Hi,
heute möchte ich euch einen sehr seltenen Technics Klassiker vorstellen. Es handelt sich quasi um einen Quastenflosser der digitalen Tonaufzeichnung, den SV-P100 aus 1982.
Hier ist dieses beeindruckende Teil ja schon in Werner's Sammlung zu bewundern. Dieses Gerät ist ein digitales Aufzeichnungs- und Wiedergabegerät, welches mit VHS Cassetten arbeitet.
Dazu zunächst ein wenig Historie: Anfang der 80er Jahre – noch bevor die ersten CD-Spieler vom Band liefen – gab es verschiedene Ansätze, digitale Aufzeichnungsgeräte für den Consumer Markt zu entwickeln. Dabei standen weniger optische Aufzeichnungsverfahren im Vordergrund, sondern man konzentrierte sich auf das, „was ohnehin schon da war“: Magnetbandaufzeichnung!
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Grundsätzlich gab es die folgenden beiden Ansätze: Zum einen S-DAT (S für feststehenden „Ton“kopf), woraus sich später DCC entwickelte, und welches zur gleichen Zeit im professionellen Bereich als DASH-Format zusammen von Studer, Sony und Matsushita entwickelt und standardisiert wurde. Die Alternative hieß R-DAT (R für rotierenden Kopf), woraus sich in der Konsequenz später die DAT-Cassette entwickelte. R-DAT hatte den Vorteil, dass aufgrund der Schrägspuraufzeichnung wesentlich größere Datenmengen geschrieben werden konnten, und eine leichtere Fehler (drop-out) Korrektur möglich war – letztere war ja schon für die Bildaufzeichnung entwickelt und erfolgreich realisiert. Weiterhin wurden breitere Bänder eingesetzt (zunächst VHS und Beta).
Nebenher bemerkt - von der Technologie her sind diese Verfahren übrigens NICHT zu verwechseln mit den Hifi-VHS-Recordern, wo ja ebenfalls im Schrägspurverfahren ein Hifi-Ton (allerdings als frequenzmoduliertes Analogsignal „unter“ dem Bildsignal!) aufgezeichnet wurde. Beim Hifi-Ton bei VHS handelt es sich demnach nicht um ein PCM-Verfahren, das gab es „bildunterstützend“ dann erst später z.B. bei Video8.
Der Technics ist insofern eine Besonderheit, als dass er ein Kombigerät (Laufwerk und Wandler) in einem ist. Anfang der 80er gab es mehrere Firmen die an digitaler Aufzeichnung arbeiteten. Das am weitesten verbreitete Resultat ist wahrscheinlich die (tragbare!) Sony Kombi PCM-F1 und SL-F1, welche mit Betacassetten arbeitete. Viele Hersteller boten darüberhinaus separate Wandlerbausteine an, die über NF-Ein-/Ausgänge und Video-Ein/Ausgänge verfügten, und damit mit (zumindest theoretisch) jedem beliebigen Videorecorder betrieben werden konnten. Solche Encoder/Decoder gab es z.B. von Sony, Sansui, Nakamichi, Toshiba, Sanyo/Fisher, Technics (SV-110) und vielen mehr.
Genug gelabert - zurück zum Technics: Der arbeitet wie erwähnt mit einem integrierten VHS Laufwerk, und zwar mit einem Laufwerk, welches – wie die frühen Videorecorder-Toplader – ohne motorischen Cassetteneinzug funktioniert. Dadurch wird das Gerät recht voluminös:
Der Recorder wiegt gut 20kg. Innendrin ist alles recht servicefreundlich aufgebaut; alle Platinen befinden sich hinter dem – senkrecht – eingebauten VHS-Laufwerk und können nach Abnahme der linken Schiene einzeln hochgeschwenkt werden, um Messungen und Reparaturen durchzuführen:
wie man hier beim sog. Digital Board sehen kann, welches im Fall des gezeigten Reparaturgerätes defekt war:
Hier das Digitalboard nochmal im Detail...
und hier ein Blick auf das VHS Laufwerk. Gut zu sehen die Kopftrommel, die Bandführungsbolzen und in der Mitte die obligatorische Schachtlampe, die bei VHS über ein Klarsichtband am Anfang und Ende des Bandes den gleichnamigen (Bandanfang und -Ende) erkennt:
Ein Blick auf das Bedienteil mit dem schönen Display:
und nur mal das Display allein:
von hinten ist das Dispay über eine Art Flexprint-Platine angeschlossen:
der fette Haupt-Eingangspegelsteller
und zum Schluss noch ein Blick auf die Rückseite. Neben den analogen Ein- und Ausgängen gibt es hier auch einen Digital-Ein und Ausgang. Ich vermute mal stark, dass es sich hier um ein proprietäres Format handelt und nicht SP/DIF (welches mE damals noch gar nicht ausgehandelt war...), habe ich aber nicht getestet.
So, das wars von diesem schönen und seltenen Technics-Recorder. Hoffe die Vorstellung hat euch gefallen.
Hier finden sich noch einige Bilder und Infos zum Gerät.
Ich habe das Gerät nach erfolgter Reparatur auch mal getestet, die Aufnahmen sind schon von beeindruckender Qualität und Dynamik – für damalige Verhältnisse ziemlich abgefahren!
gruß, audiomatic