Jetzt habe ich endlich Zeit, Euch ein paar Zeilen über die Klangeindrückte des Sansui AU-
907i MOS LIMITED zu schreiben.
Vorweg aber einige Anmerkungen.
Für mich war es wichtig zu wissen, wie man einen 28 Jahre alten damaligen „edel“ Vollverstärker klanglich einordnen kann zu seinen fast gleich „alten“ Brüdern wie z.B. Denon POA-3000 / PRA 2000; Sony TA-N80ES / TA-E 86b und einer noch recht frischen Octave RE280 MK2 / HP 500 MK4. Mir war es auch egal, wer das Rennen macht, da ich jede Komponente auf die eine oder andere Art interessant finde und mag.
Die Denon-Kombi hatte ich mir damals überwiegen wegen dem Design gekauft und den TA-N80ES wegen seiner guten Laststabilität. Bei beiden und besonders bei dem Sansui brach mächtig der Lustfaktor durch. Solch damalig durchgeführten Materialschlachten finden wir nur noch selten und wenn nur bei absolut hochpreisigen Ausnahmekomponenten. Ob die dann auch wesentlich besser klingen mag dahingestellt sein.
Die gewonnenen Wiedergabeeindrückte kann ich nur auf meine Systemkomponenten einschließlich der vorhandenen Raumakustik beziehen. Die zum Test verwendeten Infinity Omega sollten auch heute nicht zum alten Eisen gehören und Bauhausnetzleisten mit Dimmer einschließlich einfacher Netzkabel kamen definitiv nicht zum Einsatz. Verwendeter CD-Player Meridian G8.2.
Neben meinen Ohren, kamen leihweise die meiner Frau und die von einigen zu Hilfe gerufener Freunde. Da ging zu meinem Verdruss schon mal die eine oder andere Rotweinflasche mehr drauf.
Ich möchte mit der Wiedergabebeschreibung nicht zu weit ausufern, da fehlen mir verbal auch die Worte wie bei den Profis (fairaudio….).
Um es gleich vorwegzunehmen, der Sansui ist in dieser Variante ein richtig gutes Teil. Von allen Teilnehmern war immer zu hören, klasse kontrollierter, staub trockener Bass, sehr schöne luftige Mitten- u. Hochtondarstellung mit gut räumlicher Trennung der Instrumente und Interpreten. Körperhafte Stimmen und Instrumentendarstellung. Räumliche Darstellung teilweise über die äußere Lautsprecherbegrenzung hinweg mit beachtlicher Tiefenstaffelung.
Die Octave-Kombi ist ein analytisches Wunder. Hier wird jeder Winkel im Stereodreieck ausgeleuchtet, sehr musikalisch, man geht immer auf musikalische Entdeckungsfahrt, um wieder etwas Neues zu finden. Leider, leider ist der Bass nicht so prägnant, kontrolliert, kommt bei komplexen Bassgetrommel schon mal aus dem Tritt. Das liegt mehr bei der Infinity begründet, obwohl die min. Impedanz nur 4 Ohm beträgt, scheinen die Impedanz-Sprünge der Box ihr nicht gut zu tun. Im Vergleich zu einer Phonar Veritas P6 next spielte die Octave-Kombi im Bass wesentlich kontrollierter auf. Im Mittel- u. Hochtonbereich klingt die Kombi etwas analytischer. Der Hochtonbereich wird für meine Ohren etwas zu herausfordernd dargestellt, bei Verwendung entsprechender Röhren bekommt man die Sache aber in den Griff.
Ich würde mal sagen zwischen dem Sansui und der Octave herrscht hier eine Pattsituation, obwohl die Octave nicht ganz die musikalische Plastizität, Atmosphäre rüberbringt, dafür aber mehr analytisch klingt (ist aber nicht jedermanns Sache).
Die Denon / Sony Kombi kommt an beide Platzhirsche nicht ganz heran. Ihr Stündlein schlägt, wenn die audiophilen Ohren an den Nagel gehängt und mit Livemusik die Dachziegel zum Klappern gebracht werden. Spaß beiseite, beide Kombis haben ihren besonderen, betonten Sound / Charakter. Wer wie ich, mehr für den audiophile Fummel steht, vermisst hier und dort mal mehr Durchzeichnung, Transparenz in den Höhen, kontrollierte Bässe, obwohl die tiefer reichen als bei der Sansui / Octave. Aber was solls, es macht auch richtig Spaß mit den beiden stundenlag Musik zu hören.
Für mich war es sehr überraschend gewesen, wie Oldies doch mit einem recht neuen Produkt so gut mithalten können.
Was passiert eigentlich, wenn man ein recapping durchführt?
Hoffe, dass ich nicht dem Einen oder Anderen zu nahe getreten bin.
Nun wünsche ich Euch allen schöne abendlichen Grüße
Lutz