Ich hatte schon länger einen Aiwa HS-PC202MkIII herumliegen, mechanisch funktionierte er sehr gut, auch die Autoreversemechanik, der Ton am Ausgang war aber sehr leise. Da man ja Corona-bedingt sehr viel Zeit hat, habe ich mich mal an die Arbeit gemacht. Leider hat der Aiwa keine SMD Elkos, sondern Miniaturelkos. Erste Versuche mit SMD-Elkos, bei denen man die Beinchen hochbiegt und die Plastikplatte entfernt, waren zufriedenstellend:
Ich habe mir dann die fehlenden Kondensatoren mitbestellt. Bei dann größeren Elkos muß man zusätzlich noch die Beinchen vorsichtig mit der Dremel etwas schmaler schleifen, damit sie durch die durchkontaktierten Bohrungen passen. Die Elkos sind etwas flacher, aber dicker als die originalen Miniaturelkos. An einer Stelle führt das zu Problemen, da hier zwei Kondensatoren eng beieinander platziert sind. Ich mußte daher einen etwas versetzen und dafür sorgen, das der Kupferdraht um den Kunststoff-Montagebolzen geht. Insgesamt ist das aber sehr zeitaufwendig, Elkos in SMD Bestückung wäre deutlich schneller gegangen.
Nach dem Kondensatorwechsel lief alles wieder wie gewünscht, allerdings nur in ein Richtung, in der anderen fehlte ein Kanal. Es zeigte sich das der Streifenleiter vom Tonkopf zur Platine beschädigt war, bei weiteren Versuchen ihn zu reparieren riß er nur weiter ein, er war durch die Jahre einfach zu spröde geworden:
Da ich nun ein Stück Edelschrott da liegen hatte, konnte man ja mal etwas riskieren. Leider kommt man an den Tonkopf nur heran, wenn man die Frontblende abschraubt und die Playtaste entfernt. Hinter dem Tonkopf ist zu Abschirmung eine Metallplatte angebracht. Also den Kopf herausschrauben, den Streifenleiter ablöten und 5 Drähte aus feinem Kupferlackdraht anlöten.
Das ist jetzt eine echte Aufgabe für Coronazeiten, und ein Stereomikroskop ist eine große Hilfe. Anschließend den Kopf wieder montieren und die Drähtchen durchfädeln und an der Platine in der richtigen Reihenfolge anlöten.
Danach spielte er wieder wie am ersten Tag und bestätigte seine Ruf als ausgezeichnet klingender Kassettenabspieler, obwohl ich den Kopf erst mal nur provisorisch nach Gehör eingestellt habe. Zusammenbau dann nächsten Sonntag!
Grüße, Rainer
Saubere Lötung, gefällt mir
Habe noch einen Sony Walkman Wiedergabekopf hier liegen :
Vieleicht hilft Dir das Ding weiter.
VG Werner
(02.05.2021, 22:28)p.seller schrieb: [ -> ]Habe noch einen Sony Walkman Wiedergabekopf hier liegen :
Vieleicht hilft Dir das Ding weiter.
Danke für das Angebot, aber ich habe es schon gelöst mit den CuL Draht. Würde auch wohl nicht passen, erscheint mir zu lang.
Grüße, Rainer
Akai GX-F71.
Was macht mit einem Laufwerk, was vom Vorbesitzer komplett mit Silicon Öl geflutet worden ist? Silicon lässt sich sehr schwer wieder entfernen und es kommt immer wieder aus allen Ecken hervor gekrochen. Das schlimmste, was man einem Laufwerk antun kann!
Ich hatte schon einiges auseinander und habe es mit Isoprop gereinigt....es bleibt flutschig.
Auch hatte er es geschafft die Andruckfeder vom Idler zu demontieren und zu deformieren und hat die Feder lose in eine Schachtel gelegt.
Blöderweise kommt noch dazu, das fast alle Zuleitung zum Laufwerk wired sind. Sämtliche Riemen, A-Rollen und Idlergummi sind voll mit Silicon.
Ich sach euch, man hat keine Stelle ausgelassen mit Silicon Öl. Ich bin echt bedient.
Ich habe das Akai Deck erst mal zur Seite gestellt.
Nun steht ein JVC TD-R611 auf dem Tisch.
Autorevese Tapedeck mit Spitzenpegelanzeige, wie man es von JVC gewöhnt ist. Ich mag diese JVC Decks mit der bernsteinfarbene Anzeige.
Viel gab es nicht daran zu machen. Capstanriemen noch völlig in Ordnung, ebenso die Andruckrollen nach Reinigung.
Die Kontakte für Kassettentyp Erkennung, Tape Erkennung etc. habe ich obligatorisch gereinigt.
Drehmoment Kontrolle. SM gibt dazu 35 bis 75 gr/cm an.
Azimut Justage mit 10kHz Testkassette.
Playback Justage mit 200 nWb/m Testkassette.
Vermutlich ist das Deck herstellerseitig mit 160 nWb/m eingestellt.
RecLevel musste nur leicht korrigiert werden. Das war es auch schon.
(02.06.2021, 08:54)hyberman schrieb: [ -> ]Was macht mit einem Laufwerk, was vom Vorbesitzer komplett mit Silicon Öl geflutet worden ist?
Boah!
Komplett zerlegen und
auswaschen mit Silikonentferner oder Recyclinghof.
Oder als Bastlergerät anbieten.
Genau das ist der Plan. Laufwerk zerlegen und mit Silicon Öl Entferner reinigen. Die Gummis müssen dann eh alle neu.
Was ist mit Bremsenreiniger? Der kann auch nichts kaputtmachen in dem Bereich - oder?
Moin,
ich weiss nicht, ob der hier funktioniert. Mit Kontakt WL kann man jedenfalls auch Silikon-Waermeleitpaste herunterwaschen, daher wuerde ich es damit versuchen. WL verdunstet auch langsamer, so dass es womoeglich auch sparsamer anzuwenden ist.
Ausserdem weiss man nicht, auf welche Rezeptur von Bremsenreiniger man gerade gestossen ist. Ich hatte schon solchen, der relativ aggressiv gegenueber Kunststoffen war.
73
Peter
Das stimmt allerdings - Bremsenreiniger gibt es in unterschiedlichen Preisklassen und Rezepturen. Da können in den unteren Klassen schon aggressive dabei sein.
Bremsenreiniger ist bei silikonverseuchter Oberfläche nicht so toll.
Das entfernt offensichtlich nur unzureichend.
Unsere Lackierer haben dafür extra einen Silikonentferner. Denn Silikonreste auf der Oberfläche und dann Lack drüber und die haben Geburtstag.
Woran es nun genau hapert kann ich allerdings nicht genau sagen. Vermutlich verdunstet der Bremsenreiniger zu schnell und nimmt dabei nicht alles mit. Der Silikonentferner bleibt deutlich länger feucht auf der Oberfläche.
André
Erst mal: tolle Arbeit, die Du da ablieferst und gut bebildert. Bin auf die Fortsetzung gespannt.
Trotzdem habe ich zwei Fragen:
- ich hab mal gelesen, dass der Anzeigebereich von Zeigerinstrumenten genauer wird mit dem Zeigerausschlag. Wenn Du, wie auf dem Bild zu sehen, ca. 450 mV misst, warum dann nicht im 500 mV-Bereich?
- Du verwendest zum Azimut-Abgleich ein 10 kHz-Band. Das ist zwar nicht schlecht, aber für HiFi-Geräte mit Frequenzgängen bis 20 kHz mMn bestenfalls eine Grobeinstellung. Warum nutzt Du kein 12,5/14/15 kHz-Band?
lg
Reimar
Hi Reimar.
Stimmt, ich hätte das Leader 192A auch auf den 500 mV Bereich stellen können, aber ganz ehrlich kommt es mir auf ein 1 mV nicht wirklich an. Wichtig ist, dass beide Kanäle gleich sind.
Ich habe leider nur ein 10 kHz Vollspur Pegelband zur Verfügung. Besser wäre sicherlich ein 12,5 kHz, allerdings fahre ich seid einiger Zeit mit dem 10 kHz Pegelband bestens.
Man glaubt gar nicht, was alles so vom Werk aus her ausgeliefert worden ist. Oft ist das nur Pie x Daumen justiert worden.
Da hast Du recht. Ich meinte ja nur, dass dann die Ablesbarkeit vielleicht besser ist.
Bezüglich Justage muss ich Dir auch recht geben. Eine ordentliche Justage ist bei vielen Herstellern wohl oft dem Zeit- und Kostendruck zum Opfer gefallen.
Die einzigen Geräte, die mir untergekommen sind und ordentlich justiert waren, sind eigentlich Nakas (es sei denn, jemand hat der Verlockung der vielen Einstellschrauben nicht widerstehen können ...). Und die haben, soviel ich weiß, alle Geräte (zumindest die teureren) nach ca. 6 Monaten nochmal ich die Werkstatt gebeten zum Überprüfen der Justage. Das nenn ich Service!
Gruß
Reimar
Ich habe heute begonnen, das Laufwerk aus dem Akai GX-F71 zu zerlegen. Selbst die Schwungmassen triefen vor lauter Öl.
Warte aber noch auf den bestellten Silicon Öl Entferner.
Ich rätsle immer noch, was der Grund für die Überflutung war? Konservierung für eine Zeitkapsel?
Moin,
wer gut schmiert, der gut faehrt ;-)
Ich hatte mal einen Videorecorder auf dem Tisch, der gut mit Getriebeoel oder einer aehnlich zaehen Pampe getraenkt war (der fuer Getriebeoel typische Geruch fehlte). Silikon war es nicht, das merkt man ja sofort.
73
Peter
(04.06.2021, 16:34)hf500 schrieb: [ -> ]... Silikon war es nicht, das merkt man ja sofort.
Hallo Peter,
ernst gemeinte Frage:
Woran merkt man das bzw. wie erkennst Du 'sofort', dass es Silikon ist?
Gruß, Christoph
Ich erkenn es an dem Gefühl zwischen den Fingerspitzen.
(04.06.2021, 23:13)Dude schrieb: [ -> ]Ich erkenn es an dem Gefühl zwischen den Fingerspitzen.
Jup...daran erkenne ich Silikon Öl.
Nach 2 maligem auswaschen vom Laufwerk gibt es erste Lebenszeichen.
Idlergummi, Capstan-und Laderiemen wurden erneuert.
So, nach nochmaligen zerlegen und reinigen des Laufwerks, scheint es nun endlich wieder korrekt zu arbeiten.
Den gelieferten Idlergummi kann man vergessen, der ist viel zu groß und blockiert den Schwenkantrieb. Gegen meinem Willen, habe ich eine Dichtung (rund) eingesetzt. Das Gummi sitzt gut straff auf dem Idlerrad, die Lauffläche habe ich zusätzlich noch etwas angerauht.
Das Drehmoment bei Play ist nicht sonderlich berauschend. Das liegt nur bei 30 gr/cm. Herstellerangaben konnte ich im SM keine finden. Ich empfinde es als etwas zu wenig.
Umspulzeiten liegen aber da, was der Hersteller angibt.
C-60 mit 90 sec. Gemessen habe ich 85 sec.
Abgleich ist erfolgt.
Tapespeed:
Azimut:
Playlevel musste ich nur leicht korrigieren.
Reference Reclevel war auch nur eine Kleinigkeit. Das Deck misst sauber jeden Kassettentyp ein und liefert glasklare Aufnahmen. Da kann man nicht meckern.
(06.06.2021, 18:06)hyberman schrieb: [ -> ]Das Drehmoment bei Play ist nicht sonderlich berauschend. Das liegt nur bei 30 gr/cm. Herstellerangaben konnte ich im SM keine finden. Ich empfinde es als etwas zu wenig.
Das GX-9 hat fast das gleiche Laufwerk.
VG Ralf