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Reparatur Onkyo TA-2350
#1
Hallo,

zum 60. Jahrestag der Kompaktkassette habe ich mein altes Tape Deck mal wieder aus dem Keller geholt und versucht dieses in Betrieb zu nehmen.

Leider ohne durchschlagenden Erfolg. In Anbetracht der ~ 200 Kassetten aus meiner Jugend ... zum Teil mit unwiederbringlichen Aufnahmen, will ich den Versuch unternehmen das Teil zu reparieren ... ich bin halbwegs vom Fach ... aber eher aus der Richtung Nachrichten und EDV Technik ... weniger Audio und Feinmechanik. Früher hab mal gelernt Hebdrehwähler zu warten ;-)

Ich möchte hier erstmal mein Problem beschreiben ... bevor ich anfang an dem Gerät rumzuschrauben ... evtl. hat ja jemand einen guten Tipp wie man anfangen könnte ...

Jetzt zur Fehlerbeschreibung (bitte entschuldigt, wenn ich nicht für jedes Teil, die richtigen Begriffe verwende):

1.) Wenn ich eine Kassette einlege und Play drücke, dann läuft das Deck an, spielt auch Musik ... nach ein paar Sekunden hört dann die rechte Zielspule auf zu drehen, die linke läuft weiter .... das Ergebnis könnt ihr euch in dem Fall vorstellen, wenn man dann nicht schnell stop drückt.

2.) Man kann dann auch nicht mehr spulen oder anderes. Das Laufwerk versucht anzulaufen ... ist aber irgendwie blockiert .... und schaltet wieder ab. Wenn man die Kassette dann rausnimmt und die Spulen (vom Laufwerk) mit der Hand dreht, dann die Kassette wieder einlegt, kann man flott vor und zurück spulen (voraussgesetzt man hat vorher keinen kompletten Salat generiert). Das geht auch bei einer C90 von Anfang bin Ende und zurück.

3.) Versucht man wieder die Wiedergabe, dann ist man wieder an Punkt 1.)

Ich hab das Teil mal aufgeschraubt und reingesehen ... Es schaut sehr gut aus, kaum Staub oder Dreck ... Elkos sehen alle frisch aus.

Der Riementrieb, der die Schwungmasse antreibt sieht eigentlich noch gut aus ... also keine Auflösungserscheinungen ... ich finde ihn aber sehr schlapp ... man kann ihn ohne widerstand  5 -10 mm ziehen oder drücken ... mich wundert dass der das Schwungrad überhaupt noch antreibt, das soll vermutlich so nicht sein, oder ?

Aber kann das auch der Grund für das problem bei der Wiedergabe sein ?

Ich bin für alle hinweise Dankbar.

Viele Grüße
Stephan
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#2
Der Riemen auf der Schwungmasse wird eher nicht das Problem sein, die Schwungmasse sitzt ja auf der Capstanwelle und das Gerät produziert munter Bandsalat wenn der rechte Bandwickel stehenbleibt, sprich der Capstan läuft weiter. Ich kenne das Deck nicht im Detail, aber vermutlich ist ein Gummireibrad, welches den rechten Bandwickel antreibt verschlissen, der sog. Idler. Versuch das Laufwerk mal soweit freizulegen, das man den Antrieb des rechten Bandwickels erkennen kann, mach ein Bild und stell es hier ein, das erleichtert die Fehlersuche. Falls das Gerät einen separaten Wickelmotor hat, könnte der auch in den Wicken sein, dagegen spricht dass das Deck noch einwandfrei spult.
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  • Step01
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#3
Hey Dude, danke für deine Antwort.

Ich habe gerade gesehen, dass jemand das gleiche Gerät schonmal zerlegt und fotografiert hat, meins sieht soweit identisch aus:

https://old-fidelity-forum.de/thread-18817.html

evtl. Kannst du ja an den Fotos schon sehen, wo es sich lohnt genauer hinzusehen ... ich erkenn nocht nocht viel, obwohl das Laufwerk schon komplett ausgebaut ist.

Siehst du den Idler auf den Bildern ?

Viele Grüße
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#4
Hi Stephan, da dort kein von-vorne-Bild des ausgebauten Laufwerks zu sehen ist ist das Idlerrad nicht gezeigt.

Hier ein Ansichts-Beispiel eines anderen Onkyo TA LWs
[Bild: BE2-B46-A9-1-E72-4-BDE-8-B93-8-EF8442-E6-B36.jpg]
Das weiße Rad mit dem Gummi drum.
"We learned more from a three minute record than we ever learned in school" , Bruce Springsteen in "No surrender" played als Song 2 im Mai 2013 in Hannover Dance3 Dance3
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  • Step01, al3x135
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#5
Danke nice2hear,

Hier wird ein ähnliches Lauferk zerlegt:

https://old-fidelity-forum.de/thread-426...pid1420951

Da ist das Idlerrad als Zahnrad verbaut ....

was ich nicht verstehe ist:

Es sollte doch so sein, dass nur entweder die linke oder die rechte Spindel angetrieben wird, oder ?

Jetzt ist es bei mir im Fehlerfall aber so, dass die linke Spindel läuft ... das würde doch darauf hinweisen, dass das Idlerrad nicht verschlissen ist, sondern schlicht an der falschen Spindel anliegt ?

Oder kann es sein, das bei wiedergabe beide Spindeln angetrieben werden sollen ?

Viele Grüße
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#6
Ich hatte schon mehrere Decks mit Sankyo Laufwerk auf dem Tisch. Für mich sieht das nach etwas festem Wickelmotor aus, der bei voller Spannung noch arbeitet (daher Rew/FF funktioniert) und Play setzt aus bzw. läuft nicht.

Da hilft nur Motor tauschen oder diesen zu zerlegen sowie zu reinigen und neu zu schmieren.

Wenn ein Labornetzteil vorhanden ist, kann man auch den Motor ausbauen (!) und mal eine Zeit lang an 12-15V betreiben (Spannung auf max 300mA begrenzen!) und "freilaufen" lassen. Dabei ist Geräusch, Temparatur und Geruch allerdings permanent zu beobachten, damit man den Motor nicht himmelt. In 90% der Fällen reicht dies. Damit verkürzt man aber für den zukünftigen Betrieb die Lebensdauer, auch wenn er dann sicher noch ein paar Jahre läuft.

Falls das Deck noch einen Assist-Motor hat ist hier selbiges zu vollziehen, da dieser ebenfalls diese Symptome hervorrufen kann.

Die Kombi aus kurzem Freilaufen und Reinigen hält bei meinen Onkyo Geräten schon seit Jahren.

Beide Riemen, Capstan und Backtension sollten ebenfalls getauscht werden.  Vorsicht beim Riementausch: nur die von Thakker nehmen, oder man hat ein Universal-Wühlset - der Rest der anderen Händler ist Gummimüll - zumindest so meine Erfahrung.
Schönen Gruß wünscht,
Manuel
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#7
Hallo stereosound,

deine Vermutungen decken sich gut mit meinen Beobachtungen. 

Ich habe mal versucht eine Kassette ein mal vor und zurückzuspulen, danach trat das problem nicht mehr so schnell auf.

Vermutlich ist eine stelle am Kollektor beim wickelmotor besonders stark verschmutzt, hier hat der Motor aufgrund des übergangswiderstands weniger Leistung.

Zusätzlich gibt es eine stelle in der wickelübersetzung / Idlerrad die ein wenig schwerer geht. 

Wenn die 2 Stellen zur gleichen Zeit im Langsamlauf aufeinandertreffen, dann bleibt der wickelmotor stehen.

Mit einer mauellen Drehung am Wickelrad kann ich dann die Wickelmechanik an eine Stelle drehen, die leichter geht ... Dann lläuft der Motor wieder an.

Evtl. Könnte es ja schon reichen. Eine Kassette ohne band eine weile spulen zu lassen ? 

Oder bei komplett leerem Kassettenfach ... dafür müsste man nur den schalter brücken der erkennt ob eine Kassette drin ist.

Ich weiß jetzt auf jeden fall wo ich schaun muss ... Vielen Dank an alle für die Hinweise.

Ich werde mich bei Erfolg oder Misserfolg oder mittendrin :-) nochmal melden.

Viele Grüße
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#8
(10.09.2023, 18:57)Step01 schrieb: Danke nice2hear,
Hier wird ein ähnliches Lauferk zerlegt:
https://old-fidelity-forum.de/thread-426...pid1420951
Da ist das Idlerrad als Zahnrad verbaut ....
was ich nicht verstehe ist:
Es sollte doch so sein, dass nur entweder die linke oder die rechte Spindel angetrieben wird, oder ?
Jetzt ist es bei mir im Fehlerfall aber so, dass die linke Spindel läuft ... das würde doch darauf hinweisen, dass das Idlerrad nicht verschlissen ist, sondern schlicht an der falschen Spindel anliegt ?
Oder kann es sein, das bei wiedergabe beide Spindeln angetrieben werden sollen ?
Viele Grüße

Nochmal kurz eine Antwort an mich selbst, und alle die es noch nicht verstanden haben:

Im Wiedergabemodus zieht die Capstanrolle das Band von der linken Spule ab, was eine konstante Abrollgeschwindigkeit erzwingt. Die linke Spule wird daher nicht direkt angetrieben, sondern dreht sich lediglich aufgrund des herausgezogenen Bands. Der Wickelmotor dreht die rechte Spule über das Idle-Rad und wickelt das von der Capstanrolle zugeführte Band auf.
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#9
Schau Dir mal den Schwenkmechanismus des Idlers an, der sollte keinesfalls schwergängig sein. Normalerweise schwenkt der allein durch die unterschiedliche Drehrichtung des Wickelmotors von der einen zur anderen Seite, sofern der Assistmotor bei diesem Laufwerk nicht dafür zuständig ist. Natürlich hat stereosund mit dem Wickelmotor Recht, und der scheint nach Deiner Beschreibung auch einen oxidierten Kollektor zu haben. Der lokalen Schwergängigkeit am Idlergetriebe solltest Du auch auf den Grund gehen, evtl. hat der Gummireifen vom Idler einen "Standplatten".
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  • Step01
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#10
ich hab jetzt noch ein paar sachen probiert:

1.) ich habe den schalter, der gibt ob eine kassette eingelegt ist mit einem finger betätigt und wiedergabe gedrückt, dann habe ich versucht den rechten wickel zu bremsen

Ergebnis: Der Wickel hat Konstanten kräftigen Zug (10x mehr als man zum Wickeln einer Kassette bräuchte), kein eiern, oder ähnlich. Kein Stoppen des wickels ...selbst bei Bremsung bis kurz vor Stop

2.) wie 2 nur mit bremsen bis zum Stop

Ergebnis: Wickel bleibt stehen und läuft auch nicht mehr an. Das reproduziert mein problem mit der wiedergabe ... auch spulen ist nicht mehr möglich ... bis ich minimal am wickel drehe

3.) hab das Laufwerk jetzt ausgebaut

- Man sieht, das das Idlerrad ein Zahnrad ist ... der Standplatten fällt als Grund aus
- Die entsprechende Mechanik zum Umschalten ist leichtgängig

4.) Spannungen am Wickelmotor gemessen

Vorlauf/Rücklauf: +-6V
Wiedgabe: 3V

Fehlerfall: 
- 3.6 V am Wickelmotor -> Motor hat keine Stromaufnahme
- Idlerad steht richtig
- Wickelmotor dreht nicht

Ich denke damit ist der Fall eindeutig, dass der Wickelmotor eine Macke hat .... ich werde den jetzt mal eine weile frei laufen lassen ... mal sehen ob er sich freibrennt.

Wenn nicht demontieren ... und sehen ob ich ihn restauriert bekommen ....

Noch eine Frage an die Experten:

Warum ist über dem Wickelmotor (der ja je nach Laufrichtung Spannung in unterschiedlicher Richtung sieht) ein Elko ? Sollte der nicht bei falscher Polung Probleme bekommen ? Warum macht man das ?

Viele Grüße

[Bild: IMG-0711.jpg]

[Bild: IMG-0712.jpg]

[Bild: IMG-0713.jpg]

[Bild: IMG-0714.jpg]

[Bild: IMG-0715.jpg]

[Bild: IMG-0716.jpg]
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#11
Hier kannst du Vorgehensweise und Anregung für ein Onkyo Exemplar bekommen. In der Ausführlichkeit bleiben keine Fragen offen.

Ich bin ein Heimkind und äußere mich wegen dieser tüpartigen Diskriminierung nicht.
[-] 1 Mitglied sagt Danke an UriahHeep für diesen Beitrag:
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#12
Hallo,

ich kann einstweilig Erfolg vermelden. Nach Ausbau und Reinigung des Wickelmotors läuft der Kasi wieder zuverlässig.

Vielen Dank an alle für die hilfreichen Hinweise.

Hier noch ein paar Notitzen, falls mal einer ein ähnliches Problem bei dem Deck hat:

Der Ausbau des Laufwerks war eigentlich unnötig. 

Man kann bei dem Gerät die Kassettenablage (also die Abdeckung von Idlerrad, etc) einfach von vorn abschrauben. Es ist nur mit einer kleinen schraube befestigt und kann dann nach vorn entnommen werden. (Im Bild Rot markiert)


[Bild: IMG-0722.jpg]

Dann hätte man das Idlerrad mechanisch prüfen und im Fehlerfall durch Messen der Spannung am Motor sehen können, dass der Motor nicht läuft obwohl er Spannung hat und frei gängig ist.

Den Motor kann man auch ohne Ausbau des Laufwerks ausbauen können. Hierzu einfach die im Bild unten markierten Schrauben lösen und den Motor mit Idlerrad nach hinten abziehen.



[Bild: IMG-0715.jpg]

Motor selbst war bei mir etwas anders aufgebaut als in dem oben verlinkten post, daher hier noch ein paar photos von der demontage

[Bild: IMG-0717.jpg]

[Bild: IMG-0718.jpg]

[Bild: IMG-0719.jpg]

[Bild: IMG-0720.jpg]

[Bild: IMG-0721.jpg]

ich habe die Kontakte und den Kollektor mit papier gereinigt und mit Kontaktspray benetzt. Vor dem Zuammenbau habe ich den Kontakten ein wenig mehr Vorspannung gegeben.
[-] 1 Mitglied sagt Danke an Step01 für diesen Beitrag:
  • Dude
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#13
Warum über dem Wickelmotor ein Elko liegt, der je nach Laufrichtung richtig oder eben verkehrt gepolt ist versteh ich immernoch nicht.

Viele Grüße
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#14
Der Kondensator ist bipolar, da gibt’s kein falsch oder richtig gepolt.
Gruß  Hi
[-] 1 Mitglied sagt Danke an Spitzenwertanzeiger für diesen Beitrag:
  • al3x135
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#15
https://www.elektronik-kompendium.de/sit...011301.htm

Sowas gibts ... das wusste ich nicht, Danke !
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