Gestern hab ich mich genervt meinem Fluke 11 gewidmet, das ich von allen Multimetern, die ich habe, präferiere, weil es so irre schnell ist, besonders bei der Durchgangsprüfung. Seit geraumer Zeit gingen aber die Funktionstasten immer schlechter und mittlerweile gar nicht mehr.
Also schauen wir doch mal rein, ob da irgendwas gereinigt oder getauscht werden kann bzw. muss. Das geht sehr einfach, denn nach nur vier Schrauben ist die gesamte hintere Schale entfernt. Das Teil ist extrem robust, selbst die beiden getrennten Schalen lassen sich nicht mal mit viel Kraft verwinden, fühlt sich alles an, als könnte man da mit 'nem Auto drüber fahren, ohne dass viel passiert.
Aber da fällt mir was ins Auge, was ich noch nie gesehen habe. Da ist ein Kondensator, der EINGESÄGT ist??? Ich glaub, ich guck nicht richtig...
Aber doch, eindeutig:
Kurze Suche nach der Bezeichnung ergibt: Es ist ein Spark Gap Capacitor.
Nie gehört. Also weitergesucht: Ein Kondensator, der einen Überlastungsschutz eingebaut hat. Parallel zu seiner Kondensatorstrecke hat er noch eine Funkenstrecke, über die eine eventuelle Überspannung abfließen kann, so dass er nicht überlastet und explodiert. Clever. Aber mir völlig neu.
Aber zurück zum Thema.
An die Schalter allerdings kommt man noch nicht ran...also Platine mal raus. Das geht noch einfacher als das Öffnen, denn die ist nur eingeclipst. Also aufpassen, dass nicht womöglich nach 30 Jahren der Kunststoff versprödet und brüchig geworden ist, denn ansonsten war's das mit dem Luxus. Die Schlitze zum Ansetzen des Hebels sind unübersehbar und alles klappt wunderbar, hier ist nichts spröde und bricht auch nix. Gutes Polycarbonat anscheinend verwendet damals.
Aha, noch eine Ebene, die weg muss. Die ist ebenfalls nur eingelegt, so dass sie werkzeuglos entnommen werden kann:
Und da ist die Schalterbaugruppe. Das ist allerdings ein Teil, das auch versiegelt ist, da kann also nichts verdreckt sein. Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, dass ich ein Problem mit den komischen Gummikontaktleisten habe...aber!
In der Baugruppe sind, wie man sieht, eindeutig vier Tasten...das Fluke 11 hat jedoch nur drei, die vorn durchkommen, ihm fehlt die Min/Max-Langzeitaufzeichnung, die sich beim Fluke 12 mit der vierten Taste schalten lässt. Beim 11 ist der Ausschnitt für die Taste in der Schale zwar vorbereitet, aber verschlossen.
Augenblicklich drängt sich eine Überlegung auf:
Wenn die Platine nicht explizit
Fluke 11 sagt, sondern
Fluke 1x, kann man ja vermuten, dass in allen drei 1x auch das gleiche board drinsteckt. Ein ROM, das irgendwie mit 11 bezeichnet wäre, um das hier vor mir liegende Gerät softwareseitig von einem 10 (eine Taste weniger) oder 12 (eine Taste mehr) zu unterscheiden, gibt's ebenfalls nicht.
Haben die wirklich nur die Front und die Beschriftung der Tasten geändert, obwohl innen alle drei Modelle komplett identisch sind und alle eigentlich alles können?
Eigentlich undenkbar - aber ich denke gar nicht, sondern fühle einfach, dass es genau so ist. Ich weiß, klingt komisch, hab ich aber seit einiger Zeit dauernd, solche Sachen und mir angewöhnt, mich darauf zu verlassen.
Ich werde übermütig und öffne die Front dort, wo die vierte Taste durchkäme, wenn es ein 12er wäre. Leider bricht mir an einer Seite ein Stück aus, das ist ärgerlich, aber nun nicht mehr zu ändern.
Sehen wir mal. Im schlimmsten Fall sieht es jetzt sinnloserweise einfach nur richtig scheiße aus. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Zur Not tacker ich das irgendwie auch wieder zu, wenn's umsonst war. Sehen wir dann.
Und nun schau ich mir die komischen Gummikontaktleisten an...
Naja, dass die nicht mehr den besten Kontakt haben, kann ich mir vorstellen. Die sind über die Jahre kaltverformt, naja und womöglich auch geschrumpft, ekin Wunder, wenn die nicht mehr so richtig das tun, was sie sollten. Also mal reinigen...die vom Display gleich auch, kann sicher nicht schaden.
Und da ich nicht weiß, wie die heißen, schau ich mal nach
Fluke rubber im Internet, ob sich da was findet. Und jawoll, direkt Hunderte von Einträgen:
Fluke Elastomer rubber strip repair kits. Nur leider keine für die Serie 1x. Egal, ich bestell einfach mal größere und versuch dann, die zuzuschneiden.
Aber hier erst mal weitermachen, noch ist der Ersatz ja nicht da. Also reinigen und, schlau schlau: Ich dreh die um, damit die sich nicht in den alten Formen wieder einpassen, dann müsste ja mehr Druck auf den Kontakten lasten. Gut...oder auch nicht. Versuch macht klug.
Alles wieder zusammenbauen, dauert ja nur ne Minute und zack...jetzt geht gar kein Schalter mehr. Beim Display hingegen scheint alles in Ordnung.
Gut...das war also 'ne blöde Idee. Dann nochmal wieder so einsetzen wie sie waren (hatte ich vorher natürlich markiert)...
Aha - besser: jetzt geht alles. Bleibt nur noch, die nun freigelegte Min/Max-Taste zu testen...
Und tatsächlich - das geht. Auch die Einschaltoption Langzeitmessung bis 99 Stunden mit Taste halten funktioniert tadellos. Dann mal wieder alles zusammen bauen und mit dem Beschriftungsgerät noch die Blindtaste bezeichnen...
Ist das nun schöner geworden? Sicher nicht, da bin ich ganz bei Genosse scope...aber dafür funktioniert's wieder. Und das Upgrade auf 12 nehm ich auch gern mit.
Mal sehen, ob das Zuschneiden der rubber strips funktioniert, wenn die ankommen. Falls jemand sowas schon mal gemacht hat und einen Tipp hat, nehm ich den gern.
So, und jetzt hab ich noch drei Fragen an die Community.
Erstens: Ich hätte gerne neue Prüfleitungen. Und zwar nicht so fiese, unfelexible wie die originalen, die nun auch langsam am Knickschutz wegfaulen, sondern gerne so flexiblere, wie ich sie woanders schon häufiger gesehen habe. Ich nehme an, das sind Silikonleitungen. Aber da gibt es ja gefühlt Tausende verschiedene. Hat jemand einen sicheren Tipp
aus eigener Erfahrung? Ob die aus China kommen oder aus dem Schwarzwald, ist mir egal, aber sie sollten was taugen - und nicht unvernünftig teuer sein und den Wert des Gerätes übersteigen. Ich benutz sowas nicht täglich zum Broterwerb.
Frage zwei betrifft einen Fund aus dem Fundus.
Was ist das hier:
Drittens:
Seit längerer Zeit nehmen alle meine Lötspitzen eigentlich kein Lötzinn mehr an. Es macht mich irre, weil ich auch im Netz keine vernünftigen Antworten finde. Ich bin nicht sicher, ob hier nun bessere Aussichten bestehen, aber ich möchte es versuchen.
Ich hab sowas die letzten 50 Jahre noch nicht erlebt, aber nun an allen drei Kolben. Bei einem hat sich sogar innerhalb eines Einsatzes die Spitze zerfressen (aber gut, das war auch so'n Parkside-Billigteil, das ich mal geschenkt bekommen habe).
Was ich aus den ganzen Infos im Netz verstanden zu haben glaube, ist, dass man nicht verschiedene Lote gleichzeitig benutzen sollte.
Wobei ich aber nicht weiß, wie ich das machen soll. Die ganzen ollen Möhren haben ja nicht dasselbe Lötzinn drin wie das, was ich jetzt habe.
Und: Dann müsste es jedem von Euch ja auch so gehen, der in alten Geräten rumlötet.
Aber: Ich hab auch drei verschiedene...vielleicht sollte ich das als Erstes lassen? Dann würde es das Kilo Stannol Kristall 505 Sn95.5Ag3.8Cu0.7 werden, das ich hier habe. Das wird aber im Moment nicht mehr angenommen.
Aber wie krieg ich die Spitzen wieder fit? Geht das überhaupt oder kann ich die wegschmeißen?