Der Besitzer dieses seltenen Radiotuners, von dem ich noch nicht mal die Marke kannte, bat um eine Überprüfung.
Das Radio spielte nur stark verzerrt und nach dem Ausschalten war kurzzeitig der Sender klar zu hören. Der Schaltplan findet sich etwas versteckt im Netz.
Der SP zeigt einen sehr frühen Transistorempfänger mit Germaniumtransistoren, der wie ein aus der Röhrentechnik bekannter Superhet mit einem drehkoabgestimmten Frontend mit Vorstufe AF114 und selbstschwingender Mischstufe AF115 aufgebaut ist. Darauf folgen in der Zwischenfrequenverstärkung drei Stufen mit AF116 und als Demodulator ein Diskriminator mit Ge-Dioden.
Der AM-Teil arbeitet mit einem AF116 in der Mitte links ebenfalls als selbstschwingende Mischstufe und über die genannten drei ZF-Stufen mit einem anschließenden einfachen Gleichrichter.
Weiterhin besitzt das Gerät zwei NF-Verstärkerstufen AF118, AF126, wovon die erste Stufe nur vierfach, die zweite nicht verstärkt, da als Emitterfolger geschaltet. Das Netzteil erzeugt gute 55VDC bei korrekt eingestellter Netzspannung, die über Widerstände und eine Z-Diode auf ca. 30V und 5V runtergeteilt werden. Diese hohe Gleichspannung bricht bei Abschalten des Gerätes durch die etwas vergrößerten Elkos neuen Elkos nur langsam zusammen, was zu dem Ausschalteffekt führt.
Nach einigem Überlegen schlug ich mich breit. Wäre ich besser standhaft geblieben ...
Zieht man das Holzhaus runter
kommt ein massives Stahlblechchassis zum Vorschein. ZUmindest hat das Bodenblech ein paar Öffnungen. Von oben schaut das so aus
Rechts auf der großen Platine das Netzteil und der NF-Verstärker, links unter dem Trafo der Drehko mit dem Frontend, darunter links senkrecht eine ZF-Stufe, unten die ZF-Filter mit den restlichen zwei Transistoren.
Da die Koppel-Cs des NF-Vertärkers noch originale Tantals waren, wurden die 6,3uF Perlen vermessen und für gut befunden.
Dann wurde das Gerät vermessen und abgeglichen. Das Ergebnis war ernüchternd. Die Verzerrungen blieben, die Empfindlichkeit war im oberen Bandteil prakrisch nicht vorhanden. Offenbar hatte der Vorstufentransistor seine Zeit hinter sich. Bei solch alten Germanen, die eh keine hohe Grenzfrequenz hatten, ist das wohl recht häufig zu finden. Also habe ich meine Alten Bestände durchsucht, etliches aus Ge gefunden aber nichts wirklich passendes gefunden. Spätere Si-Transen und auch manche aus Ge sind aus verschiedenen Gründen nicht einsetzbar. Irgendwann fand ich nen alten ZF-VErstärker mit AF124-Bestückung. Die wurden geborgen, vermessen, der beste sollte in die Vorstufe. Der sitzt ungefähr da wo der kleine gelbe Draht unter dem Drehko zu sehen ist. Leider kann man werder die beiden Leiterplatten des Frontends noch die ganze Blechkonstruktion mit dem Drehko demontieren. Alles ist mechanisch unzerstörbar gefügt.

Und der Transistor muß in Bohrungen der Leiterplatte. Hier ist er schon entlötet.
![[Bild: img_7486dmjoo.jpg]](https://abload.de/img/img_7486dmjoo.jpg)
Aber der neue war einfach nicht da reinzufummeln, alles zu eng. Nach ner guten Stunde habe ich alles rangeschleppte Winkelzangenzeuch wieder weggebracht und versucht ne Fassung einzubauen, weil der Trs. dadurch höher käme. Die Fassung war ne Eigenfertigung, wollte aber auch nicht in die Löcher. Letztlich habe ich ihn außen aufgelöten müssen, was HF-technisch zu Problemen führen kann.
Als die Vorstufe lief, waren die Verzerrungen noch da. Vermessung der Filtergänge brachten keinen Ansatz,
also konnte nur noch der Diskriminator die Ursache sein. Dessen BE sind freundlicherweise in solchem Filterbecher auch Abschirmgründen mit untergebracht.
Eigentlich hätte nur die Kappe runter gemußt, aber die saß richtig fest und da ich keinen Schaden riskieren konnte, kam das Filter komplett raus.
Entlöten ging nur mit viel Entlötlitze unter dem Blechwinkel.
Hier ist die Kappe dann runter.
Die beiden Dioden wurden durch ausgesuchte ersetzt, der Ratioelko duch einen etwas größeren getauscht.
Danach noch mehrmals abgleichen und viel hören, mono natürlich. Die Einstellerei ist ziemlich kritisch, kenne ich so eigentlich nicht, habe auch lange über nen Fehler in den ZF-Schwingkreisen gegrübelt, aber die Kapazitäten paßten.
Das war mal wieder ne große Kiste an Erfahrungen. Ob ich das nochmals machen würde??? Nee, lieber nicht! Zwischendurch war ich ziemlich am Aufgeben, weil dann auch noch ein ZF-Transistor ausfiel und gewechselt werden mußte, die verzerrte NF einfach nicht zu verbessern war bei halbwegs ausreichender Signalstärke, dass ich schon irgend ne alte Kofferheule oder ein anderes FE samt ZF einbauen wollte. Wenn die Junx, die das Gerät mit dem FE konstruiert haben noch lebten, würde ich sie zum selber reparieren verdonnern wollen.
Na hoffen wir mal, das der Tuner jetzt funktioniert und der Besitzer noch ne Weile mit hören kann ...
![[Bild: smilie_sonst_077.gif]](https://smilies.4-user.de/include/Sonstige/smilie_sonst_077.gif)