(22.04.2015, 18:07)spocintosh schrieb: [ -> ]Wieso den Umweg über eine neu aufgenommene Cassette nach Justage ?
Kannst doch mit der Kaufcassette, die du fürs erste Deck benutzt, auch alle anderen eintaumeln. Eine Fehlerquelle weniger.
Das Verfahren mit Kaufcassetten halte ich ebenfalls für sehr erfolgversprechend. Ich empfehle aber, möglichst nicht nur eine einzelne, sondern besser mehrere zu nehmen, um nicht zufällig auf einen Ausreißer zu justieren.
Ist der Recorder mechanisch ok stellt man dabei nur geringe Abweichungen zwischen den Cassetten fest, im Bereich einer Vierteldrehung an der Azimuthschraube oder weniger. Dann läuft das Gerät offenbar mechanisch korrekt und man kann die am häufigsten passende Position als Optimum annehmen. Sind die Unterschiede zwischen den Cassetten größer, könnte es an mechanischen Laufwerksproblemen liegen, wie verstellte linke Bandführung, falscher Abwickel-Bandzug o.ä. Ist gar nicht so selten, daß sich unsere Leiblingslaufwerke über die Jahrzehnte verstellt haben. Dann hilft oft eine Spiegelcassette (ggf. auch eine selbstgemachte), das Übel zu erkennen.
Also besser mehrere Kaufcassetten zur gemainsamen "Azimuth-Referenz" küren und gleich auch notieren, welche das sind und welche Seite usw. Dann kann man das für den nächsten Recorder gleich wieder so machen!
Dazu am besten reguläre Kaufcassetten nutzen, die normalerweise extern (gehäuseunabhängig) bespielt sind und erst danach in die Gehäuse eingespult wurden. Keine aus Kleinserien, die in der Cassette einzeln bespielt wurden.
Ich habe gute Erfahrungen mit Virgin oder EMI Kaufcassetten, auch wenn deren Gehäuse simpel aussehen.
Hilft aber alles nichts, wenn man hunderte Eigenaufnahmen mit abweichendem Azimuth besitzt, die man weiter abspielen möchte! Dann nutzt man diese als Referenz. Ob man mit dieser Azimuthstellung auch noch Neuaufnahmen machen möchte, ist dann eine Gewissensfrage. Ich kenne das...
Stellt man sich eine eigene Azimuth-Testcassette her, hat man ja schon mal keine Vollspuraufnahme (ggf. Pegelfehler R/L) und dazu meist auch noch den (hoffentlich sehr geringen!) Azimuthfehler zwischen Aufnahme- und Wiedergabekopf.
Ob eine selbstgemachte Testcassette gut ist zeigt sich, wenn man diese in mehreren Recordern rundum gegencheckt, die man zuvor mit den besagten Kaufcassetten möglichst optimal justiert hat. Wenn dann auch die eigene Testcassette bei allen gute Ergebnisse zeigt, hat man sich ein schnelles Hilfsmittel erstellt. Treten dabei Abweichungen auf, erscheint aber die Methode mit den Kaufcassetten zielgenauer.
Exotencassetten wie die Sony UX-Pro, Metal Master, die TDK-MA, MA-XG oder Thats Suono usw. erscheinen zwar immer wieder so, als garantierten die schweren Gehäuse mit speziellen Bandführungseinsätzen einen stabileren Azimuth, ich konnte diesen Effekt jedoch nie nachvollziehen. Auch diese exklusiven Exoten leiden unter denselben Schwierigkeiten wie die mit Normalgehäusen. Daher sind sie meines Wissens nach auch nie für offizielle Meßcassetten verwendet worden. Tatsächlich stecken die Meßbänder immer in eher simplen Gehäusen, obwohl deren Meßansprüche ein "hochwertigeres" Gehäuse durchaus angemessen hätten erscheinen lassen. Offenbar ist aber der Einfluß der Gehäuse doch klein genug, nicht einmal bei den Meßmitteln hier erhöhten Aufwand zu betreiben. Die hohe Konstanz der Azimuthpräzision bei den Kaufcassetten scheint das zu bestätigen.
Noch viel Spaß beim justieren!
Gruß Ralph