlich nicht. Du bist ja jemand, der viel Musik kauft, bezahlt, zu Konzerten geht und im Großen und Ganzen eben damit einverstanden ist, daß ein Künstler von seinem Werk leben kann und darf.
Ich wollte eigentlich nur die Problematik ein wenig erhellen, vor allem aber die Kausalitätskette der Sperrung erklären, über die YouTube seine Nutzer in Deutschland schlicht belügt.
Zu den 0.12, 12 und 6 cent:
Außer denen, die in den nichtöffentlichen Verhandlungen saßen, weiß keiner etwas Sicheres über die Zahlen, daher sind die öffentlich nicht diskussionsfähig.
Aber nicht unverständlich seitens der GEMA, die ihre Mitglieder zu vertreten hat, wäre die Haltung, auf ein völlig unakzeptables Angebot mit einer ebenfalls überzogenen Forderung zu reagieren. Warum sollte es da anders sein als bei anderen Gwerkschaften oder beim marrokkanischen Teppichhändler ?
Daß die "Einigungen" in anderen Ländern völlig lachhaft ausgegangen sind, wird ja jetzt, nachdem die ersten Abrechnungen eintrudeln, langsam überall klar.
Da werden sicher demnächst noch ein paar mehr Leute als nur der Unterhändler der britischen PRS ihren Hut nehmen müssen...
Es geht nicht zuletzt auch um die Dreistigkeit, mit der YT vorgeht, das darf man vielleicht in dem Zusammenhang nicht vergessen.
Seit Gründung der GEMA werden Sender anhand von Playlists abgerechnet, die täglich geführt werden. Das hat sich einleuchtenderweise als sehr praktisch erwiesen und funktioniert schon seit Anbeginn, und das, man stelle sich vor, obwohl es da weder Excel-Tabellen noch IP-Filter gab.
Bei jedem YT-Video ist scho solange ich YT kenne, ein Abrufzähler zu sehen. Auch wissen wir schmerzlich genug, daß YT offensichtlich in der Lage ist, festzustellen, daß wir aus Deutschland zugreifen.
Trotzdem erklären sie der GEMA gegenüber, daß eine abrufspezifische Abrechnung "technisch nicht möglich" sei.
Ganz ehrlich - selbst
wenn, was kein Mensch ernsthaft glauben kann, diese Erfassung bei Google bisher nicht vorhanden sein sollte - tut mir leid, ich muß mir kurz die Lachtränen abwischen -, so könnte mit dem in diesem Unternehmen kumulierten technischen Wissen jeder von denen akzeptierte 16-jährige Praktikant eine solche innerhalb von 3 Minuten einrichten.
Im Moment kann YT sich nicht mal entscheiden, ob es sich eher als host provider oder content provider versteht. Je nachdem, was besser paßt.
Als
host provider können sie sich, wie Megaupload bisher, aus der Affäre ziehen und sagen:
"Haben wir doch nix mit zu tun, daß die neue Rihanna-Single 44000mal hochgeladen wurde. Unsere Nutzungsbedingungen sagen, daß die Uploader das nicht dürfen - aber hey, kontrollieren können wir das nicht. Schicken Sie uns einen Link auf Ihr angeblich geschütztes Material und den Eigentumsnachweis, dann wir nehmen es sofort raus. Versprochen !"
Machen sie auch, stimmt. Hat sogar Kim Schmitz bei Megaupload gemacht.
Das ist die gegenwärtige "offizielle" Position. Und verdienen weiterhin mit jedem Seitenaufruf der 44000 Uploads Geld, weil sie sich die darauf angezeigten anzeigen bezahlen lassen.
Auf der anderen Seite wissen sie (und zwar schon deutlich VOR der Megaupload-Schließung kürzlich) ganz genau, daß sie auf Dauer damit nicht durchkommen.
Da macht sich bezahlt, daß YT nicht einfach nur brainchild eines durchgeknallten Kriminellen ist, sondern letztlich ein "echter" Weltkonzern, mit ein paar klugen Köpfen und einer Armee noch klügerer Anwälte.
Insofern agieren sie in Deutschland
tatsächlich als
content provider, was ganz einfach dadurch bewiesen ist, daß sie durch die Sperrfilter redaktionellen Einfluß nehmen, um sich der Gesetzeslage angepaßt, vor Regreßforderungen, Abschaltung oder was immer zu schützen.
Das ist nichts anderes als das, was sie auch in China tun, und sich damit gewinnorientiert den Regeln des Systems unterwerfen - und da war der Aufschrei weltweit zu hören.
Dazu kommt, daß diese Sperrungen weiterhin absichtlich präsent gehalten werden und vor allem die beliebtesten Angebote betreffen, also sowas wie die offiziellen Channels, offizielle Videos, weil angeblich die Filtersoftware keine Abweichungen feststellt.
Dazu ist Folgendes zu sagen:
Als content provider, der redaktionelle Sperrungen vornimmt, verhindert man den Zugriff, die Sichtbarkeit, den Hinweis auf das Vorhandensein. YT tut aber genau das nicht - es läßt den Zugriff zu, nur um dann den Nutzer propagandistisch zu beeinflussen.
Es wäre kein Problem, alle gesperrten Videos auss der Suche zu entfernen - aber nein, YT
will, daß man bei jeder Suche auf die Sperrungen (die sie, wir erinnern uns, der falschen Adresse in die Schuhe schiebt) trifft und mehr und mehr genervt wird.
Zum Zweiten ist die Filtersoftware gut genug, auch Nicht-Originale und zweite oder dritte Generationen zu erkennen. Was Shazam kann, kann Google schon lange.
Daß das keine unzulässige Spekulation menerseits ist, wurde mir eindrucksvoll mehrfach bewiesen:
Wenn ich einen Remix, der gerade bei mir entstanden ist und keinem Filter der Welt bekannt sein kann, innerhalb von einer halben Stunde als geschützt erkannt wird, weil er
Teile der originalen Vocal- oder Instrumentenspuren (in völlig anderem Kontext wohlgemerkt) enthält, dann erkennt der ALLES andere auch.
Die Filterung ist daher ausreichend als propagandistisches Mittel entlarvt, und das ist jedem Branchenkenner, der nur ein Minimum von aktueller Technik versteht, klar. Die meistabgerufenen Videos (klar: "Official Video" - das wollen wir) werden geblockt, alle 1:1-Kopien auch, weil sie da ihre GEMA-Lügenmeldung am meisten verbreiten und Volkes Zorn schüren. Der schäbige Rest wird angeblich "nicht erkannt".
Ja, is klar.
Kurz: YT versucht, die GEMA zu verarschen und das läßt die sich nicht gefallen.
Das Problem ist, daß YT eindeutig am längeren Hebel sitzt.
Nicht nur haben sie das deutlich bessere Image, sondern auch die bessere Marktdurchdringung, mit der Akkumulation von Google und YT das perfekteste Propagandainstrument der Welt zur Verfügung (man bemerke mal den Unterschied der Google-Suchergebnisse zu beispeilsweise der Bing- oder Yahoo-Suche).
Und zu guter Letzt hat YT die "Community" seiner 100% rechtsresistenten User, die jedes gesperrte Video hundertfach direkt wieder neu einstellen, so daß selbst die halbe Stunde Onlinezeit eines jeden geblockten Videos ausreicht, doch 24/7 alles zu finden, was man will.
Das ist exakt und ohne Unterschied dieselbe Masche, die Megaupload jetzt zu Fall gebracht hat. Nur die Gewinnabschöpfung geschieht anders.
Warum setzt das Filter eigentlich erst
nach dem Hochladen ein und nicht
währenddessen ?
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...technische Gründe wahrscheinlich
Zitat:Fazit davon: das aktuelle Geschäft ist jetzt schon völlig unrentabel, wenn irgendwann mal schwarze Zahlen geschrieben werden sollen, dann nur mit Hilfe von kostenpflichtigen Premium-Inhalten.
Ja. Dann sollen sie es einfach dichtmachen.
Wär ich großer Fan von - denn alle anderen Portale haben es ja geschafft, sich mit der GEMA zu einigen.
Es gibt in Deutschland kein Recht darauf, daß das amerikanische Modell 1:1 auch hier funktioniert.
Andere amerikanische Firmen müssen in Deutschland auch teurer verkaufen als zuhause, weil hier andere Steuern, Zoll, CE- und Recycling-Abgaben oder Garantiebestimmungen herrschen.
Gibt natürlich auch noch andere Varianten:
-Das FBI macht YT dicht und zerrt sie vor den Kadi, mit dem Ergebnis, daß Milliardenentschädigungen an die Verwertungsgesellschaften zu zahlen wären (man wird ja noch mal träumen dürfen)
-Bezahlmodell - Super !
Wer eingeloggt ist, kann alles sehen, wer nur als Gast surft, wird nicht ausgeschlossen, bekommt aber nur 320x480 Versionen mit 64k MP3-Sound. Wenn er das dann noch runterlädt - egal, der hätte eh im Leben keine CD gekauft oder einen Download. Oder lebt vielleicht in Uganda Burundi, wo er, selbst wenn er wollte, gar nichts kaufen könnte.
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