Da ich keinen passenderen Thread als diesen hier gefunden habe schreibe ich hier einfach mal über eine meiner Neuanschaffungen. Und zwar das Pioneer T-D7, dass es nur in Japan gab.
Die Unterschiede zu den EU/UK/US-Versionen ist häufig, dass es die Geräte für den heimischen japanischen Markt mit Fernbedienung gab. Und (für mich ganz wichtig), sie sind oft in Silber bzw. Champagner zu kaufen gewesen. So auch dieses Gerät, das T-D7, dass es in fast identischer Form in D als CT-S670D zu kaufen gab (1998-1999), natürlich ohne FB und nur in Schwarz.
Für meinen Geschmack ist das Design gut gelungen. Die Frontplatte ist aus Aluminium, das Chassis aus üblichem Pressblech, die Schalter und Knöpfe sind aus Plastik.
Mir gefällt die übersichtliche Anordnung der Schalter, die für mich so Sinn macht und das Tapedeck leicht bedienbar.
Das Deck und dessen Laufwerk wurde im "Neuzugangsecke"-Thread schon kritisch beäugt. Und das von jemandem, der viel Erfahrung hat. Ok, schauen wir mal:
Auf den ersten Blick ein spätes und einfach aufgebautes LW mit einigem Plastik (auch die Zahnräder) und nur zwei Motoren. Zusätzlich ist ein kleiner Motor für die Kassettenklappe verbaut. Die Schwungmasse der Capstanwelle ist aus Plastik, was wenig glorreiche Gleichlaufwerte erwarten lässt. Ja, das ging früher alles viel besser und stabiler. Das konnte auch Pioneer mal besser. Immerhin hat es einen brauchbaren Tonkopf. Aber egal, ich werde testen und hören - und genau darum geht es mir hier nur.
Das T-D7 habe ich mal aufgeschraubt (leider keine Bilder gemacht, aber so sehenswürdig ist es nicht
) und inspiziert. Check von der Mechanik, Riemen der Capstanwelle und Kassettenklappe, Ölen von Motor und Capstanwelle, alles bewegliche mal neu geschmiert. Dann Wow & Flutter-Test vorher und nachher mit Testcassette von Hanspeter Roth:
Vorher:
Die Geschwindigkeit war viel zu niedrig, was ich beim Abspielen von Tapes teilweise deutlich bemerkte. Ich habe auch Tapes mal im Denon 790R und dann wieder im T-D7 abgespielt. Der Flutter, also die pendelnde Abweichung des Gleichlaufs der Wiedergabegeschwindigkeit, lag im Mittel bei ca. 0,14%. Ein Wert, der nicht toll ist, aber auch nicht gerade sooo übel.
Nachher:
Die Geschwindigkeit habe ich direkt am Motor eingestellt und wird gut über die Wiedergabe gehalten. Den Capstanriemen habe ich ja nicht gewechselt, er scheint mir noch völlig ok zu sein. Eventuell hätte ich beim Flutter noch mehr rausholen können. Aber nach dem Ölen ist der Wert doch schon mal erheblich besser und liegt nun bei um die 0,10%. Das ist absolut akzeptabel. Zum Spaß habe ich dann Speed & W&F auch bei meinen anderen Decks mal gemessen:
ASC 3000: Speed 3.158 / WF 0,09%
Denon 790R: 3.159 / 0,07%
Pioneer CT-S920S: 3.210 / 0,09%
Yamaha KX-690: 3.152 / 0,09%
Meine weiteren Decks, u.a. das Pioneer CT-900S und das Grundig CF 5500-2 habe ich nicht gemessen.
Also sind die 0,10% beim T-D7 trotz Plaste-Laufwerks und beängstigem Schwungmasserad doch völlig konkurrenzfähig. Nervende Laufwerksgeräusche habe ich auch keine vernommen.
Das T-D7 ist mit "Digital Noise Reduction" ausgestattet - eine Eigenentwicklung von Pioneer, die Dolby S noch übertreffen soll. Dieses System greift nur bei der Wiedergabe ein und soll das Grundrauschen des Magnetbands fast eliminieren. Zusammen mit dem am Gerät aktivierten Dolby B oder C soll so ein Signal-Rauschabstand von 90 dB erreicht werden.
Zusätzlich gibt's das "Flex"-System ("Frequency Level Expander"). Hier wird die wiedergegebene Frequenz im Betrieb fortlaufend analysiert und ab einem bestimmten Bereich (bei 1 kHz) automatisch angehoben oder auch abgesenkt, soweit erforderlich. Sowas kennt man ja schon von bsplw. Decks von Yamaha, wo es einen kleinen Drehregler zum manuellen Korrigieren gibt und auch von anderen Pioneers. Das funktioniert beim Yamaha KX-690 ganz prima.
Sinnvoll ist sowas bei alten Tapes, insbesondere Kauftapes und schon "abgeliebten" MC. Manche sind ja auch aus Sammlersicht vielleicht trotzdem noch würdig, die Sammlung zu bereichern.
So, und genau hier wird das Tapedeck für mich interessant. Denn ich höre gern und häufig Kauftapes. Und nachdem ich meine viel zu umfangreiche Sammlung gerade sehr stark verkleinere und alle Tapes durchhöre (ein Irrsinn, aber andere Story), fallen mir erhebliche Unterschiede auf. Ich mache das mit einem ordentlichen Kopfhörer.
Das fängt bei Dolby an und endet bei eigentlich gleichen Kassettenausgaben (identische Katalognummern und Label etc.), die verschieden hoch ausgesteuert aufgenommen worden sind. Jedes Tape klingt anders. Meine mehrfach vorhandenen Doubletten durchzuhören ist also sehr spannend.
Nehme ich ein Kauftape (natürlich mit Dolby B aufgenommen) und spiele es auf einem Tapedeck mit Dolby B ab, dann klingt manches Tape dumpf, andere wiederum ok und ich vermisse selten Höhen bei der Wiedergabe. Bisher habe ich alle Kauftapes einfach ohne Dolby abgespielt. Das passte irgendwie für mein Hörempfinden. Nur manchmal kamen die Höhen zu spitz, dann durfte Dolby B ran. Aber auch das war ein Glückspiel.
Nun habe ich mir als Maßgabe gesagt, dass ich nur noch Tapes akzeptiere und behalte, die auf meinem Denon 790R mit Dolby B noch eine ausgezeichnete Höhenwiedergabe ermöglichen. Dieses Deck ist aktuell mein bestklingendstes Gerät. Es sind erstaunlich wenige der Tapes, die in meiner Sammlung bleiben sollen, dabei rausgerutscht und auf dem Stapel
>Aussortiert< gelandet.
Die aussortierten MC habe ich dann mal im Pioneer T-D7 abgespielt. Dolby B ein, "Digital NR" aus: auch dumpf, das war auch zu erwarten. Dann mit Dolby B auf Ein und „Digital NR“ ebenfalls: interessant! Plötzlich ist wieder Leben in der Bude und das Band macht wieder Spaß.
Dann hörte ich ein Tape, dass ein langes Extro am Ende eines Titels hat und sehr langsam ausgeblendet wird. Auf dem Denon ohne eingeschaltetes Dolby gingen die sehr leisen, hohen Töne im Grundrauschen des Bandmaterials unter. Schaltete ich Dolby B ein, waren diese Töne zu leise und kaum wahrzunehmen. Auch doof.
Dann legte ich das Tape in das T-D7. Dolby B ein und „Digital NR“ ebenfalls ein. Ergebnis: die sehr leisen Töne waren klar und deutlich wahrzunehmen, das Bandrauschen war tatsächlich fast nicht mehr wahrnehmbar. Aber die Wiedergabe war begleitet von einem leichten, leisen Zischeln oberhalb der hohen Töne, das so wirkte, als ob jeder einzelne Ton angespitzt ist. Das wird wohl durch den Digitalfilter der "Digital NR" verursacht, vermute ich. Für die echten Analogfans sage ich mal: ihr habt Recht, dieses Digital NR bringt unsaubere Dinge mit rein, die zu der ursprünglichen Aufnahme nicht gehören. Die Noise Reduction ist einerseits beim Bandrauschen sehr effektiv, andererseits kommt etwas Noise hinzu.
Was soll man nun davon halten? Mein persönliches Fazit: ich muss sagen, dass es manchmal bei der Wiedergabe diese Beeinflussung in bestimmten hohen Frequenzbereichen geben kann, wenn die Digital NR eingeschaltet ist. Die harten Analogis werden das anders sehen, was ich zum Teil verstehen kann. Dafür werde ich entschädigt mit einer sehr dynamischen und lebhaften Musikwiedergabe. Das macht mir persönlich richtig Spaß. Ja, ich möchte das T-D7 momentan tatsächlich nicht mehr missen und es macht einfach Laune, ein Band einzulegen und zu wissen: gleich passiert was, das echt Fun bringt. Den Kauf bereue ich nicht, ganz im Gegenteil. Ich mag’s einfach dynamisch, daher gefällt mir dieses Gerät sehr. Aber es ist und bleibt ja nicht mein einziges Deck und von den vielen, die aktuell hier stehen, werden viele gehen und einige bleiben.