(13.06.2014, 00:08)duffbierhomer schrieb: [ -> ]..... Und auch mal ein selbst durchgeführter subjektiver Vergleichstest mit anderen Decks wäre nicht schlecht. Vermisse ich irgendwie. Der Drachen ist eine Legende. Das vermeintlich "beste Tapedeck" aller Zeiten - bis heute sündhaft teuer. Aber es ist in meinen Augen - bitte nicht übel nehmen - ein reines Spekulationsobjekt.
Grüße aus Berlin.
Olli
Hallo Olli,
dazu muss einen erstmal klar werden wozu man das Deck benutzen will. Als "Standalone" Tapedeck spielt es mit heutigen Maßstäben betrachtet, auf hohen, aber nicht höchstem Niveau. Dafür mit einem angenehmen warmen Klang. Der Bass ist leider etwas unpräzise, sorgt aber für gute Räumlichkeit. Wo wir auch gleich zum grössten Schwachpunkt kommen : Dem schlechten und viel zu hohen Ausgangswiderstand. Verursacht von dem CMOS Multischalter 4066, der dazu auch noch recht unlinear arbeitet. Ohne Ersatz mittels zB MAX4066 oder Verbesserung der Ankopplung zB mittels Linedriver von ABACUS, variiert der Klang sehr stark je nach verwendeter Vorstufe. Der Ausgangslevelregler, der wie bei allen Naks einfach in Reihe mit dem Ausgang liegt muss deshalb tunlichst immer auf Vollausschlag stehen, sonst wirds echt dramatisch. Das Klangbild verflacht völlig, Höhenverlust und keine Dynamik durch schlechte Anpassung an die Vorstufe.
Wenn man das verstanden hat, kommen wir zum nächsten Punkt der den Dragon berühmt gemacht hat: Die Fremdbandwiedergabe.
Leider oder Gott sei Dank ist der Dragon wie (fast) alle Naks nach der 1976 ersten IEC Kurve in Aufnahme und Wiedergabe entzerrt. Da alle anderen "modernen" Decks aber nach IEC II von 1981 aufnehmen und wiedergeben, passiert bei Fremdbandwiedergabe eines IEC II(1981) tapes folgendes : Die Höhenwiedergabe erfährt eine Anhebung beginnend bei ~10Khz +4dB bei 16Khz ansteigend auf+6dB bei über 20Khz. Das heisst die "fantastische Wirkung" vom NAAC beruht im Hochton im wesentlichen auf der Wirkung des "falschen" Playback EQ's. Die Wirkung von der Winkelnachführung des NAAC ist mit ~4dB bei 20Khz relativ bescheiden und auch weniger als man mit NAD's Playtrim erreichen kann +/- 6dB/20Khz. Andersrum sind deshalb tapes aus dem Dragon nahezu unbrauchbar in allen anderen Walkman/Decks. Die Wirkung des "falschen" EQ ist nun umgekehrt -6dB bei über 20Khz......
Der letzte Punkt ist der, den meisten Usern mangels Messequipment nicht bekannte Kopfverschleiss, den man ja bei
allen einmessbaren Decks quasi während der Hinterbandkontrolle
unbewusst ausgleicht. Das
egalisiert jetzt die eigentlich vorhandene +6dB IEC II(1981) Anhebung, allerdings werden jetzt Aufnahmen aus diesen ausgelutschten Dragon Leichen ja wieder "besser" abspielbar in anderen Tapedecks (Höhenanhebung bei der Aufnahme zum Ausgleich des verschlissenen Kopfes). Einher geht der Verlust an Hochtonaussteuerbarkeit ~-10dB. Verschleiss ist beim Dragon immer ein Faktor mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, da diese Decks natürlich viel genutzt wurden von seinen Vorbesitzern.
Wenn man das alles für sich geklärt hat kann man sich auch über den "Sound" des Drachen unterhalten......
Durch die extrem hohe Phasengenauigkeit in beiden Kanälen dank des NAAC (stellt ja bei 3Khz ein) werden Instrumente sehr plastisch dargestellt. Es gibt diesen sehr seltenen bei guten Aufnahmen möglichen "Raum zwischen den Instrumenten". Das können andere Decks auch, hier aber durch NAAC immer am obersten Limit gehalten. Das ist eigentlich die herausragende Fähigkeit des Drachen. Leider hat er aber auch zuviel und zu unsauberen Bass. Dadurch hat er ein sehr sphärisches warmes Klangbild, Ich persönlich ändere da nichst dran durch mögliches Opamp tuning, ersatz des 4066, oder weitere Maßnahmen, weil es einfach der
prägende Sound des Drachen ist. Ich benutze den ABACUS fixen Linedriver mit den extrem kurzen Beipackstrippen zur Auskopplung. Wenn man da auch nur wenig längere Kabel benutzt ist es schon wieder vorbei. Also nur die ABACUS strippen nutzen wer das auch machen will. Zur Korrektur des falschen EQ's benutze ich den Höhensteller auf ~10Uhr meines NAD1300 bei 12Khz. damit erreiche ich ziemlich exakt die IEC II Anhebung mit jetzt -6dB bei 20Khz zu korrigieren.
Wenn man eine Anlage wie oben genannt hat, mit kleinen Rogers in einen nicht optimalen Hörraum kann das sehr gefallen. Wenn man eine sehr neutrale Anlage mit wirklch tief reichenden Boxen hat, die auch noch 25Hz locker wiedergeben können
und einen akustisch optimierten Raum, wird es unter Umständen zu viel "Mulm" und zu hallig.
Ich benutze diverse Decks die alles besser können, aber eben auch nicht diesen unnachahmlichen "Sound" haben. Denn eines ist der Dragon mit Sicherheit
nicht : eine klangneutrale Aufnahme/Wiedergabe Maschine.