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Filz hilft dem AKG K240 "Sextett"
#1
Auf dem Flohmarkt (Frankfurt) kaufe ich normalerweise nichts, weil - jedenfalls mein Eindruck - seit Jahren zunehmend Elektroschrott angeboten wird und jeder Blödmann meint, etwas sei was wert, nur weil es alt, dreckig und ein Sicherheitsrisiko ist. Zum Spaß gehe ich aber immer gerne hin. Bei zwei AKG K240 "Sextett" aus den 70er Jahren konnte ich vor ein paar Wochen nicht widerstehen, zumal der Typ nur fünf Euro für beide haben wollte.


[Bild: K204_4.jpg]


Wem die Bezeichnung "Sextett" nichts sagt, - der Name kommt von sechs mit Membranen bestückten Öffnungen rund um den Treiber des halboffenen K240. Sie filtern die Resonanzen oder Schallreflektionen, die in der kleinen Box entstehen Richtung Ohr, sodass nur die erwünschten reflektierten Schallwellen zusätzlich ankommen (wenn's jemand besser erklären kann, würde ich mich freuen).



[Bild: K204_1.jpg]

Soweit so gut - die beiden Oldies waren zwar recht staubig, aber nicht versifft, sodass ich sie erst einmal grob gereinigt habe. Die Ohrpolster (Leder) noch in Top-Zustand. Dann angeschlossen (600 Ohm, sollte an kräftigen KH-Ausgang) und mit diversen Quellen getestet. Funktionierten beide, aber für meinen Geschmack zu offen, wenn laut hat es Hochton fast gescheppert, irgendwie störender Hall, nicht
sauber bei den Bässen - ich übertreibe der Deutlichkeit wegen.
Warum war mir auch recht schnell klar. Die innere Dämpfungsmasse aus Schaumgummi war zerbröselt und fehlte fast vollständig, der Rest war aber zum Glück nicht zähflüssig geworden. OK - also beide K240 zerlegt und gereinigt. Diese Schaumgummi-Polster kann man zwar immer noch bestellen, die Konstruktion mit dem Polster hinter dem "Sextett" gefiel mir aber irgendwie nicht. Denn, wenn es störende Schallreflexionen und Resonanzen gibt, dann fragt man sich doch zunächst, warum. Da sah ich vor allem eine nach meiner Meinung insgesamt zu große ungedämpfte Fläche an blankem glatten Plastik im Inneren, an denen sich Schallwellen eben brechen, inklusive der von außen kommenden, das Gehäuse ist ja halboffen.
Ich entschied mich für den Versuch, die Innenwände - wo möglich - mit Filz zu dämpfen, anstatt das Ding mit Schaumstoff oder anderem Dämm-Material auszustopfen.




[Bild: K204_3.jpg]




[Bild: K204_2.jpg]


Der Filz wirkte Wunder: Jetzt klingen die beiden K240 so, das ich nichts mehr ändere. Die störenden Missklänge sind weg, ebenso Bässe, die unsauber ausschwingen, nichts scheppert oder klirrt, und der Sound ist immer noch offen sowie für meinen Geschmack sehr natürlich. Hören mit den Dingern macht einfach Spaß und führt bei mir auch nicht zu Ermüdungserscheinungen. Wahrscheinlich trug das damals mit bei zur Beliebtheit des K240 in der Studiotechnik - zudem hört man natürlich eine ganze Menge.
Ich kann mir vorstellen, das originale Schaumgummipolster zur Dämpfung war schon damals eine Verlegenheitslösung oder neudeutsch "Workaround" der AKG-Erfinder gewesen, außerdem waren Kunststoffe aller Art in den 70er Jahren als Rundumglücklich-Lösung angesagt - ich kann mich erinnern, dass es sogar Pfeifen, also zum Rauchen, aus Kunststoff aus der Raumfahrt-Technik (!) gab. Ich habe auch gelesen, dass AKG beim K240 "Sextett" die Herstellungskosten davonliefen und ein Schaumgummipolster war sicher die günstigste Lösung.
Da fast alle "Sextett", die noch am Leben sind, unter dem Symptom leiden, kann ich nur empfehlen, es mal mit Filz zu versuchen, falls jemand auch einen aufarbeiten will.
Und noch ein kleiner Punkt: die elastischen Gummis am Trageband sind meist auch hinüber. Da hat mir tatsächlich meine Frau weiter geholfen: einfaches sogenanntes "Hutband" für 1,30 Euro pro Meter tut es auch, natürlich das runde, auch wenn man es Band nennt.

Viele Grüße - Frank
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#2
Es gab verschiedene Versionen des AKG K-240, beim Sextett handelt es sich um eine frühe.
Zum Schärfen des Flohmarktblicks sind seine besonderen Kennzeichen bei head-fi recht präzise beschrieben.
Das Service Manual bei der elektrischen Tanya liefert für den Filz die Part # 2260Z0901, welche man bei

http://www.rw-soundsystem.de
Breslauer Str. 8, 74613 Öhringen

anfragen könnte. weder verwandt, noch verschwägert, AKG verwies mich dorthin wg neuen Ohrpolstern für K340
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#3
Klasse gemacht Frank.

Ich liebe funktionierende DIY-Methoden.

Thumbsup
Gruß
Joachim S
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#4
(09.05.2015, 10:26)winix schrieb: Es gab verschiedene Versionen des AKG K-240

Auch der "Sextett" selbst wird nochmals in verschiedene Produktionszeiträume unterteilt, siehe hier:
http://wiki.faust3d.com/wiki/index.php?t...240_Series
Ich habe früher auch mal den K340 besessen, bei dem sich AKG echt ausgetobt hat; der hatte ebenfalls sechs Löcher um den dynamischen Treiber, eines davon ohne Membran, da saß sichtbar die Platine einer kleinen Frequenzweiche, denn als Sahnehäupchen hatte der K340 elektrostatische Hochtöner, denen ein normaler starker KH-Ausgang als Quelle genügte. Irre Konstruktion für einen Kopfhörer -
http://wiki.faust3d.com/wiki/index.php?title=AKG_K340

Der K340 klang spektakulär, war aber gerade deshalb auch anstrengend. Nach 15 Minuten wolltest Du das Teil einfach erst mal wieder abnehmen. Die Konstruktion ist ja auch in der Versenkung verschwunden, während sich der K240 weiter entwickelte.

ps.: das Ersatzteil für den K240 - zumindest das originalgetreue - für die Dämmung ist kein Filz, sondern Schaumgummi, was mir nicht so zusagte.

Gruß - Frank
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#5
Den 240er habe ich ja auch - in der Monitor-Variante. Die Ohrauflagen aus Schaumstoff waren bei mir völlig bröselig. Wurden durch neuen Schaumstoff ersetzt. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, auf der Innenseite Schaumstoff gesehen zu haben Denker Vielleicht einfach zu lange her, Ekmnesie. Der Klang ist jedenfalls so, dass ich nix auszusetzen habe.
Die Automatik zum Anpassen der Bügelgröße musste ich noch mit neuem Gummiband reparieren.
Schöne Kopfhörerklassiker Thumbsup


Bitte beachten Sie!


Mikrorillenplatten nur mit einem Mikro- oder Stereoabtaster abspielen. Für Stereoplatten (auch bei Monowiedergabe) n u r einen Stereo-Tonabnehmer verwenden. Platte und Abtastspitze stets von Staub reinigen. [...]
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#6
Am Besten meiner Erfahrung nach war bisher der Schaumstoff, wie er früher zB bei Mainboard-Verpackungen
verwendet wurde.
Ist ein guter Kompromiss zischen störenden Hintergrundgeräuschen und dem Geschepper das (übrigens einige)
AKG KH so von sich geben können.
Ist nur im Moment nicht mehr so leicht da ranzukommen.

Aber die Filzidee hat schon auch was für sich!

Gruß Jens
German Vintage HiFi
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#7
Hallo Jens,

Kompromiss oder eben das richtige Verhältnis, denn die Konstruktion, dass über die Reflexöffnungen was zurückkommt ans Ohr, soll ja grundsätzlich erhalten bleiben. Das war schon eine gute Idee.

Nochmals kurz der K340:
http://wiki.faust3d.com/wiki/index.php?t...iver_1.jpg

Hier wurde das Prinzip wirklich strapaziert. Da sitzt der elektrostatische Hochtöner - das Blechdöschen im Bild auf der Wikiphonia-Seite - über dem dynamischen Treiber. D.h. Tief- und Mittelton kommen über den schmalen Spalt zwischen Dose und Membran. Aufgrund des Resonanzraumes dahinter erhalten die Membrane ihr Schwingverhalten.
Wenn man das Gitter zur Ohrseite beim K340 anschraubt, wird der äußere Hohlraum um die Öffnungen, der stören würde, übrigens schalltechnisch völlig isoliert. Wie erwähnt, da haben sich die Entwickler ausgetobt. Bei meinem verabschiedeten sich damals leider die Elektrostaten.

Gruß - Frank
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#8
Ich fand und finde den AKG K 340 überhaupt nicht anstrengend.
Hier ein paar Bilder vom Innenleben.
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#9
...und die Elektrostaten haben bis heute durchgehalten? Glückwunsch!
Klar, KH sind auch immer Geschmackssache. Ich mag z.B. keine geschlossenen, warum auch immer.
Ich hatte in meinen K340 ohne Elektrostaten übrigens einfach andere dynamische Treiber eingesetzt, ich glaube, die vom K140, und noch lange Zeit meine Freude damit.

Gruß - Frank
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#10
Danke. Sowohl die Elektrostaten, als auch die Spannungsgummis haben über 30 Jahre bis jetzt gehalten.
Das Anschlusskabel ist auch nicht verknödelt, dabei habe ich ihn wirklich oft und gerne im Einsatz.
Lediglich die Ohrpolster musste ich wechseln, aber auch nur, weil sie nicht mehr dick genug waren.
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#11
Hallo zusammen, wie öffnet ihr die Kopfhörer? Hätte auch noch 2 mit Brösel-Schaumstoff.

Gruß
Martin
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#12
Ich habe den K 340 auch, allerdings benutze ich ihn sehr selten, da er im Vergleich zum Beyerdynamic DT 990 (alte Version) ein Schwergewicht ist und mir der DT klanglich auch besser gefällt.
Gruß Detlef
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#13
(11.05.2015, 14:42)mjsch schrieb: Hallo zusammen, wie öffnet ihr die Kopfhörer?

Bevor ich jetzt selbst alles schreibe, verweise ich Dich infolge Faulheit auf diese Seite von "Head-Fi".

http://www.head-fi.org/t/569510/ortho-tr...n-progress

Da der Kumpel hier keine Treiber mehr hatte, musst Du im Unterscheid dazu natürlich die Anschlusskabel ablöten, sobald Du drankommst (zwischen Schritt 3 und 4). Die Kapseln, also die mit dem Aluring, sind nur gesteckt, und lassen sich einfach anheben und abnehmen. Beim Reinigen solltest Du vorsichtig sein, dass Du die Membrane nicht beschädigst.
Die ALU-Deckel am Anfang wirklich ganz vorsichtig lösen, sonst verbiegst Du sie. Das sind zwar nur Blenden, gehören aber ästhetisch einfach dazu.

Viele Grüße - Frank
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#14
(11.05.2015, 15:03)dettel schrieb: Ich habe den K 340 auch, allerdings benutze ich ihn sehr selten, da er im Vergleich zum Beyerdynamic DT 990 (alte Version) ein Schwergewicht ist und mir der DT klanglich auch besser gefällt.

Ich fand es beim K340 schon bemerkenswert, elektrostatischen Sound - wenn auch nur die Höhen - aus der normalen Kopfhörerbuchse zu bekommen. Und wenn die Elektrostaten noch hundertprozentig in Ordnung sind, dann sind diese Höhen einfach brillant.

Gruß - Frank
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#15
(11.05.2015, 15:03)dettel schrieb: Ich habe den K 340 auch, allerdings benutze ich ihn sehr selten, da er im Vergleich zum Beyerdynamic DT 990 (alte Version) ein Schwergewicht ist und mir der DT klanglich auch besser gefällt.

Hi Detlef,

sagen wir mal so, wenn Du ihn loswerden magst und ne vernünftige PV hättest, wäre ich da sehr interessiert.
Den wollte ich nämlich schon lange mal antesten.
Sollte dem so sein, gerne PM.

Gruß Jens
German Vintage HiFi
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#16
Update für Bastler, das ich Euch nicht vorenthalten wollte, bin erst jetzt zum Schreiben gekommen:

Man muss (sollte) unbedingt auch die perforierten (hier die orangefarbenen) Hinterteile der passiven Radiatoren oder Treiber (siehe Foto oben) mit Filz dämmen. Schwer zu begreifen, erst machen sie Löcher, um Bass durchzulassen, dann werden sie wieder gedämmt. Aber im Zusammenhang mit Resonanz, Echokammer & Ausschwingverhalten wird es klar: Unerwünschte Bass-Spitzen im für KH kritischen oberen Bereich sollen aus dem "Koppelungsraum" zwischen Ohr und Wandlermembran nach hinten durchdringen, sich damit quasi neutralisieren. Peaks dieses Bereich verschwinden, das Ausschwingen wird durch die Dämmung korrigiert. Unterhalb dieses transparenten Frequenzbereichs werden die Membrane wieder undurchlässig für normalen tieferen Bass, der sonst untergehen würde. So in etwa funktioniert das Prinzip der passiven AKG-Treiber oder Radiatoren. Einfacher gesagt: Die Konstruktion verhindert Tieftongeschwabbel oder das Gefühl, dass Bässe undifferenziert, zu laut und zu hoch sind, und dabei die ganze Muschel mitschwingt, was man bei schlechten KH erleben kann. Habe 'ne ganze Weile gebraucht, bis ich es begriffen habe und auch den Beitrag nochmals aktualisiert. Und trotzdem, sorry, eine Schaumstoffscheibe wie beim "unverbastelten" Original, die man halt reinlegt, kann die nötige Dämmung eigentlich nur suboptimal lösen. Und wenn sie zerbröselt, ist auch der "Sextett"-Sound futsch. Also Filz.
 
Wem es hilft - viel Spaß beim Basteln
Frank
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