In den letzten Monaten ging der Trend ja dahin, in diesem Fred vermehrt putzige Bonsai-Böxchen und ehefraukompatible Regalspeaker zu zeigen. Sorry, aber dauerhaft geht das mal gar nicht. Nun hat der bastelwütige Oberfranke ja neulich mit der Präsentation seiner Heco Labs schon gut dagegen gehalten, sehr schön.
Ich darf da jetzt nochmal nachlegen:
Da sind mir vor einiger Zeit doch tatsächlich ein Paar Arcus TL 1000 über den Weg gelaufen.
Handcrafted in West-Berlin. Nein, ich habe nicht aktiv danach gesucht, nur beim routinemäßigen Überfliegen der lokalen Kleinanzeigen poppte da so ein Inserat in der unmittelbaren Nachbarschaft auf... da musste der Old_Geraffel_Fan doch reflexartig reagieren. "Schatzi, Du musst jetzt gleich ganz stark sein. Kann sein, dass ich nachher mit ein paar ollen Boxen wiederkomme!"
Der VK (Erstbesitz!) war ein Netter, den Erhaltungszustand fand ich richtig gut, der Kurs stimmte auch, genauso wie die Ausführung: Gottseidank diesmal kein Brutalo-Schwarz sondern gefälliges Nussbaum. Und dann handelte es sich auch nicht um die bekannten TL 1000 in der Urversion (die mit dem Schalterwirrwarr - Hochtöner nach allen Seiten!), sondern um die rare MK II - Variante

. Hier ist der arg strapazierte Begriff
Männerbox wirklich mal anwendbar: Über 1,30m hoch, einen halben Meter tief und 42cm breit. Kampfgewicht 80 Kilo.
Die TL 1000/II, so die genaue Bezeichnung, kam Ende 1986 als Krönung der kurz zuvor neu geordneten / relaunchten TL-Reihe auf den Markt. (Einstiegsmodell war jetzt die Vierweg-Box TL 180, aus der TL 220 war die TL 300 geworden und die TL 500 war nun eigentlich auch eine Mk II mit geänderten Maßen, geänderter Weiche und teils neuer Chassis-Bestückung.) Aufgerufen wurden seinerzeit 12.000 Deutschmark für das Paar, was damals die allermeisten Musikfreunde entweder nicht bezahlen konnten oder aber nicht wollten, weil, es stand ja nicht JBL oder B+W dran, sondern Arcus - diese Emporkömmlinge aus der Mauerstadt. Insgesamt dürften sich die Verkaufszahlen dieser Giganten sehr überschaubar gestaltet haben - diese meine Vermutung wird durch die Tatsache untermauert, das im Netz derzeit über die TL 1000/II -bis auf einen knappen Eintrag bei HiFi-Wiki- aber auch rein gar nix zu finden ist.
Ich bin ja, was meine LS-Historie betrifft, absolut markentreu geblieben: Habe anno 86 mit damals neuen TL 300 angefangen, bin 2008 dann zu gebrauchten TL 500 gewechselt - und nun unerwartet diese Trümmer. Hier das Panoramabild:
![[Bild: tl1000ii_setc4usg.jpg]](http://abload.de/img/tl1000ii_setc4usg.jpg)
Als ich den ersten Tower mit der Sackkarre ins Zimmer bugsiert hatte, war der Hausfrieden erstmal dahin...

Hat sich dann aber rasch wieder aufgehellt, denn nach 'ner Weile wirken die Dinger gar nicht mal mehr sooo mächtig, sondern kommen einem vor, als hätten die da immer schon hin gehört. Alles gut.
Da unsere Glotze pünktlich nach drei Jahren milder Nutzung aberaucht und seit Wochen zur Reparatur ist, war gerade Platz oben auf dem Board und so bekam der Marantzi die Chance, erstmal die Neuzugänge zu befeuern - der Pre und die großen Amps haben sozusagen Betriebsferien. Der alte Receiver macht seine Sache wie immer ganz souverän. Da die Arcusse weder besonders stromhungrig noch impedanzkritisch sind, reicht seine Leistung mehr als aus: Bei Volume in 9 Uhr-Position fallen erste Putzkrümel.
Und wie klingen die Dinger nun? Well, ich würde sagen: sauber und mächtig. Die 32er Isophon-Bässe (gleiche Serie wie in der Titan) spielen, wenn das Quellmaterial es hergibt, bis hinunter in den Infraschallbereich. Die Mitten (Stimme, Streicher etc.) kommen schön plastisch und präsent und der fein aufgelöste Hochtonsektor glitzert, ohne zu nerven. Interessant ist auch, wie sich das Klangbild bei verschiedenen Pegeln ändert: Bei ganz leisem Fahrstuhllevel ertönt alles noch absolut unspektakulär, das könnte fast jede denkbare Box sein. Aber wehe, mann gibt mal ein bissel Gas, dann wird's einfach groß, packend und gewaltig. Macht Spass.
Gruß, Alex