Sony TA-E1000ESD
Sony hat ja vieles gut gemacht. Manches sogar hervorragend. Einiges hätten sie vielleicht besser sein gelassen. Oben genannten Vorverstärker zum Beispiel.
Klar, zu der Zeit war es schon sehr angesagt, wenn etwas Digital war. War halt die Zeit. Aber warum...?
Nein, schlecht ist der Vorverstärker nicht, vor Allem aber gab es viele tolle Gimmicks für vermeintlich schmalen Taler, ein riesiges Display mit bei Bedarf hüpfenden Anzeigebalken, Dolby Surround, unendlich viele Eingänge (gefühlt 99% davon für (S-)Video), ganz tolle Presets für verschwurbeltes Hören über bis zu fünf Lautsprechern. Wenn man denn genügend Endstufen bzw. Kanäle in diesen hat (siehe vorher: TA-N55ES 2-Kanal Endstufe oder Monoblock, damals und auch hier zusammen mit der TA-E1000ESD verkauft).
Alle Eingangssignale werden digitalisiert (außer Video) und auf Wunsch nicht digital beeinflusst. Dennoch ist viel Analogtechnik in dem Kasten vorhanden, ettliche OP kümmern sich um Pegelangleich und es gibt sogar einen Plattenspielereingang.
Das ganze Ding ist insofern eine Katastrophe, als dass drei viel zu große Platinen in 3 Lagen verbaut wurden. Jede Davon hat Kontakt zur Rückwand bzw. den entsprechenden Eingangs- und Ausgangsbuchsen, dutzende Kabel laufen (Kabelbindern sei Dank!) eng zusammengeschnürt kreuz & quer durchs Gerät, Verstärkungswinkel verhindern ein komfortables Arbeiten.
Große Platinen und viele Eingangs- und Ausgangsbuchsen sind ein Garant für....?
Richtig.
Wenn das Alles wäre.
Die Sonys waren auch noch klug bei der Spannungsversorgung des ganzen Digital- und Analogchipgedönse. Spannungsregler und Begrenzungswiderstände kochen schön auf Etage 2 vor sich hin und das Elektrolyt der zu nah angebauten Elkos gleich mit, es sind zwar große Kühlkörper vorhanden, fies heiß werden aber auch andere Kandidaten ohne ebendiese.
Und an die Lötseite der Leiterplatten kommt man... genau.
Sony hat schon tolle Sachen in Silikon gegossen, ich würde vermuten dass im Heimbereich dieses Ding den Vogel abschießt; dermaßen viele Custom Chips. Ein Wunder, dass die Büchse so billig war.
Dieser hier hat ein paar Wackelkontakte an den o.g. Stellen, die Elkos sind alle noch gut, sogar der Speicherkondensator vergisst nicht.
Der Klassiker übrigens:
Das Gerät hat noch NIE mehr als 2 angeschlossene analoge Zuspieler gesehen. Ein CD-Spieler und ein Tape. und es war auch immer nur eine Stereoendstufe angeschlossen. Niemals wurde einer der Digitaleingänge oder die Videoanschlüsse benutzt.
Das dürfte wohl für mehr als 50% aller dieser Geräte zutreffen; gab es doch zu der Zeit von Sony nur Vollverstärker ('Ihgitt, Bäh Pfui') oder die auch heute wieder sündhaft teure TA-E80ES Vorstufe. Aber die verkaufte man ja lieber mit der TA-N80ES (heute noch sündhafter teuer) Endstufe.
Wenn man Cool sein wollte und es Sony sein musste führte kein Weg um die 1000'er herum.
Kann man ja auch toll mit angeben. Oder das Flackerdisplay abschalten. Das war das das sogenannte Understatement.
Heute sind die Kisten übrigens erstaunlich günstig zu haben, das Nachfolgemodell, die TA-E2000ES soll ja eher schlechter gewesen sein und sich auch nicht dolle verkauft haben; ob es am gesättigten Markt oder vielleicht doch am eingesparten Material gelegen hat weiß ich nicht. Für die Nutzung als einfachen Stereovorverstärker waren die jedenfalls zu teuer. Und mehr war für die meisten Leute, die schon froh über eine Showview Fernbedienung waren, wohl auch nicht möglich. Zumal die Bedienungsanleitung unverschämt dick daherkommt.
Fernbedienung nicht vergessen mit zu kaufen, man kann zwar alles lokal bedienen, aber das Infrarotsenderchen kann auch andere Geräte befehligen und ist m.W.n. lernfähig.
Dunkle Stellen sind gargekocht und auch sonst gibts reichlich Grund zu wackeln.