Bin nochmal über sehr interessante Fakten der frühen Ostnachbauten / Umbauten etc...
der K4/K5 AEG Tonbandmaschinen und die Querverbindung zu den späteren MAG und MEZ gestoßen.....
Sowjetisch/deutsche Querentwicklung zur K4 (Kiev/Brause D2 24/24F) ca. 1947
Brause Studioversion D4 ca 1949/50, mit leicht veränderter Bandführung und integriertem NF Vorverstärker / Entzerrer...
Kiev/Brause Modell MAG 0 (Laut eines Russenforums reden auch einige von MEZ 0) für mich eine Brause in vereinfachter Bauweise und mit Zeiger- DB Meter, statt des ungenauen "Magischen Auges" zwischen den Spulen...später sah das Mag 8M3 Labor-Modell / MEZ-Vorserie
dann so aus. Ebenfalls mit analogem DB Zeigermesser zwischen den Spulen.
Gute Deutsche Hochpräzion
(sowas zählt heute leider gar nichts mehr...)
Transportable Version D2 (Für die Minusgraden bei den Russen im Felde nicht zu gebrauchen...) statt der filigranen
AEG/Zeiss=Brausetechnik kam dann die weitaus kältefester (und weit weniger präzise gefertigte) MAG8 Feldversion zur Klingonenarmee.
Brause bzw Kiev D Maschinen stellen eine Querentwicklung der K4 dar, zu den Ansprüchen an eine
hochwertige sowjetische Bandmaschine (primär für die Armee, sekundär auch für Studios... weil beides nicht unter einen Hut passt,
wurden später daraus dann die MAG Produktlinien (ARMEE = ROBUST/KÄLTEFEST/ANSPRUCHSLOS)
und MEZ Produktlinien ( STUDIO = FILIGRAN/PRÄZISE/WARTUNGSEMPFINDLICH).
Das Bindeglied heißt aller Wahrscheinlichkeit nach Dr. Ing. HERBERT BRAUSE.
Dr. Ing. H. Brause war ursprünglich Ingenieur und ein leitender Konstrukteur bei der Fa. Zeiss Ikon in Dresden.
Er hatte sich dann in den 40er Jahren nach dem Krieg in der sowjetischen Besatzungszone in Radebeul selbständig gemacht und reparierte in einem alten Gartenschuppen, Radios, Oszilloskope, entwickelte auch zahlreiche Spezialapparaturen für Manfred von Ardenne, Zeiss Filmprojektoren und Tonbandmaschinen von AEG, vor allem für die Rote Armee, die als einzige verbliebene Macht noch über derlei hochtechnische Fernmelde- und Unterhaltungs (Propaganda-) Apparaturen gebot....für die Russen konstruierte er auch zahlreiche Um- und Neuentwicklungen der alten AEG Maschinen, da AEG Ersatzteile natürlich, wegen zahlreicher Zulieferer im Westsektor nicht mehr verfügbar waren oder nur gegen Devisen geliefert werden konnten. Das Urmodell aller UdSSR Bandmaschinen dürfte dementsprechend das BRAUSE Modell D gewesen sein, das auch von einem zeitgleich in KIEV bei Zeiss / CCCP (KNEB-HULB) arbeitenden Team alter (verschleppter?) Zeissianer modifiziert wurde....
Alle diese "neuen" Zeiss/AEGs im Östlichen Machtsektor wurden Ende der 40er / Anfang der 50er Jahre gebaut. Bezüge zur AEG-K4 sind klar erkennbar, die Brause / Kiev Maschinen gehören ganz klar zur Gattung
"Direkte verkompaktete Nachkommen der K4" in höchstwertiger (!) Ausführung.
Für den Russischen Alltag in der Armee schon ZU GUT und nicht genug FROSTFEST !
Herr Dr. Brause lieferte schließlich auch vollprofessionelle Gerät, sowie Verstärker für Rundfunkanwendungen.
Die frühen noch direkt bei Brause gebauten Maschinen teilen mit der AEG-K4 (der K7, K8/T8, T9 und M5) die Laufwerkssteuerung über vier Laufwerkstasten, denn der schnelle Vorlauf wurde durch gleichzeitiges Drücken der Halt- und Rücklauftaste bewerkstelligt. Die Tastenform entspricht auch derjenigen der AEG-Magnetofone bis zur T8, die Reihenfolge jedoch nicht. (AEG: R-A-W-0; außerdem erhielt schon die K7 einen Rangierhebel für die schnelle Bandbewegung.) Mit der K4 gemeinsam hat die Brause 'D' auch die zentrale Umlenkrolle die bei der K4 allerdings zum Führungsstift reduziert ist. Diese Ausstattungen sind jedoch allein zur Kopfschonung beim schnellen Bandtransport gedacht, im Normalbetrieb läuft das Band nicht über die Zentralrolle.
Gewisses Interesse beansprucht auch der Kopfträger, der möglicherweise das Patent der frühen Taumelscheibe gemäß E. Untermann und H. Schießer (676810, Erteilung Mai 1939) anwendet.
Nach deinem Zeitschriftenfoto mit dem zusätzlichen Vor- und Nachverstärker vermute ich, dass das Brause Gerät nur einen passiven Eingang (RLC-Netzwerk zur Aufsprechverzerrung) besitzt, wogegen Hf-Generator, Line-Wiedergabeverstärker und die Netzspannungsaufbereitung sich im Hauptgerät befinden, genauso wie bei späteren Ihle Ferrophon-Konzepten. Auch die Röhrenbestückungen verraten Verwandtschaften, denn die uramerikanische, vom 'Glossenfaind' gefertigte Röhre 6V6 in der jungen DDR sieht doch etwas eigentümlich aus. Auch Ihle setzte sie für seine Hf-Oszillatoren bis etwa 1951 ein.
Anfang der 50er mußte Herr Brause für die DDR bzw Manfred von Ardenne Bildaufnahmeröhren im Westen (Schweiz) beschaffen. Bei seinen Dienstreisen knüpfte er Kontakte zu verschiedenen Leuten im Westen.
Im Jahre 1956 verließ er dann über Nacht mit ca. 20 Mitarbeitern seine Firma in Dresden-Radebeul. Statt persönlicher Dinge hatten seine Mitarbeiter Gerätschaften in Ihrem Gepäck. Mit dem Zug über Berlin verließ man die Ostzone.
Die Firma startete neu am 1. April 1956 in Weikersheim (Baden-Württemberg).
In der Weikersheimer Statdhalle wurden mit der Fertigung von Lohnaufträgen für namhafte Firmen wie Zeiss West, Bosch etc. angefangen. Der Name der neuen Firma war Elektron OHG.
Um das Jahr 1958 produzierte man zuerst Tonbandgeräte für Herrn Neckermann (aus Würzburg stammend - 50 Km nördlich von Weikersheim).
Ab 1961 stieg man um auf Sprachlehranlagen. Erster Kunde war die Bundeswehr, die für die NATO gut ausgebildete englisch sprechende Soldaten benötigte.
Die Firma wuchs sehr schnell und war 1969 mit mehr als 600 Mitarbeiter Markführer im Bereich Sprachlehranlagen.
Auf der Messe Didakta 1968 zeigte Elektron eine Sprachlehranlage mit Monitoren und Kameras. Der finanzkräftige amerikanische Firmenverbund CONRAC wurde auf die Fa. Elektron aufmerksam und übernahm diese 1969.
Es entstand die Fa. Conrac-Elektron GmbH.
In den 70er und 80er Jahre wurden noch das C 3-20 für die Bundeswehr und das Code-A-Phone (Anrufbeantworter) gebaut. Ende der 80er Jahre verließ
man den Tonbandgerätemarkt gänzlich.
Ab 1980 startete man mit hochauflösenden CRT Monitore und produziert heute Plasma- und TFT-Monitore für den Konsumermarkt, für Flughäfen, Bahnhöfe, Industrie, Medizin und Militär.
1998 wurde die Fa. von der Data-Modul AG München zu 100% übernommen.
Der neue Name war dann CONRAC GmbH.
Herr Dr. Brause lebt heute hochbetagt mit seiner Familie in Würzburg.
Das erste Tonbandgerät Japans kam 1949 von Sony und war ein umgebauter Telegraphenschreiber
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Viele Grüße
Yorck