Klar, Frankie, eingeführt haben die in den Siebzigern ne Menge.
Gerade Partialschwingungen sichtbar zu machen, ist natürlich sensationell und für den Laien auch eindrucksvoll und einleuchtend - aber völlig unerheblich, denn sie lassen sich so oder so nie vermeiden. Selbst ein Felsblock hat noch welche.
Das gehört zu den Dingen, die wie so viele andere, als Verkaufsargument im Prospekt super aussehen, mit der tatsächlichen Klangqualität aber rein gar nichts zu tun haben.
Die Partialschwingungen deiner 50 jahre alten Greencones zum Beispiel würden jedes Meßinstrument direkt sprengen - trotzdem klingen sie in den Mitten deutlich natürlicher als jede Dynaudio.
Was die sich damals nich alles ausgedacht haben, um ihre irren Grafiken in den Verkaufsprospekten zu rechtfertigen...aus heutiger Sicht großartige Unterhaltung - aber meist komplett frei erfunden bzw. da wurde das Meßverfahren zum in der Marketingabteilung erfundenen Parameter erdacht.
Jedenfalls: Polyprop zu ziehen, ist immer billiger, als 'ne vernünftige Pappmischung zu komponieren oder gar andere wilde Compounds wie etwa die Holzfasermembran oder die Hexacones von Eton, die dann nach jahrelanger Entwicklungsarbeit auch noch funktionieren.
Und, Kimi, natürlich existieren da bei jedem Chassishersteller auch Unmengen von Messungen. Für Wiedergabecharakter gibt es nur bisher kein Meßkriterium. Man kann alles Mögliche messen, und ein Chassis noch so glattzüchten - daß hinterher ein natürlicher Ton rauskommt, ist damit noch lange nicht gesagt. Vielleicht ist es linear wie das Urmeter in Paris, klingt aber trotzdem wie ne Zwiebackfräse. Tonale Richtigkeit kann man nur mit dem geschulten Gehör beurteilen, nicht mit einem Sinussweep und dem Meßdiagramm.
Man kann auch nicht messen, ob ein Steinway oder ein Bösendorfer besser klingt. Man kann sie spektralanalysieren bis ins allerletzte Detail, aber das, was sie besser macht als einen Bechstein, ist nicht darstellbar - nur hörbar.
Und natürlich kommen dann noch geschmackliche Vorlieben hinzu, das soll nicht unerwähnt bleiben.
Viele Menschen wollen ja gar nicht wissen, daß ein Schlagzeug wehtut, wenn der Trommler richtig reinhaut, oder daß Christina Aguilera auch Töne erzeugen kann, die nicht ausschließlich angenehm sind.
Was vollkommen ok ist für mich. Für die gibt's dann ja Röhren und englische Lautsprecher - und alle sind glücklich.
Ich bin halt eher der Vertreter, der gern hätte, daß die Scheibe rausfliegt, wenn's losgeht.
Irgendwann hatte ich ja alles gehört - und zu meinem Glück eben immer auch im direkten Vergleich mit dem Original, egal ob Gesang oder jegliche Sorte Instrument.
Und Plastikeimer in den Mitten gehen einfach nie - man erkennt das Instrument nicht mehr, das man eben noch vor sich hatte.
Anders ausgedrückt: Man erkennt nur noch, daß es eine Geige ist, aber nicht mehr, daß es die ist, die gerade vorm Mikro steht - es könnte auch jede andere sein.
Mit Papiermembranen (und jeder anderen Sorte Zellstoff) gelingt das viel besser.
Auf der anderen Seite kann man sich diese Eigenschaften aber auch zunutze machen.
Wenn ich Filme mische, benutze ich zum Beispiel meist nicht meine geliebten NS-10, sondern kleine Event-Aktivmonitore mit Polyprop-Tiefmitteltöner.
Warum ?
Die Sprachwiedergabe, die bei Filmen das ist, worum es im Wesentlichen geht, ist durch die überwarme Darstellung auf Dauer merklich weniger anstrengend als die ultraschnelle NS-10-Papiermembran.
Im Gegensatz zur Arbeit mit Musik muß ich bei Film nicht die Echtheit der Aufnahme beurteilen und tonale Balancen erhalten.
Wichtig ist hier eher, möglicht wenig listening fatigue zu haben, mir also eine angenehme Hörumgebung zu schaffen, um möglichst lange sicher mischen zu können.
Und das funktioniert mit der Kombination Polyprop/Sprache wiederum ausnehmend gut - wegen der tonalen Fettheit kann ich mit denen sogar noch leiser - und damit länger - arbeiten als mit den NS-10 und höre trotzdem alles.