Tu Fawning spielen "Blood Stains"
Mittagspause am Karpfenteich: Die Band aus Portland kommt mit einem Wagen voller Instrumente zu ihrer ersten Akustiksession. Opulenter Pop, ganz sparsam arrangiert.
Mittagspause in Deutschland. Stille Plätzchen sind im betonierten Berlin schwierig zu finden, vielleicht im hintersten Winkel des Treptower Parks. Ein Paukenschlag zerstört die Ruhe. Mit einer Wagenladung an Instrumenten marschiert die Band Tu Fawning aus Portland zum Karpfenteich.
Plötzlich Schreie! Aufgeschreckt durch Tamburin und Akkordeon stürmt ein Stadtflüchtling mit wildem Blick aus dem Gebüsch zum Videosetting, fuchtelt mit seinem Brotmesser. "Mittagsruhe" und viele Schimpfwörter fallen in einer Tirade, das Messer liebäugelt mit dem Bauch des Kameramanns. So schnell er kam, so baldig zieht er ab; Meinung geändert, Musik gestattet. Zaghaft spielen sich Tu Fawning warm. So ein Schreck. Und das beim ersten akustischen Auftritt der Band. Erst am Vorabend haben sie drei Songs von ihrem zweiten Album A Monument ohne Elektronik einstudiert.
Nicht selbstverständlich lässt sich dieser sphärische, düstere Pop – sie nennen ihn Antique-Dance-Tribal-Gospel – auf stromlose Instrumente übersetzen. Der Musik haftet etwas Altertümliches, fast Mystisches an, gerade recht für eine Zeit, in der mittelalterliche Fantasygeschichten wie Game Of Thrones so angesagt sind. Auf dem Album klackern energetische Drums, chorale Refrains schweben über Trompetenklängen und peitschenden Gitarrenriffs, Tempowechsel geben jedem Lied ungewöhnlichen Schwung.
So stilistisch abwechslungsreich die einzelnen Lieder auf A Monument sind, so versiert tauscht die Band auch ihre Instrumente durch. Die Sängerin Corrina Repp wechselt sich während der Konzerte mit Joe Haege an Schlagzeug und Gitarre ab, Liza Rieds spielt unter anderem Geige, Keyboard und Akkordeon, und Toussaint Perrault ist auf der Bühne von seinem Sammelsurium an Trommel- und Blasinstrumenten umstellt.
Eine Auswahl ihres Instrumenten-Arsenals haben sie im Park dabei und wechseln bei jedem Lied. Am Ende soll es Blood Stains sein, in einer rotzigen und gegenüber der opulenten Studioaufnahme sehr vereinfachten Version.
Die Vögel im Park zwitschern, ein paar Jogger verlangsamen den Schritt, die Kontrolllampen der Kameras leuchten rot, kein Messerschrecker weit und breit.
Rekorder an!
© ZEIT ONLINE
Nachzulesen, ganz offiziell:
http://www.zeit.de/kultur/musik/2012-05/...tu-fawning
Die Jungs und Mädels sind im Herbst für drei Auftritte in Deutschland (Dresden, Osnabrück und Freiburg)
Das Album "A Monument"
ist wie der Name verrät, sehr Monumental, aber absolut Klasse - kann ich empfehlen