Heute kann ich ein wahrlich seltenes Gerät der Marke JVC vorstellen, einen Vorverstärker mit der Bezeichnung JP-S7 (dies steht für
JVC
Preamplifier
Stereo Modell Nr.
7) Er stammt von 1976 und ist, wie bei dieser traditionsreichen Marke üblich, sehr, sehr eigenwillig gestaltet. Schaut selbst:
Anschlüsse sind reichlich vorhanden, dreimal Phono, davon zwei pegelbar, zweimal AUX, ebenfalls beide pegelbar, einmal TUNER und zweimal TAPE mit Überspielmöglichkeiten. Dazu gesellt sich, wie bei JVC ebenfalls üblich, ein zehnstufiger Equalizer, bei JVC als SEA betitelt, was für Sound Effect Amplifier steht, mit ebenso vielen Schiebepotentiometern ausgestattet. Schiebepotis hatten bei JVC/NIVICO eine hohe Kultur, es gibt kaum Geräte, von Plattenspielern einmal abgesehen, die nicht mindestens drei bis vier Schiebepotis haben. Ich gebe offen zu, aus diesem Grund mochte ich die Geräte dieser Marke nie so besonders - ich mag halt Schiebepotis nicht so gern. Aber die allgemein gute bis sehr gute Verarbeitung der Geräte versöhnt dann doch wieder. Diese traditionsreiche Marke wurde bereits 1927 in Japan als Japan Victor Company gegründet (als amerikanisches Tochterunternehmen) und fiel nach dem zweiten Weltkrieg an den Matsushita Konzern, der unter den Namen PANASONC und TECHNICS firmiert und blieb dort bis 2006. Dann übernahm KENWOOD diesen Hersteller, der so weltbekannte Produkte wie den VHS-Recorder heraus brachte.
Dieser Vorverstärker gehört Klaus, der in Forenkreisen als JVC_Graz sehr gut bekannt ist und einer der bedeutendsten Sammler und Kenner dieser Marke weltweit sein dürfte. Er restauriert seine Geräte überwiegend selbst und bittet mich nur selten um Unterstützung. Er bat mich aber, die Fehlerfindung sehr genau zu beschreiben (wohl, damit er es beim nächsten Mal selbst machen kann
, das ist aber ganz o.k. für mich) - ich bitte daher um Nachsicht, wenn ich hier ein wenig ins Detail gehe.
Das Gerät gab keinen einzigen Mucks von sich, lediglich die Power-Lampe leuchtete brav - und das nachdem Klaus sich schon große Mühe gegeben hatte, alles in bestem Licht dastehen zu lassen - was ihm wahrlich gelungen ist. Was tut ein geübter Techniker in so einem Fall? Zuerst denke ich immer an die Stromversorgung, wenn nichts mehr geht. Also flugs alle Sicherungen geprüft, hätte mich aber gewundert, wenn Klaus mir ein Gerär aus Graz herauf schickt, damit ich eine Sicherung wechsele... Also weiter alle vier Längstransistoren geprüft. Diese befinden sind auf dem Foto mittig, direkt links neben der Strebe. Die Versorgungsspannungen sind,
wie üblich, symmetrisch aufgebaut. Im JP-S7 sind es plus/Minus 59 Volt (die beiden oberen Transistoren) und plus/Minus 22 Volt (die beiden unteren). Diese Längstransistoren haben an ihrem Emitter jeweils den Ausgang, am Kollektor den Eingang und an der Basis die Referenzspannung, meist von Zenerdioden erzeugt. Ich messe dann rasch alle Emitter (rechter Anschluss) mit dem Scope und konnte hier feststellen, die -59V fehlten. Zwei Sekunden später stellt ich fest, dass am Kollektor (mittlerer Anschluss) desselben Transistors ebenfalls keine Spannung anlag. Die Basis schaue ich mir dann nicht mehr an, wozu auch? Nun zurück verfolgt, woher die Eingangspannung kommt: Trafo, Sicherung, Gleichrichterdioden, Siebelko - dann kommt schon der Kollektor des Längstransistors. An der Sicherung war noch (Wechsel-)Spannung, ebenso an den Gleichrichterdioden und am Siebelko dann nichts mehr!
Wie man hier auf dem Foto sieht, sind die Dioden D902 und D904 die Gleichrichterdioden, der C914 (links oben) ist der Siebelko, der keine Spannung mehr hatte - wo also blieb die Spannung zwischen D902/904 und dem Elko? Schauen wir mal ganz genau auf die Leiterbahn oberhalb von R918 (ziemlich in der Mitte zu sehen), da sieht es nicht gut aus, also schauen wir mal genauer hin:
Aha, eine Leiterbahnunterbrechung! Ein Stückchen Draht drüber gelötet - und der Vorverstärker funktioniert einwandfrei! Das war ja einfach. Die Fehlersuche hat insgesamt etwa zwei Minuten gedauert, aber das ganze Drumherum bläht die Gesamtreparatur dann auf zwei Stunden auf, das ist aber gängiger Alltag.
Hier nochmal ein Blick von unten ins das gesamte Gerät:
Und nochmal die, mit reichlich Anschlüssen bestückte, Rückwand:
Das ist ein eigenwillig designtes Gerät, das qualitativ aber durchaus in die Spitzenklasse eingeordnet werden darf und hierzulande sicher extrem selten ist!
Klaus, Glückwunsch zu diesem Gerät und wir würden uns hier alle freuen, wenn auch Du den Weg in dieses wirklich nette Forum findest und es mit Deinen umfangreichen Kenntnissen bereichern würdest.