Ein ASC-3100 Tuner war kaputt.
Der Knabe scannte nur noch im Bereich oberhalb von 104MHz nach Sendern, die auch nur mit zu geringer Signalstärke angezeigt wurden. Offenbar hatte jemand mal andere NF-Buchsen mit richtig dicken 1,5mm² Leitungen eingebaut, den Stützakku und einen Elko auf der Prozessorplatine gewechselt und den uPC(sprich: Blechtrottel) nicht wieder zum richtigen Arbeiten gebracht. Tja, entweder man wechselt den Stürzakku bei am Prozessor anliegender Betriebsspannung oder man weiß, wie das Dingens resettet wird. Zwei größere Elkos im NT hatten nur noch 30/35% ihrer Nennkapazität und dann waren noch die rotbraunen Rödersteins ...
Die Betriebsspannung der TTL-ICs betrug nur 4,71V und lag damit außerhalb der zulässigen Toleranz von +-5% zu 5V.
Diese Spannung wird durch einen diskret aufgebauten Längsregler mit Z-Diodenstabilisierung erzeugt. Die Z-Spannung der eingesetzten 5,6V-Diode betrug 5,4V, abzüglich der Basis-Emitter-Spannung des Regeltransistors ergab sich die zu geringe Betriebsspannung.
Eine neue Diode hat die Spannung dann verbessert. Dabei muß auch die Temperaturabhängigkeit der Z-Spannung geachtet werden. Ein Zentel Volt weniger wäre mir lieber gewesen.
Hier sind schon die Elko gestauscht und die Leitungen zu den Chinchbuchsen erträglicher gestaltet. MIt den dicken Strippen ließ sich die Platine kaum aufrichten, um an der Leiterseite zu arbeiten. Eigentlich sind auch alle Steckverbinder vertauschungssicher. Der Beschrifter war wohl skeptisch.
Dann mußten auch noch zwei Gleichrichter neu werden.
Das war die Pflicht, nun zum interessanten Teil:
Beim Abgleich eines Radios gehts immer um Frontend, Zwischenfrequenz, Demodulator und Stereodekoder.
Der Abgleich des Valvo-FD12-Frontends sollte ohne Schwierigkeiten auf optmalen Empfang möglich sein, es besitzt geschlitzte Kerne, die aber auch besser mit einem weichen Material und nicht mit einem normalen Schraubendreher verstellt werden sollten. Anzustreben ist eine möglich gleiche Empfindlichkeit über den gesamten Empfangsbereich von über 20MHz. In der Zwischenfrequenz dieses Tuners bzw. des baugleichen Bruders T-22 arbeiten insgesamt vier Filter, zwei Oberflächenwellenfilter und zwei sechspolige LC-Filter. Hier von rechts nach links zu sehen. Die Verstärkung der durch die Filterdämpfung verschleinerten Signale übernehmen vier Operationsverstärker in den Metallgehäusen. Die endgültige Verstärkung des frequenzodulierten ZF-Signals in die Begrenzung und die Demodulation übernimmt der links zu sehende IC TCA420.
Hier wurde der Tuner gedreht, um den Bezug zum Schaltplan des Herstellers besser darstellen zu können. Leider sind im Netz nur Schaltpläne und grobe Bestückungsplane zu finden. Auf letzteren sind die Hauptbauelemente und Prüfpunkte verzeichnet.
Wenn man nun, wie auf einem Bild zuvor zu sehen, am Pin10 des Frontends das Ausgangssignal des Trecking-Scopes TR4120 einspeist, können nach den Filtern die durch die Filtereigenschaften veränderten Frequenzgänge sichtbar gemacht werden. Dabei muß an den richtigen Punkten gemessen werden und das Gerät eingeschaltet sein, damit die Verstärker-ICs arbeiten.
Nach dem ersten Oberflächenwellenfilter ist die einer Gaußverteilung folgende Durchlaßkurve dieses Filters zu erkennen.
Nach dem zweiten Filter schaut die Gesamtdurchlaßkurve für die Oberflächenwellenfilter eins und zwei so aus.
Der Durchlaß wird schmaler, die Filternebenfrequenzen werden gleichmäßiger unterdrückt.
Nach dem dritten Filter, dem ersten 6-poligen-LC-Filter( in dem sind 6 LC-Schwingkreise verbaut, also 6 Spulen, auch mit Anzapfungen und Koppelkondensatoren und mit jeweil einen Parallelkondensator) wird der Durchlaßbereich nochmals schmaler und am höherfrequenten Filterende kommte es zu einem zusätzlichen Überschwingen, was aber in der Signalaufbereitung nicht stört.
Nach dem 4. Filter, also nach nochmals 6 zusätzlichen LC-Schwingkreisen schauts dann so aus, nochmals schmaler und an den Flanken mit jeweils einem Absatz. Dieser Absatz ist ebenfalls filterbedingt. Nun schaut das Osilloskopbild auch von der Dämpfung anders aus als das vorherige aus, denn hier ist kein separater Verstärker hinter dem Filter. Gemessen werden muß am Eingang des TCA420, zwischen oder hinter die Verstärkerstufen dieses ICs kommt man mKn leider nicht, da dieser IC auch die Demodulation macht, also die NF aus dem ZF-Signal zurückwinnt. In dem IC sind insgesamt rund 50 Transistoren, ein paar Dioden und 60 Widerstände integriert. Die Demodulation erfolgt in diesem IC mit einem Quadraturdemodulator, der die beiden Spulen mit den Alu-farbigen Metallabdeckungen rechts von IC benötigt. Da wird der optimale Arbeitspunkt des Demodulators nach Linearität und Klirrfreiheit der NF eingestellt.
Grundsätzlich können die insgesamt 12 LC-Kreise der beiden letzten ZF-Filter nach abziehen der Aufkleber verstellt werden. Man sollte wissen, wie ...
Ich empfehle aber, das nur im Fehlerfall und mit geeignetem Meßgerät zu tun. Selbst die "Optimierung" der Amplitude des ZF-Durchlasses kann nach hinten los gehen und Verschlechterengen des NF-Signals bewirken, weil die Filter herstellerseits wie beschriftet auch auf lineare Phase, sprich Gruppenlaufzeitverhalten eingestellt sind.
In der Hoffnung, ein wenig Aufklärung über gute Filter in ZF-Verstärkern rübergebracht zu haben und wünsche einen schönen 1. Adventssonntag
PS solch Oszilloskop ist noch zu haben, siehe Biete/Suche-Bereich ...