Es begab sich eines Tages, als ich bemerkte, dass in meinem unsterblichen japanischen Auto etwas befand, dass wohl ein Mitbürger durch das offene Schiebedach hineinimpliziert hatte.
Bemerkt habe ich das Objekt erst später; zum Glück ist es nicht trackbar.
Um was handelt es sich? Ein Parking Pilot.
Das sind die Dinger, die immer öfter auf Supermarktparkplätzen auf den Boden geklebt sind und die Parkplatzbelegung sowie die maximale Parkdauer zu überwachen. (
Parking Pilot )
Dankenswerterweise hat mir dieser Mitbürger einen Gefallen getan; ich wollte schon immer mal wissen, was sich in diesen IP67 bis 2,5t belastbaren und vor Schneeschiebern keine Angst habenden nylonverstärkten Plastikgehäusen versteckt.
Und voila, so schwer ist das nicht herauszufinden.
Der gelbe Platikrahmen ist wie zu erwarten nur ein Gehäuse, rundum rampenähnlich abgeflacht und mit Aussparungen an der Unterseite versehen um den Kleber (sic!) mit dem der Sensor auf den Boden geklebt wird, aufzunehmen.
Die Aussparung in der Mitte nimmt das schwarze Gehäuse auf in dem sich die Magic befindet...
Btw: wer das Foto betrachtet findet ganz schnell heraus, wie man die Box aus der Umrandung löst; das ist kein Hexenwerk und erfordert nur einfaches (Hebel-)Werkzeug.
Die Box selber ist an sich nicht verklebt; die Schale und der Boden sich nur via Nut zusammengesteckt; sehr servicefreundlich.
Naja, ich gebe zu, an einer Seite war dann doch etwas klebrig, sodass ich den Deckel doch zerbrochen habe.
Was sehen wir?
Eine FANSO 3.0V 9.5A Li-MnO2 Batterie (gut voll, btw.) in einem Aluminiumblech in einem abgetrennten Teil des Gehäuses. Die Anschlüsse sind auf eine Platine gelötet. Die Platine hat Löcher, die große runde Öffnung ist ein Zylinder der Bestandteil des Gehäuses ist und durch die Platine ragt. Ich denke das ist nur zur Verstärkung des Gehäuses.
Die Platine selber ist von dieser klebrigen Masse umgeben; ähnlich wie frisches Silikon. Das dient dem Fernhalten von Feuchtigkeit; wir erinnern uns: das Ding klebt irgendwo auf einem Supermarktparkplatz. Naja, hier im Keller brauchts diese Pampe nicht; also habe ich die entfernt.
Hier habe ich die Batterie ausgelötet und ausgebaut; ein paar Tropfen Silikon sind auch im Gehäuse; ich denke um sicher sicher zu gehen, dass kein Wasser eindringt.
Nun sieht man auch die Aluminiumschale, in die die Batterie eingebettet war.
Was man (noch) nicht sieht: die Aluminiumschale ist elektrisch mit der Platine verbunden. Und zwar sind oben und unten an den Füßchen Schrauben, die in Kontaktblöcke die auf die Platine gelötet sind eingedreht wurden. Aber nur ein Kontaktblock hat auch Verbindung zu Schaltung; dazu mehr gleich. Vielleicht.
Ein paar Testpunkte und Hinweise darauf, was der Klumpen wohl so kann. RFID? LED? Nein, Beides nicht vorhanden.
Im unteren Bild sieht man abgerissenen Leiterbahnen der Kontaktpunkte die ich eben beschrieb, Am unteren Ende der Platine geht eine Leiterbahn (quasi) direkt zu einem 6-beinigen Chip (SOT-23) den ich nicht genau identifizieren konnte. 253927? 253427? Ich weiß es nicht.
Ich tippe darauf, dass es sich um einen Treiber(transistor) handelt; das große Alublech ist eine Antenne.
Jedenfalls befindet sich rechts daneben ein
Semtech SX 1261 LoRa Senderchip. Das Ding ist programmierbar über SPI; guckt euch bei Interesse das Datenblatt an.
Darüber ist ein
ST Micro STM32L07xZ 32Bit Microcontroller Ultra Low Power Ding.
Eine Menge RAM & ROM & EEPROM in einem kleinen schwarzen Chip; bis zu 32MHz Taktfrequenz. Das Übliche halt.
Links daneben, das kleine rechteckige schwarze Etwas ist ein
NFC/RFID Tag IC ebenfalls von STM.
An die beiden (großen) Lötpunkte sollte wohl eine RFID Antenne angeschlossen sein. Diese fehlt aber; natürlich weiß ich nicht, ob diese Funktion überhaupt gegeben ist und was damit getan werden sollte.
Das lange schwarze Ding oberhalb in der Mitte der beiden STM-Chips ist der Quarz für den Prozessor.
Das Bauteil, das dafür zuständig ist euch das Geld aus der Tasche zu ziehen wenn ihr die vertraglich vereinbarte Parkzeit überschreitet, also der Fahrzeugdetektor ist ganz oben rechts auf der Platine.
Aus der technischen Beschreibung bei der Firma, die diese Platikklumpen und die Software dazu vertreibt entnehme ich, dass es sich um einen Magnetfeldsensor handeln muss.
Die Markierung weist auf einem
QMC5883 hin, das Gehäuse passt; es gibt auch andere Sensoren die 5883 heißen und ggf. eine andere Bauform haben.
Was macht der Magnetfedsensor? Nunja, er detektiert Magnetfelder und das in diesem Fall sogar in 3 Achsen. Laut Platikknubbelgeldeintreiberherstellerwebseite kompensiert die Software sich ändernde Erdmagnetdfelder und andere Störeinflüsse um sicherzustellen, dass auch wirklich ein Fahrzeug über dem Parksensorgerät steht. Und wie lange.
So, das war der Abriss über meine Bastelei heute. Ich wasch mir jetzt die klebrigen Finger und überlege was ich schönes mit einer 3V 9500mAh Batterie machen kann und welchen Nutzen ich aus den Informationen ziehen kann, die ich hier gewonnen habe.
Nachtrag: der SOT-23 den ich bis dato noch nicht identifizieren konnte ist ein
PE4259 RF-Switch. Simpel gesprochen: die LoRa Funke oben kann entweder senden oder empfangen, wie bei einem CB-Funkgerät. Der Switch schaltet die Antenne (die Aluschale) jeweils auf den RFIN oder RFOUT des LoRa (-Modems).
Nachtrag2: Interessant ist, dass es auf der ganzen Platine keine Spannungsregler oder -Aufbereitung gibt; Alles scheint direkt an der +3V Versorgungsbatterie zu hängen.
Nachtrag3: Die Komponenten scheinen alle nach Textbuch zusammengebaut zu sein. Also: Funktion -> Datenblatt -> Nachbauen auf eigener Platine. Ein bischen Schmalz ist schon reingeflossen, ganz klar, das Meiste dürfte aber an der Software liegen. Auch die Position des Magnetfeldsensors (weit weg von Allem was potentiell strahlt) ist Textbuch.
Nachtrag 4: Was der RFID-Chip ohne Antenne da macht erschließt sich mir nicht. Ich vermute, dass bestimmte Parameter vielleicht via RFID geschrieben werden könnten, das Feature aber nicht (mehr) benötigt wird. Und weil ein cleverer Programmierer den (praktisch ein serielles eeprom) Speicherchip für andere Zwecke missbraucht hat, kann man ihn nicht mal eben einsparen.